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Andreas Theurer: Das Neue Testament entstand aus der lebendigen Tradition der Kirche

„Was war zuerst? Schrift oder Tradition?

Der evangelische Theologe Andreas Theurer sorgte mit seinem Buch „Warum werden wir nicht katholisch?“, das kürzlich im Augsburger Dominus-Verlag erschien, für „ökumenischen Wirbel“, wie man sich vorstellen kann.  (Link zum Buch: Dominus-Verlag)

Die evangelische Landeskirche von Württemberg enthob den katholisierenden Querdenker nach dieser Veröffentlichung kurzerhand seines Amtes als Gemeindepastor von Göttelfingen, zumal er seinen Übertritt in die katholische Kirche angekündigt hatte.
Der lutherische (Ex-)Pfarrer befaßt sich in seiner „provokanten“ Schrift mit jenen Unterscheidungslehren, die eine inhaltliche Trennmauer zwischen der katholischen Kirche und den protestantischen Konfessionen bilden.
Dabei liegt dem Theologen vor allem das Thema „Bibel und Tradition“ am Herzen, gehört es doch zu den wesentlichen Streitpunkten zwischen den christlichen Konfessionen.
Dabei beruft sich die protestantische Seite auf ihr „reformatorisches Prinzip“ ALLEIN DIE SCHRIFT und versteht dies als „Abgrenzung“ zum katholischen Traditionsverständnis. Demnach hat die Heilige Schrift als einzige Glaubensquelle zu gelten.

Allerdings läuft es in der evangelischen Praxis  sehr wohl auf „Schrift und Bekenntnis“ hinaus, wobei dies damit gerechtfertigt und erklärt wird, daß die protestantischen amtlichen „Bekenntnisse“ (etwa die Confessio Augustana, die Schmalkaldischen Artikel oder bei den Reformierten der Heidelberger Katechismus bzw. die calvinistischen „Fünf Punkte“) lediglich eine „Auslegung“ der Bibel darstellen, also durchaus keine eigentliche Ergänzung, geschweige ein Ersatz für die Heilige Schrift.
Freilich will auch die katholische Seite das, was sie „Tradition“ oder „Überlieferung“ nennt, in durchaus ähnlicher Weise als Entfaltung, Auslegung und amtliche Deutung der Heiligen Schrift verstanden wissen.
Allerdings weist die kath. Kirche zudem darauf hin, daß das Neue Testament nicht „vom Himmel fiel“, sondern aus der lebendigen apostolischen Überlieferung der Kirche entstand, quasi aus ihrem Schoß geboren wurde.
Zudem war es das kirchliche Lehramt, das in frühchristlicher Zeit den „Kanon“ der Bibel zusammenstellte, also festlegte, welche der damals vielfältig kursierenden Schriften zur Heiligen Schrift gehören (und welche nicht).
Kurz ausgedrückt: Die Kirche Christi existierte früher als das Neue Testament  –  ein schon rein historisch gesehen eindeutiger Sachverhalt.
Exakt mit diesem „springenden Punkt“ beschäftigt sich auch Andreas Theurer in seinem erwähnten Buch. So schreibt er auf Seite 11:

„Was war zuerst? Schrift oder Tradition?
Meine Antwort dazu ist: Natürlich die Tradition!
Die Bibel, speziell das Neue Testament, und der Kanon der biblischen Bücher
sind das Produkt der kirchlichen Tradition, nicht umgekehrt!“

Sodann erläutert der Autor:
„Wo schlugen die damaligen Gläubigen nach, wie die Gemeinde zu organisieren war? Natürlich fragten sie die Apostel, die mit Jesus vor und nach seiner Auferstehung zusammen gewesen waren. Natürlich feierten sie die Sakramente so, wie es ihnen die Apostel beibrachten.“
Er fügt hinzu:
„Dass die Heilige Schrift nicht alles fasst, was Jesus gesagt und getan hat, und vieles mündlich überliefert wurde – davon gibt das Evangelium selbst Zeugnis: „Es sind noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat, Wenn aber eines nach dem anderen aufgeschrieben werden sollte, so würde, meine ich, die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären“(Joh 21,25). – Die Urkirche lebte von Anfangt an aus der lebendigen Überlieferung.“
An dieser sowohl mündlichen wie schriftlichen Tradition der Apostel orientierten sich die urchristlichen Gemeinden.
Als die damaligen Gläubigen unter Kaiser Nero bereits im 1. Jahrhundert den Löwen zum Fraß vorgeworfen wurden, gab es noch kein Neues Testament  –  und nur wenige Apostelbriefe in einzelnen Gemeinden.
Gleichwohl bewährte sich die junge Christenschar in Rom mit ihren Märtyrern aus der Kraft der apostolischen Überlieferung und aus den Sakramenten der Kirche.
Wäre die Bibel tatsächlich die einzige Quelle des Glaubens, dann wären ausgerechnet die damaligen, oft so heldenhaften Christen  – abgesehen vom AT  – ohne Fundament gewesen. Davon kann aber keine Rede sein: sie standen im direkten Kontakt mit den Aposteln und ihren Mitarbeitern, mit dem also, was die kath. Kirche als „mündliche Tradition“ ansieht.
Somit steht der katholische Glaube auf dem Fundament der „göttlichen Offenbarung“, die gleichsam auf zwei Säulen emporrankt: auf der Heiligen Schrift und der apostolischen Überlieferung. Das kirchliche Lehramt wiederum versteht sich als der von Christus beauftragte „Hüter“ dieser Offenbarung Gottes.
Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks in Münster

 
 
 

Kommentare

2 Antworten

  1. Diese Theorien des Herrn Theurer sind ein Hohn. Die hlg. Schriften sind Augenzeugenberichte und inspirierte Passagen. Wer behauptet die Schriften sind aus der Traditon erwachsen glaubt wohl auch das der Weihnachtsmann biblisch belegbar ist. Allein die Marienverehrung aber auch der Dogmatismus vor allem der katholischen Kirche ist biblisch nur mit den Pharisäern vergleichbar. Ich denke er hat viel Geld bekommen um seine Grundsätze, falls er je welche hatte, verleugnete.

    1. Guten Tag,
      Andreas Theurer hat mit keiner Silbe bestritten, daß das Neue Testament inspiriert ist und daß es sich um Augenzeugenberichte handelt. Im Unterschied zum liberalen Protestantismus, der sich in den ev. Landeskirchen weitgehend durchgesetzt hat, glaubt er daran, daß die Hl. Schrift vom Hl. Geist inspiriert ist – das ist übrigens in der katholischen Kirche ein Dogma.
      Allerdings widerspricht das nicht der geschichtlichten Tatsache, daß das Neue Testament sich aus der frühen Kirche entfaltet hat, daß es also insofern aus der kirchlichen Tradition erwuchs. Im Gegenteil, das bestätigt die Inspiration, denn Gott hat der Kirche den Heiligen Geist gesandt (Pfingsten) und Christus hat ihn seiner Kirche auch für die Zukunft verheißen; so entstand mit dem Beistand des Hl. Geistes das Neue Testament, das göttlich inspiriert ist.
      Übrigens begann die neuzeitliche Bibelkritik im Protestantismus, nicht etwa in der kath. Kirche.
      Ihre Unterstellung, Ex-Pastor Theurer habe „viel Geld bekommen, um seine Grundsätze, falls er je welche hatte, zu verleugnen“, ist nicht nur unbegründet, sondern offensichtlich unsinnig, denn er wurde von einem Tag auf den anderen amtsenthoben und kommt in der katholischen Kirche – falls er das anstrebt – allenfalls nach einigen Jahren in eine vergleichbare Stellung.
      Freundliche Grüße!
      Felizitas Küble

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