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Bestätigt die kirchliche „Anerkennung“ einer Erscheinung ihre „Übernatürlichkeit“?

Von Felizitas Küble

In erscheinungsbewegten Kreisen wird immer wieder die Meinung geäußert, wenn die Kirche eine Privatoffenbarung anerkenne, bestätige sie damit gleichsam amtlich, daß es sich bei diesem Phänomen um einen übernatürlichen Vorgang handelt, also um ein vom Himmel bewirktes Ereignis. 

Diese – übrigens irrige – Ansicht wird nicht allein von Privatleuten vertreten, sondern wurde z.B. auch von der theologisch relativ anspruchsvollen, traditionell orientierten Internetseite „Katholisches.info“ geäußert.

So heißt es dort in einem Artikel  vom 10. April 2014 (der sich kritisch mit einem Text aus unserem CHRISTLICHEN FORUM befaßt), die Kirche habe die „Offenbarungen an die Seherkinder von Fatima anerkannt“ (was ohnehin unstrittig ist); sie seien aber „keineswegs etwas Privates“.

Weiter heißt es an die Adresse der Kirche gerichtet: „Wer eine solche Botschaft als übernatürlich anerkennt, kann, sofern er nicht schizophren denkt, unmöglich zugleich behaupten, es müsse sich aber keiner dran halten.“

Sodann schreibt ein anderer Autor am 21.3.2014 auf demselben Portal, Fatima sei „vom portugiesischen Episkopat 1930 als übernatürlich anerkannt worden“.

In Wirklichkeit wurde diese Privatoffenbarung vom Bischof von Fatima, Dom José (nicht vom dortigen „Episkopat“), in einem Pastoralschreiben lediglich gebilligt; das Wort „übernatürlich“ kommt in der Approbations-Formel nicht vor.

Vielmehr heißt es in bewährter kirchlicher Ausdrucksweise, die Visionen der Hirtenkinder seien „glaubwürdig“ und die  Verehrung Mariens als „Unsere liebe Frau von Fatima“ sei damit offiziell „gestattet„.

Drei Jahre später  –  am 3. Mai 2017 – klingt es in einem weiteren Artikel auf derselben Webseite „Katholisches.info“ schon etwas zurückhaltender und damit richtiger:

„Die Kirche reagiert vorsichtig, zurückhaltend und behutsam. Sie hat keine Eile, weil die göttliche Offenbarung mit Christus abgeschlossen ist und „Sonderoffenbarungen“ ihr nichts mehr hinzufügen können, was nicht schon gesagt ist.

Es handelt sich dabei, ob anerkannt oder nicht, bei allen Phänomen seither um Privatoffenbarungen, denen kein offizieller Charakter zukommt und die – selbst bei kirchlicher Anerkennung – von keinem Gläubigen geglaubt und anerkannt werden müssen.“

Also schön – immerhin etwas dazugelernt!

Und nun zur Sache selbst, wobei vorweg die Frage zu klären ist:  Was bedeutet eine kirchliche „Anerkennung“?

Der Ausdruck ist ungenau, denn der amtliche kirchliche Fachbegriff „Approbation“ beinhaltet keineswegs eine Anerkennung im Sinne einer Bestätigung, sondern bedeutet sowohl inhaltlich wie sprachlich vielmehr: Erlaubnis, Billigung, Genehmigung.

Wenn die Kirche also eine Privat- bzw. Sonderoffenbarung billigt, gestattet sie es den Katholiken, an diese Erscheinung zu glauben, verpflichtet sie aber nicht dazu.

Manche Apparationisten (Erscheinungsbewegten) wollen diesen schlichten Sachverhalt nicht gerne wahrhaben, sondern deuten eine Approbation als vermeintliche Bestätigung der „Übernatürlichkeit“.

In Wirklichkeit „bestätigt“ die Kirche aber lediglich, daß es erlaubt ist, an die betreffende Privatoffenbarung zu glauben – punktum.

Kardinal Gerhard Müller erklärte am 3. März 2017 wörtlich hinsichtlich einer kirchlichen Approbation: „Selbst wenn sich die Kirche für ein solches Phänomen ausgesprochen hat, ist kein Katholik verpflichtet, dorthin zu gehen oder daran zu glauben.“

Er fügte noch hinzu: „Es gibt vielleicht einige Privatoffenbarungen, aber sie ersetzen nicht die einzige Offenbarung Gottes durch Jesus Christus.“

Kommentare

10 Antworten

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    Der Sinn des Lebens ist die Suche nach der Wahrheit. Unser Leben hört mit dem Tod nicht auf. Unser Leben hat Konsequenzen – positive oder negative.
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    https://clv.de/Sonstiges/Archiv/Der-Angriff-auf-die-Wahrheit.html

    Am 16.05.2012 schrieb Friedhelm
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    Geschrieben am 16. Mai 2012 von friedhelmseelig@hotmail.de

    http://dir.sermon-online.com/german/GeorgWalter/Der_Angriff_Auf_Die_Wahrheit_2009.pdf

  3. Es geht einzig und allein darum, was historisch und physikalisch-faktisch vorgefallen ist. Und da stehen die Skeptiker und die In-Abrede-Steller der Geschehnisse auch bei Fatima, wenn man irrelevante spätere „Nachschläge“ davon abzieht (Identität der Lucia??), auf ziemlich verlorenem Posten („pathological non-believers“). Von den Phänomenen zu trennen ist freilich die Frage, welche Kräfte man hinter den auffälligen Vorgängen vermuten mag.

  4. Guten Tag
    Fatima Erscheinungen: Herz Maria Sühne Samstage halten hätte Maria gefordert.
    Viele Priester und Gläubige halten diese Samstage. Was jetzt, wenn man nicht an Fatima glauben muss, warum dann solch eine Bitte von der Muttergottes, bin im Zweifel…

    1. Die Herz-Mariä-Sühnesamstage wurden der Seherin Lucia erst viele Jahre später „geoffenbart“, also nicht während der Fatima-Erscheinungen.
      Und allein diese – vom Mai 1917 bis Oktober 1917 – hat der Bischof in seinem Dekret gebilligt.
      Dieser Zeitrahmen wird auch ausdrücklich erwähnt und eingegrenzt.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

    2. Ich sage mir immer, dass es ja nicht schaden kann, eine Messe der Heiligen Jungfrau zu widmen. Ob Maria das in Fatima nun verlangt hat oder nicht… Dasselbe ist es mit dem Rosenkranzgebet. Da wird auch immer darauf hingewiesen, in Fatima habe die Heilige Jungfrau uns zum täglichen Rosenkranz aufgefordert. Und vorher hatte wohl kein Mensch daran gedacht?

  5. Es stellt sich mir bei in dieser Sache gelegentlich die Frage, was z.B. schwieriger ist zu glauben: Jesus ist von den Toten auferstanden oder seine Mutter erscheint in Fatima? Wenn die katholische Kirche vorschreibt (!), das erste zu glauben und das zweite wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen, aber nicht daran glauben zu müssen, ist das zumindest ein kleiner Widerspruch. Sehe nur ich das so, oder gibt es andere Stimmen?

    1. Guten Tag,
      eine kirchlich approbierte Erscheinung muß man nicht einmal „wohlwollend zur Kenntnis nehmen“, man darf sie auch kritisieren – und zwar öffentlicht, wenn man dies sachlich und mit guten Gründen tut.
      Ein Beispiel dafür sind die skeptischen Bücher von Pfarrer Hanauer aus Regensburg.
      Zu Ihrer Frage: Es kommt nicht darauf an, was zu glauben „leichter“ ist, sondern was vom inneren Glaubenszusammenhang her verbindlich ist oder nicht.
      Zudem ist es subjektiv verschieden: Der eine findet es leichter, an Jesu Auferstehung zu glauben, dem anderen erscheint das schwieriger als eine Fatima-Erscheinung.
      Der springende Punkt ist nicht ein psychologischer, sondern ein theologischer, den auch Kardinal Müller angedeutet hat, nämlich die Unterscheidung der göttlichen Offenbarung – auch öffentliche Offenbarung genannt – von den sog. Privatoffenbarungen. Auch approbierte („anerkannte“) Erscheinungen sind Privatoffenbarungen und daher nicht verbindlich für die Gläubigen.
      Es gibt ein katholisches Axiom (also eine Art Grund-Dogma, eine Denkvoraussetzung), wonach die Offenbarung Gottes mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen ist.
      Daher ist alles Nachfolgende außer den Dogmen nicht glaubensverpflichtend.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

  6. NIEMAND kann ENTSCHEIDEN,OB ETWAS ÜBERNATÜRLICH IST. WIE WILL MAN DAS DENN ERKENNEN KÖNNEN,WENN MAN ES NUR HÖRT UND NICHT SELBER ERLEBT HAT.
    DER GLAUBE REICHT ALLEIN AUS.
    WENN GOTT ES FÜR RECHT ERACHTET,WIRD ER SCHON HANDELN.
    DESSEN DÜRFEN WIR SICHER SEIN.
    ALLMACHT HAT SCHLIEßLICH NUR E R ALLEIN.

  7. Die Überlieferung und die Heiligsprechungen (zumindest diejenigen nach dem traditionellen, anspruchsvolleren Schema) sollten dem rechtschaffenen Katholiken, dem „reasonable man“, genügen. Wer nach mehr lechzt oder – positiver – in diesen Glaubenszeugnissen nach einer Selbstvergewisserung sucht, dem stehen die privaten Offenbarungen durchaus offen, doch kann er ihnen, besonders im Hinblick auf beiläufige Einzelheiten, keinen allgemeinverbindlichen und schon gar nicht heilsnotwendigen Gehalt beimessen. Die Klarstellung von Kardinal Gerhard Müller ist hier sehr klar.

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