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Buchempfehlung: Kirchlicher Einsatz für verfolgte Juden im Dritten Reich

Von Dr. Eduard Werner

BUCH-Daten: Ludger Born, Lothar Groppe: Kirchlicher Einsatz für verfolgte Juden im Dritten Reich. Erzbischöfliche Hilfsstelle für nichtarische Katholiken in Wien. Gerhard Hess Verlag 2016, 292 S., ISBN 978-3-87336-582-7, 19,80 €

Der erste Bericht über die Arbeit der „Erzbischöflichen Hilfsstelle für nichtarische Katholiken“ in Wien stammt vom ersten Leiter dieser Hilfsstelle, Pater Ludger Born SJ.

Die Verfolgung der Juden begann in Wien fast zeitgleich mit der Verfolgung der Katholiken und zwar am 7. Oktober 1938 mit dem Sturm der Hitler-Jugend auf das Erzbischöfliche Palais und am 8. Oktober 1938 mit dem Sturm auf das Churhaus am Stephansplatz.

Dabei wurde klar, dass das formale Entgegenkommen des Kardinals gegenüber Hitler von diesem nicht belohnt wird. Die ersten Hilfen für damals schon bedrängte Juden organisierte Pater Bichlmair inoffiziell.

Als dieser jedoch im November 1939 verhaftet wurde, gründete Kardinal Innitzer die Erzbischöfliche Hilfsstelle für nichtarische Katholiken.

Es fällt auf, dass die Hilfsstelle in Wien von Anfang an frei arbeiten konnte, während die Hilfsstellen in Berlin, in Hamburg und in Freiburg streng geheim arbeiten mussten.

Trotzdem wurden auch von den 23 Mitarbeiterinnen der Wiener Hilfsstelle neun nach Polen deportiert. Offiziell durfte nur die Israelitische Kultusgemeinde die Rechtsvertretung von Juden wahrnehmen. Bevor es um die Beschaffung von Lebensmitteln, Geld und Wohnungen ging, bettelte P. Born um Einreise-Erlaubnisse bei ausländischen Staaten. 

Die brasilianische Delegation beispielsweise verlangte für eine einzige Einreise-Erlaubnis die Hinterlegung von 39.000 Reichsmark. Eine Summe, die nur ganz wenige Juden aus eigener Kraft aufbringen konnten.

BILD: Der Autor des Buches ist der Jesuitenpater Lothar Groppe, Sohn des Anti-NS-Generals und Widerständlers Theodor Groppe

Insgesamt 51 kirchliche Häuser und Klöster beteiligten sich auf Bitten Innitzers an der Versorgung der Hilfssstelle.

P. Groppe – selbst Sohn eines Judenhelfers – hat nun den Arbeitsbericht Borns überarbeitet und durch neue Materialien ergänzt. Er hat die diskriminierenden Vorschriften des NS-Regimes dargestellt, sowie einen Überblick über die materiellen und psychologischen Hilfsmaßnahmen der Kirche angefügt.

Er resümiert am Ende mit einem Befund von Dr. Margarete Sommer, der Leiterin der Berliner Hilfsstelle: „Die Verfolger waren wirklich alles andere als Christen. Die Entchristlichung der Menschen hat diese Verfolgung erst möglich gemacht.“

In der Tat waren die Nazigrößen und Judenverfolger höchstens abtrünnige Christen, wenn sie überhaupt jemals Christen waren.

Ein Bildteil rundet das eindrucksvolle Buch ab.

Veröffentlichungen über das NS-Regime sollten solche Studien über bischöfliche Hilfsstellen nicht ausblenden, wenn sie ein gerechtes Urteil anstreben. Die Rettung jedes Einzelnen unter Lebensgefahr ist ein Aufstand der Menschlichkeit.

Pater Lothar Groppe gebührt Dank und Anerkennung für diese wertvolle Arbeit.

Quelle: http://blog.forum-deutscher-katholiken.de/?p=7397

DIESES BUCH von Pater Groppe kann zum Sonderpreis von 14,80 € (statt 19,80 €) und zudem portofrei von uns ausgeliefert werden: Tel. 0251-615151  – Mail: felizitas.kueble@web.de

Kommentare

7 Antworten

  1. Die Christen sind das Neue Gottesvolk. Das Neue Israel.
    Wichtig ist wie immer der Kontext: Zur Frage der Stellung des jüdischen Volkes als Volk des alten vom neuen Bund abgelösten Bundes mit Gott nach Moses

    Die endgültige Rettung Israels: 9,1 – 11, 36

    Die gesamte lange Passage ist wichtig – aber in Kürze zusammengefasst:

    „Ich frage also:Hat Gott sein Volk
    verstossen?Keineswegs!Denn auch ich bin ein Israelit,
    ein Nachkomme Abrahams, aus dem Stamm Benjamins.Gott
    hat sein Volk nicht verstoßen, das er einst erwählt
    hat.“ Römer 11,1-3

    Auch als überzeugter Christ kann man andere
    christl. Konfessionen oder die Juden als Gott
    verehrend aktzeptieren. Wenn auch noch unvollkommen.

  2. Michael Hesemann, Historiker und Autor
    Offizielle Homepage

    http://michaelhesemann.info/

    Michael Hesemann – Kathpedia

    http://www.kathpedia.com/index.php/Michael_Hesemann

    11.03.2019 – Michael Hesemann (Dr. h.c.; * 22. März 1964 in Düsseldorf) ist ein international tätiger Historiker, Autor, Verleger, Dokumentarfilmer und …

    Michael Hesemann – Wikipedia

    https://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Hesemann

    Michael Hesemann (* 22. März 1964 in Düsseldorf) ist ein deutscher Historiker, Autor (früher auch zu parawissenschaftlichen Themen), Dokumentarfilmer und …
    ‎Leben · ‎Veröffentlichungen · ‎Werke (Auswahl)

    1. Die Wahrheit über Pius XII.

      Michael Hesemann hielt im Februar 2012 ein Tagesseminar über Pius XII. an der Sorbonne in Paris; am 11. November nahm er an einer akademischen Debatte mit Pius-Gegnern teil. Das Ergebnis: Die Sorbonne revidierte ihre bislang skeptische Einstellung zum Weltkriegs-Papst, Vizekanzler Prof. Dr. Edouard Husson gratulierte Hesemann und seinen Mitstreitern: sie hätten die besseren Argumente gehabt.

      http://michaelhesemann.info/14.html

      http://michaelhesemann.info/

  3. Nachdem es sich um die „Erzbischöfliche Hilfsstelle für nichtarische Katholiken“ handelte, drangt sich mir die Frage auf, ob die Hilfsmaßnahmen nur zugunsten von Katholiken erfolgten.

    1. Guten Tag,
      die katholische Kirche durfte sich nur für Katholiken zuständig zeigen, zumal es für Glaubensjuden eigene Initiativen von jüdischer Seite gab (und die jüdische Vertretung auch hierauf bestand) – und auch die evangelische Kirche sich ungern pastoral von der katholischen Kirche „vereinnahmen“ ließ.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

      1. Aha. Also ging es nicht, wie der Titel vermuten ließe pauschal um kirchlichen Einsatz „für verfolgte Juden“ im Dritten Reich, sondern für verfolgte Katholiken, die „nichtarisch“ bzw. ehemals jüdischen Glaubens waren. Dann wäre es doch auch besser, das so zu bezeichnen.

        1. Guten Tag,
          auch getaufte Juden sind Juden und haben sich als solche verstanden – und auch sie wurden in der NS-Diktatur verfolgt.
          Vielleicht lesen Sie mal den Untertitel des Buches: „Erzbischöfliche Hilfsstelle für nichtarische Katholiken“.
          Übrigens: Während protestantische Landeskirchen die Ariergesetze übernahmen (evang. Judenchristen sogar die Teilnahme am Gottesdienst untersagten), hat dies kein einziges katholisches Bistum getan.
          Freundlichen Gruß!
          Felizitas Küble

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