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Bischof Genn bezeichnet die Kirche amtlich als „Laden“ – Erneut kein Wort von der Beichte

Von Felizitas Küble

Am 1. Fastensonntag wird stets  –  statt der üblichen Predigt  –  in den hl. Messen das Bischofswort an die Diözesanen verlesen. Am heutigen 10. März 2019 wurde im Bistum Münster der neue Fastenhirtenbrief von Bischof Dr. Felix Genn (siehe Foto) verkündet: https://www.youtube.com/watch?v=FSmopoUR9Mk

Dabei entwertete der Oberhirte die katholische Kirche erneut respektlos als „Laden“ – wie bereits vor einigen Wochen geschehen.

Allerdings äußerte er dies damals „nur“ gegenüber dem WDR, als er in einem Interview erklärte, er könne verstehen, wenn Leute sagen: „Jetzt ist Schluss mit diesem Laden!“

Diese unangebrachte Flapsigkeit habe ich Anfang Februar bereits kritisiert und die Frage gestellt, ob sich der Bischof wohl konsequenterweise als „Ladenhüter“ ansieht, wenn er seine Kirche als „Laden“ bezeichnet: https://charismatismus.wordpress.com/2019/02/06/muenster-ist-bischof-genn-ein-ladenhueter/

Vor einigen Jahren traf ich in Münsters Innenstadt einen  – inzwischen verstorbenen  –  Weihbischof, den ich persönlich kannte, als er zu Fuß und ich mit dem Rad unterwegs war.

Ich stieg herunter und begrüßte ihn  – und er mich, worauf er fragte: „Na, wie gehts denn Ihrem Laden?“ – Gemeint war mein KOMM-MIT-Verlag und ich war etwas perplex über diese Redeweise, doch da es sich nur um eine beiläufige Unterhaltung handelte, dachte ich mir, der Weihbischof wollte sich etwas kumpelhaft geben und verübelte ihm den burschikosen Ausdruck nicht.

Nun ging es damals aber erstens „nur“ um meinen Verlag, zweitens war es ein Gespräch am Rande, drittens war ich trotzdem etwas erstaunt über die Wortwahl. 

Um wieviel mehr darf man sich wundern, wenn ein Bischof die Kirche Christi öffentlich als „Laden“ tituliert und damit deutlich abwertet.

Noch viel sprachloser fühlt man sich, wenn der hohe Amtsträger diesen Ausdruck offiziell in seinem Fastenhirtenbrief verwendet und alle heutigen Meßbesucher in seinem Bistum damit behelligt. Auf dem Kirchplatz erlebte ich selber, wie etliche Gläubige kritisch darüber diskutierten.

Ebenso wurde von Kirchgängern beanstandet, daß Bischof Genn kein einziges Wort pro Bußsakrament verlautbaren ließ – und das in einem Hirtenwort zur „österlichen Bußzeit“.

Im Vorjahr erwähnte er die Beichte wenigstens noch beiläufig. Aber ansonsten ist diesbezüglich Totschweigen angesagt, wie dieser Artikel von 2013 aufzeigt, in dem ich mich damals auch darüber beschwerte: https://charismatismus.wordpress.com/2013/02/17/munster-bischof-genns-fastenhirtenbrief-enthalt-keinen-hinweis-auf-die-beichte/

Statt also die Chance zu nutzen und seinem Kirchenvolk den Sinn der Beichte zu erklären, lobt und preist der Bischof in drei Absätzen ausführlich den Katholikentag, der vorigen Mai in Münster stattfand – nicht gerade ein sonderlich aktuelles Thema.

Aber dieses  – so Dr. Genn –  „schöne und ergreifende Ereignis in unserer Bischofsstadt“, das „wahrhaftig ein großes Fest des Glaubens“ gewesen sei, dient optimal der bischöflichen Eigenwerbung und Selbstdarstellung.

Danach befaßt sich der Oberhirte in fast epischer Breite, aber eher kryptischer Art mit der Frage der Interkommunion (Eucharistie für Protestanten), ohne daß der Gläubige erfährt, ob der Herr Bischof nun eindeutig dafür oder dagegen ist. Den zahlreichen Andeutungen zufolge (z.B. „nicht auf das Trennende zu schauen“) positioniert er sich wohl eher dafür, aber festlegen will sich Dr. Genn offenbar lieber nicht.

Sodann geht weiter um das Katholikentags-Motto „Suche Frieden“, das in dem Hirtenbrief seitenlang ausgebreitet wird. Dabei spricht der Bischof von jenen Gläubigen, „die durch große Verwundungen nicht in der Lage sind, zu verzeihen“; diese könnten durch die Eucharistie „einen Weg finden, der ihnen weiterhilft“, denn dabei könnten wir erfahren, „dass Gott selbst in seinem Sohn Jesus Christus mit uns Menschen Beziehung stiftet und Gemeinschaft aufbaut – und Er tut es trotz unserer Spaltung und unserer Zerrissenheit.“

Spätestens hier hätte der Bischof darauf hinweisen können, daß Christus die Gemeinschaft mit uns Sündern – gerade auch in einer Situation des Nicht-verzeihen-könnens – durch das Bußsakrament stiftet, daß ER hier „unsere Zerrissenheit“ heilt, indem ER Vergebung und neues Heil schenkt.

(Erzbischof Becker von Paderborn hat in seinem jetzigen Fastenhirtenbrief das Thema Beichte sogar in den Mittelpunkt gerückt: http://document.kathtube.com/47580.pdf)

Schließlich kommt der Münsteraner Ordinarius auf die Missbrauchs-Skandale zu sprechen und äußert seine Betroffenheit hierzu  –  teils auch darüber, „in Mithaftung gezogen zu werden für Taten, die ich nicht verursacht habe“. Gewiß, aber die positive „Mithaftung“ – etwa durch den angeblich so erfolgreichen Katholikentag – läßt sich der Bischof  gerne gefallen.

Der Hirtenbrief kommt auch auf „den Ärger und die Wut vieler“ zu sprechen, die wegen der Missbrauchsvorfälle „die Kirche verlassen“ hätten. Er könne es „sehr gut verstehen“, wenn Menschen sich „zu diesem Schritt entscheiden“.

Wieso kann ein führender Amtsträger einen derartigen Kirchenaustritt „sehr gut“ verstehen?

Sind wir nun in unserer Kirche um Christi willen – oder um uns an einer (sicherlich grundsätzlich wünschenswerten) moralischen Großartigkeit von Klerikern zu ergötzen – und falls das nicht klappt, entsetzt das Weite zu suchen?!

In diesem Missbrauchs-Zusammenhang äußert Dr. Genn sich dann über die Kirche als „Laden“:

„Natürlich tröstet mich dabei auch immer der Gedanke, dass derjenige, der am ehesten Grund hätte, aus dem „Laden der Kirche“ auszusteigen, der Herr selber ist….Aber Er bleibt treu und Er trägt auch dieses Versagen mit.“

Sodann kommt der Bischof erneut darauf zu sprechen, daß wir in einer Kirche, die sich als „zerrissen und gespalten“ darstelle, „von innen her geheilt werden“ könnten, wenn wir am Leiden Christi teilnähmen, der uns durch das Kreuz den Frieden schenke.

Auch hier wäre ein Hinweis auf die Beichte und ihre „heilende“ sakramentale Kraft höchst naheliegend gewesen.

Die eucharistischen Anmerkungen des Münsteraner Oberhirten wirken ebenfalls etwas einseitig, so wenn er z. B. schreibt: „Jesus begegnet uns in der Eucharistie als verwundeter Erlöser… Er begegnet uns in unserer Trauer, in unseren Wunden, weil Er der Verwundete ist.“

Die Kirche lehrt aber, daß Jesus in den Gestalten von Brot und Wein so real zugegen ist, wie ER im Himmel lebt und für immer als Gottmensch existiert – und somit als der Gekreuzigte und verklärte AUFERSTANDENE, als der siegreiche Christkönig und Pantokrator (Allherrscher, Weltenrichter).

Eine eindimensionale Hervorhebung des HERRN als „Verwundeter“ erscheint hier theologisch wenig sinnvoll.

Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt

 

 

Kommentare

10 Antworten

  1. Diese Diskussion ist doch überflüssig. Wenn Sie den gesamten Hirtenbrief hören, Frau Küble, dann hören Sie doch auch andere Formulierungen, die die Wertschätzung des Bischofs für die Kirche wiedergeben. Ich hatte spontan den Begriff „Laden der Kirche“, den der Bischof lediglich einmal wörtlich verwendet, ohnehin nicht so aufgefasst, als sei die Kirche selbst ein „Laden“, sondern als unterhalte sie teilweise einen solchen. Und das tut sie ja auch. Wobei ich unter „Laden“ hier eben nicht die göttliche Setzung der ecclesia verstehe, sondern das „Alltagsgeschäft“, welches halt leider oft sehr profan und weltlich daher kommt.

    Ich meine, die Aufregung wäre eher angebracht über das Furchtbare, was in dieser Kirche geschieht, als über den Begriff „Laden“ an sich.

    Und dass das Abendmahl bzw. die Eucharistie eben eine sehr weit gefasste Bedeutung hat, die auch in den Äußerungen des Bischofs dazu enthalten ist, sollte hier nicht erwähnt werden müssen.

    Auch der auferstandene Herr ist weiter das geschlachtete Lamm Gottes (Offenbarung 5,6), das gerade deshalb, WEIL es geschlachtet ist, das Buch mit den sieben Siegeln öffnen und seine Herrschaft antreten kann. Auch der auferstandene Herr trägt weiterhin die Wundmale. Damit ist er erst recht für uns auf dieser Seite des Grabes der „verwundete Erlöser“. Das nachfolgende Lied bringt es wunderbar zum Ausdruck, Vorab die deutsche Übersetzung:

    Wieder knie ich mich nieder zu Deinen Füssen,
    zeig mir wie sehr Du Demut liebst,
    Oh (Heiliger) Geist, sei Du mir der Stern,
    der mich führt zum demütigen Herzen der Liebe,
    dass ich in Dir (Jesus) sehe.

    Du bist der Gott der Zerbrochenen,
    der Freund der Schwachen,
    Du wäscht die Füsse der Erschöpften,
    umarmst die Notleidenden.
    Ich möchte wie Du sein, Jesus,
    um ein solches Herz in mir zu haben.

    Du bist der Gott der Zerbrochenen,
    Du bist der demütige König. (vgl. Matth. 11, 28 – 30)

    https://www.youtube.com/watch?v=YV_3l6Ng5lA

    Ich wünsche jedem, dass er diesem Herrn in der Eucharistie, im Abendmahl, im persönlichen Gebet und im Alltag begegnet.

  2. Die Bezeichnung „Laden“ von Bischof Genn ist natürlich nicht sehr angemessen. Sie ist aber noch harmlos, wenn man sich die Zustände in der Kirche ansieht mit den Missbrauchsfällen ohne Ende, den zu Tage tretenden Missbrauchsfällen von Ordensfrauen weltweit, dem Machtmissbrauch. Und nein, weder das 2. Vatikanum noch die Liturgiereform sind schuld. Die selige Rosa Flesch hat seinerzeit sehr unter dem Missbrauch der Macht von der geistlichen Obrigkeit gelitten, die Stifterin der Franziskanerinnen von Salzkotten auch, die Stifterin der Schulschwestern vom Heiligen Kreuz in der Schweiz und und und. In der Kindheit meines Vaters war in unserer Pfarrei ein Pfarrer mit Haushälterin und gemeinsamen Kind. Der Junge wurde als Neffe ausgegeben, aber in der Pfarrei wussten alle Bescheid. Zum Thema Beichte: Mir fällt es in der letzten Zeit zunehmend damit schwer. Was soll ich dem Beichtvater meine intimsten Dinge offenbaren, wer weiß, was er vielleicht alles auf dem Kerbholz hat. Ich weiß, das dies nicht richtig ist und die Wirkung des Sakramentes nicht von der Disposition des Spenders abhängt und es sowieso dessen Problem ist, trotzdem fällt es mir zunehmen schwer. Auch hat der Bischof von Hildesheim nach meiner Meinung recht, dass in der DNA der Kirche gewaltig der Wurm drin ist, am Ende schon von Apostelszeiten an. Die DNA unseres Glaubens ist gut und ohne Fehl, immerhin die DNA Jesu Christi. Am Ende ist der Glaube mehr als die Kirche als Institution?

  3. Liebe Marienzweig, ich wünsche mir sehr, auch einem solchen jüngeren Priester zu begegnen.Ich kenne weit und breit keinen Geistlichen, zu dem ich Vertrauen aufbringen kann.Herr erbarme Dich!

  4. Unser Kaplan hat -wie es üblich ist- in der heutigen hl. Messe den Hirtenbrief unseres Freiburger Erzbischofs vorgelesen.
    Doch am Ende des Gottesdienstes hat er die anwesenden Gläubigen ausdrücklich auf das Sakrament der Versöhnung, die Beichte, aufmerksam gemacht.
    Darüber habe ich mich sehr gefreut und ihm diesen extra-Hinweis hoch angerechnet.
    Bei allem Frust, der sich oftmals einstellt – es gibt sie noch, die treuen Priester.
    Vor allem die jüngeren Priester sind es, die noch hoffen lassen.

      1. Danke, habe es auf dem Link nachgelesen. Oh jeh, wenn man bedenkt, dass dem Münsteraner Bischof damals schon der fehlerhafte Umgang seines Vorgängers bekannt war!
        Aber verschweigen bis zuletzt, bis man es halt doch zugeben muss….was wohl noch rauskommt?

      2. Wenn das so ist, dann ist er einer mit Krämerseele.
        Vielen Dank für diese Info, bin über das Geschehen innerhalb dieser Kirche nicht so umfänglich informiert. Dachte, er wäre eine Ausnahme.

  5. Ich würde gerne folgendes wissen:
    Der fehlerhafte Umgang, den Bischof Lettmann beim Thema Missbrauch an den Tag legte, was bei einem Täter zu Wiederholungstaten führen konnte – seit wann ist das Bischof Genn bekannt?
    Hat man erst den Katholikentag verstreichen lassen, um die Feierlichkeit nicht zu trüben und ist dann an die Öffentlichkeit gegangen? Grund genug, sich für den harmonischen Verlauf des Katholikentags zu rühmen!

    Wurde denn nicht Reinhard Lettmann 2010 befragt? Damals hat das Bistum öffentlich alle aufgefordert, sich zu melden Opfer, Mitwisser und Täter.
    2012 hat sich das erste Opfer aus R. gemeldet. Spätestens da musste Lettmann befragt werden, was damals vorgefallen ist und wie verfahren wurde. Ob und was er dazu gesagt hat, nichts bekannt.

    Ich frage, hat man jetzt erst das Lettmansche Fehlverhalten bekannt gemacht, weil sich letztes Jahr so viele Opfer aus R gemeldet haben? Konnte man es nicht mehr vertuschen, nachdem das erste Opfer, das sich 2012 gemeldet hatte, bereits entschädigt war und sich jetzt noch mehrere gemeldet hatten?

    Ich frage, ob das Bistum das bis zurückgehalten hat und wenn: warum?
    War der Zeitpunkt schlecht? Wollte man jemanden schonen oder hatte Angst vor dem Einfluss von jemandem?

    Die Domfeier von 2013 war sicher nicht der richtige Zeitpunkt.
    Das Bischofsjubiläum von Reinhard Lettmann auch nicht.
    Als der Bischof bald darauf verstorben war, wollte sicher auch niemand mehr diese Sache an die Öffentlichkeit bringen, jetzt erst recht nicht.
    Hätte man von unseren Bischöfen so viel Demut verlangen dürfen, Fehler zum richtigen Zeitpunkt öffentlich einzugestehen?
    Was hält die Bistumsleitung noch so alles zurück, was wir noch nicht wissen dürfen?

    Vielleicht erklären meine Überlegungen das Gefühl, dass bei dieser heutigen Predigt das Thema Busse und Beichte auf jeden Fall ausgeblendet werden musste.

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