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Bürgerbegehren pro Hindenburgplatz in Münster: interessante Erfahrungen eines Unterschriftensammlers

Leserbrief von Dr. Heinz Althaus, 48161 Münster (Isolde-Kurz-Str.8), an die Westfälischen Nachrichten (WN)
Diese Zuschrift wurde von den WN am 21. Juni stark gekürzt abgedruckt  – wir veröffentlichen diese Stellungnahme von Dr. Althaus hier nun im vollen Wortlaut. Es geht darin um das Bürgerbegehren für den Namen Hindenburgplatz, das von fast 16.700 wahlberechtigten Münsteranern unterzeichnet wurde, womit die hier geäußerten Erwartungen von Dr. Althaus sogar deutlich übertroffen wurden:

„Neulich hat die Zeitung 12.000 Unterschriften gemeldet. Seit heute sind es schon wesentlich mehr.  Wir werden bis zum 23. Juni, dem Endtermin für das Bürgerbegehren, wohl 15.000 Unterschriften sammeln – mehr als das Bürgerbegehren gegen die Konzerthalle (12.000) zustande gebracht hat 
Nachdem in den letzten Tagen sich die Gegner ausführlich zu Wort gemeldet haben, ist es an der Zeit, einmal aus der Sicht eines Menschen, der 1300 Unterschriften in verschiedenen Stadtteilen Münsters gesammelt hat, Stellung zu nehmen.
Für die Münsteraner ist der Name Hindenburgplatz ein Herzensanliegen. Der Name bedeutet für sie ein Stück Heimat. Sie sind ihn seit 85 Jahren gewohnt und sind mit ihm vertraut. Die Notwendigkeit, ihn zu ändern, sehen sie nicht ein.
Ja, sie fragen, warum es 67 Jahre nach Kriegsende notwendig sei, ihn zu ändern. Ob denn der Rat der Stadt nichts anders zu tun habe, als sich mit so einem „Quatsch“ zu beschäftigen. Das koste doch auch Geld: die Einrichtung einer Kommission und die ‚Ausstellung“ im Rathaus, erst recht aber der Bürgerentscheid, wenn denn der Rat dem erfolgreichen Bürgerbegehren nicht nachkomme und den alten Namen nicht wiederherstelle.  Die Stadt habe doch hohe Schulden und laufe Gefahr, einer staatlichen Haushaltssicherung unterstellt zu werden.
Die Ablehnung der Umbenennung in Schlossplatz geht über die Parteigrenzen hinweg. Obwohl die SPD den Antrag auf Umbenennung gestellt hat, unterschreiben auch traditionelle SPD-Wähler.
Im übrigen verbinden  nicht nur alte Münsteraner mit dem Namen Heimatgefühle, sondern auch viele junge Menschen. Besonders erfreulich war, als mich junge Gymnasiasten um eine Unterschriftsliste baten. Sie wollten sie vervielfältigen und an ihrem Gymnasium bei 400 Oberstufenschülern Unterschriften sammeln. Und wie oft habe ich es erlebt, dass  Bürger und Bürgerinnen froh waren, endlich unterschreiben zu können.
Auch viele Auswärtige aus Steinfurt, Altenberge, Nottuln, Senden, Havixbeck usw. wollten unterschreiben, was aber nach dem Gesetz nicht zählt. Andere sagten, sie arbeiteten aber in Münster oder sie hätten früher in Münster gewohnt. 

Natürlich habe ich auch Störversuche erlebt. Da kamen Menschen an unseren Stand auf der Ludgeristraße und brachten mit Stentorstimme ihre gegenteilige Meinung zu Gehör und versuchten, Menschen von ihrer Unterschrift abzuhalten.
Dass wir als Ewiggestrige beschimpft wurden, war noch harmlos. Schlimm wurde es, wenn solche Beleidigungen wie „Nazi“ fielen. Ich selbst wurde von einem jungen fanatischen Studenten als „Clown“ beleidigt.
Hinzu kamen Versuche, die Unterschriftensammlung ganz zu unterbinden, indem Gegner sich beim Supermarkt über angebliche Belästigungen durch Unterschriftensammler vor dem Eingang beschwerten. Natürlich waren das alles Lügen und Verleumdungen, denn wir haben abweichende Meinungen respektiert und niemals Druck ausgeübt.
Wenn jemand sagte, der Name Schlossplatz sei doch auch ganz gut, haben wir ihm nicht widersprochen. Uns würde nur stören, dass der Rat der Stadt in gröblichster Weise gegen den Willen der Bürgerschaft gehandelt habe, die immer in Meinungsumfragen ihren Willen bekundet habe, dass der Name Hindenburgplatz beibehalten werden solle.
Dass diejenigen, die 2008 gegen die Mehrheitsentscheidung des Rates, den Bau einer Konzerthalle mit 10 Millionen Euro zu bezuschussen, ein Bürgerbegehren angestrengt haben, sich nun darauf berufen, dass „die gewählten Vertreter der Stadt“ die Umbenennung beschlossen hätten, ist alles andere als fair.
In höchstem Maße unfair ist auch, wenn uns Gegner vorwerfen, wir seien über die Geschichte nicht informiert, wie dies jüngst Doktor Johannes Schwarte in einem arroganten Leserbrief getan hat.
Dass 12 Professoren der Geschichtswissenschaft an der Universität Münster öffentlich gegen die Umbenennung Stellung bezogen haben, scheint  Doktor Schwarte völlig entgangen zu sein. Oder rechnet er auch sie zu den „Nichtinformierten“?
Natürlich sind die Störversuche und Anfeindungen unerfreulich und im Grunde auch undemokratisch, aber uns Aktive tröstet, dass der eigentliche Souverän, die Bürgerschaft, uns so deutlich unterstützt. Immer wieder danken uns  Bürger, dass wir  dem wahren Bürgerwillen zur Geltung verhelfen wollen. Daher zweifeln wir keinen Augenblick daran, dass wir auch den Bürgerentscheid gewinnen werden, wenn denn der Rat es darauf ankommen lassen sollte.“
Das BILD zeigt eine Sammelaktion des Bürgerbegehrens in Münsters Innenstadt (Foto: Felizitas Küble)

Kommentare

2 Antworten

  1. Irgendwie müssen es die „besonderen“ Gene sein der Deutschen/Münsteraner, die für solche Dinge sich verantwortlich zeigen. Das „es“ in Münster stattfindet wundert schon gar nicht. Die Braune-Fratze zeigt sich wieder. Wehret den Anfängen…er ist schon wieder bei den bürgerlichen zu erkennen.

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