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Alanus de Rupe und seine 15 Rosenkranz-Verheißungen unter der Lupe

Von Felizitas Küble

Auf der teils erscheinungsbewegten, teils charismatischen Webseite „Gloria Patri“ werden  – ebenso wie auf anderen, ähnlich gearteten Blogs  – die sogenannten „Fünfzehn Verheißungen“ angepriesen, welche mit dem Rosenkranz verbunden sein sollen: http://gloria-patri.de/DER-HEILIGE-ROSENKRANZ/15-Verheissungen

Angeblich seien diese Versprechen dem „seligen Alanus de Rupe“ offenbart worden – und zwar direkt von der „allerseligsten Jungfrau“.

Nun ist der französische Marienvisionär und Dominikaner Alanus de Rupe allerdings niemals seliggesprochen worden – und jene „Privatoffenbarung“ mit den angeblichen Verheißungen der Himmelskönigin wurden nicht kirchlich anerkannt und auch nie amtlich empfohlen, sondern vielmehr von Jahrhundert zu Jahrhundert in besonders „marienfrommen“ Schriften wiederholt und verbreitet. Neu-Pompej

Dazu kommt, daß Alanus de Rupe, der die erste Rosenkranzbruderschaft gründete, Ende des 15. Jahrhunderts jene historisch unzutreffende Sage in die Welt setzte, wonach das Rosenkranzgebet auf eine Marienerscheinung zurückgehe, welche sein Ordensgründer Dominikus erlebt habe.

Dies wurde schon in vorkonziliarer Zeit von theologisch seriöser Seite widerlegt; nähere Fakten dazu im Kölner Rosenkranzmuseum – und eine kurze Übersicht hier: https://christlichesforum.info/stammt-der-rosenkranz-vom-hl-dominikus/

Der Rosenkranz hat im Spätmittelalter (15. Jahrhundert) das Licht der Welt erblickt, also kann er nicht im Hochmittelalter durch eine Vision des hl. Dominikus entstanden sein.

Manchmal sieht man Gemälde (auch in Kirchen und Kapellen), die auf jene Legende zurückgehen, in denen die Madonna sowohl dem Ordensgründer Dominikus wie auch der hl. Katharina von Siena (die seinem Orden angehörte) einen Rosenkranz überreicht, zB. im Marienwallfahrtsort Neu-Pompei (siehe Foto rechts).

Natürlich kannte auch die hl. Katharina in Wirklichkeit keinen Rosenkranz, da er zu ihren Lebzeiten nicht ansatzweise existierte. Es gab damals lediglich das Ave-Maria-Gebet als solches.

In Neu-Pompei hat der bekannte Marienverehrer B. Longo die 15 Verheißungen stark propagiert, wobei er sie direkt auf den hl. Dominikus zurückführte, der sie angeblich durch eine Marienvision erhalten habe.

Aber auch unabhängig von dieser „Vorrede“ sind die 15 Rosenkranz-Verheißungen erkennbarer Unfug, wie folgende Beispiele veranschaulichen:

Die dritte Verheißung lautet: „Der Rosenkranz ist ein mächtiger Schild gegen den höllischen Feind; er vernichtet das Laster, verhindert die Sünde und rottet die Irrlehre aus.“  – Wenn das gar so einfach wäre, dann hätten wir es bei den Rosenkranzbetern allgemein mit erlesenen Heiligen („verhindert die Sünde“) zu tun!

Unter Punkt 4 heißt es: „Durch ihn wird den Seelen die Fülle der göttlichen Erbarmungen zuteil.“ 

Um die „Fülle der göttlichen Erbarmungen“ zu erlangen, sind die von Christus gestifteten Sakramente für die Getauften unentbehrlich, insbesondere die Beichte und hl. Kommunion, möglichst auch die Krankensalbung.

Der Rosenkranz ist aber kein Sakrament, sondern eine von der Kirche empfohlene Andachtsübung, gehört also in den weiteren Bereich der Sakramentalien.

Das Versprechen Nr. 5 suggeriert eine gefährliche Heilsgewißheit: „Die Seele, welche in rechter Weise durch meinen Rosenkranz ihre Zuflucht zu mir nimmt, geht nicht verloren.“ 

Abgesehen davon, daß die Formel von der „rechten Weise“ nicht erklärt wird, ist die kirchliche Ablehnung einer absoluten Heilssicherheit durch das Konzil von Trient bestätigt worden.

Unter Punkt 7 lautet die Verheißung: „Die Gläubigen, welche eine wahre Andacht zu meinem Rosenkranz haben, werden nicht ohne Empfang der heiligen Sakramente sterben.“  – Diese Ankündigung ist erstens unsinnig, da durch die Realität x-mal widerlegt, zweitens nur eine andere, leicht abgeschwächte Variante der bereits im 5. Versprechen suggerierten Heilsgewißheit.

Das 10. Versprechen lautet: „Denen, die wahrhaft andächtig meinen Rosenkranz beten, wird im Himmel eine besondere Glorie zuteil werden.“ 

Läßt sich denn die Glorie im Himmel noch steigern? Wozu sehnt sich jemand nach einer „besonderen“ Glorie?

Unter Punkt 11 soll die Madonna Alanus de Rupe gesagt haben: „Alles, was man mich mittels des heiligen Rosenkranzes bittet, wird man erhalten.“  – Auch das ist vermessen und theologisch unsinnig. Selbst die Heilige Schrift macht Einschränkungen: „Wenn wir um etwas bitten nach seinem Willen, dann hört er uns.“ (1 Joh 5,14)

Abgesehen davon kann die Gottesmutter zwar Fürsprache leisten, aber Gebetsbitten selber nicht erfüllen noch ihre Erfüllung verheißen, weil dies allein in Gottes Allmacht, Weisheit und Allwissenheit liegt.

Die letzte Verheißung lautet: „15. Die Andacht zum heiligen Rosenkranz ist ein besonderes Merkmal der Auserwählung.“ –  

Hier wird erneut der Eindruck einer angeblichen Heilssicherheit erweckt. Gott hat alle Christgläubigen berufen und  – sofern sie in der Taufgnade bzw. im Gnadenstand sind –  auch (aus)erwählt. Der Rosenkranz ist ein sehr empfehlenswertes Gebet, aber kein Umweg bzw. „Trick“, um zur Heilsgewißheit zu gelangen.

Im vatikanischen „Handbuch der Ablässe“ (in deutsch 1989 erschienen), das alle kirchlich genehmigten Ablässe enthält, ist das Rosenkranzgebet unter Nr. 48 enthalten, von den sogenannten „15 Verheißungen“ findet sich dort keine Zeile.

Kirchlich abgelehnt wurde übrigens auch das Ave-Josephs-Gebet und ein Rosenkranz zu Mutter Anna und Joachim (Eltern Jesu). – Näheres hier: https://christlichesforum.info/das-ave-josefs-gebet-ist-kirchlich-abgelehnt/

Kommentare

9 Antworten

  1. Zur Heilgewissheit eine Kleinigkeit: Wer im Stand der Heiligmachenden Gnade stirbt, ist gerettet. Weil er keine Todsünde auf dem Gewissen hat. Die Sündenstrafen, die noch ausstehen, werden im Fegfeuer gebüßt.
    Das galt bis nach deem Konzil, als die große Verwahrlosung einsetzte.

    1. Guten Tag,
      das ist doch theologisch klar, zudem gibt es dazu weder vor noch nach dem Konzil irgendeine Änderung:
      Wer im Gnadenstand stirbt, ist gerettet.
      Aber bei der „Heilsgewißheit“ geht es doch um etwas anderes, nämlich darum, eine Sicherheit darüber zu bekommen, daß man im Gnadenstand stirbt.
      Diese Gewißheit ist aber eine Unterscheidungslehre zwischen katholisch und lutherisch:
      Laut Luther macht der Glaube allein selig, somit hat der Gläubige eine Heilsgewißheit.
      Laut kath. Lehre gehören gute Werke und die Einhaltung der Gebote auch dazu, also ist die Sache eben nicht mehr so „einfach“.
      Das Konzil von Trient (16. Jahrh.) hat sich gegen diese protestantische Lehre ausgesprochen und eine Heilsgewißheit dogmatisch abgelehnt.
      Man kann sich diese auch nicht durch diese oder jene fromme Andacht „erschleichen“, sozusagen „Heilssicherheit auf katholisch“ erlangen wollen.
      Freundlichen Gruß
      Felizitas Küble

  2. Ich bete den Rosenkranz einfach und schlicht. Keine zusätzlichen Gebete, die eh meist fragwürdig sind.
    Als Andacht und aus Liebe.
    Vorzüglich auch für den Frieden in der Welt am Mittwoch um 18 Uhr mit der Aktion Deutschland betet.
    Gott alleine entscheidet, welche Gnaden er uns zuteil werden lassen möchte.

    Er kennt uns besser als wir uns selber kennen. Und weiß, was wir brauchen für Seele und Leib.

  3. Jutta: Die katholische Lehrformel lautet meines Wissens: Anbetung Mariens nicht, wohl aber Beten zu Maria… Die ev.- bibelkonservative Lehrformel: Beten aller Art nur bezogen auf Gott.

    1. Um einem Irrtum entgegen zu treten: Gegrüßt seist du Maria, voll der Gnaden, … ist das Anbetung?
      Genau so hat Gabriel Maria, seine künftige Königin gegrüßt.
      Viel wichtiger ist, endlich die wichtigsten Privatoffenbarungen der Weltgeschichte wahrzunehmen, die an Maria und die an Mohammed. Bei keiner war ein Notar oder ein Stadtschreiber dabei, selbst Tonbandgeräte fehlten!!!
      Gott schickte einen Boten (mit Anstand und Charakter), der Maria eine Schwangerschaft ankündigte. „Wie soll das geschehen, d a i c h keinen Mann erkenne(n will)?“ Sie war bereits verlobt. Demnach Josefsehe, [St. Josef mit weißen Lilien].
      W e r schickte einen herrischen Rüpel zu Mohammed?
      Warum Allah Akbar ? Allah ist größer. Größer als wer? Als der Christengott! >>>Herrenmenschentum.

    2. Maria sagt: sie haben keinen Wein mehr.
      Und: was er euch sagt, tut.

      Finde ich spannend, denn wir wissen nicht, wie es dazu kam, dass Maria wusste, dass es an Wein fehlt..
      Und was mir bisher noch niemand wirklich beantwortet hat, ist: warum verstand Maria nicht, dass Jesus in dem sein musste, was seines Vaters war…
      Sie nennt ausdrücklich Josef seinen Vater.

      Sie bewegte die Worte im Herzen. Und das versuche ich auch,.. Aber ich muss nicht zu Maria beten, ich erbitte ihre Fuersprache.. Und sie ist mir Vorbild im Vertrauen und Glauben auf Gott und in der Demut…
      Beten zum Vater und zu Jesus und zum Heiligen Geist.
      Das tue ich.
      Vieles – auch was die Heiligen betrifft – ist mir ein bisschen zu unnuechtern.

  4. … also, ich weiss natürlich, dass wir Maria nicht anbeten…. aber verehren. Anbeten tun wir GottVater, GottSohn, GottHeiligerGeist.
    Bete ich IHN an um Seinetwillen?
    Oft nicht.

  5. Danke für den Artikel, sehr wichtig sowas.
    Es war schon immer das Schwerste und Herausfordernste, anzubeten um der Anbetung willen und nicht um etwas zu bekommen. Merke ich immer wieder an mir selbst.
    Diese „Forderungen und Verheissungen“ sind für mich nicht in Einklang zu bringen mit der biblischen Maria, und der von Christus gekrönten Himmelskoenigin, deren hervorstechendstes Merkmal die Demut ist, und die ganz genau weiss, wer die Wunder vollbringt und erhört.

    Wenn ich es recht überlege, bin ich auch nicht sicher, ob die Weihe Russlands an Maria etwas bringt. Wir wissen doch, dass sich nur etwas ändert, wenn sich die Herzen der Menschen verändern.
    Und wie langsam das geht.
    Ich gebe zu, dass ich auch Schwierigkeiten habe, wenn es heisst, dass ihr unbeflecktes Herz triumphieren/siegen wird.
    Jesus Christus kommt… wieder.
    Niemand sonst.

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