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Aus der Ansprache von Dr. Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, beim Treffen mit dem Papst am 22.9.2011

 „Beziehungen zwischen Kirche und Judentum haben sich dramatisch verbessert“

Hochverehrter Papst Benedikt,

es ist uns eine große Ehre und Freude, dass es im Rahmen Ihrer Deutschlandreise, anknüpfend an Ihren bemerkenswerten, historischen Besuch in der Kölner Synagoge im Jahr 2005, der, soweit ich weiß, der aller erste Besuch eines Papstes in einer Synagoge außerhalb von Italien gewesen war, heute hier zu dieser Begegnung zwischen uns kommt.

Sie haben heute hier schließlich ein mehr als anspruchsvolles, ein ehrgeiziges, ein fast schon: sportlich forderndes, intensives und höchst straffes Besuchsprogramms.

Dass Sie dennoch Zeit für dieses Treffen gefunden haben, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben, zeigt uns, dass Ihnen der Dialog mit dem Judentum eine wirkliche Herzensangelegenheit ist. Wir begrüßen Sie daher ganz besonders herzlich mit dem traditionellen jüdischen Gruß und dem jüdischen Willkommens-Segen: „Baruch Haba!“

Schön ist es, zu Recht feststellen zu können: Die Beziehungen zwischen der Katholischen Kirche und dem Judentum haben sich in den vergangenen Jahrzehnten wirklich ganz dramatisch verbessert. So viele Menschen auf allen Seiten haben daran ganz großen Anteil.

Und wir wissen sehr wohl, dass gerade Ihnen ganz persönlich die Versöhnung mit dem Judentum immer schon wichtig, ja absolute Herzenssache war und ist. (…)

Die Kontakte zwischen der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und der katholischen Kirche hier im Land sind inzwischen ganz besonders vielfältig, vertrauensvoll, verlässlich und eng. Das spüren wir immer wieder besonders deutlich, gerade auch einmal in schwierigen Situationen. Aber gerade dann soll sich Freundschaft doch schließlich bewähren  –  und das erleben wir auch immer wieder hier auf wirklich bewegende Art und Weise. Für diese gelebte Solidarität und gewachsene Loyalität will ich mich hier ausdrücklich von Herzen bedanken.

Unser Dialog bleibt uns so wichtig, er ist aber auch kein Selbstzweck. Und wir alle müssen uns an dessen Ergebnissen messen lassen. Und dass unser gutes Verhältnis sogar noch besser, noch enger, noch herzlicher werden möge – das ist es doch, was wir im Innersten eigentlich alle gemeinsam hoffen und wünschen!

Hochverehrter Papst Benedikt, ich möchte deshalb die heutige Gelegenheit nutzen und für einen lebendigen, offenen, vertrauensvollen, temperamentvollen und auch lebensbejahenden Dialog miteinander werben. Für einen Dialog der kurzen Wege, der engen Freundschaft, der vertrauten Partnerschaft und der freundschaftlichen Herzlichkeit  – für einen Dialog, in dem das offene Wort geschätzt und gefordert wird und das tief begründete Vertrauen immer noch weiter wachsen möge. (…)

Wir sollten im Geiste wissen und in unseren Herzen auch immerzu spüren: Uns verbindet doch so viel. Uns verbindet doch so viel mehr als uns je trennen kann. Wir haben schließlich so starke gemeinsame Wurzeln  –  vielleicht sollten wir das gelegentlich gemeinsam noch häufiger und noch stärker nach außen kommunizieren. Denn: Wir haben doch wirklich so starke gemeinsame Wurzeln – wie sollten sie denn nicht gemeinsam Früchte tragen können?

Und das wünschen wir uns doch: Dass die Fülle und die Früchte der Gemeinsamkeiten wachsen und blühen mögen. Sicher: auch dann werden, weil die Welt so ist, wie sie ist, unsere gemeinsamen Bäume noch immer nicht in den Himmel wachsen. Vielleicht kommen wir alle aber denn doch dem Himmel so ein ganz klein wenig näher.

Und wir selbst wachsen vielleicht so gemeinsam am dem, was uns bindet und verbindet  –  wie schön wäre das doch!

Wir sind hier zusammen, wir glauben zusammen – und wir gehören ganz einfach auch zusammen! Lassen Sie uns daher gemeinsam die Verantwortung dafür tragen, dass dieses gemeinsame Fundament von herzlicher Freundschaft, von verstärktem Vertrauen und von neuer Nähe immer weiter und immer noch mehr gestärkt und gefestigt wird.

Wir jedenfalls wünschen uns das von ganzem Herzen.

Die vollständige Rede Dr. Graumanns finden Sie auf www.domradio.de

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