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Abt Barnabas Bögle (Kloster Ettal) zur IPP-Studie: „Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Opferverein“

Erklärung anläßlich der Vorstellung der IPP-Studie am heutigen 7. März in München:

Die Studie des IPP bildet einen weiteren wichtigen Schritt in der Aufarbeitung eines dunklen Kapitels in der Geschichte unseres Internats und Klosters.

Diese Studie wurde von uns in Abstimmung mit dem „Verein der Ettaler Misshandlungs- und Missbrauchsopfer“ in Auftrag gegeben. Auch wenn unser Kloster der Auftraggeber der Studie war, so kann doch kein Zweifel darüber bestehen, dass das IPP die Vorkommnisse in unserem Internat nach wissenschaftlichen Grundsätzen objektiv aufgearbeitet hat.

ALTARRAUM im Kloster Ettal
ALTARRAUM im Kloster Ettal

Dies war möglich durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Vertretern des IPP, den Vertretern des Opfervereins sowie den Mediatoren und allen, die bereit waren, durch Interviews und Berichte zum Gelingen der Studie beizutragen. Ihnen allen gilt unser besonderer Dank.

So sehr die IPP-Studie uns auch erneut mit einem dunklen Kapitel unserer Geschichte konfrontiert und deshalb belastet, so sehen wir in der Studie doch auch einen ganz bedeutenden Schritt in der Aufarbeitung unserer Vergangenheit.

Im Rückblick können wir sagen: So schwer der gemeinsame Weg gerade in der Anfangszeit für uns und mehr noch für die Geschädigten war, so war gerade dieser Weg der richtige.

Keine Entschädigungszahlung und keine Therapie kann letztlich das Geschehene ungeschehen machen. Aber das gemeinsame Bemühen, das Geschehene zu begreifen und die Folgen anzuerkennen, hat dazu beigetragen, dass doch eine gewisse Verständigung und  – so hoffen wir  –  ein stückweit wieder Vertrauen möglich wird.

Die Studie gibt uns im Kloster wichtige Erkenntnisse hinsichtlich der Frage, wie es zu den Vorfällen in unserem Internat kommen konnte, welche Fehler in der Vergangenheit bei uns gemacht wurden. Sie hilft uns damit, künftig solche Fehler zu vermeiden und neue Wege einer Kultur des Hinschauens und der offenen Kommunikation zu gehen.

Sie zeigt auch auf, welche Folgen der Missbrauch bei den Geschädigten hatte und immer noch hat. Dies hilft uns nicht nur bei der Aufarbeitung der Fälle der Vergangenheit, es stellt für uns auch eine wichtige Hilfe für notwendige Präventionsmaßnahmen und die Sorge um die fortlaufende Weiterentwicklung unsres Präventionskonzeptes dar.

In diesem Sinne stellt die Studie für uns keinen Abschluss dar! Die Aufarbeitung und das Bemühen unsererseits, weiterhin mit den Geschädigten in Kontakt zu kommen und zu bleiben, bildet auch in Zukunft eine Aufgabe und Herausforderung für uns. Die Erfahrungen der Geschädigten können uns über die aufgezeigten Ergebnisse der Studie hinaus wertvolle Hilfen für unsere weitere Arbeit geben.

Daher sind wir allen dankbar, die diesen Weg mit uns gegangen sind. Dieser Dank gilt besonders auch den Opfern, die bereit waren, trotz ihrer schlimmen Erfahrungen mit uns zusammenzuarbeiten.

Unser Kloster mit Schule und Internat ist nach dem Jahr 2010 nicht mehr wie vorher: Von jedem Leid, das durch unsere Schuld einem der uns Anvertrauten zugefügt wurde, bleibt eine schmerzende Narbe zurück.

Es bleibt unsere Aufgabe, uns verantwortungsbewusster und mit offeneren Augen unseren Herausforderungen in Kirche und Welt zu stellen.

Ettal,  den 7.3.2013
Abt Barnabas Bögle OSB

Kommentare

2 Antworten

  1. Wohin es führt, wenn Menschen nicht in einem liebevollen Umfeld zu sich selber reifen durften und stattdessen ohne Ansehen der Person mit „Geboten“ und „Moral“ (bes. „Sexualmoral“) traktiert werden, sieht man jetzt auch wieder in kirchlichen Einrichtungen wie Kloster Ettal, wo Menschen als Kinder in ihrer notwendigsten Reifung sabotiert wurden.
    Es fing damit an, daß sie mit sadistisch – perfiden, unerfüllbaren und „gottgewollten“ Reinheitsidealen überzogen wurden, bei denen schon die Berührung des eigenen Körpers als Verbrechen mit unabsehbaren Folgen ausgemalt wurde, was für die Opfer mit der Folge einhergehen konnte, zu ihrem körperlichen und emotionalen Erleben ein psychiatrisch relevantes gestörtes Verhältnis zu entwickeln.
    Habe selber an der Musikhochschule Aachen im Fach Psychologie referiert über den Fall des Kindermörders Jürgen Bartsch.
    Als ein wesentlicher Aspekt in der Entwicklung zum Sexualverbrecher konnte konstatiert werden, daß Bartsch in seinem katholischen Internat die Entwicklung seiner pubertären Sexualität unter den Vorzeichen übelster Beschmutzheit (willkürliche Beschimpfung, Abwertungen und Demütigungen aller Art bis hin zu massiver körperlicher Gewalt) sowie absurdester Erzeugung von Angst – und Schuldgefühlen durchmachen mußte. Sexuelle Selbstbefriedigung oder homoerotische Kontakte führten u. a. angeblich dazu, daß „der Herr Jesus Christus abermals ans Kreuz geschlagen“ würde (es bräuchte an dieser Stelle eigentlich wohl nicht extra erwähnt werden, daß – ganz allgemein – jene Personen oder Personengruppen meistens ein emotionales / sexuelles Krankheitsbild ihrer selbst evident machen und auf Andere projizieren, die sie glauben mit göttlich geoffenbarten Reinheitsgeboten reglementieren zu müssen, s. beispielsweise im Falle der Homosexualität, bei der man durch eine Totalreglementation der sog. „praktizierten Homosexualität“ massive psychiatrische Störungen zumindest billigend in Kauf nimmt, in Einzelfällen aber auch aus unterschwelligen sadistischen Anwandlungen hervorrufen will; es sei aber doch gesagt).
    Im Felde dieser psychischen Verwirrung nun nahm sich der Erzieher, ein katholischer Pater, Bartsch mit in sein Bett und benutzte ihn als sexuelles Befriedigungsobjekt seiner eigenen unterdrückten Sexualität.
    Weitere Aspekte innerhalb dieses kirchlich – gutbürgerlichen Millieus wie beispielsweise eine Adoptivmutter, die zu wirklicher Empathie und Zärtlichkeit dem Kind gegenüber nie fähig war, den heranwachsenden Jürgen mit massivsten Gewaltausbrüchen in Gefahr bringen konnte, ihn andererseits wie ein Spielzeugpüppchen noch als beinahe Volljähriger in der Badewanne wusch etc., führten nach und nach zu der ultimativen psychischen Störung, die sich dann in geradezu rasenden, blutig – sadistischen Gewaltexzessen an mehreren kleinen Kindern niederschlug, deren Körper z. T. regelrecht zerfetzt wurden.

    Übrigens hat Eugen Drewermann bereits Anfang der neunziger Jahre in einem epochalen Werk mit dem Titel „Kleriker – Psychogramm eines Ideals“ psychoanalytisch aufgedeckt, wie es insbesondere im kirchlichen Umfeld zu emotionalen / sexuellen Entwicklungsstörungen kommen kann und welche behutsamen Wege zu gehen wären, um Abhilfe zu schaffen.
    Es wurde in führenden klerikalen Kreisen dann mehr Energie darauf verwandt, diese Stimme mundtot zu machen, als darauf, möglichst alles zu tun, um kooperativ die Zukunft besser zu gestalten. Bis heute gibt es in dieser ganzen fürchterlichen Angelegenheit in bedeutendem Maße auf klerikaler Seite keine Einsicht, kein Wille zu wirklicher Veränderung. Mir selber ist von interner Seite her bekannt, daß Bischof Ackermann tatsächlich glaubhaft an der Aufarbeitung der Mißbrauchsfälle mitgearbeitet hat, von insbesondere süddeutschen klerikalen Kreisen dann aber sabotiert wurde.
    Und nach wie vor werden – man muß es immer wieder aussprechen – Menschen durch eine kirchliche „Sexualmoral“, die den einzelnen Menschen nicht ansieht, seelisch verkrüppelt, psychiatrisiert und für ihr Leben mit unabsehbaren Folgen – s. Fall Bartsch! – beschädigt.

    1. Guten Tag,
      erstens wurde Eugen Drewermann von der Kirche nicht „mundtot gemacht“, sondern er war jahrzehntelanger Star der Mainstreampresse und auch in vielen Sendungen und Illustrierten präsent, der „Stern“ himmelte ihn geradezu an. Wer heute gegen die Kirche losdonnert, wird gewiß kein „Märtyrer“, sondern ein Medienstar – so auch Drewermann. Daß er in psychologischer Hinsicht teilweise recht hat, wird nicht bestritten, er hat aber wesentliche Glaubensinhalte geleugnet, so daß er in dogmatischer Hinsicht nicht allein von kirchentreuen Katholiken, sondern auch von evangelikalen Vertretern kritisiert wurde. Ich habe übrigens mehrere dicke Drewermann-Bücher von A – Z durchgelesen, darunter auch „Der Kleriker“, so daß ich schon weiß, wovon ich rede bzw. schreibe.
      Sodann hätte gerade das Einhalten der katholischen Sexualmoral jeden Mißbrauch verhindert, denn daß Kinderschändung der katholischen Lehre zutiefst widerspricht, liegt auf der Hand. Auch Christus hat sich hier (siehe „Mühlstein am Hals“!) unzweideutig geäußert.
      Zunächst sollte realistisch festgehalten werden, daß der Anteil priesterlicher Mißbrauchstäter auch in Deutschland weit unter dem Durchschnitt liegt. Das hat u.a. der Berliner evangelische Kriminalpsychiater Prof. H. Kröber ausführlicher erläutert, aber auch andere führende Forensiker (zB. Prof. Leygraf aus Essen).
      Aus umfassenden Studien und Statistiken – zumal aus den USA – ist zudem mittlerweile klargeworden, daß der Höhepunkt von Mißbrauchstaten durch katholische Geistliche in den 70er Jahren lag, also in die Phase und Nachphase der „sexuellen Revolution“ fiel.
      Seit Ende der 80er Jahre geht die Ouote deutlich nach unten. Zudem hat die regierungsamtliche Joy-Studie in den USA belegt, daß es vor allem liberale (!) Priester waren, die sich des Mißbrauchs schuldig machten, weitaus weniger als konservativ denkende.
      Dazu kommt, daß im Umfeld der 68er Bewegung sogar offiziell die Forderung nach Straffreiheit für Sex mit Kindern erhoben wurde: die Grünen in NRW forderten das noch 1985 in ihrem Parteiprogramm, auch die links-alternative „taz“ aus Berlin machte voll mit bei der Propagierung von Pädosex („Pädophilie“ ist ein Verharmlosungswort!).
      Es kommt übrigens für eine nüchterne und korrekte Analyse nicht auf einen Einzelfall wie Bartsch an, selbst wenn er seinerseits viel Furore machte, sondern auf die Gesamtsituation.
      Es bleibt dabei: Gerade die treue Einhaltung der christlichen Sexualethik verhindert logischerweise jeden Mißbrauch!
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

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