Top-Beiträge

Links

Causa Meisner: Manfred Lütz stellt sich voll hinter die „Erklärung“ des Kölner Erzbischof zur „Pille danach“

Am 31. Januar 2013 veröffentlichte das Kölner Domradio  –  gleichsam der Kirchenfunk Kardinal Meisners  –  ein Interview mit dem Psychiater und Theologen Dr. Manfred Lütz. 

Der bekannte katholische Schriftsteller äußerte sich im Gespräch mit Christian Schlegel zu jener „Erklärung“ des Kölner Erzbischofs in puncto „Pille danach“, die seit über einer Woche für internationales Aufsehen sorgt   –  und zudem erhebliche Irritationen in der Lebensrechtsbewegung auslöste, die sich stets gegen die „Pille danach“ ausgesprochen hat.   baby

Ob jene internen Hinweise, die wir erhielten, tatsächlich zutreffen, wonach Dr. Lütz  zu dem Beraterkreis gehören soll,  die den Kardinal zu seiner geänderten Linie bewegten, sei dahingestellt.

Klar ist jedenfalls, daß er Meisners Stellungnahme öffentlich lobte und als „beeindruckende Reaktion“ würdigte.

Bereits die erste Interview-Antwort des Psychiaters entspricht jedoch nicht der Faktenlage hinsichtlich der frühabtreibenden Wirkung der „Pille danach“:

„Bei den beiden derzeitig auf dem Markt befindlichen Pillen danach ist von Wissenschaftlern ganz offenbar, zumindest bei der einen Pille, möglicherweise aber auch bei der anderen, kein nidationshemmender Effekt feststellbar, wobei in der Wissenschaft wie immer unterschiedliche Beurteilungen existieren.“

In Wirklichkeit sind beide in Deutschland erhältlichen Präparate der „Pille danach“ mit einer nidationshemmenden Zweitwirkung ausgestattet, wobei im Falle einer Einnahme nach der Befruchtung die Implantation bzw. Nidation (Einnistung) des Embryo in die Gebärmutter verhindert wird.

Aber auch dann, wenn die „Pille danach“ noch  v o r   einer Befruchtung eingenommen wird, ist die empfängnisverhütende Wirkung nicht völlig sicher, so daß sehr wohl die nidationshemmende Wirkung als „Sicherheitsfaktor“ noch zum Tragen kommen könnte.

Wird aber nun die Einnistung verhindert, bedeutet dies eine Frühabtreibung in den ersten ein bis zwei Wochen des Embryos, der die kleinste Erscheinungsform des Menschen ist.

Im nächsten Satz erklärt Lütz sogar ohne Wenn und Aber, das „Wirkprinzip Nidationshemmung“ sei „bei den beiden Präparaten nicht der Fall“.

Dies widerspricht  jedoch seiner vorhergehenden Aussage, wonach diesbezüglich „in der Wissenschaft wie immer unterschiedliche Beurteilungen existieren“ würden.

Selbst wenn dem so wäre, wenn also keine endgültige Klarheit über die frühabtreibende Wirkung der „Pille danach“ erreicht wäre, müßte die Kirche selbstverständlich auf „Nummer Sicher“ gehen  –  und zwar zugunsten des menschlichen Lebens!

Dr. Lütz erwähnt sodann, er sei „bis vor vier Wochen noch davon ausgegangen, dass in der Tat der nidationshemmende Effekt der Haupteffekt dieser Präparate ist“.

Warum sollte sich wohl an diesem Kenntnisstand innerhalb eines Monats plötzlich etwas geändert haben?

Der katholische Theologe erklärt nun gegenüber dem „Domradio“, er fände es  „beeindruckend, dass Kardinal Meisner so schnell auf diese Situation reagiert hat“. 

Er erwähnt sodann jene schlimme Aussage des erzbischöflichen Presseamts Köln bezüglich der Verhinderung einer „verbrecherischen Befruchtung“, wobei Dr. Lütz sich mit keinem Wort von diesem haarsträubenden Ausdruck distanziert.

Eine Empfängnis als solche kann nie „verbrecherisch“ sein  –  und im Falle einer Vergewaltigung ist der Täter und die Gewalt bzw der Zwang beim Sexualverkehr verbrecherisch, nicht jedoch die möglicherweise folgende Befruchtung und damit die Entstehung neuen menschlichen Lebens.

Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks in Münster

HINWEISE:

Dr. Jose M. Simon Castellvi, Präsident der World Federation of Catholic Medical Associations, einem weltweiten Dachverband kath. Mediziner, erklärte 7. Februar 2013 gegenüber CNA hinsichtlich der Meisner-Erklärung, der er klar widersprach:

“In any case, the morning-after pill works as an anti-implantation product in 70 percent of the cases where the woman is fertile.”   –  D.h. auf deutsch: „In jedem Fall wirkt die Pille danach als Anti-Implantations-Präparat in 70 Prozent der Fälle, bei denen die Frau fruchtbar ist.“

Quelle: http://www.fiamc.org/

Auch die kath. Ärztevereinigung St. Lukas in Essen hat sich eingehend mit diesem Thema befaßt und kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, daß alle Präparate der „Pille danach“ eine frühabtreibende Wirkung beinhalten:

http://www.kathmed.de/images/bilddaten/wissenschaftliche_darlegung_wirkungsweise_postkoitalpille.pdf

Noch am 1. Februar 2012 erklärten der Bundesverband der Frauenärzte (BVF) und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) in der Webseite „Frauenärzte im Netz“:

„Die ‚Pille danach‘ verhindert oder verschiebt den Eisprung so, dass keine Befruchtung stattfinden kann. Ist es bereits zu einer Befruchtung gekommen, verhindert sie die Einnistung in die Gebärmutter.

(Dieser Text wurde allerdings kürzlich geändert, wobei die Einnistungsverhinderung sprachlich verschleiert wird.)

Sogar das linksgerichtete Magazin „Der Spiegel“  –  wahrlich kein Organ der Lebensrechtsbewegung   –  stellte mit Berufung auf Frauenärzte kürzlich fest, daß es sich bei dem von Kardinal Meisners erwähnten Präparat einer „Pille danach“ mit rein empfängnisverhütender Wirkung quasi um eine „Wunschpille“ handelt   –   siehe hier die Artikelankündigung:  http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/von-meisner-gutgeheissene-pille-danach-in-deutschland-nicht-erhaeltlich-a-881111.html

Das „klassische“, seit Jahrzehnten erhältliche Präparat der Pille danach enthält das Quasi-Gestagen (Kunsthormon) Levonorgestrel, das nach einer Empfängnis sehr wohl frühabtreibend wirkt.

Dies wird z.B. auf folgender Webseite ohne Wenn und Aber eingeräumt: http://medikamente.onmeda.de/Anwendungsgebiet/Schwangerschaftsverh%FCtung.html

Dort heißt es wörtlich:

„Die „Pille danach“ (morning-after-pill): Die „Pille danach“ verhindert, dass sich eine befruchtete Eizelle in die Gebärmutter einnisten kann. Diese Pille wird auch postkoitale Pille oder „morning-after-pill“ genannt. Die „Pille danach“ ist ein Hormonpräparat, das nur ein Gestagen enthält. Bei dem Wirkstoff handelt es sich um Levonorgestrel.“

Diese ärztliche Infoseite eines Gynäkologen   –  http://www.dr-gumpert.de/html/pille_danach.html#c42906   –   bestätigt ebenfalls die nidationshemmende Funktion von Levonorgestrel.

Zudem wird auf die neuere „Pille danach“ hingewiesen, die erst seit 2009 im Handel ist und unter dem Handelsnamen „EllaOne“ vertrieben wird; dieses Präparat enthält kein Gestagen, sondern stattdessen den Wirkstoff Ulipristal, der das weibliche Geschlechtshormon Progesteron blockiert, das sowohl für den Eisprung wie auch für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut zuständig ist. 

Wenn nun das Progesteron durch Ulipristal in seiner beiderseitigen Funktion gehemmt wird, hat dies ggf. eine nidationsverhindernde und damit frühabtreibende Wirkung zur Folge.   –  Hierzu heißt es bei Dr. Gumpert:

„Die Wirkweise von  Ulipristal besteht in der Besetzung körpereigener Progesteronrezeptoren. Progesteron (=Gelbkörperhormon) ist ein Sexualhormon, welches u.a. in den Eierstöcken der Frau gebildet wird. Die Hemmung der Progesteronwirkung führt ebenfalls zur Verhinderung des Eisprungs und zur Verhinderung einer für die Einnistung (=Nidation) notwendigen Veränderung der Gebärmutterschleimhaut.

Ein weiteres Beispiel bietet diese Webseite: http://www.schwanger-in-bayern.de/schwangerschaftskonfliktberatung/notfallverhuetung.html

Dort wird auf die Frage „Wie wirkt die Pille danach?“  folgendermaßen geantwortet:

„In PiDaNa® und Levogynon® ist das synthetische Gelbkörperhormon Levonorgstrel enthalten, welches das körpereigene Hormon Gestagen ersetzt. Auf diese Weise wird, je nach Einnahmezeitpunkt, der Eisprung verzögert oder unterdrückt. Der Transport von Eizelle und Spermien in den Eileitern wird beeinflusst und die Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindert, da der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut beträchtlich gestört wird.“

Kommentare

2 Antworten

  1. Sehr geehrte Frau Küble,

    Sie schreiben „…im Falle einer Vergewaltigung ist der Täter und die Gewalt bzw. der Zwang zum Sexualverkehr verbrecherisch, nicht jedoch die möglicherweise folgende Befruchtung…“
    Das sehe ich anders. Bedenken Sie, dass im Falle der Vergewaltigung die Befruchtung nicht erfolgt wäre, wenn die Vergewaltigung nicht begangen worden wäre.
    Die Samenzelle des Vergewaltigers, die auf widerrechtliche Weise in den Körper der Frau eingedrungen ist, muss wieder aus dem Körper der Frau hinausgeschafft werden, auch wenn diese Samenzelle sich mit einer Eizelle der Frau verschmolzen hat.

  2. Mal ganz abgesehen von der Abtreibungsdiskussion rund um die „Pille danach“ stellt sich auch die Frage, was diese Pille im Körper außer einer ev. Abtreibung sonst noch anrichtet. Es sollte auch über Nebenwirkungen bzw. Spätfolgen diskutiert werden. Vielleicht nimmt dann die ein oder andere Frau automatisch Abstand von der Einnahme.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Kategorien

Aktuelle Beiträge

Archiv

Archive

Artikel-Kalender

März 2024
M D M D F S S
 123
45678910
11121314151617
18192021222324
25262728293031

Blog Stats

661395
Total views : 8710569

Aktuelle Informationen und Beiträge abonnieren!

Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse an, wenn Sie kostenlos über neu erschienene Blog-Beiträge informiert werden möchten.