Wissenschaftliche Würdigung der Leistung arabischer Christen
Buchtitel: „Muslime und Christen: Geschichte und Perspektiven einer Nachbarschaft“ (176 Seiten, 19,80 €, Sankt-Ulrich-Verlag in Augsburg)
Dieses aufschlußreiche und faktenstarke Buch ist nicht etwa „nur“ eine kenntnisreiche Studie über den Islam und sein Verhältnis zum Christentum (und umgekehrt), es beschränkt sich auch nicht auf das Themenspektrum „Dialog oder Kontroverse“ zwischen diesen beiden Weltreligionen.
Vielmehr liefert dieses fundierte Interview-Buch mit dem Jesuiten Prof. Samir Khalil Samir (angesehener Vatikan-Berater in puncto Islam) auch neue Informationen über den bislang kaum bekannten (allenfalls in fachwissenschaftlichen Kreisen geläufigen) enormen Beitrag arabischer Christen in kultureller, sprachlicher und literarischer Hinsicht – und dies beginnend mit der Spätantike über Mittelalter und Neuzeit bis in unsere Gegenwart.
Vieles, was nach der durchaus unzutreffenden Devise „arabisch = islamisch“ leichthin dem Islam als Leistung angerechnet wird, geht in Wahrheit auf das kulturell und philosophisch hochstehende Wirken von Christen arabischer Sprache und Herkunft zurück. Dieser äußerst wichtige, auch für den interreligiösen Dialog bedeutsame Aspekt wird in diesem Buch präzise herausgearbeitet.
Ebenso interessant und lehrreich ist die ausführliche, professionell aufbereitete und zugleich anschaulich verfaßte Lebensbeschreibung von Pater Samir durch die Mit-Autorin Michaela Koller, die auch bei ihren Fragen sehr kenntnisreich und zielführend vorgeht.
Auch wenn man – wie ich – in einigen Punkten andere Ansichten als Pater Samir vertritt, so ist das Buch gleichwohl ein großer Gewinn zur Klärung eigener Standpunkte und zur Erweiterung des nötigen Wissens, denn kritischer Dialog mit dem Islam setzt auf christlicher Seite nicht „nur“ Vernunft, Sachlichkeit, Gläubigkeit und guten Willen voraus, sondern auch präzise Kenntnisse über Herkunft, Besonderheit und Selbstverständnis des Islam und seiner Anhänger.
Felizitas Küble
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