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Arrogante Seitenhiebe auf dem Portal der Dt. Bischofskonferenz gegen die Kirche in Afrika

Von Dr. Michael Schneider-Flagmeyer

Wir sind ja nun inzwischen viel gewohnt von großen Teilen der deutschen Berufskatholiken  –   auch und besonders von denen im Internet-Portal „katholische de” der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), das aus unseren Kirchensteuern hochalimentiert wird. S159_Redner.jpg

Was sich aber am 25.11.2015 der Redakteur des Portals, Björn Odendahl, mit seinem Pamphlet „Romantische, arme Kirche” geleistet hat, ist ein einsamer Höhepunkt an selbstgefälligem deutschen katholischen Institutionalismus.

In den fünfziger Jahren hielt der große evangelisch-lutherische Theologe Helmut Thielicke vor dem Bundestag eine Rede und las den deutschen, in fetter Selbstgefälligkeit schwimmenden Verantwortlichen aus allen Institutionen  – auch aus den Kirchen  – die Leviten; er nannte sie „rotweinschlürfende und rumpsteakmampfende” Bonzen, die sich herablassend über die Armen (und doch in vielerlei Hinsicht Reicheren als wir) äußerten.

Diese Rede existiert noch auf Tonträgern der Zeit und erregte damals viel Aufsehen. Ich war noch ein Pennäler, als ich sie mit Begeisterung hörte und wurde heute daran erinnert, als ich den unverschämten und selbstgefälligen Artikel von Odendahl auf der DBK-Seite las.

Odendahl beschreibt, dass Papst Franziskus an die Ränder zu den Alten, Kranken, Armen und Ausgegrenzten gehen möchte und apostrophiert das so: „Das sagt er immer wieder. Und das tut er auch. Ob er einen neuen Friseursalon für Obdachlose eröffnen lässt oder ob ihn seine Reisen vor allem dahin verschlagen, wo die Menschen arm, aber die Kirche im Aufschwung ist: Lateinamerika, Asien oder – wie jetzt – Afrika.”  –  Auch hier macht immer der Ton mit Zwischentönen die Musik.

Und dann mokiert er sich über den Papst, wie dieser der römischen Kurie und damit allen Kurien und ihren Anhängseln der Welt und jüngst den deutschen Bischöfen bei ihrem Ad-limina-Besuch die Leviten las mit deutlichen Worten. Dass ist menschlich verständlich, denn Herr Odendahl hat richtig begriffen, dass auch das Sekretariat der DBK mit dem Anhängsel katholisch.de und er selbst gemeint war. Das tut weh  –  und wer getroffen ist, jault.Cardinal_Robert_Sarah

Warum wächst die Kirche in Afrika?

Aber dann wird es schlimm. Gnädig gesteht er dem Nachfolger des Apostels Petrus zu, dass der in vielem Recht hat, aber nicht in allem. Er äußert sich negativ über die Kapitalismuskritik des Papstes, die viel zu pauschal sei und unterstellt ihm Misstrauen gegenüber dem Fortschritt: „Das wird der alten Welt nicht gerecht und romantisiert die schlechten Zustände dort, wo Franziskus sie eigentlich verbessern will.”   –  Und nun fällt er über Afrika her:

„So wie in Afrika. Natürlich wächst die Kirche dort. Sie wächst, weil die Menschen sozial abgehängt sind und oft nichts anderes haben als ihren Glauben. Sie wächst, weil der Bildungsstand durchschnittlich auf einem niedrigeren Niveau ist und die Menschen einfache Antworten auf schwierige (Glaubens-)fragen akzeptieren. Antworten, wie sie zum Beispiel Kardinal Sarah aus Guinea [siehe Foto] gibt.

Und auch die wachsende Zahl der Priester ist nicht allein der missionarischen Kraft zu verdanken, sondern ebenso eine der wenigen Möglichkeiten der sozialen Absicherung auf dem schwarzen Kontinent.”

Geistlicher Neid aus einer sterbenden Kirche?

Es ist schon ziemlich grotesk, wenn ein hochbezahlter Angestellter der Dt. Bischofskonferenz von der sozialen Absicherung spricht, die angeblich Priester in Afrika anstreben. Das spricht nicht für Kenntnis der Verhältnisse in der blühenden Kirche Afrikas. Oder sollte hier der geistliche Neid (die invidia clericalis) eines satten (rotweinschlürfenden und rumpsteakmampfenden) Vertreters einer sterbenden Kirche halluzinieren?

Zum Schluss gibt es dann noch mal einen Seitenhieb auf den Papst und einen bemerkenswerten Schlusssatz:

„Natürlich wünscht man sich für Europa mehr Glaubensfreude und missionarische Kraft. Doch ein romantisierendes Ideal der Armut, wie es nicht nur der Papst fordert, hilft uns dabei nicht weiter. Die Kirche braucht auch einen Apparat und Geld, um Gutes zu tun.”

Mit diesem Schlusssatz hat der Redakteur der DBK-Seite wohl gemeint, dass die Kirche ihn, seine Mitarbeiter braucht und damit Geld, ihm und seinen Kollegen Gutes zu tun und diese Haltung des Portals der DBK weiter reichlich zu finanzieren. Und so waren dann auch am 25.11. die Kommentare unter dem Artikel wirklich vernichtend für Autor und Portal. Aber sicher wird die Redaktion auch noch für andere sorgen.

Hier ist nun eindeutig der Vorsitzende der DBK, Reinhard Kardinal Marx gefordert, der dringend gebeten wird, anstatt sich verächtlich über die katholischen Blogger zu äußern, sich etwas ausführlicher mit dem Internet-Portal der DBK zu beschäftigen und einigen Leuten den Ausgang zu zeigen.

Die große Internetzeitung kath.net hat ihrem Bericht zu diesem Artikel des Herrn Odendahl das Bild von Mutter Angelica vorangestellt aus ihrer berühmten Fernsehansprache, mit der sie den Wandel in der US-amerikanischen Bischofskonferenz seinerzeit eingeleitet hat: „SHAME ON YOU!”.

Unser Autor Dr. Michael Schneider-Flagmeyer ist Gründungsmitglied des Dachverbandes „Forum Deutscher Katholiken“; er leitet den Blog des Forums: http://blog.forum-deutscher-katholiken.de/

Kommentare

2 Antworten

  1. Herr Friedrich, ich habe den Eindruck, daß Sie dieses Portal als Homosexuellen-Plattform
    verwechselt haben. Für die katholische Kirche ist nicht Neigung zur Homosexualität, sondern
    deren Praktizierung eine Sünde -siehe die eindeutigen Aussagen der Bibel und die darauf
    fußenden Aussagen im Katechismus der Katholischen Kirche-. Zum Umgang mit praktizierenden
    Homosexuellen und allen anderen sündhaften Menschen gilt:Die Sünde ablehnen, aber den
    Sünder lieben. Mir scheint, daß auf dem afrikanischen Kontinent gewisse Umgangsweisen
    mit der homosexuellen Praxis, die insoweit auch von der Kirche nicht gedeckt sind, eher
    mit der dortigen Kultur und als Hinterlassenschaft aus dem Heidentum maßgeblich sind.
    Vielleicht hängt das unmenschliche Verhalten auch mit dem dort
    ja ebenfalls nicht unbedeutenden islamischen Einfluß zusammen, den Sie jedoch offensicht-
    lich bewußt nicht thematisiert haben. Warum eigentlich nicht, wo es doch bei dieser Ideologie
    unter dem Deckmantel der Religion die menschenverachtende Bestrafung als Glaubens-
    bestandteil gibt?
    Ich möchte daher die an die Adresse der katholischen Kirche gerichteten Vorwürfe eindeutig
    zurückweisen, da diese in keinster Weise mit ihrer Lehre begründet werden können.
    Im übrigen möchte ich noch ergänzen, daß die angebliche Menschenrechtsorganisation
    Amnesty International(früher stimmte das einmal), inzwischen die ungeschützten Menschen
    im Mutterleib nicht mehr schützenswert erachtet und ihre vorgeburtliche Tötung befürwortet.
    Niemand hat ein Recht, Menschen zu töten:Weder wegen seiner sexuellen Einstellung noch
    wenn es ein ungeborenes Kind oder sonst wer ist!

  2. Möglicherweise interessiert sich jemand für die Hintergründe zum Thema. Es soll nämlich kein Rassismus geschürt werden durch „katholischPunktde“.
    Hintergrund ist ein ganz anderer:

    Das evangelische Online-Magazin Chrismon schrieb im März 2014:

    „Die Kirche macht mit“
    Schlimmer noch: Die Kameruner Anwältin Alice Nkom wirft den Bischöfen vor, die Stimmung gegen Homosexuelle im Land erst anzuheizen.

    Sie setzen sich für die Rechte Homosexueller ein, zum Beispiel für Jean-Claude Mbede, der inzwischen gestorben ist. Was war da passiert?

    Alice Nkom: Mbedes Fall hatte mit einer SMS begonnen, in der er einem Bekannten seine Liebe gestand. Er hatte „Ich liebe dich sehr“ und „Sei mir bitte nicht böse“ geschrieben. Der Mann rief dennoch die Polizei. Mbede wurde festgenommen und zu drei Jahren Haft verurteilt.

    Nach seiner Verurteilung im April 2011 erklärte ihn Amnesty International zu einem politischen Gefangenen. Wie ging es weiter?

    Als man ihn im Juli 2012 auf Kaution entlassen hat, damit er in sein Dorf zurückfahren kann, ging es ihm schon nicht gut. Er hätte gleich nach seiner Frei­lassung operiert werden müssen. Aber seine Verwandten haben ihn zu Hause festgehalten. Seine Schwester sagte, sie hätte gerne, dass er an seiner Krankheit stirbt. Das ­würde sie von dem „Fluch“ befreien, der aus ihrer Sicht auf der Familie lastete.
    Auch seine Familie verurteilte ihn?

    Ja. Dabei war er bis dahin der Stolz seiner armen ­Familie, er machte sogar einen Abschluss an der Universität.

    Seine Familie wurde Jean-Claude Mbede dann zum ­Verhängnis.

    Ja, als er einmal in seinem Dorf war, hatten wir kaum ­eine Chance zu intervenieren. Zwei Tage vor seinem Tod im Januar haben wir einen Mitarbeiter dorthin geschickt, um Neuigkeiten von ihm zu bekommen. Die Verwandten haben ihn zuerst beschimpft. Dann haben sie behauptet, Mbede sei in Belgien, dabei lag er im Zimmer nebenan im Sterben. Seine Schwester hat unseren Verein für seine Homosexualität verantwortlich gemacht. Wir hatten sogar überlegt, ob wir ihn mit einem Krankenwagen rausholen lassen können, mit verkleideten Wachmännern. Aber es war zu spät. Mbede wurde nur 34 Jahre alt.

    Seine Familienmitglieder behaupteten, er sei einen ­Pakt mit dem Teufel eingegangen. Solche religiösen Metaphern hört man in Kamerun häufig. Welche Rolle spielt die Religion bei der Verurteilung der Homosexualität?

    Eine sehr verhängnisvolle. Es waren Bischöfe der katholischen Kirche, die in Kamerun den Feldzug gegen Homo­sexuelle begonnen haben. Inzwischen werden Homosexuelle für alles Böse verantwortlich gemacht, zum Beispiel für Korruption. Der Erzbischof Tonyé Bakot von Yaoundé hat 2005 in seiner Weihnachtspredigt gesagt, man bekomme nur einen Job, wenn man die Hosen ­runterlasse, wenn man sich also hochgeschlafen hat. Die Medien haben das verbreitet. Ein Jahr später erschien ­eine Liste mit 50 angeblich homosexuellen Prominenten in zwei Zeitungen.

    Sind sich Kirche und Politik in ihrer Haltung gegenüber Homosexuellen einig?

    Ja, auch wenn sie sich sonst nicht einig sind. In bischöflichen Rundschreiben wirft die katholische Kirche den Politikern kurz vor Wahlen vor, nichts gegen die Armut zu unternehmen. Und sie klagt die staatlichen Behörden an, weil sie die Mörder der zahlreichen Geistlichen, die in den letzten Jahrzehnten getötet wurden, nicht gefunden haben. Nur in ihrer Abneigung gegen Homosexuelle sind sich Kirchenleute und Politiker einig.

    Erzbischof Tonyé Bakot trat Ende Juli 2013 zurück. ­Warum?

    Bakot wird vorgeworfen, Geld veruntreut zu haben. Vielleicht hatte er zuvor geglaubt, je mehr Lärm er um die Homosexuellen macht, desto weniger achte man darauf, wie er seine Diözese führt. Homophobe sind oft Leute, die etwas zu verbergen haben. Deshalb wollen sie die Aufmerksamkeit auf die Homosexuellen lenken. Und das gelingt ihnen leider auch. Unglücklicherweise haben die Protestanten genauso geredet.

    Sie sind Protestantin.

    Ich kann aber wegen der heftigen Schmähreden nicht mehr in die Kirche gehen. Jesus sagt: Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Der Gott, der mich erschaffen hat, hat auch die Homosexuellen erschaffen. Ich war eine Presbyterianerin. Ich finde darin keinen Sinn mehr.

    Wenn man Kameruns Präsident Paul Biya glauben darf, ändert sich die Stimmung zugunsten von Homosexuellen. Sehen Sie das auch so?

    Nein, überhaupt nicht. Schon 2006 hatte Präsident Biya gesagt, Homosexua­lität sei etwas Privates und die Privatsphäre heilig. Trotzdem hat er das Gesetz, das Homosexualität unter Strafe stellt, nicht ­abgeschafft.

    Immerhin haben Sie vor kurzem erreicht, dass ein Berufungsgericht zwei Angeklagte, die für fünf Jahre ins Gefängnis gehen sollten, freisprach.

    Der Richter hatte im erstinstanzlichen Urteil argumentiert, die beiden hätten Frauenkleider getragen und Baileys getrunken, ein Frauengetränk. Also seien sie schwul. Dabei hatten sie sich nichts zu Schulden kommen lassen. Unsere Verfassung steht über dem Strafgesetzbuch, und die sagt, alle Menschen seien an Rechten gleich. Trotzdem dürfen sich Homosexuelle nicht vor Aids schützen. Denn wenn man bei zwei Männern ein Kondom findet, werden sie verurteilt. Ein Verdacht – und sei er noch so absurd – genügt. Wenn Polizisten jemanden verdächtigen, rufen sie einen Arzt, und der prüft, ob man zwei Finger in den Anus des Verdächtigen einführen kann. Wenn ja, heißt es: Aha, du bist homosexuell.

    Éric Lembembé, ein Aktivist wie Sie, wurde 2013 zu Tode gefoltert. Man hatte ihm zuvor mit Bügeleisen das Gesicht verbrannt. Wer hat das getan?

    Wir wissen es nicht. Und ich fürchte, dass man die Täter nie finden wird. Die Polizei hat keine Spuren am Tatort gesichert. Sie hat sich nicht so verhalten, als wollte sie ein Verbrechen aufklären.

    Wie schützen Sie sich gegen Todesdrohungen?

    Mit privaten Firmen. Für mich sieht es aus, als wolle der Staat mich zum Schweigen bringen. Ich habe Todesdrohungen per SMS erhalten. Die Nummern der Absender sind registriert, die Polizei könnte sie leicht nachverfolgen. Ich habe zwar Anzeige erstattet, aber nie eine Antwort erhalten. Es ist schwierig, sich in einem Umfeld zu bewegen, in dem der Staat Homophobie unterstützt.
    Information

    Gesetze gegen Schwule und Lesben: Nach Artikel 347a des Strafgesetzbuches von Kamerun sind homosexuelle Handlungen mit bis zu fünf Jahren Haft und umgerechnet 300 Euro (entspricht vier durchschnittlichen Monatseinkommen) zu bestrafen. Zwar muss die Polizei laut Gesetz die Betroffenen in flagranti ertappen. Alle 50 Mandanten, die Alice Nkom seit 2006 betreut hat, wurden jedoch allein aufgrund eines Verdachts verurteilt. Kameruns Verfassung beginnt mit der Allgemeinen Erklärung der ­Menschenrechte, nach der alle Menschen an Rechten gleich sind.

    Die Kirchen als Scharfmacher: Nicht nur in Kamerun, auch in anderen afrikanischen Staaten gelten die Kirchen als treibende Kraft hinter Gesetzesverschärfungen, die sich gegen Homo­sexuelle richten – nicht nur die evangelikalen Gemeinschaften und Pfingstkirchen. So drohten afrikanische Bischöfe vor zehn Jahren, sich von der anglikanisch-presbyterianischen Welt­kirche abzuspalten, weil in den USA ein be­kennender homosexueller Pfarrer zum Bischof ordiniert werden sollte.

    Tansanische Lutheraner kündigten an, sie würden die Gemeinschaft mit ihrer deutschen Mutterkirche beenden, ­wenn diese weiterhin homosexuelle Pfarrer beschäftige.

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