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Bedeutet Weihnachten für uns "Licht von oben" oder "Macht von unten"?

Dorothee Sölle und ihre marxistische „Theologie“soelle

Die vor 13 Jahren verstorbene protestantische Theologin Dorothee Sölle war vor allem in den 70er und 80er Jahren in Medien und Öffentlichkeit sehr beliebt, da sie  – weitgehend dem damaligen Zeitgeist entsprechend – ein marxistisch orientiertes „Christentum“ vertrat, das sie vor allem in den von ihr organisierten „Politischen Nachtgebeten“ in Köln propagierte. 
Freilich war ihre Kritik an einem verbürgerlichten, verkitschten und sentimentalen Glauben zum Teil durchaus berechtigt. Auch ihrem Widerspruch gegen jenen evangelischen Fideismus, der vereinfacht gesagt als „Glaube ohne Werke“ verstanden wurde, wird man gerade aus katholischer Sicht grundsätzlich zustimmen können.
Allerdings vertrat Sölle letzten Endes das andere Extrem, eine neue Art der „Werkgerechtigkeit“, freilich im marxistischen Gewand und mit sozialpolitischer Ausrichtung.
Das Christentum wurde von ihr fast völlig entdogmatisiert und auf ein linksgestricktes Mitmenschlichkeits-Pathos reduziert, garniert mit einigen passend erscheinenden Bibelworten.

Befreiung der Welt statt Erlösung des Menschen

Bei Licht betrachtet handelt es sich um einen Pelagianismus „in rot“, um Selbsterlösung durch Weltverbesserung, um „Befreiung“ statt Erlösung.
Dies zeigt sich deutlich in Sölles weihnachtlichen „Betrachtungen“, womit das erste Kapitel in ihrem Buch „Das Recht ein anderer zu werden“ beginnt. Die Autorin staweihnachten-maria-jesuskindnd offenbar nicht nur mit der Kommasetzung auf Kriegsfuß (schon im ersten kleingedruckten Satz auf der Titelseite fehlen zwei Kommas!), was zu verschmerzen wäre, sondern mit dem Fundamenten des christlichen Glaubens, die sie durch ihre sozialistische Brille ersetzte.

So beginnt das Buch unter dem Titel „Macht von unten“ mit den Worten: „Weihnachten ist nicht…so etwas wie „Licht von oben“. Weihnachten ist…Macht von unten. Nicht mehr, nichts Besseres, nichts Höheres.“
Aha. Dann beschwert sich die Verfasserin über angebliche Defizite im christlichen Weihnachtsbewußtsein, die bisweilen sehr konstruiert wirken:
„Vor lauter Stern haben wir uns angewöhnt, den dreckigen Stall zu übersehen, vor lauter Königen die verängstigten Hirten vergessen oder zu idyllischen Schäfern gemacht.“  – Vom ärmlichen Stall und und ebensolchen Hirten ist aber selbst in bürgerlicher Weihnachtstümmelei durchaus die Rede, doch Sölle will die christliche Botschaft auf völlig weltliches Niveau herunterschrauben und findet das wohl besonders revolutionär: „In den Kirchen hört man viel über Lobgesang, aber nichts darüber, wie lange die Wehen bei Maria dauerten und ob sie sehr schrie.“
Frau Theologin hat nichts vom Wesen der Inkarnation (Menschwerdung Gottes in Christus) begriffen, sonst wüßte sie auch, daß sie völlig unangemessen mit dem Geheimnis der jungfräulichen Geburt unseres Erlösers umgeht.

„Gott wird immer wieder Mensch…“

In typisch marxistisch-„christlicher“ Manier löst sich bei ihr die Weihnachtsbotschaft ohnehin in Bewußtseinsverbesserung und sozialer Weltgestaltung auf, weshalb sie schreibt, daß der Satz von der Menschwerdung Gottes zweierlei bedeute: „Gott wird immer wieder Mensch“ sowie „Gott wird immer mehr Mensch“.Weihnacht 2013.001
Den biblisch-kirchlichen Glauben, wonach Gott in Christus Mensch geworden ist, lehnt sie ab, das sei „eine Art Götzenbild“, der wie ein Stein gegen andere Religionen benutzt werden könne: „Der Satz, daß Gott Mensch geworden ist“ sei in der Geschichte der Christenheit u.a. zum „Mord an den Juden“ benutzt worden, weil sie an jene Aussage nicht glaubten: „Ich meine, das sei ein Grund, jenen Satz zu korrigieren.“

Abgesehen davon, daß Verbrechen gegen Juden sich in ihrer Pseudo-Rechtfertigung weniger aus der Weihnachtsbotschaft als vielmehr aus einer fehlgedeuteten Passionsgeschichte herleiteten, spricht der Mißbrauch einer Sache doch nicht gegen die Sache selbst.
Andernfalls könnte man die Heilige Schrift (deren Aussagen häufig falsch vereinnahmt wurden) insgesamt dem Reißwolf übergeben, auch um damit vorsorglich künftigen Mißbrauch zu verhindern….

„Gott wird immer mehr Mensch…“

Für Sölle ist klar: „Gott wird immer wieder Mensch, auch heute. „  – Alles löst sich bei ihr in Mitmenschlichkeit auf, denn Gott sei „immer noch die falsche Chiffre, wenn er als Licht von oben und von außen in eine trübe Welt einfiele“. Vielmehr solle er gedacht werden als „die Macht von unten, die unten anfängt, die Befreiung für alle herzustellen“.
Aber nicht nur dies: „Gott wird nicht nur immer wieder Mensch, er wird auch immer mehr Mensch.“ –  Damit zielt sie auf den marxistischen Fortschrittsglauben ab, wonach die „Befreiung“ (klassenlose Gesellschaft, Anti-Kapitalismus) das klare lineare Endziel der Menschheitsgeschichte sei.
Der „Vatergott im Himmel“ sei ein „unweihnachtlicher“ Gott, denn  –  so Sölle weiter – „dieses Geist- und Himmelswesen, das keines Fleisches fähig ist, ist heute tot in dem Sinne, daß kein Bedürfnis mehr nach seinem Eingreifen besteht. Tot ist der Gott, der nicht Mensch geworden ist.“
Doch den Ausdruck Menschwerdung bezieht die Autorin eben nicht konkret auf die Inkarnation Christi, sondern lehrt vielmehr, daß Gott durch Mitmenschlichkeit, Solidarität und Befreiung auf Erden zum „Menschen“ wird.

Wählen zwischen Gott-Vater und dem Menschen-Bruder

Es gäbe für jeden von uns Situationen, so schreibt sie weiter, „wo er wählen muß zwischen dem ewig thronenden Vater und dem nichts als ein Mensch gewbild-jesus-obenordenen Bruder.“
Sölle trennt, wo sie verbinden sollte  –  sie spaltet die Gottesliebe und die Nächstenliebe auf, spielt beides gegeneinander aus. Auch hier gilt aber das Wort Christi: „Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen“ – das gilt auch für das Wechselspiel, für den untrennbaren Zusammenhang von Gottes- und Nächstenliebe.

Dabei verblaßt aber auch die Nächstenliebe in dieser marxistischen Sichtweise zu einer Allerweltsliebe bzw. Fernstenliebe, denn sie plädiert direkt in diesem Kontext für eine „erwachsene, weltliche politische Arbeit an der Humanisierung unserer Erde“, jener „Macht von unten“, welche sie dem kritisierten „Licht von oben“ entgegenstellt. Daher wendet sie sich dagegen, Christus „einzumauern in dogmatische Richtigkeiten“.
Letzten Endes landet die politisierende Dame bei einer Gott-ist-tot-„Theologie“: „Wir stehen an einem Punkt, wo das Sterben des alten, den Kindern allmächtig erscheinenden Vaters noch viele beunruhigt.“
Was wirklich beunruhigt, ist die Tatsache, daß es Sölle gelungen ist, mit ihrer marxististischen Verfremdung der christlichen Botschaft viele Zeitgenossen vom wirklichen Inhalt des Glaubens wegzuführen hin zu einer politischen Ideologie, der sie lediglich ein christlich erscheinendes Mäntelchen umhängte.
Erstveröffentlichung des Beitrags von Felizitas Küble bei der internationalen kath. Nachrichtenagentur ZENIT: https://de.zenit.org/articles/bedeutet-uns-die-weihnachtsbotschaft-licht-von-oben-oder-macht-von-unten/
 
 

Kommentare

10 Antworten

  1. Wir müssen uns vielleicht auch mal wieder vergegenwärtigen, dass die heilige Schrift Aufzeichnungen aus dem Wirken und Leben Jesu beinhalten und die chronologische Fortschreibung der gesellschaftlichen Verhältnisse zu Mose Zeiten und dessen Begegnung mit Gott auf dem Berge Sinai das Besondere von Jesu Leben und Wirken hervor heben.
    Das ist ein gewaltiger Unterschied zum Idealismus von Marx, der aber nicht viel mit Glauben zu tun hat, sondern einer Ideologie aus Marx seiner Feder darstellt.
    Die Sölle-Theorie entbehrt jeglicher Glaubensgrundlage, denn eine vollständig weltlich geprägte religiöse Sicht kann keine Religion sein, deren Inhalt sich auf Alpha und Omega, unsere Daseins-Dynamik als Erdenkinder und auf unseren Platz im Universum bezieht.
    Ich kann genauso gut behaupten, wie Frau Sölle anlehnend an die Inquisition, dass wir verpflichtet sind, als öffentliche Objekte für weltliche Bedürfnisse zur Verfügung stehen zu müssen, was uns als Menschen mit Würde degradiert. Quasi Lustobjekte, die Grüne gerne hätten und von der Idee nicht lassen können, die Schutz bedürftigen Kinder mit ihren zerbrechlichen Seelen durch das Bildungssystem zur sexuellen Hörigkeit mit Erwachsenen zu erziehen.
    Frau Sölle hat entweder Theologie studiert, um sich extenziell ab zu sichern und war nie gläubige Christin, oder sie hat sich von dem Virus einer politischen Ideologie (weswegen es auch immer wieder blutige Machtkämpfe und wachsendes Unrecht gibt) infizieren lassen.
    Dass sie Christin gewesen sein soll, nehme ich Frau Sölle nicht ab, und die reißenden Wölfe, die sich als Hirten ausgeben, sind schon längst unter uns und führen uns zur Schlachtbank. Da ich mit dem Marxismus-Leninismus in einer Diktatur groß geworden bin, weiß ich auch, welche zerstörerische Kraft einer solchen politischen Ideologie inne wohnen kann, bestes Beispiel unsere politisch ideologischen Kirchenfürsten und Sölle.
    Es war auch Karl Marx, der am Ende seines Lebens gesagt haben soll, hoffentlich wird meine Ideologie nie von den Menschen umgesetzt, weil er am Schluss erkannte, das sein Idealismus ein Dolchstoß für die Praxis und die Lebenswirklichkeit ist.

  2. Auch wenn ich in meiner Glaubenspraxis immer etwas oberflächlich war, in mir lebt das Gottvertrauen und die heilige Schrift, trotz aller Stürme der Zeit, denn Gott ist Hoffnung.
    Habe mir gestern noch einmal die Interpretation von Katja Ebstein „Maria durch einen Dornwald ging“ angehört und mir wurde bewusst, dass auch eine von Sünden reine Maria aus der Lichtwelt Gottes erwählt durch die menschliche Hölle geht.
    Würden es die Menschen begreifen, würde es wohl so sein, das alle sich um die Nähe von Maria balgen würden, um sich selbst erhöhen zu können, aber sie haben das Gottesgeschenk nicht erkannt und in ihrer Arroganz und Macht-Erhöhung über andere Maria leiden lassen. Der Mensch als unvollkommenes Schöpfungskind kann nicht Gott sein, weil er oft versagt und schauen wir doch mal, was er aus dieser ihm anvertrauten Schöpfung von Gott gemacht hat, Mord und Totschlag, Atombombe Hiroshima, Euthanasie, Krieg, Terror und Gewalt, und das sollen göttliche Wesen sein?
    Diese Theologin hat einfach an einer Mammon-Götzentheorie gestrickt und dazu die Inkarnationsgesetze missbraucht. Auch im Buddhismus ist es das Bestreben, in das Nirwana einzutreten, in die Lichtwelt, um nicht wieder auf die irdische Hölle zurück zu müssen. Dabei geht es in der christlichen Botschaft darum, die Menschen von Kummer und Leid zu erlösen, was durch Menschen immer wieder verursacht wird. Diese Lehre brachte Christus zu uns, um den Sinn unseres Lebens zu verstehen. Mir scheint, dass auch Theologen wie Kässmann und Co. dieser egomanischen, sich selbst erhöhen wollenden Theologin Sölle zunehmend auf den Leim gehen, indem diese Ideologie und Glauben brandgefährlich vermischt.
    Wir sehen gegenwärtig, was dieser politisch ideologische Glaube im Islam anrichtet, Blutbäder, Terror und Götzenanbetung, und leider fürchte ich, dass auch unser christlicher Glaube, der uns zu Humanität erziehen soll, durch eine radikale politische marxistische Ideologie auch anfällig, man sieht es beim Linksextremismus, für einen Unterwerfungsglauben und blutiges Gemetzel ist. Menschen verachtender kann es nicht sein.
    Wehe uns, wenn wir unseren Glauben und unsere Hoffnung und Vertrauen in Gott verlieren, dann wird unser Leben trostlos sein und die Hoffnung auf Erlösung zunichte. Da viele unserer Kirchenhirten in ihrem egomanischen Selbstbild schon politisch ideologisch die Herde manipulieren für ihren Machtanspruch, bleibt uns nichts anderes übrig, als Basischristen Jesus zu verteidigen und mit Kunst, Schrift und Wort die christliche Hoffnung für die Menschheit zu erhalten.

    1. Ich seh das auch so: Sölle ist over und vorbei, wen interessiert das Geschwätz heute noch?
      Aber gerade für die Protestanten hat sie viel zerdeppert.
      (Das mit den Kommafehlern dürfte eher ein Problem des Lektors gewesen sein.)

      1. Guten Tag,
        vieles ist zeitlich „vorbei“, aber dennoch nicht wirklich vergangen, weil geistig weiterlebend – gerade Sölle in der EKD. Mitte Oktober dieses Jahres wurde sie im Landeskirchenamt Düsseldorf geehrt:
        http://www.ekir.de/www/service/soelle26910.php
        Zudem ist Sölles „Theologie“ verwandt mit der marxistischen Variante der sog. Befreiungstheologie – und die ist keineswegs tot, nur teils durch weitere Elemente ergänzt (zB. beim katholischen Ex-Mönch Boff durch eine ökologische und eine feministische Note).
        Was die Kommafehler schon im ersten Satz (noch dazu auf dem Buchtitel) betrifft, so weiß ich schon aus Erfahrung, daß die Autoren das Werk üblicherweise vor Drucklegung zur Endkorrektur erhalten.
        Freundlichen Gruß!
        Felizitas Küble

      2. …merci für die Antwort… trotzdem: für Rechtschreibung ist tatsächlich der Lektor verantwortlich, der Autor nickt ja v.a. inhaltliche Korrekturen und Kürzungen oder so was ab.
        So was würde ich nicht Sölle anlasten.
        Aber natürlich ist es wahr, dass Sölles heute belangloses Geschwätz „verborgen“ weitergärt, insofern es nicht bewusst aufgegeben oder verworfen wurde.
        Die war in meiner Jugend eine Mode-Theologin, und Moment, wie alt bin ich inzwischen? Meine Güte, wie die Zeit vergeht….
        Dennoch meinte ich es ernst, was ich schrieb: diese Typen, die jetzt so groß herumklotzen in der Kirche, v.a. diese Bischöfe… sind im Grunde genommen bereits Vergangenheit. Da besetzen nur ewig Gestrige, weil ihre Generation immer noch die zahlenstärkste und finanziell potenteste ist, die Schlüsselpositionen und verspielen sie mit ihren infantilen Revoluzzerringelpitz…
        Und weil sie das tun, kreisen sie nur um sich und ihre Schickeria. Ist doch denen wurscht, wohin die Herde abgehauen ist…
        Die einen sind sowieso weg aus der Kirche, die anderen setzen sich von diesem theologischen Dünnpfiff deutlich ab. Ob das dann immer mehr Qualität hat, steht auf einem anderen Blatt, aber dennoch sind die Söllerianer längst von gestern, auch wenn sie als Untote noch herumspuken und das Geld der Kirche und der Armen verprassen. Wenn da mal unser argentinischer …. äh… nicht auch dazuzurechnen ist…

        1. Guten Tag,
          seit meinem 18. Lebensjahr bin ich hauptberuflich Journalistin bzw. Autorin – und kenne es nur so (auch von Kollegen), daß sie bei der Korrektur der Druckfahnen (wie es früher hieß) nicht nur auf Inhaltliches achten, sondern auch auf Rechtschreibung. Zudem können selbst einem guten Lektor Fehler unterlaufen; dieses Phänomen nennt man in Verlagskreisen „Betriebsblindheit“. Davon sind wir Schreiberlinge auch selber betroffen, weshalb ich wichtige Texte, Rundbriefe etc. von anderen Leuten Korrekturlesen lasse, wenn es irgendwie geht – selbst wenn es jugendliche Ferienhelfer oder Gäste sind. Auch sie finden Fehler, die man selber dusslig übersieht usw. Ich käme aber nicht auf die Idee, wenn ich selber „betriebsblind“ war, dafür Lektor oder Druckerei zu kritisieren, das gilt erst recht (wie in diesem Sölle-Fall) für die Titelseite, die einem Autor nun wirklich nicht egal sein kann.
          Ihren grundsätzlichen Aussagen über Sölle und ihr sowohl veraltetes wie auch dennoch weitergärendes Gedankengut stimme ich zu.
          Was Leonardo Boff betrifft, den ich kurz erwähnte – und was Papst Franziskus betrifft, den Sie andeuteten, so erhielt ich soeben von einer Leserin diesen Link, in welchem beide Personen „wunderschön“ vereint sind:
          http://www.ksta.de/kultur/leonardo-boff-im-interview–papst-franziskus-ist-einer-von-uns–25372660?dmcid=sm_em
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

      3. Liebe Frau Küble,
        auch ich habe schon öfters und über Jahre weg (v.a. Aufsätze) anderswo veröffentlicht, und auch ich erhielt also schon Druckfahnen bzw. heutzutage meist nur noch Dateien, die ich ausdrucke und dann per Bleistift in der Hand korrigiere, v.a. wenn sie in Tech gesetzt sind. Natürlich wird man immer gebeten, auch Rechtschreibfehler zu melden, aber das ist nicht der primäre Zweck der Druckfahne für den Autor.
        Seit einigen Jahren habe ich selber einen Verlag. Und mein Lektor ist verantwortlich für diesen Part.
        Natürlich kommt ein Autor nicht auf die Idee, dem Lektor Vorwürfe für kleinere Fehler zu machen. Das hat Frau Sölle ja auch nicht getan, sondern Sie haben ihr Kommafehler vorgeworfen. Aus Gründen der Sachlichkeit und auch der Notwendigkeit zur Großzügigkeit und Gerechtigkeit habe ich hier darauf hingewiesen, dass das ja auch nicht primär Sölles Part war. Und klar: In der Tat sind wir alle betriebsblind.
        Umso wenger verstehe und verstand ich die Kleinlichkeit gegen Sölle in dieser Hinsicht. Das ist nicht nur ungerecht, sondern wirkt, wenn man etwas wirklich Gewichtiges sagen will, kontraproduktiv.
        Zu kritisieren ist einzig und alleine ihre Theologie, denn die ist bewusst und überlegt gesetzt. Alles andere ist allzu menschlich und hat damit nichts zu tun.

        1. Guten Tag,
          es geht um mehrere Kommafehler auf der Titelseite (die weiteren hatte ich übrigens gar nicht erwähnt, die sich dort auch noch finden, sondern nur den ersten Satz) – und wenn damit das Buch schon auf dem Cover beginnt, empfinde das als peinlich und dies darf durchaus innerhalb einer Bemerkung erwähnt werden. Man kann ja wohl davon ausgehen, daß der Autor (hier: die Autorin) wenigstens die Titelseite des eigenen Buches aufmerksam liest. Ich erinnere mich an viele Rezensionen, in denen Rechtschreibfehler moniert wurden, diese befanden sich aber „nur“ im Buch selber, nicht auffällig auf dem Cover, so daß es sich beim Sölle-Buch eben nicht lediglich um einen „kleineren Fehler“ handelt. Zudem befassen sich über 99% meines Textes mit rein inhaltichen Punkten, das dürfte reichen!
          Ein Hinweis noch zu dem Papst-Boff-Link, den ich gestern Abend mitteilte: Hier finde ich es besonders aufschlußreich, daß ausgerechnet der sonst so rebellische und linksgestrickte Befreiungstheologe gegen die vier Kritiker-Kardinäle keinen einzigen sachlichen Grund anführt, sondern komplett mit der Autoritätskeule kommt, wonach man einen Papst nicht (theologisch) verurteilen könne – das Lieblingsargument der Papalisten, wobei es historisch nicht einmal stimmt (vgl. Honorius, Joh. XXII.)
          Jetzt, wo sein Gesinnungsfreund als Pontifex amtiert, wird sogar ein Boff noch zum Anhänger traditionalistischer Vorstellungen in puncto Papstmacht.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

      4. Kurzum: Wir wissen nicht, wie die Umstände kurz vor Erscheinen des Buches waren. In Rezensionen wird wohl ein zu großes Fehleraufkommen gelegentlich bemängelt, aber ich müsste zum ersten Mal lesen, dass es dem Autor angelastet wird. Buchausstattung, einschließlich Drucksatz und Korrektheit des Textes ist nun mal professionell Verlags- und nicht Autorensache, es sei denn manche Dichter wollen eine bestimmte, ungewöhnliche Grammtik, Orthografie oder auch setzerische Besonderheiten.
        Dass Verlage heute das Lektorat an die Autoren abdrücken, ist unprofessionell.
        Zu Sölles Zeit war das aber noch nicht so.
        Ich habe übrigens auch schon meine Autorenkorrekturen in eine Fahne eingetragen, und der Setzer hat sie dann gerade wieder vergessen einzutragen… Gerade letztes Jahr ist mir das beim Pop-Verlag im Bezug auf einen Fehler passiert! Ich schätze aber mal, das ging in der Hektik kurz vor der Veröffentlichung dann einfach flöten – nichts weiter.
        Sie schreiben jedoch noch viel weitergehend, Sölle stehe „mit der Kommasetzung auf Kriegsfuß“ – und genau das darf man nicht so sagen, weil es keine Kritik am unzulänglichen Lektorat ist, sondern eine Unterstellung gegenüber einer der beteiligten Personen an dem Werk, die ja wesentlich weiter greift und suggeriert, sie habe nicht nur eine schlimme Theologie fabriziert, sondern – dazu passend – nicht gut rechtschreiben können. Und das geht einfach zu weit. Denn selbst wenn einer Kommas verschlampt, folgt daraus nicht, dass er „mit ihnen aufs Kriegsfuß“ stehe. Wir sind doch als schreibende und publizierende Kollegen keine Oberlehrer!
        Es geht darum, das Werk inhaltlich zu kritisieren. Punkt. Alles andere hat damit sachlich ja nichts zu tun.
        Zur Autoritätshörigkeit bei katholischen Pseudolinken: ja, wenn es um Macht und Deutungshoheit geht, ist man plötzlich autoritätshörig bis zum Abwinken. Das sehen wir ja auch derzeit in der Politik.
        Es ist mehr als eine nur bleierne Zeit – sie ist öde, langweilig, kleinkariert und stinkt wie ein Teich ohne Zu- und Abfluss.

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