Top-Beiträge

Links

Johannes Rösler beanstandet Papstbeschluß zu den Kelchworten Christi

„Keine Beruhigung für nachdenklich-kritische Geister“

Chefredakteur Johannes Rösler befaßte sich in der Herder-Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“ vom 29.4.2012 mit dem Brief des Papstes an die deutschen Bischöfe, wonach in den Kelchworten der hl. Wandlung nunmehr korrekt von „für viele“ die Rede sein soll (nicht mehr wie bisher im Sinne der unrichtigen Meßbuch-Übertragung “ für alle“).
Eingangs stellt Rösler fest:
„Über die Frage, wie die sogenannten Wandlungsworte der Eucharistie zu übersetzen sind, wie insbesondere das Wort über den Kelch zu formulieren sei, war bereits 2007 ein theologischer Streit entbrannt. Den Anlass gab ein Schreiben aus der vatikanischen Gottesdienstkongregation. Es verlangte eine Änderung der deutschen Aussage gemäß dem wörtlichen Verständnis der griechischen beziehungsweise lateinischen Textüberlieferung in den Evangelien“.
Damit wird immerhin klar, daß der Vatikan schon seit langem eine korrekte Übersetzung der Wandlungsworte verlangte, dies aber von bischöflicher Seite in Deutschland nicht umgesetzt wurde, weshalb der Papst jetzt in einem eigenen Schreiben auf Verwirklichung drängte, zumal die Sachlage eindeutig ist: In ihren Berichten vom hl. Abendmahl haben die Evangelisten Matthäus und Markus die aramäische Rede Christi mit den griechischen Worten „peri/hyper pollon“ (= für viele) wiedergegeben.
Aufschlußreich freilich, daß der katholische Chefredakteur von „sogenannten“ Wandlungsworten schreibt. Warum das eher distanzierende Wort „sogenannt“?
In diesem Stil geht es einige Zeilen weiter:
„Er [der Papst] wünscht, dass die sogenannten Einsetzungsworte, wie sie bei Matthäus und Markus literarisch überliefert sind, wortgetreu übersetzt werden, „aus Respekt vor dem Wort Jesu, um ihm auch bis ins Wort hinein treu zu bleiben“.  Benedikt XVI. meint, dass die Formulierungen wortwörtlich auf Jesus selber zurückgehen und nicht einfach eine literarische Stilisierung sind.“
Die „sogenannten“ Einsetzungsworte (also die Wandlungsworte!) sind laut Rösler lediglich „literarisch überliefert“, eine „literarische Stilisierung“ – oho!
Wohingegen der Papst  lediglich „meint“, die „Formulierungen“ (der Wandlungsworte) gingen „wortwörtlich auf Jesus selbst zurück“.  – Ist die biblische Überlieferung laut Rösler nicht immer verläßlich?   Ist das Oberhaupt der katholischen Kirche quasi ein „Bibelfundamentalist“, zumindest aus Sicht von „nachdenklich-kritischen Geistern“?
Der Chefredakteur schreibt nämlich außerdem:
„Der Übersetzungsbeschluss des Papstes trägt bei nachdenklich-kritischen Geistern gerade nicht zur Beruhigung bei, sondern macht umso mehr Plausibilitätsbrüche sichtbar. Der aktuelle Beschluss weckt womöglich unter Menschen guten Willens erst recht Zweifel an der intellektuellen Redlichkeit der christlichen Erlösungsvorstellung.
Wie universal ist die „Universalreligion“ Christentum tatsächlich, und wie universal kann sie überhaupt sein, wie partikular bleibt sie in Wirklichkeit? Zwei Milliarden Getaufte – und fünf Milliarden Nichtchristen bevölkern den Erdball 2012. Zu den Lebenden kommen die Gestorbenen, lange vor Christus. Wie viele sind alle?“
Der Papst hat in seinem Schreiben ausreichend verdeutlicht, daß die sprachlich korrekte Übersetzung der Kelchworte keineswegs den allgemeinen Heilswillen Gottes schmälert, wie ihn die Kirche sogar als Dogma (unfehlbaren Glaubenssatz) verkündet, demzufolge Gott die Erlösung aller Menschen wünscht und Christus sich für das Heil aller geopfert hat. Insofern ist das Heilsangebot des Ewigen „universal“, allgemein, weltweit gültig.
In diesem Sinne schreibt Paulus an seinen Mitarbeiter Timotheus: „Gott will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1. Tim 2,4).
Gleichwohl besteht ein Unterschied zwischen dem, was Gott in Christus ermöglicht –  und dem, wie Menschen in ihrer Freiheit, die Gott ihnen gewährt, entscheiden  –  auch dieser Gedanke ist biblisch  klar belegt.
Gott zwingt sein Heil niemandem auf. Der Himmel ist kein „goldener Käfig“, sondern eine Gemeinschaft von Freiwilligen. Daher ist zwar der Heilswille Gottes „universal“, nicht jedoch die Heilsverwirklichung in den Menschen, weil hier die gottgeschaffene Freiheit ins Spiel kommt.
Deshalb gilt Christi Erlösung  „allen“ Menschen – und „viele“ sagen JA dazu in Wort und Tat, aber eben nicht alle. Das dürfte auch einem Chefredakteur von „Christ in der Gegenwart“ bekannt sein.
Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks in Münster

 

Kommentare

Eine Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Kategorien

Aktuelle Beiträge

Archiv

Archive

Artikel-Kalender

April 2024
M D M D F S S
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930  

Blog Stats

683441
Total views : 8762220

Aktuelle Informationen und Beiträge abonnieren!

Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse an, wenn Sie kostenlos über neu erschienene Blog-Beiträge informiert werden möchten.