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Buch-TIP: „Die missbrauchte Republik“

Rezension von Reinhard Dörner

Buch-Daten: Die missbrauchte Republik, herausgegeben von Andreas Späth (KSBB) und Menno Aden (SWG) im Verlag Inspiration Un Limited, Hamburg/London 2010,  ISBN 978-3-9812110-2-3, Preis 11,80 €

Wochenlang bildeten nahezu bis Mitte des Jahres 2010 die entdeckten Fälle von Kindesmissbrauch die Eröffnungsmeldung in vielen Nachrichtensendungen, häufig mit dem begleitenden Zusatz: „Immer mehr Missbrauchsfälle“.

Guter Buchtitel zum ThemaDie Unisono-Verurteilung bezog sich in fast allen Meldungen auf die katholische Kirche; andere Organisationen wurden schamhaft verschwiegen oder einfach ausgeblendet. In keinem Fall erfuhr der Rezipient, woher denn diese plötzliche Informationsflut kommt, wer denn die „Aufklärer“ sind.

Diesem Mangel hilft eine wichtige Schrift ab, die sich der „Aufklärung über die Aufklärer“ zuwendet, so der programmatische Untertitel.

Das Buch „Die missbrauchte  Republik“ deckt schonungslos die gesellschaftlichen Hintergründe auf, unter denen es zum sogenannten Kindesmissbrauch kommen konnte.

Diese „Aufklärung“ wird gewährleistet durch ausgewiesene Fachleute wie Prof. Albert Wunsch, Gerard van den Aardweg, Christa Meves, Kurt J. Heinz u.a., die z.T. schon vor Jahrzehnten davor gewarnt haben, „wohin die Reise geht“, wenn bestimmten gesellschaftlichen Entwicklungen nicht gegengesteuert wird.

Schon das „Geleitwort des Mitherausgebers“ weist auf die Gültigkeit der Werte in unserer Gesellschaft hin. Die Aufsätze aller Autoren wirken so eindringlich wie entlarvend:

„Wer wie Heiner Geißler argumentiert, der sexuelle Missbrauch in der katholischen Kirche sei eine Folge ihrer Körper- und Sexualfeindlichkeit, kommt spätestens dann in Erklärungsnot, wenn er die Ursachen der sexuellen Gewalt an Kindern und Jugendlichen in einer Gesellschaft erklären soll, in der es seit der sogenannten sexuellen Befreiung ab den sechziger Jahren nahezu kein Tabu mehr gibt, das der Befriedigung sexueller Bedürfnisse entgegenstünde.“

Daher folgert Weihbischof Andreas Laun vollkommen zu Recht, dass „gefährliche Ideologien und die sexuelle Revolution als Mittäterin“ anzusehen seien.

Auf den Punkt bringt der Autor van den Aardweg das Problem: Missbrauch durch Priester sei „‚gewöhnliche‘ Homosexualität“. Hier rückt van den Aardweg zurecht, was in der medialen Information missachtet wurde: die klare Unterscheidung zwischen Pädophilie und Homosexualität.

Heuchelei damals und heute

Und er vergleicht die „Sittlichkeitsprozesse“ von 1936/37 mit der „heutige(n) Heuchelei: die Partei, die damals pädophile und homosexuelle Priester jagte, war selbst eine Brutstätte solcher Täter und Skandale“.

Andreas Späth ortet einen weiteren Schwerpunkt sexuellen Missbrauchs bei Gefangenen, behördlich Verwahrten oder Kranken und Hilfsbedürftigen in Einrichtungen bzw. unter Ausnutzung eines Beratungs-, Behandlungs- oder Betreuungsverhältnisses und verweist damit auf die entsprechenden Paragraphen 174a bzw. 174c.

Gabriele Kuby beleuchtet die staatlichen Formen der Sexualisierung von Kindern und Jugendlichen, vom Sexualkundeunterricht über die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung über staatlich unterstützte Vereine wie Pro Familia u.a.m.

Christa Meves entlarvt selbsternannte Sexualaufklärer wie Helmut Kentler und resümiert, dass „alle Prognosen der sogenannten fortschrittlichen Sexisten (…) sich als falsch herausgestellt“ haben. Daher ist es nur folgerichtig, dass Albert Wunsch als Sozialpädagoge und Psychologe sich der Frage zuwendet, wie Kinder gegen Missbrauch geschützt werden können.

„Humanistische Union“: ihre treibenden Kräfte

Ein wichtiges Kapitel schlägt Jürgen Liminski auf, indem er die treibenden Kräfte im Hintergrund benennt. In den üblichen Nachrichten hört man in aller Regel nichts davon, dass Frau Leutheusser-Schnarrenberger im Beirat der Humanistischen Union (HU) ist, ebenso wie die Grünen-Politiker Claudia Roth und Volker Beck wie auch bis zu seinem Tod der Sexualpädagoge Helmut Kentler. Ziel der HU war es immerhin, Pädophilie zu „entkriminalisieren“.

Der für manche Leser möglicherweise wertvollere und gleichzeitig umfangreichere Teil des Buches besteht aus der Dokumentation.

Diese beginnt mit dem „Umbau der Gesellschaft“, zeigt die Vorstellungen der Grünen zu Sex mit Kindern auf, beleuchtet Ziele und Hintergründe der Humanistischen Union, die „Arbeitsgemeinschaft Humane Sexualität“ die „Arbeitsgemeinschaft-Pädophilie“ und beschreibt das Geflecht der letzten drei Genannten untereinander; sie stellt die „Reformpädagogik zwischen pädoerotischer Grenzüberschreitung und organisierter Kriminalität“ dar und nennt Vertreter der Pädophilenbewegung: Fritz Sack und Lüdiger Lautmann, Helmut Kentler, Psychogruppen, Kindersex und Bombenterror – Die Kommune 2 und schließlich die sog. Stadtindianer.

In einem letzten Teil wendet sich Harald Seubert „Anstelle eines Nachwortes“ in philosophischen Überlegungen den „emanzipatorischen Quellen des Bösen“ zu.

Es folgen kurze Lebensläufe der Autoren sowie ein Personen- und Sachregister.

Dieses Buch ist eine Fundgrube der Information, der Argumentationshilfe und der klaren Linie für alle, die sie (noch) nicht gefunden haben. Wenn es möglich wäre, müßte man es zur Pflichtlektüre für alle Medienschaffenden erklären.

Den beiden Herausgebern gebührt besonderer Dank, dass sie sich als Vertreter evangelischer Kreise so intensiv für die Ehrenrettung kirchlicher Ethik, der katholischen wie evangelischen, stark machen, indem sie die Wahrheitsfrage stellen.

Eine kleine Kritik zur praktischen Arbeit am Buch: Die Fußnoten stehen immer am Ende jedes Aufsatzes bzw. jeder Dokumentation. Um gewinnbringend am Buch arbeiten zu können, gehören die Fußnoten an das Seitenende.

Reinhard Dörner ist Studienrat i.R. und Vorsitzender des Kardinal-von-Galen-Kreises

Die Erstveröffentlichung dieser Rezension  erschien in „Theologisches“ (Nr. 1-2/2011)

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