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Buch-KRITIK: „Die Finsternis dieser Welt“ von Frank Peretti

Perettis Propagierung einer „geistlichen Kampfführung“

Dieses Buch des in schwärmerischen Kreisen viel gelesenen Autors Peretti aus dem charismatischen Verlag „Projektion J“ ist zweifellos packend geschrieben, was über nichts über seine inhaltliche Qualitäten oder theologische Reife besagt.

Der Roman gehört weitgehend zur „Dritten Welle“ der Charismatik aus den 90er Jahren, die sich unter anderem auch auf  eine sog. „geistliche Kriegsführung“ konzentrierte:

Dabei geht man von einer „dämonologischen Landkarte“ aus, wonach bestimmte Städte bzw Regionen besonders stark von teuflischen Mächten beherrscht seien,  die dann durch (magisch anmutende!)  beschwörende „Kampfgebete“ ausgetrieben werden sollen.

Diese verstiegene Vorstellung ist biblisch nicht begründet und auch in der kirchlichen Lehre nicht bekannt; die zugrundeliegende Gedankenwelt ist bestenfalls spekulativ; sie (ver)führt zudem leicht in religiöse Wahnideen und einen subtilen,

aber gefährlichen (un-)geistlichem Hochmut, bildet man sich doch ein, über die „Mächte der Finsternis“ zu herrschen und ihnen nach Belieben zu „gebieten“.

Wenn zudem jeder „Erleuchtete“ glaubt, er könne nicht „nur“ einzelne Dämonen, sondern gleich ganze Scharen sog. „Territoralgeister“ verjagen bzw (in der Hölle) „binden“, dann ist das irrgeistig, absurd und anmaßend.

Überdies fragt man sich, wo denn die großartige universale „Erweckung“ bleibt, die doch angeblich durch das Austreiben und „Binden“ territorialer Finsternismächte eintreten wird.

Wer eine Art „geistlicher Kampfsoldat“ sein will, greife zu bewährten, „bodenständigen“ Mitteln, die gewiß weniger spektakulär sind, die nicht „dramatisch“ wirken, die sich aber seit Jahrtausenden bewährt haben: Fürbitte für andere, auch für das eigene Land, die eigene Stadt usw., Werke der Nächstenliebe, Einhaltung der Gebote Gottes, Stärkung durch die Sakramente, Einsatz für den Glauben und christliche Ideale.

Felizitas Küble

Kommentare

2 Antworten

  1. Den Hochmut, über andere zu bestimmen, ist keinesfalls verwerflich: er wird in allen Gesellschaften praktiziert, in jeder Hierachie. Die christliche Kirche ist ein profundes Beispiel für die Obrigkeitshörigkeit. Jeder Gott personifiziert etwas oder jemanden Weltlichen, der sich eben auf jenen beruft. Da Gott von den christlichen Kirchen selbst nicht personifiziert wird, endet bei der Kirche die Religiösität, ist deren letzte Instanz. Der durch die Lesung praktizierte Einfluss auf die religiöse Lehre und deren Interpretation stellt selbst etwas wie einen anmutenden Bannzauber dar, der in solch tatsächlichen Kirchenbann münden kann (die Exkommunikation). Mit anderen Worten, es wird geächtet um die Integrität der religiösen Gemeinschaft (und hierrauf kommts jetzt an) ohne weiteres Eingehen oder Mühen seitens der Kirche zu gewährleisten. Allerarten von religiösen Symbolen dienen fordergründig diesem Zweck, der umstandslosen gebietsbezogenen (oder generellen) Herrschaftsbekundung. Damit werden lediglich Ansprüche an Menschen formuliert, denn der Natur juckt es nicht die Bohne ob da ein Kreuz steht. Jeder Felsen ermöglicht genauso gute Aussicht und jeder Baum bietet mehr Leben, als es das Holzkreuz je könnte.

    Die Buchkritik klingt für mich eher wie eine Eifersuchtsäußerung. Der Unterschied zu jahrtausenden alten Traditionen ist deutlich daran zu merken, dass die meisten „Heimreligionen“ tatsächlich stark gebietsbezogen waren und heute noch sind, hingegegen die christliche Kirche missionarisch wurde und blieb. Damit kam die christliche Kirche in häufigen Kontakt mit anderen Glaubensrichtungen und musste allerlei Dämonen bestimmen. Dämonen bezeichnen im christlichen Glauben Fremdbestimmtes doch Vertrautes. Damit gewöhnt man ortliche Gemeinschaften an Veränderungen, die die Mission mit sich bringt. Fremde Sprachen, fremde Sitten und dergleichen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Engel lediglich eine Brücke darstellen sollen, dieses Fremde (dämonenhafte) in die eigene Gemeinschaft zu integrieren oder zumindest zu respektieren. Es kämpfen nämlich nie Menschen gegen Dämonen, sondern immer Engel (wohl bis auf wenige Ausnahmen), da proforma jedem die Mächtigkeit abgesprochen werden soll um nicht „fehlgeleitete Taten“ an eben jenen zu Integrierenden „heraufzubeschwören“.

    Da Dämonologie nur ein anderes Wort für fremdes und artwidersprechendes (damit meine ich nicht die natürlichen Arten, sondern eher die Gesellschaftsordnungen) Verhalten ist, kann man sich sicherlich in das Buch einfinden, genügender Akzeptanz vorausgesetzt und dabei gewiss ein paar interessante altertümliche Bewertungen treffen. Es ist nichts unchristliches an der Dämonenjagd (das Spiele aus dem Brot und Spiele für die christliche Gemeinschaft) ja eher eine Jahrhunderte (oder vielleicht sogar Jahrtausende) alte Tradition sich vor sozialen Gefahren vortunlich (aktiv) zu schützen. Gläubigen konnte dadurch ihre gesellschaftliche Integration in die christlichen, aber eben doch pluralen, verschiedenen lokalen Verhaltensausprägungen besser gelingen. Ich kann mir die Dämonologie aber auch als Geheimsprache vorstellen um Gläubigen ihren alltäglichen Glaubensabfall etwas zu erleichtern, bzw. eine Art Absolution von gewissen Charakterzügen, bzw. dessen geäußerten Verhaltes, zu ermöglichen. Wenn man Kaufmann ist und besonders auf den eigen erwirkten Erfolg abzielt, dann kann der „Gierteufel“ sicherlich helfen, das entsprechende Umfeld für den Kaufmann zu finden. Es ist vielleicht garnicht mehr als nur eine bloße Legende von ortüblichen Auslegungen christlicher Werte.

  2. Das klingt alles mehr nach alten germanischen Praktiken: Umgang mit Schadenszauberern, das Bannen von Geistern an bestimmten Orten etc.
    Sicherlich kommt das alles auch aus dem vorchristlichen Denken in unseren Breiten.
    Mein Bruder lebt in Asien, seit über 20 Jahren schon. Dort stellen die Leute Geisterfallen vor den Häusern auf. Ja, das ist der kulturelle und okkulte Horizont solcher Praktiken.
    Eine Katastrophe, dass im schrillen Kontrast zu „Wir sind Kirche“ und schwulen Priesternetzwerken auf der anderen Seite Priester mit ihren weihrauchfässern irgendwelche Berge, Lichtungen und Flussufer exorzieren…

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