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Astronom Freistetter: Warum das Motto „Wer heilt, hat recht“ nicht rechtens ist

In der sog. „Alternativ-Medizin“, aber auch in esoterischen oder charismatischen Kreisen hört man immer wieder das Totschlag-Argument „Wer heilt, hat recht“, sobald kritische Anfragen einer Antwort bedürfen. shutterstock_114300748-140x94

Abgesehen davon, daß der Zweck bzw. Erfolg noch lange nicht automatisch die Mittel heiligt, ist dieser Grundsatz auch für sich allein betrachtet sehr fragwürdig.

Der Astronom und Publizist Florian Freistetter veröffentlicht regelmäßig Kolumnen in der österreichischen Tageszeitung „Standard“, so auch am 7. Juli 2015 online zu diesem Thema:  http://derstandard.at/2000018659912/Alternativmedizin-Wer-heilt-hat-recht?_blogGroup=1&ref=rec

Der Autor erklärt, daß bei diesem Spruch „Wer heilt, hat recht“ oft die Kausalität (Ursächlichkeit)  mit der Korrelation verwechselt wird, also der ungefähren Gleichzeitigkeit oder Nacheinanderfolge von Ereignissen.

Freistetter schreibt eingangs: Pillen-568x378

„Ist es nicht müßig, über Homöopathie zu diskutieren, Bachblüten zu kritisieren oder darauf hinzuweisen, dass all diese angeblichen Therapien mit echter Medizin nichts zu tun haben, wenn doch am Ende kranke Menschen wieder gesund werden? Wer heilt, hat eben recht und dabei interessiert es keinen, ob die „Schulmedizin“ mit der Methode ein Problem hat.“

Doch der simple Spruch, der auf den ersten Blick so einleuchtend erscheint, ist deshalb noch lange nicht beweiskräftig, wie der Astronom weiter ausführt:

„Denn es macht einen Unterschied, ob eine Therapie kausal für die Verbesserung des Zustands einer kranken Person verantwortlich war. Oder ob ein „Heiler“ einfach nur anwesend war, während eine Krankheit von selbst verschwand bzw. sich der Zustand aus Gründen, die nichts mit dem Heiler selbst zu tun haben, veränderten. Es handelt sich dabei um das klassische Problem von Korrelation und Kausation. Wir Menschen neigen dazu, Dinge, die zeitlich kurz hintereinander stattgefunden haben, automatisch in eine Ursache-Wirkung-Beziehung zu stellen.“

Man könne sich gewiß glücklich schätzen, so der Verfasser, wenn man sich nach einer alternativmedizinischen Behandlung besser fühle als vorher:

„Aber dass tatsächlich etwas stattgefunden hat, das den medizinischen Begriff „Heilung“ verdient, ist damit noch lange nicht belegt. Und schon gar nicht, dass irgendwer „recht“ hat. Denn selbst wenn wirklich eine echte Heilung eingetreten ist, ist nicht automatisch klar, ob sie auch genau aus den vom Heiler behaupteten Gründen passiert ist.“

Dazu kommt der psychologische Placebo-Effekt, der mancherlei Symptome zu lindern vermag, manchmal auch positiv auf die Krankheit selber wirkt, zumal er unsere Selbstheilungskräfte stärkt.
Zudem wird die Alternativ-Medizin oft ergänzend zur Schulmedizin angewandt, aber ein Erfolg dann gerne den Globulis, der Akupunktur oder der „Bachblüten“-Methode etc. zugeschrieben.

Kommentare

9 Antworten

  1. UND WAS will uns dieser Astronom Freistetter nun eigentlich sagen?
    Wenn man den objektiven Heilungserfolg abspricht > dann gibt es gar keine Objektivität.
    Es geht hier ja überhaupt nicht um Recht haben.
    Sondern dass die irrenden Kritiker sich mit Millionen von anderen Scharlatanen irren. Gott sei Dank – erkennen die meisten, die schweigen zu dieser Debatte – ihre Scham vor den HERRn

    1. Es gilt ja in erzkonservativen Kreisen immer gleich das Totschlagargument: Wer dummes Zeug erzählt – hat recht. Und wo sich zwei davon verwirrte unterhalten – hat immer jemand Schuld daran. Gott sei Dank! hat die moderne Esoterik Schuld abgeschafft > es gibt nur noch Unverständnis und mangelnde Bereitschaft mit dem Leben in Einklang zu leben. Auch wen es wirklich eine christliche Strömung gab im Mittelalter, die sich Harmoniker nannten – und sage und schreibe 200 Jahre vor Kolumbus als die „weißen Götter“ Viel Silber und etwas Gold aus später India-merika schifften.
      Auch das Logik von Logos kommt, und damit eine echte etymologisch direkt vom Himmel vermittelte christliche Fähigkeit ist, ohne die man ab den 28. Lebensjahr nicht auch christlich Christus folgen kann oder Jesus, geschweige Christus-bewusst leben kann, so ganz ohne Schilddrüsenprobleme und Kirchbankhämoirriden.
      Auch die Verletzung und Verunglimfung des Heils, das von den Juden kommt lässt bösen unartigen Antisemitismus auflodern. Am schlimmsten jedoch wiegt die Verführung für unschuldige reine Katholiken und Christen ihren Schöpfer abzuerkennen – und sich als Geschöpf. Ein direkter Kausalitätsbruch bis in Gottes Odem, Mund und Hände! Sehr schlimm, böse, böse!

      Historisch ist die heutige Physik eine Frucht der Magie in älteren antiken Kulturen – oder ein evolutionärer Nachkümmerling dieser gewaltigen Tradition in der alles noch EINS war und Heil.

      1. Mit dem Placebo-Effekt hat Astronom-Freistetter ein tolles Eigentor geschossen, weil gerade dieser die Hauptheilanteil der Schulmedizin ermöglicht. Auch diese ist eher eine Hochschulmedizin mittlerweile. Ein atheistischer Nihilist – wer alle Möglichkeiten relativiert = verwässert. Die Homöopathie hat ja nichts mit Glaube zu tun, da sie sich subjektiv in einer somatischen Selbstreflexion objektiviert und man das bloße Ergebnis des Wirkens der Homöopathie bekommt – oder die die nur der Körper sein wollen, eben nichts spüren, was dann eben so ist wie es ist. Das hätte dann auch nichts mit Recht-haben zu tun, nicht mehr – und wäre damit ein echter Problem-löse-Ansatz! (für die Logiker und Gläubigen).

  2. Medizin & Alternatives Heilen, GreWi-Shortcuts
    Kontroverse um aktuelle Homöopathie-Studie mit positivem Ergebnis

    Maharashtra (Indien) – Eine im Nature-Fachjournal „Scientific Reports“ veröffentlichte Studie soll angeblich den wissenschaftlichen Beweis für die unter Schulmedizinern höchstumstrittene Wirkung der Homöopathie erbracht haben. Erwartungsgemäß regt sich gegen die Publikation schwergewichtiger Widerstand – und tatsächlich haben Kritiker auch einige Unstimmigkeiten in der Veröffentlichung ausgemacht. Die Autoren erklären diese jedoch mit unabsichtlichen Fehlern beim Zusammenstellen des Manuskripts und bloßen Tippfehlern, wie sie an der Aussage und wissenschaftlichen Schlussfolgerungen nichts ändern würden. weiterlesen…

    https://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/kontroverse-um-aktuelle-homoeopathie-studie-mit-positivem-ergebnis20181012/

  3. Der Ausspruch „Wer heilt, hat recht“, stammt m.W. von Paracelsus, der damit ausdrücken wollte, auch wenn man sich die Wirkungsweise eines Medikaments nicht erklären kann, muss man die Wirkung als solche anerkennen.

    Und das gilt m.E. auch für die heutigen „alternativen“ Methoden: Wenn nachweisbar eine Besserung eintritt, dann ist die Wirkung anzuerkennen, gleichgültig ob die Schulmedizin sich die Wirkungsweise erklären kann oder nicht. Aber es muss eben nach wissenschaftlichen Methoden statistisch nachweisbar sein.

    Wovon ich allerdings nichts halte ist, die Schulmedizin automatisch als „gut“ und irgendwie „richtig“ und andere Methoden von vornherein als gefährlich und „okkult“ zu betrachten.

  4. Die Kritik des Autors ist zwar im Ansatz berechtigt, aber auch dieser Satz ist logisch falsch, den er schreibt:

    „Es handelt sich dabei um das klassische Problem von Korrelation und Kausation. Wir Menschen neigen dazu, Dinge, die zeitlich kurz hintereinander stattgefunden haben, automatisch in eine Ursache-Wirkung-Beziehung zu stellen.“

    Dazu möchte ich feststellen, dass eine „Korrelation“ nicht ein „zeitlich kurz hintereinder Stattfinden“ ist, sondern tatsächlich eine „Wechselbeziehung“ meint. Was der Autor hier definiert hat, ist demgegenüber wohl eher das, was man als „Koinzidenz“ nennt, die keine Wechselbeziehung aufweist, sondern „zufällig“ zusammentrifft. Korrelationen weisen aber in aller Regel eine Häufung auf (treffen mehrfach zu), Koinzidenzen dagegen sind prinzipiell einmalige Ereignisse.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Korrelation#Von_der_Korrelation_zum_Kausalzusammenhang
    https://de.wikipedia.org/wiki/Koinzidenz

    Welcher genauen Art diese „Wechselbeziehung“ in einer Korrelation ist, muss in jedem Einzelfall geklärt werden. Man kann aufgrund einer Korrelation einen Kausalzusammenhang vermuten, aber nicht zwingend annehmen. Diese Vermutung muss in einer wissenschaftlichen Studie ergebnisoffen geprüft werden. Berühmt war hier die Debatte darum, ob die Häufung einer Korrelation von Lungentumoren und Rauchen auch eine kaulsbeziehung darstelle.

    Die Alternativmedizin wählt sehr häufig andere Ebenen als die, die die Schulmedizin überhaupt als gültige und relevante, wissenschaftlich untersuchbare Ebenen akzeptiert.

    Beispiel: Eine Arznei in einer hohen homöopathischen Potenz hat zwar chemisch vermutlich nicht mal mehr ein Teilchen der heilenden Substanz in sich, aber die klassischen Homöopathen argumentieren damit ja auch gar nicht. Sie behaupten vielmehr, die chemische Substanz hinterlasse einen physikalischen Abdruck z.B. in Form von Oberflächenspannungen im Heilmittel, und der wirke auf nicht-chemischem, physikalischem Weg. Eingebettet ist dies wiederum in eine Heillehre, die davon ausgeht, man heile, indem das Heilmittel den Körper mit einer Art „Struktur des Giftes“ konfrontiere, dessen Struktur bereits organische Abläufe stört.

    Das dürfte wohl tatsächlich eine Glaubenssache sein.
    Ich glaube das nicht, aber die es glauben, glauben im Rahmen einer Theorie, über deren Prämissen kaum „wissenschaftliche“ Klarheit zu erzielen ist. Es handelt sich um eine esoterische Lehre… und führt vor Augen, dass auch die Meinung, man könne wissenschaftlich esoterische Prämissen widerlegen, an eine Grenze stößt.

    Der Satz „Wer heilt, hat recht“ ist logisch leer, weil das Rechthaben nicht geklärt wird: Es kann moralisch gemeint sein („Der Heiler handelt gut und recht – im Sinne einer Tugend“) oder logisch („Der Heiler stellt fest, was wahr ist“) I
    Im letzten Ende ist der Satz eine Tautologie: „Wer heilt, hat einen gesund gemacht.“

    Es handelt sich also um einen klassisch rhetorischen Satz, mit dessen Hilfe man suggestiv überzeugen, aber nicht beweisen kann.

    Ob allerdings nur die Alternativmediziner mit solchen Bandagen kämpfen?

    1. „Wer heilt, hat recht!“ Dem ist unbedingt zuzustimmen, wenn der Satz richtig verstanden ist. Das Heilen ist das Kriterium jeder Medizin, jeder curativen Maßnahme. Die Wirkmechanismen sind auch in der Schulmedizin nicht kausal verstanden. Wer bei dem zitierten Satz Verständnisproblem hat, hangle sich an einer leichten Umformulierung entlang: „Wer heilt, ist berechtigt.“ Berechtigt zu was? Seine Heilmethode anzuwenden. Sogar auch am Sabbath, müßte man mit Jesus ergänzen . . .

      1. Okay – das ist die dritte Variante des Verstehens von „Wer heilt, hat recht.“
        Rechthaben im Sinne von „das Recht haben zu“.
        Mit Einschränkungen kann man den Satz gelten lassen – es sei denn diesem empirischen Heilen steht etwas Triftiges anderes, also eine „Nebenwirkung“ entgegen.

        Allerdings nimmt die Schulmedizin kausale Zusammenhänge an, vielleicht nicht immer und zwanghaft, aber im wesentlichen schon.

        Man macht ja daher auch Medikamente- oder Therapieversuche und misst, wie oft und wie weit sie wirken.

      2. Eine Nebenwirkung im Resultat Heil wäre nicht heil oder geheilt! „Gesundheit“ wäre eine vollkommene Harmonie des gesamten Menschenwesens (in allen Gliedern und Ebenen).
        Davon kann in der heutigen Medizin keine ernsthafte Rede sein. Auch energetische oder professionelle Heiler würden das als Glücksfall bezeichnen.

        Wer in einer Recht-habens-Krise oder -Problematik steckt für den wäre Recht zu haben kurzfristig Glück-haben. Doch auch hier ist versteckt das Problem – die Trennung von Gott.
        Wenn man diese abscheuliche Entwicklung sich ansieht > sind es aus menschlicher Sicht im Alltag – lauter praktische Verbote die Intelligenz, Eigenverantwortung und Selbstbestimmung des Menschen bekämpfen bis abschaffen wollen. Jetzt müsste man also den Unterschied zwischen Verbot und Dogma noch heraus arbeiten. Aber es gibt auch außerhalb von nachvollziehbaren Dogmen – Millionen Menschen die sturr alles mögliche glauben, das so oder so sein soll. Es geht um geistige Freiheit und Beweglichkeit des Menschen.
        Wenn sie Mediziner sind – geht es auch um Demenz im Alter, natürlich.

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