Von Felizitas Küble
Im westfälischen Haltern am See befindet sich mit der Wallfahrtskirche auf dem Annaberg ein langjähriges Pilgerziel vieler Vertriebener aus dem Osten, vor allem von Gläubigen aus dem katholisch geprägten Oberschlesien.
Die Landsmannschaft der Oberschlesier lädt auch in diesem Jahr wieder zu ihrer traditionellen Mai-Andacht ein, um damit gleichsam den Marienmonat zu eröffnen.
Am Sonntag, den 1. Mai, beginnt um 15 Uhr die festliche Feier.
Es werden dabei herzbewegende Lieder aus Oberschlesien gesungen (sicherlich auch das beliebte Mutter-Anna-Lied), danach folgt der Sakramentale Segen.
Das Oberschlesischen Blasorchester aus Ratingen – dort befindet sich auch die Stiftung Haus Oberschlesien – sorgt für den musikalischen Rahmen.
Die Maiandacht wird von Pfarrer Klemens Emmerich (Pfarrei St. Sixtus aus Haltern) geleitet.
In der Wallfahrtskirche auf dem Annaberg befindet sich neben einer Pieta (Schmerzenhaften Madonna) auch eine Darstellung von „Anna Selbdritt“, also der hl. Mutter Anna, ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind (siehe Foto oben). Der Name für diesen bekannten Bildtypus ist dadurch entstanden, daß „Anna selbst als Dritte“ mit dabei ist, daher „Anna Selbdritt“. Eine solche Statue gibt es z.B. auch im Dom von Münster und in zahlreichen weiteren Kirchen und Pilgerstätten.
Das Besondere an der schon im 16. Jahrhundert nachweisbaren Wallfahrt nach Haltern liegt zum einen darin, daß dort seit jeher das erwähnte Gnadenbild der Mutter Anna verehrt wird. Sodann war der Annaberg bereits in der Römerzeit eine alte „Kultstätte“, die nach der Bekehrung der Germanen allmählich christianisiert wurde.
Drittens erinnert der Annaberg die Schlesier an den bedeutsamen Annaberg in ihrer einstigen Heimat, den sie nach ihrer Vertreibung nicht mehr besuchen konnten. Die Verehrung der heiligen Anna – also der Großmutter Jesu – war in Oberschlesien seit jeher stark ausgeprägt, daher dort auch der Name „Annaberg“ für ihren traditionellen Pilgerort.
In Haltern am See gibt es neben der Wallfahrtskirche auch einen Kreuzweg mit Statuen aus Stein, der vom Kapellenplatz durch den Annabergwald bis zur Lourdesgrotte führt.
Vor über 40 Jahren haben oberschlesische Katholiken neben den Kreuzwegstationen eine besondere Selbdritt-Bronzestatue errichtet: Sie zeigt die Hl. Hedwig als Patronin Schlesiens, sodann den polnischen Märtyrer Hl. Maximilian Kolbe und andere große Persönlichkeiten aus der Heimat.
Zu den Wallfahrtsfeiern und Veranstaltungen kommen nicht nur Gläubige mit schlesischen Wurzeln, sondern auch solche mit polnischer Herkunft, die sich der traditionellen deutschen Frömmigkeit, der Marienverehrung und dem altem schlesischen Kulturgut verbunden fühlen.