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Chanukka und Weihnachten aus jüdischer Sicht

Aus der jüdischen „National Post“ vom 23.12.2011

Von Joel Lion (ehem. Chef des Öffentlichkeitsressorts in der Botschaft des Staates Israel in Deutschland) 

An diesem Sonntag haben die Christen in aller Welt die Geburt von Jesus Christus gefeiert, eines jüdischen Kindes, das in der judäischen Stadt Bethlehem geboren wurde. Am selben Tag zündeten die Juden in diesem Jahr zu Chanukka die sechste der acht Kerzen an.Über die Jahrhunderte hat die Geschichte von Chanukka für viele Dinge gestanden. Für einige ist es das „Lichterfest“ und ein Tag, an dem die Juden ein Wunder feiern. Für andere wiederum ist es eine Gelegenheit, der dreitausend Jahre alten Beziehung unseres Volkes zum Land Israel zu gedenken.

Wie dem auch sei: Wären diese jungen, kämpferischen Makkabäer nicht gewesen, würde der Zweite Tempel in den Schulbüchern unserer Kinder „alter griechischer Tempel“ heißen. Die Makkabäer kämpften mit allen Mitteln, um den griechischen Angriff zurückzudrängen und schützten die jüdische Selbstbestimmung und das Recht auf Religionsausübung. Hätten sie verloren, würden wir heute weder Chanukka noch Weihnachten feiern.

Dieser überwältigende Sieg führte schließlich wenige Jahre später dazu, dass das Römische Reich, eines der mächtigsten Imperien der Weltgeschichte, etwas getan hat, was den heutigen Nachbarn des modernen Israels nicht in den Sinn zu kommen scheint: In einem Brief an den Führer der Revolte, an Judah Maccabee, erkannten die Römer nicht nur das jüdische Existenzrecht an, sondern auch den Anspruch der Juden, in ihrem angestammten Heimatland Israel zu leben.

Heute, nach dem „arabischen Frühling“, steht unser Teil der Erde wieder an einem Scheideweg: Zwischen Fortschritt auf der einen und den dunklen Mächten der Unterdrückung auf der anderen Seite. Jahrzehntelang haben Araber von Tunis über Kairo bis Damaskus unter Tyrannei und Repression gelitten. Keiner versteht ihre Misere besser als das jüdische Volk, da unsere Geschichte zu großen Teilen von Unterdrückung und Verfolgung geprägt ist.

Die Araber kämpfen für ihre Rechte und genießen ihre neugewonnenen Freiheiten, und wir hoffen sehr, dass sie diesen beispiellosen Moment in der Geschichte auch nutzen werden, um ihre Brüder davon zu überzeugen, mit Israel Frieden zu schließen und gegen antijüdische Hetze vorzugehen.

Möge das Licht und der Geist dieser Feiertage unsere Nachbarn inspirieren, auf dass auch sie die universellen Werte des Friedens, der Brüderlichkeit und der gegenseitigen Anerkennung hochhalten, damit wir das neue Jahr mit einer versöhnlichen Note beginnen können: Ein Jahr, in dem die Verhandlungen wieder aufgenommen werden und in dem wir einen stabilen Frieden zwischen Israel, einem künftigen palästinensischen Staat und allen Ländern unserer Region erreichen.

Quelle: Newsletter der israelischen Botschaft in Berlin vom 28.12.2011

 

Kommentare

8 Antworten

  1. Guten Tag, Frau Küble,

    ich habe hier nicht gepostet, um Sie zu ärgern, sondern um eben meine Sicht des jüdischen Artikels deutlich zu machen.

    Sie formulieren, es ginge hier nicht darum, was Christen an Weihnachten feiern, sondern hauptsächlich um Chanukka. Das habe ich ebenso verstanden, wie ich die Überschrift und die Quellenangabe verstanden habe.

    Ich habe den jüdischen Artikel lediglich aus christlicher Sicht kommentiert, zumal der jüdische Autor explizit auf die Verbindung Chanukka/ Weihnachten abhebt. Und da beginnt es eben mit dem „jüdischen Kind“ und läuft dann darauf hinaus, dass es ohne die „kämpferischen Makkabäer“ letztlich weder Chanukka noch Weihnachten gegeben hätte (siehe Quelle).

    Bezüglich Chanukka mag das ja sein. Hinsichtlich des Christusgeschehens bezweifel ich es, da letzteres nicht eine – nennen wir es `mal – kulturhistorisch-theologische Konsequenz ist, sondern eine neue Qualität, einen neuen Bund darstellt. Es ist eigenständig. So eigenständig wie Chanukka.

    Mit freundlichem Gruß,
    Lutz Jahnke

    1. Guten Tag, Herr Jahnke,
      keine Frage, daß Weihnachten eigenständig ist und keine Folgewirkung von Chanukka. Gottes Sohn wäre auch ohne den – an sich sehr erfreulichen und im Hebräerbrief gelobten – Sieg der Makkabäer Mensch geworden.
      Bekanntlich ist die jüdische Sicht eine andere – und der hier zitierte israelische Artikel mag auch für Christen aufschlußreich sein, um jüdisches Denken näher kennezulernen; zudem zeigt die interessante Grafik/Symbolik (Christbaum in Verbindung mit einem Chanukka-Leuchter), daß hier von jüdischer Seite versucht wird, eine kleine Brücke zur Christenheit zu schlagen – finde ich durchaus interessant.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

  2. Dass Jude oder Jüdin ist, wer von einer jüdischen Mutter geboren wurde, darf als ebenso allgemein bekannt vorausgesetzt werden, wie das Wissen darüber, welche Texte kanonisch zur Heiligen Schrift gehören und wo die Wurzeln des Chanukka-Festes liegen. Und selbstverständlich wurde Christus im irdischen Sinne jüdisch erzogen.
    Dies alles ändert aber nichts an der Tatsache, dass Christen am Christfest nicht die Geburt eines „jüdischen Kindes“ feiern, sondern die Menschwerdung Gottes.

    1. Guten Tag!
      Der zitierte Beitrag berichtete nun einmal nicht darüber, was Christen an Weihnachten feiern, sondern – wie Überschrift und Quellenangabe in der ersten Zeile bereits klarstellen: wie dies in einem jüdischen Artikel gesehen wird, wobei es hauptsächlich um Chanukka ging – und damit um ein jüdisches Fest.
      Zum Thema Weihnachten aus christlicher Sicht hatten wir zuvor über ein dutzend Artikel und Gedichte veröffentlicht.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

  3. Das ist eine wirklich sehr(!) jüdische Sicht der Dinge! Und nur `mal so: Jesus Christus war kein „jüdisches Kind“, sondern der Sohn Gottes.

    1. Jüdisches Kind und Sohn Gottes, göttliche und menschliche Natur in der Person Christi: wir Christen glauben beides! – Irdisch gesehen war Jesus das Kind einer jüdischen Mutter. – Die jüdische Definition lautet: Jude ist, wer von einer jüdischen Mutter geboren wurde. – Die Gottesmutter hat Christus gemäß den religiösen Geseetzen und Traditionen ihres Volkes erzogen (vgl. Beschneidung des Herrn, Darstellung im Tempel, der 12-jährige Jesusknabe im Tempel etc). Sohn Gottes und zugleich jüdisches Kind schließen sich keineswegs aus; hier gilt nicht Entweder-Oder, sondern Sowohl-als-auch, wobei dies die christliche Sicht ist, natürlich nicht die jüdische. – Freilich gehören die Makkabäer-Bücher (AT-Spätschriften) laut katholischer Lehre zur Heiligen Schrift – und dort ist von der Wiedereinweihung des Tempels die Rede, woraus das Chanukka-Fest entstand, von dem in diesem Artikel die Rede ist. Auch das Neue Testament würdigt den Glaubenskampf der Makkabäer im Alten Bund (siehe Hebräerbrief).
      Freundliche Grüße!
      Felizitas Küble

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