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Arizona/USA: Ist Abtreibung eine private Entscheidung der Frau?

Von Dr. med. Edith Breburda

Planned Parenthood in Arizona und das Women’s Center in Tucson  –  beides Einrichtungen, die Abtreibungen anbieten  –  verklagen den US-Bundestaat Arizona, da dieser ein neues Gesetz verabschiedete, welches die bisher üblichen Abtreibungspillen unterbindet. Dr. Breburda

Anwälte des Zentrums für Reproduktive Rechte und der Planned Parenthood Föderation von Amerika wollen Frauen, die ab 1. April 2014 keinen Zugang mehr zu Medikamente bekommen, dazu verhelfen, welche eine Abtreibung einleiten.
Im Januar verabschiedete das Gesundheitsministerium von Arizona, dass abtreibungsinduzierende Arzneimittel nur bis zur 7. Schwangerschaftswoche in der von der Food und Drug Administration anerkannten Dosierung verabreicht werden dürfen. Die Einnahme von 2 Tabletten muss in der Klinik erfolgen.
Vor dem Gesetz war eine induzierte Abtreibung bis zur 9. Lebenswoche möglich. Auch wurde nur die erste Tablette in der Klinik eingenommen. Ein zweites, niedriger dosiertes Präparat wurde daheim eingenommen, was die Kosten dämpfen sollte. Allerdings erhöhte diese Praxis das Komplikationsrisiko der Frau.

US-Bundesstaat Arizona: strengeres Abtreibungsgesetz

Laut dem neuen Gesetz müssen Ärzte, die chirurgische Abtreibungen vornehmen, eine Arbeitserlaubnis in einem Krankenhaus in einem Umkreis von 30 km haben. Ärzte, welche eine medikamentöse Abtreibung durchführen, müssen Patienten in dieses Krankenhaus einweisen dürfen und sind verpflichtet, Komplikationen zu melden. Eine Krankenwagen muss bereit stehen, wenn es zu Zwischenfällen kommt. Baby (2)

Planned Parenthood sieht in dem neuen Gesetz eine Behinderung der „reproduktiven Rechte“ der Frau, weil dadurch eine Abtreibung erschwert wird. „Das Gesetz bedeutet einen Eingriff in die private medizinische Entscheidung der Frau“, sagt der Direktor von Planned Parenthood von Arizona, Bryan Howard.
Für Abtreibungs-Befürworter ist der jetzt begrenzte Gebrauch von Mifepristone  –  besser als RU-468 bekannt  –  problematisch:
„Eine Studie des Guttmacher-Institutes in New York, die von Abtreibungs-Befürwortern durchgeführt wurde, zeigt, dass auch eine geringere RU-468-Dosis, verbunden mit einem anderen Wirkstoff, genauso wirksam ist. Die bisherige Methode ermöglichte zudem eine Abtreibung bis in die 9. Schwangerschaftswoche. Durch das neue Gesetz, welches nur FDA genehmigte Präparate erlaubt, ist diese kostengünstigere Methode nun verboten“, erläuterte Elizabeth Nash, Managerin des Guttmacher-Institutes.

Abtreibungsbefürworter verklagen Bundesstaat

Viele Frauen, die in der 9. Schwangerschafts-Woche sind, müssen sich in Zukunft einem chirurgischen Eingriff unterziehen. „Arizona raubt Frauen ihre verfassungsmäßig geschützten Rechte (Consitutionally protective rights)“, sagte David Brown, ein Anwalt des Zentrums für „Reproduktions-Rechte“. Deswegen wird der US-Bundestaat Arizona verklagt.
„Es ist eine Schande, wenn Planned Parenthood sich benachteiligt sieht, gehen sie vor Gericht, um ihre Ansichten durchzusetzen“, erklärt Cathi Herrod, Präsidentin einer bedeutenden Lebensrechtsgruppe (Christie Bob, Arizona sued over abortion drug limits. The Arizona Republic 3.6.2014). images
Die USA entwickelte bereits 2011 ein Prostaglandin Präparat, welches eine Abtreibung zuhause, ohne die Mithilfe eines Arztes ermöglichte. Über die Frage, inwieweit dieses Mittel den Frauen letztendlich schadet, scheiden sich die Geister. Misoprostol, wurde am 3. Juni 2011 von der Weltgesundheitsorganisation WHO in New York für die USA zugelassen.
Es wird eingesetzt, um nachgeburtliche Blutungen zu stillen und kann so vielen Frauen das Leben retten, sagt das WHO-Statement. Es ist aber auch für selbstinduzierte Abtreibungen zugelassen.
Ärzte sprechen von einer Wunderdroge, die Frauen im Wochenbett das Leben rettet. Das Präparat muss weder kühl gelagert noch mit einer Spritze steril verabreicht werden.
Das Präparat muss weder kühl gelagert, noch mit einer Spritze steril verabreicht werden. Maternal Life International (Mütterliches Leben International) zeigt sich eher skeptisch, denn die Frauensterblichkeit in medizinisch unterversorgten Gebieten liegt sowieso höher. Misoprostol erweckt den Eindruck, die Sterblichkeit der Mütter im Wochenbett in derartigen Gegenden zu verringern, was jedoch nicht der Fall ist.
Dr. Joe DeCook, ein Arzt der Pro-Life Bewegung Amerikas, vergleicht das Präparat mit dem Rauschmittel Morphin: „Es kann benutzt werden, um Gutes oder auch Schlechtes zu tun.“
In Deutschland wurde Misoprostol im Januar 2006 vom Markt genommen. Es war nur für die Behandlung von Magen-Darmkrebs zugelassen. Für eine andere Indikation hatte der Hersteller nie einen Antrag gestellt, trotz zahlreicher Studien, die einen Einsatz in der Gynäkologie und Geburtshilfe sinnvoll erscheinen ließen. (Siehe „Frauenarzt“ 2003, 8:882-5 und Homepage).

Probleme mit induzierter Geburt

Immer öfter wird der spontane Wehenbeginn nicht mehr abgewartet. Obwohl die WHO (Fortaleza-Konsensus-Konferenz, 1985) in ihrer „Mutterfreundlichen Kindergeburtsinitiative“ (Mother-friendly Childbirth Initiative) davor warnt, eine Technisierung der Geburten aus Gründen der Praktikabilität und ohne medizinische Indikation zu „erzwingen“. Frauen sprechen in Internetforen über das schlimmste Erlebnis, das sie mit einer „induzierten“, einer vorangetriebenen Geburt je hatten.
In der Geschichte der Frauenheilkunde wurden ursprünglich Prostaglandine, d. h. induzierte medizinische Verfahren angewendet, um eine Geburtseinleitung im Rahmen der medikamentösen Abtreibung im ersten und zweiten Trimenon vorzunehmen.
Die Weltgesundheitsorganisation fürchtet, dass das am 3. Juni 2011 für den US Markt zugelassene Präparat Misoprostol von nicht medizinisch geschulten Frauen angewendet wird, um eine Abtreibung „zu Hause“ durchzuführen. Damit könnte es für diejenigen, die es einnehmen, auch gewisse Risiken bergen.
Das Präparat wurde für den Privatgebrauch freigegeben, aber gerade in ländlichen Gebieten der USA, wo die Gesundheitsversorgung suboptimal ist und keine Notaufnahmeeinrichtungen vorhanden sind, kann die nicht medizinisch überwachte Einnahme von Misoprostol zum Problem werden.
Die Intention war, dass mit dem neuen Präparat eine Abtreibung ohne den Arzt vorgenommen werden kann. In Vietnam waren 1.734 Frauen in die Vorversuche für das Medikament involviert. Abtreibungen wurden bis zum 63. Schwangerschaftstag durchgeführt, ohne das Mitwirken eines Arztes.
Gynuity, eine Organisation, die sich für die Aufklärung der Bevölkerung bezüglich Reproduktionsmedizin einsetzt und in den USA arbeitet, unterstützt selbstinduzierte Abtreibungen und versucht, sie in ein positives Licht zu stellen.
2009 wurde berichtet, dass sich Gynuity gegen Gesetze ausspricht, welche die Personenwürde des ungeborenen Kindes hervorheben wollen.
Etwas besorgt war die Organisation über eine eigene Studie, die 2002 zeigte, dass Misoprostol Geburtsfehler bei Ungeborenen hervorrufen kann, wenn das Kind die eigene Abtreibung „überleben“ sollte. Meistens handelt es sich um Klumpfüße, Gesichtsnerven-Anomalitäten und nicht vollständig ausgebildete Finger.
Ein Viertel der medikamentös induzierten Abtreibungen schlagen fehl und benötigen dringend eine medizinische Versorgung. Vor allem Abtreibungen, die nach der 7. Schwangerschaftswoche vorgenommen werden, setzen das Leben der Mutter aufs Spiel.
Vgl. hierzu auch: Dr. E.Breburda: Neues Prostaglandinpräparat in Amerika zugelassen, 10. Juni 2011, Zenit

Dr. med. Edith Breburda DVM, PhD: http://scivias-publisher.blogspot.com/

Kommentare

2 Antworten

  1. Auch die Entscheidung zum Selbstmord / Suizid wird allermeist als „freie Entscheidung“ der Betreffenden betrachtet, jedoch ist es in den meisen Fällen keine „freie Entscheidung“, sondern eine „Kurzschluß-Handlung“ bzw. „quasi-zwanghafte Tat“.
    Der Begriff „Kurzschluß-Handlung“ ist sehr interessant, weil hier ein Phänomen aus der Elektrotechnik als Vergleich dient, wahrscheinlich ohne daß die Schöpfer / Verwender dieses Begriffes sich darüber klar sind, wie nahe sie damit der Wahrheit sind!
    Denn der Bereich des (Unter-)Bewußtseins des Menschen ist gewissermaßen ein Energie-System, das geschwächt werden bzw. zusammenbrechen kann, wie bei der physikalischen Elektrizität.
    Durch „Stress“ kommt es im Menschen zu Energieverlusten, bei großem oder langanhaltendem Stress (auch unbewußt!!) zeigen sich Symptome. Kommt dann akut noch eine große mentale Herausforderung hinzu, kann es zur Überforderung, zur schweren „psychischen Krise“, evtl. zur „Psychose“ und/oder „Suizidalität“ kommen. Schlimmstenfalls zum vollendeten Suizid.
    Ich beziehe mich hier nicht nur auf Informationen aus der Fachwelt und von „psychisch Kranken“, mit denen ich Kontakt hatte und Lebens- und Leidensgeschichten kenne, sondern ich spreche auch aus familiären und eigenen Erfahrungen. Ich geriet 1987 selbst in eine suizidale Krise und habe nach meiner Rettung (durch ein Wunder!) erkennen können, daß in der letzten Phase das sonst zur Verfügung stehende Denken stark verengt war und der größte Teil der sonst verfügbaren Informationen / Fähigkeiten nicht mehr zur Verfügung stand!
    Auch der vollendete Suizid meines jüngsten Bruders ließ im Nachhinein erkennen, daß er in der letzten Phase nicht mehr die Kontrolle über sich hatte. Das ging u.a. aus einem kurzen Abschiedsbrief hervor und aus den Berichten seiner Witwe über sein Reden und Tun einige Tage zuvor.
    Leider scheinen derlei Dinge nicht einmal die „Fachleute“ / „Wissenschaftler“ zu wissen. Zumindest gibt es nach meinen Erkenntnissen keine Aufklärung in der Gesellschaft darüber. Suizidalität ist „psychische Störung“ – und ist grundlegend HEILBAR UND auch durch Aufklärung weitgehend vermeidbar.
    Aber das „offizielle“ Gesundheitssystem, dominiert von der „Wissenschaft“, läßt sich nicht dazu bewegen, sich den tieferen Ursachen der psychischen Störungen / Erkrankungen zu öffnen und verschenkt also aus Dummheit (pathologische Unreife) die Chance zu wirksamer Prävention, zu grundlegender Heilung von Zigtausenden oder Millionen Menschen. Statt dessen herrscht das Primat der Psychopharmaka, die NICHT wirklich heilen, sondern nur Symptome unterdrücken – mit allen damit verbundenen Risiken.
    Analog bin ich der Meinung, daß die meisten Abtreibungen vermieden werden könnten, wenn bessere Aufklärung in der Gesellschaft stattfinden würde. Die Frauen würden nicht nur ihre Kinder austragen, sondern sie würden sie sogar wahrhaftig lieben können – und sich selbst auch.

  2. Vielen Dank für den aufklärenden Beitrag!
    Um zur Frage in der Überschrift zurückzukommen: Selbstverständlich ist eine Abtreibung so wenig eine „private Entscheidung der Frau“ wie die Entscheidung, ein Kind umzubringen, eine „private Entscheidung“ seiner Eltern ist.

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