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Von Friedhelm Schülke

Viele Ostpreußen und Freunde der Heimat von nah und fern kommen offenbar gerne zu den Landestreffen in Mecklenburg-Vorpommern. Am 10. Mai 2025 füllte sich das Volkshaus in der kleinen, entlegenen vorpommerschen Stadt Anklam wieder bis auf den letzten Platz.

Fast 800 Teilnehmer bevölkerten zum nunmehr 28. Landestreffen die Mehrzweckhalle, die mit einem Meer von Osterglocken und Forsythien, Fahnen und Transparenten festlich geschmückt war. Mehr als 100 neue und vor allem jüngere Gäste waren erstmals dabei.

Über der Bühne standen die mahnenden Worte: „Frieden – Frieden – Frieden“, darüber nachgestaltete Rettungsreifen der Flüchtlingsschiffe von 1945 „Gustloff“, „Steuben“ und „Goya“.

Das Trakehner Tor und das Bernsteinzimmer vervollständigten die Dekoration.

Die Landesgruppe der Ostpreußen Mecklenburg-Vorpommern mit ihrem Vorsitzenden Manfred Schukat hatte wieder ein reich gefülltes Programm vorbereitet. 

Im nahen Stettin fand sie ein preiswertes Hotel, so dass fast 100 Landsleute direkt aus der Heimat (heute Litauen und Polen) eingeladen werden konnten.

Den Auftakt machte am Vormittag das 1. Pommersche Blasorchester Wolgast mit schwungvoller Blas- und Marschmusik. Dazu wurden über 80 Fahnen ostpreußischer Heimatkreise und -orte feierlich aufgerufen und in der Halle präsentiert.

Erinnerung an den Verlust der Heimat vor 80 Jahren

Die Morgenandacht hielt Pfarrer Bernd-Ulrich Gienke aus Demmin. Im feierlichen Totengedenken wurde der jüngst verstorbenen Landsleute gedacht, vor allem aber an die Große Flucht und den Verlust der Heimat Ostpreußen vor 80 Jahren erinnert.

Der Landrat von Vorpommern-Greifswald, Michael Sack, entbot ein zünftiges Grußwort und überreichte die neue Fahne des Großkreises an den Landesvorsitzenden.

Humoristische und ernste Einlagen bot der Verfasser dieses Beitrags als „Reichsbahn-Untersekretär Waldemar Uschkoreit“ (siehe Foto). Er gab unvergessene Bahn-Episoden aus Ostpreußen zum Besten, wie den Erbseneintopf von Korschen oder die vom Daumen des Schmiedes aus Dubeningken.

Die dazu passende originale Reichsbahn-Uniform hatte Heinz Perkampus aus Schwerin besorgt. Der Referent präsentierte ein gesamtdeutsches Reichsbahn-Kursbuch von 1937/38 mit allen ostpreußischen Fahrplänen sowie den letzten Entfernungs-Anzeiger für Ostpreußen von 1944. 

Ein Ständchen zum 100. Geburtstag

Für Helene Teetz aus Anklam, die eine geborene Peleikis aus Preil auf der Kurischen Nehrung ist, erklang zu ihrem 100. Geburtstag ein Ständchen mit „Ännchen von Tharau“, gefolgt von einer Saalrunde „Trakehner Blut“.  

Mittagessen, Kaffee und Kuchen reichten zum Glück für den großen Ansturm, denn der Veranstalter hatte auf ostpreußische Art gut vorgesorgt, so dass noch etwas übrig blieb.

Das befreundete Mecklenburg-Pommeraner Folklore-Ensemble Ribnitz-Damgarten unter seinem Leiter Holger Hurtig hatte neue Lieder und Tänze einstudiert, darunter ein künstliches Johannis-Feuer und ein Reigen der Haustiere.

Dazu kam erstmals ein Brummtopf zum Einsatz – dieses uralte Musikinstrument hatte Olaf Tams aus Hamburg mitgebracht. Der ganze Saal zeigte sich von den 40 Kindern und Jugendlichen begeistert.

Heimatlieder wie das „Ännchen von Tharau“

Eine ganze Stunde erfüllte der Chor „Heide“ aus Heydekrug (Silutė/Litauen) unter seinem Leiter Walter Matulis viele Liederwünsche, darunter „Kur giria žaluoja, ten mano namai“ (Wo der Wald so grün ist, da ist mein Zuhause), „Ännchen von Tharau“ und andere mehr.

Wegen ihrer festlichen Kostüme und schönen Stimmen erhielten die Chor-Damen den Beinamen „Blaue Engel“.

Die Jugendtanzgruppe „Saga“ aus Bartenstein und Schippenbeil führte in ihren ostpreußischen Trachten traditionelle Volkstänze auf und bekam ebenfalls viel Applaus.

Aus Lötzen war der Chor des Deutschen Vereins „Stimme der Heimat“ gekommen, der alte Volkslieder zum Mitsingen, aber auch ein Repertoire aus der Nachkriegszeit vortrug, darunter das christliche Jugendlied „Licze na ciebie, Ojcze“.

Ganz bewusst kamen die Damen vom Chor „Warmia“ aus Heilsberg zuletzt zum Einsatz.
Sie verstanden es mit Ihrer Leiterin Ewa Huss-Nowosielska, die Stimmung wie kein anderer so zu heben, dass sich wieder eine lange Polonaise durch den Saal bildete.

Diesmal wurde sie von einem lebensgroßen Elch auf Rädern angeführt, der bis dahin neben der Bühne als beliebtes Foto-Objekt diente.

Wie immer bildete das Große Finale auf der Bühne den Abschluss, zu dem sich alle Teilnehmer die Hände reichten und gemeinsam noch einmal das Ostpreußenlied anstimmten. 

Auch das Fernsehen war präsent und sendete am Abend einen Bericht im NDR-Nordmagazin. So sehen Besucher und Veranstalter dem 29. Landestreffen der Ostpreußen MV 2026 hoffnungsvoll entgegen.

 

Kommentare

3 Antworten

  1. Danke für den schönen Bericht.
    WIE wichtig ist doch unsere Kultur, das Zusammensein, die gemeinsame Freude daran, das Erinnern. Ich habe hier einige alte Menschen mit Fluchtgeschichte im Bekanntenkreis und höre immer gerne zu, wenn sie erzählen.
    Bald wird es sie nicht mehr als lebende Zeitzeugen geben.
    Dann liegt es an uns Jüngeren, zu erinnern – und zu mahnen!
    Frieden – Frieden – Frieden.

    Die Politik tut das derzeit ja leider nicht. ….

    1. Werter Herr Jahndel, es sind wohl doch eher Nachkriegsgeschichten, was die Ostpreußen mit Flucht und Vertreibung selbst erlebt haben. Deren Traumata wurden in vielen Familie unbewusst tradiert. Deshalb kommen sie so gern zu uns, weil wenigstens einmal im Jahr ihr Schicksal thematisiert und das Andenken an die verlorene Heimat hochgehalten wird, von Völkerverständigung und grenzüberschreitenden Kontakten mal noch abgesehen. Vorkriegsgeschichte wäre es insofern, wenn wir v o r einem neuen Krieg lebten, was Gott verhindern möge. Daher die mahnenden Worte: Frieden – Frieden – Frieden.

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