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Aufschlußreiche Gräber aus spätantiker Merowingerzeit bei Theißen entdeckt

Seit Mitte April 2017 führt das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Sachsen-Anhalt im Zuge des Neubaus der Ortsumfahrung der B91 östlich von Theißen archäologische Ausgrabungen durch.
Auf einer Gesamtfläche von 29.000 m2 werden zwischen den Ortschaften Theißen und Nonnewitz sechs Fundstellen ausgegraben. Das 13-köpfige Ausgrabungsteam konnte bisher knapp 800 Befunde dokumentieren und etwa 10.000 Funde bergen.

Nach der Entdeckung des slawischen und bronzezeitlichen Siedlungs- sowie Bestattungsplatzes weisen die neuesten Untersuchungsergebnisse auf eine vielfältige und kontinuierliche Besiedlungsgeschichte der Region hin.

So wurde nun auf der Fundstelle 4 ein Friedhof aus der Merowingerzeit (6. Jh.) aufgedeckt. Er umfasst etwa 15 Gräber, darunter auch mindestens drei Niederlegungen von Pferden.

BILD: Der »Krieger« mit dem Schwert auf seiner linken und Überresten einer Lanze auf der rechten Seite. (Foto: Klaus Bentele)

Wie zu dieser Zeit üblich, wurden die Verstorbenen in gestreckter Lage, auf dem Rücken und mit dem Kopf nach Westen liegend, bestattet. Fibeln, Anhänger oder Perlen aus Bronze und Glas liefern Informationen zu Tracht und Bräuchen der Zeit. Den Männerbestattungen wurden häufig Waffen beigelegt.

Der Erhaltungszustand der Knochen ist schlecht. Dennoch brachten die Untersuchungen auch einige rätselhafte Befunde ans Tageslicht.

Besonders ragt die Bestattung eines »Kriegers« hervor (siehe Foto). Allein seine Größe von fast zwei Metern unterscheidet ihn von den anderen Verstorbenen. In seinem linken Arm hält er ein eisernes Schwert. An seiner rechten Seite befinden sich die Überreste einer Lanze. Seine Kleidung wurde gegürtet und mit einer Fibel geschlossen.

Abergläubisch motivierte Gräber von  „Wiedergängern“?

Eine weitere Bestattung gibt mehr Rätsel auf, als sie Antworten liefert. Der Bestattete liegt auf dem Bauch mit dem Gesicht nach unten. Im Gegensatz zu den restlichen Bestattungen ist dieses Skelett mit dem Kopf nach Osten ausgerichtet. Die Hände sind vor dem Becken positioniert und waren wahrscheinlich gebunden.

Hervorzuheben ist eine knapp 50 cm lange »Stange« aus Eisen auf Rücken und Kopf des Bestatteten. Allerdings berührt sie den Schädel nicht, sondern liegt knapp über ihm. Aufgrund der unüblichen Körperlage handelt es sich nicht um eine reguläre Bestattung, könnte aber eine sog. Wiedergänger-Niederlegung darstellen.

BILD: Vermutlich ein „Wiedergänger“  – mit dem Gesicht nach unten und  mit einer Eisenstange durch die Brust fixiert (Foto: Klaus Bentele)

Derartige Wiedergängervorstellungen, denen zufolge die Rückkehr mancher Verstorbener als den Lebenden übel gesinnte Untote befürchtet wurde, waren im Frühmittelalter vor allem im slawischen Besiedlungsraum verbreitet, sind aber auch dem germanischen Gedankengut nicht fremd.

Die Bauchlage mit dem Gesicht nach unten sollte verhindern, dass der Tote zu einem Wiedergänger wurde, indem die Seele nicht aus dem Grab entweichen konnte beziehungsweise in die falsche Richtung geleitet wurde.

Im Falle der Bestattung von Theißen könnte der eiserne Gegenstand im Bereich des Rückens als eine zusätzliche Vorkehrung gedient haben, um das »Wiederkommen« zu verhindern. Es ist nicht auszuschließen, dass der Verstorbene mit Hilfe des durch die Brust getriebenen Gegenstands in der Erde fixiert wurde, die Eisenstange jedoch später zur Seite fiel.

Quelle für Text und Fotos: http://www.lda-lsa.de/aktuelles/meldung/datum/2017/10/11/merowingerzeitliche_graeber_bei_theissen_entdeckt/
 

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