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Von Felizitas Küble

Immer wieder mal was Neues – oder genauer gesagt: Das Alte in neuer Verkleidung.  – Das gilt auch für die charismatische Bewegung, wie die zunehmende Verbreitung des Magdalena-Gebetes in der katholischen „Erneuerungs“-Szene aufzeigt.

Im wesentlichen konzentriert sich das schwarmgeistige Spektrum  – das katholische ebenso wie das evangelische und freikirchliche – auf Zeichen und Wunder, auf Heilung und Befreiung.

Unter Befreiung wird dabei vor allem die Loslösung von bösen Geistern verstandenund bei der „Heilung“ geht es teils um körperliche  „Wunderheilungen“, teils um die sogenannte innere Heilung, wobei sich die beiden „Dienste“ der Heilung und Befreiung bisweilen überschneiden.

Der neueste Gag in Sachen innerer Heilung ist das Magdalena-Gebet, das sich auf die Jüngerin des HERRN bezieht, die durch Christus geheilt und bekehrt wurde.

Diese neue Gebetsmethode wird eifrig in den einschlägigen Kreisen propagiert, so etwa bei den schon lange charismatisch geprägten „Legionären Christi“ in ihrem „Apostelhaus“ oder bei den Heilungsseminaren von Pater Buob und seinem Team in Hochaltingen.

Das Katholische Evangelisationswerk Regensburg ist besonders begeistert und schreibt dazu auf seiner Internetpräsenz:

„Seit kurzem breitet sich eine neue Form des Gebets um innere Heilung aus – das Magdalena-Gebet. Entwickelt wurde es von der katholischen, sehr erfahrenen Ärztin und Psychotherapeutin Dr. med. Dorit Wilke-Lopez.
Sie integrierte in Zusammenarbeit mit Pfarrer Roland Bohnen verschiedene bewährte Formen des Heilungsdienstes (v.a. das aus dem freikirchlichen Bereich stammende SOZO und den Unbound-Ansatz nach Neal Lozano) und ergänzte sie nach und nach um weitere Komponenten.“

Zu dem hier erwähnten Pfarrer Roland Bohnen, der gemeinsame Seminare mit den Charismatiker-Priestern Thomas Wieners und Peter Meyer durchführt, haben wir bereits vor über einem Jahr manches Merkwürdige näher erläutert: https://christlichesforum.info/kath-charismatik-wenn-der-heilige-geist-glaeubige-in-seinen-bann-zieht/

Noch „drolliger“ wirkt freilich die Empfehlung des freikirchlichen SOZO aus der US-amerikanischen Bethelgemeinde, die zur extrem-charismatischen Szene mit Ablegern in Deutschland gehört: Unter dem typischen Stichwort „gerettet – geheilt – befreit“ wirbt Bethel für seinen SOZO-Heilungsdienst: https://bethelsozo.de/

Diese ultra-pfingstlerische Bethelchurch, in der auch das okkulte „Grabsaugen“ praktiziert wird, läßt sich offenbar problemlos mit dem „katholischen“ Magdalena-Gebet kombinieren.

„Die Lehre trennt, die Erfahrung vereint“

Warum auch nicht?  – In der Charismatik gilt seit langem der Grundsatz: Die Lehre trennt, aber die Erfahrung vereint  – und auf genau diese „Erfahrung“ fixiert sich die enthusiastische Bewegung „hüben wie drüben“.

So wie man innerhalb der Szene z.B. die „prophetische Gabe“ durch Kurse regelrecht erlernen kann, so ist auch der Heilungsdienst durch das Magadalenen-Gebet im Rahmen einer „fundierten Ausbildung“ zugänglich: https://www.magdalenagebet.com/ausbildung

Zurück zu den katholischen Charismatikern aus dem Bistum Regensburg, die das eineinhalbstündige Magdalena-Gebet als Weg der Heilung seelischer wie seelsorglicher „Blockaden“ wie folgt propagieren:

„Im Magdalena-Gebet führt ein Anleiter den Gebetssuchenden in einen Dialog mit Gott. Er hilft, Gott Fragen zu stellen, damit diese Hindernisse aufgedeckt und im Verlauf dieses Dialoges durch verschiedene innere Schritte beseitigt werden können.“

Der „Anleiter“ ist in der Regel ein Laie, also kein Priester; es findet keine Beichte statt, somit gibt es auch keinen Anspruch auf ein Beichtgeheimnis. Wie steht es also um die strikte Einhaltung des Seelsorgsgeheimnisses? Welche Garantien existieren hierbei für die „Heilungssuchenden“?

Verstiegene Verheißungen: „Gott antwortet“

Sodann wird den Interessierten zugesagt, sie würden direkte „Antworten von Gott“ empfangen. Auf der Webseite „Das Magdalena-Gebet“ heißt es dazu:

„Im Magdalenagebet wird in kleinem Kreis ein non-direktiver, sehr persönlicher Gebetsdialog mit dem dreifaltigen Gott angeregt, in dem du Gott die Wunden deiner Seele zeigst und zur Heilung übergibst.
Es wird nicht über dich gebetet, sondern du selbst führst das Gespräch mit Gott, und du wirst Antworten empfangen – Antworten in Form von inneren Gedanken, inneren Bildern oder Empfindungen, die dein Leben verändern können.“

Somit wird unter Anleitung einer kleinen Gruppe eine Art Gebetsheilung durchgeführt mit der Ankündigung göttlicher Antworten, die „dein Leben verändern können“. 

Mit dieser Methode  – verbunden mit derartigen Verheißungen  –  werden nicht nur bedenkliche Erwartungen geweckt; vielmehr wird damit die Gefahr (un)geistlicher Übergriffe bzw. des seelsorglichen Mißbrauchs begünstigt.

Unter dem Stichwort „Heilende Begegnung“ heißt es auf der erwähnten Infoseite weiter:

„Durch die Begleitung des Gebetsteams können Menschen eine tiefe Verbindung zu Gott erfahren. Jeder von uns hat im Leben schon seelische Verletzungen davongetragen.
Im Magdalenagebet geht Jesus mit dem Beter oder der Beterin an die Wurzeln dieser Verletzungen….Und er spricht die göttliche, heilende, stärkende Wahrheit in die Seele hinein.“

Hier wird zumindest indirekt der verstiegene Eindruck erweckt, als handle das „Gebetsteam“ unter der direkten Vollmacht und Sendung Christi; es werden quasi-sakramentale Zusagen gemacht, so daß die betreffende Person, an der dieser „Heilungsdienst“ ausgeübt wird, in der Annahme bestärkt werden soll, was in diesem eineinhalbstündigen Gebetsritual geschehe, sei eine unmittelbare Begegnung mit Jesus.

Kritische Rückfragen oder Zweifel sind somit nicht angesagt, denn es ist doch schließlich der Himmel selbst, der hier gegenwärtig ist, „angeleitet“ durch das Gebetsteam, das gleichsam im Auftrag Gottes handelt.

Unsere Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das dieses CHRISTLICHE FORUM betreibt

Kommentare

14 Antworten

  1. Danke, dass Sie so ausführlich über das Magdalenagebet berichten und so viele Quellen studiert haben. Einige Missverständnisse und Pointierungen hätten sich allerdings durch die Lektüre des Buches: „Heilende Begegnung – Das Magdalenagebet“ oder durch den Empfang eines Magdalenagebets auf einfache Weise ausräumen lassen.
    In Internetartikeln kann man die Dinge nur verkürzt darstellen, weswegen ich kurz an dieser Stelle einiges klarstellen möchte.
    Sie sprechen vom „schwarmgeistigen“ Spektrum, das sie einige Zeilen später als „drollig“ bezeichnen, und das auf Wunder, Heilung und Befreiung abziele. Die Frage ist, welche Wirkungen des Heiligen Geistes in der Kirche erlaubt sind? Darf die Aussage Jesu vor der Himmelfahrt gelten: „Diese Zeichen aber werden die begleiten, die gläubig geworden sind: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben…..Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden.“( Mk 16, 17 bis 18, Schlachter-Übersetzung)? Jesus spricht von allen, die gläubig geworden sind, nicht nur von den Priestern. Welches Kirchendokument verbietet, dass Laien um Heilung und Befreiung beten?
    Jesus spricht ferner: Meine Schafe hören auf meine Stimme (Joh 10,27). Daraus leiten wir ab, dass getaufte Menschen innerlich Eingebungen Gottes empfangen können. Nota bene: im Magdalenagebet geben NICHT die Anleiter diese inneren Gedanken vor, sondern der Angeleitete hat alle Freiheit, ganz individuell zu beten und hinzuhören.
    Insofern ist geistlicher Missbrauch im Sinne von Beeinflussung aus Machtgründen oder egoistischen Motiven und Ausnutzung der Person weitgehend ausgeschlossen. Im Gegenteil können missbrauchte Personen, deren Gottesbild verdunkelt ist und die von dubiosen Seelenführern abhängig geworden sind, hier eine ganz eigene und ganz innere Gottesbeziehung wiederfinden. Die Mitarbeiter sind durch Fortbildung für die Problematik des geistlichen Missbrauchs sensibilisiert und achtsam.
    Auch erhebt das Magdalenagebet nicht den Anspruch, im Auftrag Gottes zu handeln. Es ist lediglich ein Angebot des gemeinsamen Gebets und der vertieften Begegnung mit dem eigenen Gottesbild und der eigenen Lebensgeschichte vor dem Angesicht des Herrn. Ebenso stellen wir regelmäßig klar, dass das Magdalenagebet kein Sakrament und keine Sakramentalie ist und verweisen auf die Wichtigkeit der Integration in eine Gemeinde und den Empfang der Sakramente.
    Kritische Rückfragen der Empfänger oder auch Ihrerseits betrachten wir als Prüfsteine, wie Sie an meinem Kommentar erkennen können.
    Wenn Sie daher kirchliche Dokumente oder biblische Befunde gegen das Magdalenagebet nennen, werden wir das sehr ernst nehmen. Ich kann das aber in Ihrem Artikel nicht erkennen.
    Sehr wohl kann ich aber die wohltuenden Folgen bei mittlerweile sicherlich einer vierstelligen Zahl von Empfängern beobachten. Hierzu eine ergänzende Info: Die Voraussetzung, um die Stimme Gottes erkennen zu können, ist es, Menschen zu vergeben, die einen verletzt haben. Dies ist der erste Schritt im Magdalenagebet. Er folgt dem Auftrag Jesu, dass wir unseren Schuldigern vergeben sollen, damit der Vater im Himmel uns vergibt. Dieser Schritt gelingt im Magdalenagebet fast immer, oft sogar erstmalig, und ist allein schon sehr heilsam, er ist völlig biblisch und er ist abgebildet im Vaterunser.
    Weitere Einzelheiten sprengen den Rahmen eines Kommentars. Ich bitte daher um Vergebung, wenn ich Sie und alle Interessierten abschließend noch einmal auf das Handbuch verweise. Im Gebet und der Freude am Herrn verbunden!

  2. Erst jetzt komme ich dazu, auf den obigen Beitrag einzugehen. Der Grund meines Kommentars ist nicht das mir unbekannte Gebet, sondern eine Parteiergreifung für einige genannte Personen. Seit vielen Jahren bin ich dem Haus St. Ulrich in Hochaltingen verbunden, und wenn ich etwas über P. Hans Buob sagen kann, dann, dass der Begriff „schwarmgeistig“ ganz sicher nicht zu ihm passt. Seine Kurse haben Tiefe und führen zu einer lebendigen Gottesbeziehung, immer gepaart mit biblischen Begründungen und mit Nüchternheit. Auch Pfarrer Peter Meyer „hebt nicht ab“, sondern er begeistert. Mich überrascht ebenfalls, wie auf die Legionäre Christi verwiesen wurde. Die Patres, die ich kenne, beweisen schon allein durch ihre erfolgreiche akademische Laufbahn, dass „fides et ratio“ gepaart sind. Mir imponieren diese Personen, die höchst aktiv und mit Begeisterung im Weinberg Gottes arbeiten, und zwar im Sinne der Katholischen Kirche. Wie lässt sich das in Einklang bringen?

    1. Guten Tag,
      eine akademische Laufbaun und charismatische Tendenzen schließen sich keineswegs aus.
      Es geht hier um eine spirituelle Ausrichtung, nicht um intellektuelles Wissen.
      Ich kenne sowohl Betroffene von Pater Buobs „Heilungsseminaren“ (inklusive „Stammbaumheilung“ und dergl.) wie auch Enttäuschte und Aussteiger aus der Legionäre-Christi-Bewegung, die den zunehmend charismatischen Kurs nicht mehr mittragen wollen.
      Im übrigen habe ich zu den Legionären verlinkt, so daß sich jeder selber ein Bild davon machen kann.
      Freundlichen Gruß
      Felizitas Küble

      1. Guten Tag,
        der von der Kirche vorgesehen3 Weg der Befreiung von „Belastungen“ (welcher Art auch immer) ist die Beichte!
        Sogenannte charismatische „Befreiungsrituale“ sind nicht kirchlich anerkannt.
        Bleiben Sie also bitte nüchtern und bodenständig.
        Wenn Sie wollen, können Sie mich gerne anschreiben: felizitas.kueble@web.de
        Freundlichen Gruß
        Felizitas Küble

  3. …vergessen:
    Oft frage ich mich, wie wohl Jesus gebetet hat, wenn es in der Hl Schrift heisst: die ganze Nacht?
    Hat er so viel geredet, die ganze Nacht hindurch?

    Mir zB, aber das wird wohl auch als leicht charismatisch eingestuft, das sogenannte “ innere Gebet“:
    Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner.
    (der blinde Bartimäus schreit ähnlich, Jesus, Sohn Davids…)
    Vor allem in der Arbeit…Ich bemühe mich, das in mir zu festigen…es schützt mich vor meinen eigenen negativen Gedanken und Beurteilungen, weil ich momentan, im Einzelhandel, oft an der Kasse mit vielen schwierigen Kolleginnen, viel Geschwätz, Lärm, übelster Oberflächlichkeit, Egozentrik und das alles momentan kaum aushalte, und es mich , vor allem als Hochsensible überfordert, überreizt und an
    Grenzen zur Agressivität bringt…

  4. Wenn wir in unserer Kirche nicht zurück finden zu ganz persönlicher Gotteserfahrung, zur intensiven Anbetung Gottes und zum wieder neuen Annehmen und praktizieren der Geistesgaben, die Gott uns schenkt, dann werden unsere Kirchen noch leerer werden. Alles Andere kann ich auch in jedem anderen Verein finden (vielleicht sogar besser). Nur unser Gott ist würdig angebetet zu werden und wir dürfen ihm so ganz persönlich begegnen. Das ist das was wirklich trägt und auch dort wird unsere Kirche wieder lebendig. Bag to the roots.

    1. Das denke ich auch.
      Wobei ich mir nicht klar darüber bin, wie das zu erreichen wäre, und wie das ist mit diesen „Techniken“…nichts anderes sind ja diese Heilungsgebete usw…oder sollen es sein…Ich bin weit davon entfernt, pfingstlerisch/charismatisch zu sein/das für gut zu befinden…aber ich höre Vorträge von Buob zum Sterben, und finde das so biblisch.
      Und überlieferungsfundiert – soweit ich das beurteilen kann, da ich als zwar nicht mehr ganz neu, aber doch noch relativ neu im Katholischen Glauben, manches ist mir auch noch nicht so einsichtig…und profitiere sehr.
      Auch von Pfarrer Fimm, leider auch „verwurzelt“ in Medjugorje,
      ob er die Erscheinungen für echt hält, entzieht sich meiner Kenntnis, habe ich Vorträge gehört, die so biblisch und christuszentriert sind, und zur heilsamen Selbsterkenntnis und auch Selbstkritik anleiten und mir geholfen haben…
      Vielleicht kommt es bei all dieser Charismatik, und ich denke schon auch manchmal, dass der Heilige Geist vernachlässigt wird, auch von mir, wirklich darauf an: Bibelkenntnisse und worum geht es mir?
      Wenn ich mich in den Wettbewerb stelle mit Esoterik und Geheimlehren…als das Pfingstlerische aufkam, in den 1920ern, gab es Blavatsky, Steiner, Anfänge der Theosophie, Anthropologie, Tibetischen Buddhismus und vieles mehr.
      Auch das dritte Reich war okkult geprägt….
      Wer die Bibel kennt und was vor allem Jesus Christus uns sagt, ist, denke ich, gewappnet…vor allem, wenn man wie Maria und Joseph und die Apostel sich in Bescheidenheit übt…nicht glänzen will….

      Aber es können so finstere Zustände in einem herrschen…dass man jeden Strohhalm ergreift…
      Die Schwierigkeit, und da sind wir korrumpiert, und das begünstigt mM nach die Extremcharismatik, dass wir, die Generationen nach den Kriegskindern, so ab 1960, meistens nicht mehr lernen, etwas und uns selbst auszuhalten, wenn wir nicht glänzen und erfüllt sind…Wüstenzeiten durchzustehen und korrumpiert von dieser lauten, bunten, spektakulären, überdimensionierten Welt…

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