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Ägypten: Der ausgegrenzte Schriftsteller Ali Salem plädiert für Fairneß gegenüber Israel

Israel und Ägypten haben 1979 einen historischen Friedensvertrag geschlossen. Daß die Beziehungen zwischen den beiden Ländern weit davon entfernt sind, normal oder gar freundschaftlich zu sein, zeigt der Fall des Schriftstellers und Theater-Autors Ali Salem.

„Salem“ heißt übersetzt „Frieden“  – und für diesen tritt der tapfere Publizist auch tatsächlich ein:

Der 1936 geborene Salem hatte bereits die erste Reise des ägyptischen Präsidenten  Anwar al-Sadats 1977 nach Israel begrüßt und war einer der wenigen ägyptischen Intellektuellen, die zwei Jahre später den Friedensschluß mit dem Nachbarn unterstützten. davidstern (2)

1994, nach Unterzeichnung der Osloer Verträge, reiste der bekannte Autor schließlich selbst mit dem Auto nach Israel, um das Land kennenzulernen. Sein im Anschluss an die Reise entstandenes Buch Richla illa Israil (Reise nach Israel) wurde ins Hebräische und Englische (A Drive to Israel: An Egyptian Meets His Neighbors) übersetzt und zum Bestseller. 

Für Salem jedoch brachten die Reise und das Buch alles andere als Ruhm:

Der Dichter wurde aus dem ägyptischen Schriftstellerverband ausgeschlossen (eine Entscheidung, gegen die er erfolgreich klagte) und mit einem Boykott belegt. Seine Stücke wurden in Ägypten nicht mehr aufgeführt, seine Artikel nicht mehr veröffentlicht; und während er in der westlichen und auch der übrigen arabischen Presse ein gefragter Gesprächspartner war, weigerten sich ägyptische Zeitungen, Interviews mit ihm zu führen.

Umso bemerkenswerter war daher die Entscheidung der Zeitung Al-Ahram, in der vergangen Woche ein längeres Interview mit Salem zu veröffentlichen, das die israelische Tageszeitung Haaretz in Auszügen wiedergibt.

Der fragenstellende Interviewer macht gleich zu Beginn deutlich, auf welcher Seite er in der Frage der in Ägypten nach wie vor indiskutablen „Normalisierung“ der Beziehungen zu Israel steht.

„Was mich betrifft, so träume ich immer noch davon, dass wir Israel ins Meer werfen werden“, erklärt er seinem Gesprächspartner  – und leitet das Thema mit den Worten ein, zwar bewundere er das Talent Salems, allerdings sei er „nicht überzeugt, dass die Teufel [die Israelis] gute Brüder sein können, die Frieden wollen, oder bereit sind, den Preis dafür zu bezahlen.“

Dass der Sturz Mubaraks an der grundsätzlichen Ablehnung des Friedens mit Israel unter ägyptischen Intellektuellen nichts geändert hat, zeigt auch ein Beschluß des Schriftstellerverbandes vom März 2012, in dem es heißt, „alle Formen der Normalisierung mit dem zionistischen Feind“ seien zwingend abzulehnen.

So kommt es etwa auch zu Gerichtsprozessen um die Ernennung leitender Zeitungsredakteure und die Frage, ob diese sich etwa der „Normalisierung“ schuldig gemacht hätten, was eine solche Ernennung rechtlich ausschließen würde.

Der Interviewer Salems gibt sich denn auch alle Mühe, diesem doch wenigstens ein kleines Wort des Bedauerns über seinen vermeintlichen Fehltritt zu entlocken  –  jedoch erfolglos.

„Den demokratischen Menschen gibt es nur im demokratischen Regime“, so Salem. „Und Israel ist ein solches. […] Letztendlich sind sie Menschen, die nicht anders sind als andere“.

Eine der Fragen des Gesprächs lautet schließlich: „Wird Israel von der Erdoberfläche verschwinden?“   – Salem beantwortet sie mit einem einzigen Wort: „Nein.“

Quellen: israelische Tageszeitung „Haaretz“, Israelische Botschaft in Berlin

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