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Biblischer Impuls zum Hochfest der Geburt Johannes des Täufers am Sonntag (24.6.)

Apostolischer Protonotar Dr. Wilhelm Imkamp (Direktor des Wallfahrtsorts Maria Vesperbild)

Schrifttexte: Jes 49,1-6; Apg 13,16.22-26; Lk 1,57-66.80.
Mit dem Drama „Salome“, das als Grundlage für die gleichnamige Oper von Richard Strauss diente, hat Oscar Wilde nicht nur Literatur, sondern auch Musikgeschichte geschrieben, genauso wie Gustave Flaubert mit seiner Erzählung „Herodias“. Der Tod des Johannes ist in Literatur- und Musikgeschichte eindeutig „beliebter“ als seine Geburt!
In der Liturgie der Kirche ist es genau umgekehrt.  Johannes der Täufer ist der einzige Heilige mit zwei Gedenktagen: seinem Geburtstag, den wir heute feiern  – und seinem Todestag, der am 29. August gefeiert wird. Dabei ist der Geburtstag das liturgisch wesentlich gewichtigere Fest: nämlich ein „Hochfest“.
Zweimal am Tag wird der Priester im Stundengebet der Kirche an Johannes den Täufer erinnert: Beim Morgengebet durch den Hymnus des Zacharias, des Vaters von Johannes, im Benediktus: „Gepriesen sei der Herr“ (Lk 1,68-79) und beim Abendgebet durch das „Magnifikat“ Mariens: „Hoch preiset meine Seele den Herrn“ (Lk 1,46-55).
Das Tagwerk des Priesters wird so von zwei Hymnen, die mit dem heutigen Fest verbunden sind, eingerahmt. Wir feiern seinen Geburtstag und seinen Namenstag. Der Name „Johannes“ bedeutet „Gott ist gnädig“.
Der Vater Zacharias verstummte, weil er der vom Engel angekündigten Gnade nicht glauben konnte. Die Mutter des Johannes ist ganz die starke Frau, die  –  sogar abweichend vom Üblichen –  den Namen des Kindes bestimmt! Und der stumme Vater bestätigt schriftlich die Entscheidung seiner Frau: „Sein Name ist Johannes“ (Lk 1, 46c), nicht „soll“ sein, sondern „ist“!
Jetzt glaubt Zacharias der Verkündigung des Engels und dieser Glaube löst seine Zunge  –  und aus der Glaubensbegeisterung heraus hören wir ihn das„Gepriesen sei der Herr“ –  das Benediktus  – beten.
Die Geburt Johannes des Täufers ist so mit zwei der schönsten Gebete überhaupt verbunden!
Das „Haupt und die Mutter aller Kirchen“, die Bischofskirche des Bischofs von Rom, die Lateranbasilika, ist Johannes dem Täufer geweiht, denn die Taufe des Johannes wird zu seinem Markenzeichen. Sie symbolisiert die radikale Bereitschaft zur Umkehr aus dem Alltagstrott der Sünde!
„Was wird wohl aus diesem Kinde werden?“ (Lk 1, 66).
Die Frage aus dem heutigen Evangelium ist beantwortet. Aus dem Kind wurde der kompromisslose Bußprediger, der selbstbewusste und demütige Vorläufer, dessen Größe in der Erkenntnis des Größeren lag und schließlich der autoritative Zeuge, der sagen kann: „Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“ (Joh 1, 29 ff und 1,35 c).
Die Demut des Zeugen gegenüber dem Bezeugten ist Voraussetzung für den Mut des Zeugnisgebens. Johannes ist kein „Weichei“ und kein „Warmduscher“, er ist keiner, der sich unter den Winden des Zeitgeistes geschmeidig zeigt, eben kein Schilfrohr, das im Winde schwankt (Mt 11,7), wie Jesus ihn selbst schildert. So ist Johannes der Größte unter den Menschen (Mt 11,11).
Selbst im Tod wird er zum Vorläufer; wird sein Tod doch von der gleichen großen Koalition aus Herodianern, Pharisäern und Sadduzäern herbeigeführt, die auch Jesus ans Kreuz bringen werden.
Johannes der Täufer gehört in die Literatur- und Musikgeschichte Europas, er steht aber auch für eine ganz besondere anspruchsvolle Gebetsliteratur.
Deswegen wäre es sicherlich sinnvoll am heutigen Tag einmal in der Heiligen Schrift nachzuschlagen und das „Benediktus“ des Zacharias zu beten: Lk, 1,68-79!
Leisten Sie sich die anspruchsvolle Gebetskultur!

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