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Abschied von der Ehe im Namen der „Liebe“?

Mathias von GersdorffPodium5

An Pfingstmontag trafen sich in Räumen der römischen Jesuiten-Universität Gregoriana 50 der wichtigsten Köpfe des progressiven Katholizismus aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz.  
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Darunter waren Kardinal Marx, Bischof Bode, Erzbischof Pontier und linksliberale Theologen wie etwa P. Eberhard Schockenhoff, Professor für Moraltheologie in Freiburg usw.
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Die Liste der Teilnehmer ist inzwischen online.Auf der Tagung sollten neue theologische Ansätze hinsichtlich Ehe, Familie und Sexualität vorgestellt werden. Das Treffen fand ausdrücklich in Hinblick auf die für den Oktober geplante vatikanische Familiensynode statt.
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Über die Themen und die Referate sind inzwischen etliche Berichte veröffentlicht worden. Zuerst in der „Repubblica“ – die einzige offiziell anwesende Zeitung – , später in anderen, vor allem im „National Catholic Register“.  026_23ADas wichtigste Thema war die neu kreierte „Theologie der Liebe“.
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Was das ist, erläutert P. Eberhart Schockenhoff in einem Interview mit dem Domradio:
Überall dort, wo Freundschaft, füreinander Eintreten und Verantwortlichkeit der Menschen gelebt werden, ist das moralisch achtenswert, gleichgültig, unter dem Vorzeichen welcher sexuellen Orientierung dies geschieht. Wenn das unzweifelhaft klar ist, dann kann man fragen, ob die Ehe die angemessene Form dafür ist oder ob nicht die Lebenspartnerschaft ein eigenständiges Institut ist.“
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Mit anderen Worten: Alle Formen praktizierter Sexualität sind zu akzeptieren, solange sie „verantwortungsvoll“ ausgeübt werden. Unschwer kann man erkennen, dass diese „Theologie“ die katholische Sexualmoral komplett ersetzen würde. Diese besagt nämlich, dass Sexualität nur in einer gültigen Ehe praktiziert werden darf. BILD0222
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Dass die Marx-Fraktion sehr liberal denkt, ist nicht völlig neu. Neu allerdings ist die Klarheit, mit der diese Position  –  zudem im Hinblick auf die Familiensynode 2015  –  ausgedrückt wird.Nach der Tagung von Pfingstmontag ist sozusagen die „Katze aus dem Sack“.
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Nun muss man sich fragen, was die Liberalen rund um Marx von der Synode erwarten.Gegen die liberalen Avancen hat sich erheblicher Widerstand auf der ganzen Welt gebildet. Gegen die Thesen von Kardinal Walter Kasper  –  er brachte den liberalen Stein gewissermassen ins Rollen – sind schon etliche Bücher veröffentlicht worden.
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Eine ganze Reihe von Kardinälen und Bischöfen haben Kardinal Marx öffentlich für seine heterodoxen Positionen kritisiert. Die internationale Initiative „Ergebene Bitte an Seine Heiligkeit Papst Franziskus über die Zukunft der Familie“ konnte schon 260.000 Unterschriften sammeln.
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Angesichts dieses Widerstands sagt P. Schockenhoff im Interview mit Domradio selbst: DSC05485
Als Theologe erwarte ich nicht, dass grundstürzend alles neu ausgedrückt wird. […] Aber wenn das nicht gelingt, dann sind die Gründe nicht entwertet. Die gelten natürlich nach wie vor. Und deshalb kann ich dem mit einer gewissen Gelassenheit entgegensehen.“
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Auch Thomas Jansen von KNA ist nicht gerade optimistisch, was Reformen angeht: „Unter den Befürwortern von Reformen heißt es derzeit, man wäre schon froh, wenn die Tür für Veränderungen zumindest nicht ganz zugeschlagen würde.“
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Aus heutiger Sicht sind also zwei Strategien des modernistischen Lagers rund um Marx, Kasper & Co. erkennbar:
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1. Sie vertreten in den nächsten Monaten entschlossen und offensiv ihre liberale Position in der Öffentlichkeit und riskieren dabei, die Kirche zu polarisieren. In der Synode könnte es daher zu tumultartigen Zuständen kommen. Unter diesen Umständen würde die Synode kaum brauchbare Ergebnisse liefern; die Bischofskonferenzen würden danach eigene Wege gehen. Der Kampf zwischen Progressiven und Konservativen würde sich dann in den einzelnen Ländern weiter fortsetzen.
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2. Die andere Möglichkeit wäre, die öffentliche Diskussion zu beenden und zu versuchen, die Synode nach außen hin konfus und widersprüchlich erscheinen zu lassen. Das käme einem Scheitern der Synode gleich, was eine Klarstellung der katholischen Lehre über die Ehe anbelangt. Nach einer solchen Synode würden die liberalen Delegationen nach Hause zurückkommen und in der Stille die katholische Lehre über Ehe und Sexualität im Volk erodieren lassen.
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Das größte Risiko beider Strategien für die Modernisten besteht darin, dass sie Papst Franziskus dadurch im Grunde in die Enge treiben
. Er müsste möglicherweise eine klare dogmatische Aussage treffen. Franziskus setzt aber auf eine „Pastoral der Barmherzigkeit“. Auf diesem Wege will er die Menschen von der Lehre der Kirche über Ehe und Sexualität überzeugen. Die Liberalen könnten den Papst sogar zu einem teilweisen Abrücken von seiner bisherigen Pastoral veranlassen.
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Unser Autor Mathias von Gersdorff leitet die Frankfurter Aktion “Kinder in Gefahr” und die Webseite „Kultur und Medien online“

Kommentare

5 Antworten

  1. Diese peinliche Diskussion braucht die (katholische) Kirche nicht.

    Sünde trennt Menschen von Gott. Menschen tun sich daher keinen Gefallen, wenn sie – wie auch immer – sündigen.

    Aber dennoch sollte eine Kirche dem Sündenthema nicht zu viel Beachtung schenken, sondern Menschen zur Heiligung ermutigen. Schließlich sind wir alle Sünder und Heiligung ist ein lebenslanger Prozess.

    Worauf kommt es Jesus an ?

    Das Jesus Christus in jedem seiner Jünger Gestalt annimmt.

    „So kennen wir denn von nun an niemand mehr nach dem Fleisch; wenn wir aber auch Christus nach dem Fleisch gekannt haben, so kennen wir ihn doch nicht mehr so.
    Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!“ 2. Korinther 5,16-17

    Manchen Christen würde ein wenig mehr Bibelverständnis sicherlich gut tun.

  2. Ich muss ehrlich sagen, ich fass es nicht!
    Max Thürkauf hat die Sexualität mal als „Wunde aus dem Paradies“ bezeichnet, durch welche Himmel und Hölle hindurchscheinen.
    Ich finde das beschreibt es gut.
    Für unsere Kirchenfürsten ist die Sexualität das Allheilmittel für alles und jedes, solange sie „verantwortungsvoll“ (was bedeutet das? Neulich erklärte mir eine jungen Atheistin, dass gerade SadoMaso Beziehungen sehr vertrauensvolle Beziehungen (i.e. gut, sogar sehr gut) wären)
    Nur ein Beispiel.
    Klassisch bedeutet verantwortungsvolle sexuelle Beziehung , die Verantwortung für die dabei entstehenden Kinder (egal ob gewollt oder ungewollt) zu übernehmen.
    Aber genau das wird ja bei den modernen Beziehungen von vorneweg ausgeschlossen.
    Was bedeutet dann verantwortungsvoll?

  3. Die deutsche Sprache ist beim Thema Liebe ziemlich erbärmlich. Diligere und amare oder amor und caritas werden im Deutschen durch jeweils dieselben Worte abgebildet. Ungeachtet dessen, ob die Triebe dominieren oder nicht. Seine Eminenz aus München sollte das eigentlich wissen.

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