Während Obama in den meisten deutschen Medien, zumal im öffentlich-rechthaberischen Fernsehen, seit Jahren – sogar schon vor Beginn seiner ersten Amtszeit – zum Superpräsidenten und obersten Sympathieträger hochgejubelt wird, bekam sein Herausforderer Romney einen Seitenhieb nach dem anderen serviert, inbesondere in linksdralligen TV-Talkrunden, wenn man von rühmlichen Ausnahmen (wie zB. dem Hamburger Rechtsanwalt Joachim N. Steinhöfel) einmal absieht.
Im Ausland, zumal in der Schweiz, wird die politische Großwetterlage überm großen Teich insgesamt weitaus nüchterner betrachtet – das gilt auch für die Presselandschaft der Eidgenossen.
Aktuelles Beispiel: Markus Somm, Chefredakteur der „Basler Zeitung“, veröffentlichte am heutigen Mitwoch , den 7. November, einen klarsichtigen Kommentar unter dem Titel: „Amerika hat gewählt – den Falschen.“
Der Zeitungs-Chef beginnt seine Analyse folgendermaßen:
„Weitere vier Jahre Obama. Nun dürfen wir weiter mit einer schleppenden, halbherzigen, ruhelosen Politik in den USA rechnen. So wird der Westen nicht genesen. Es gehört sich nicht, das Ergebnis einer demokratischen Wahl zu beklagen, und dennoch muss ich festhalten:
Barack Obamas Wiederwahl ist keine gute Nachricht – für Amerika nicht, noch für den Westen insgesamt.“
Markus Somm fügt hinzu:
„Amerika wird also weitere vier Jahre lang einem sozialdemokratischen Experiment unterworfen werden und sich so dem – erfolglosen – europäischen Vorbild annähern.
American Exceptionalism? Was bleibt vom amerikanischen Sonderfall? Wir klassischen Liberalen werden sehen – mit wachsendem Unbehagen, mit ernsten Befürchtungen.
Der Chefredakteur erwähnt, daß der neu gewählte Präsident „selbst manchen Anhängern inzwischen als arrogant und beratungsimmun“ erscheine, so daß er seine bisherige Politik leider fortsetzen werde:
„Anders als Bill Clinton zählt er nicht zu jenen Politikern, welche sich von gewandelten Mehrheitsverhältnissen beeindrucken liessen. Im Gegenteil, auch wenn knapp bestätigt: gewählt ist gewählt. Niemand wird das mehr beherzigen als Obama.
Das gibt Anlass zur Sorge. In Washington verharrt das Repräsentantenhaus unter republikanischer Kontrolle, während im Senat auch künftig die Demokraten herrschen.
Womit heute schon absehbar ist, dass die Blockade, die seit zwei Jahren das politische Leben der USA prägt, aufrechterhalten bleibt.
Für Amerika ist das schädlich, weil weder Schulden noch Rekorddefizit so abgebaut werden dürften – und ich halte es deshalb für wahrscheinlich, dass sich die schwächelnde Wirtschaft nicht so bald erholt.“
Quelle und vollständiger Artikel hier: http://bazonline.ch/ausland/us-wahlen/Amerika-hat-gewaehlt–den-Falschen/story/16427115
Eine Antwort
Das war doch eher die Wahl zwischen Scylla und Charibdis. Außerdem kann von den USA die Genesung des Westens wohl nie erwartet werden.