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Christ, erkenne Deine Würde als Kind Gottes!

In der Christmette im hohen Dom zu Regensburg predigte Bischof Gerhard Ludwig Müller vor  weit über tausend Gläubigen.

Weihnachtspredigt des Bischofs

Hier folgen Auszüge aus der Predigt des Regensburger Oberhirten:

„Über zwei Milliarden Menschen auf dieser Welt  –  die Christen  –  feiern in dieser Nacht die Geburt ihres „Gottes und Retters Christus Jesus“ (Tit 2,13).

Die Hirten auf dem freien Feld vor Bethlehem stehen für alle Menschen, die auf Gott ihre Hoffnung setzen. Darum tritt der Engel des Herrn zu ihnen und wir alle sollen vom „Glanz des Herrn“ (Lk 2,9) umstrahlt werden.

Die große Freude, die verkündet wird, gilt nämlich dem ganzen Volk und nicht nur einigen Auserwählten oder solchen, die sich für wichtiger als andere halten.

Ja, das ist die Weihnachtsbotschaft Gottes für alle Menschen, die ER nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; es ist der Messias, der Herr“ (Lk 2,11).

Gottes ewiger Sohn, der mit dem Vater der eine Gott ist, nimmt aus dem Menschen Maria unser menschliches Fleisch und Blut, unseren Leib und unsere geistige Seele an, damit wir Menschen Gottes Kinder werden.

Der heilige Papst Leo der Große, der einst dem Furcht und Schrecken verbreitenden Hunnenkönig Attila mutig entgegentrat, hat in einer Weihnachtspredigt jedem Christen entgegengerufen: „Erkenne, o Christ, deine Würde und bedenke, dass du der göttlichen Natur teilhaftig geworden bist.“

Vor einigen Wochen habe ich eine Einrichtung besucht, wo rund 60 alkohol- und drogenabhängige Männer und Frauen betreut werden. Ihr Elend ist ihnen ins Gesicht geschrieben.

Ein Psychologe hat in einem eindrucksvollen Vortrag die verschiedenen therapeutischen und medizinischen Maßnahmen dargestellt, die für die Befreiung und Heilung dieser Menschen notwendig sind. Am Schluss aber sagte er: Alle Bemühungen bleiben vergeblich, wenn die Suchtkranken nicht in ihrem Selbstwertgefühl bestärkt werden. Ohne die Erfahrung der Würde, die jedem Menschen zukommt, gibt es keinen Ausweg aus dieser Not.

Im Gespräch zeigte sich immer wieder, dass am Anfang dieser „Karriere nach unten“ die mangelnde Erfahrung des Angenommenseins steht. Schon dann, wenn ein Kind im Schoß seiner Mutter empfangen und bei der Geburt in die Welt seiner Familie und der Gesellschaft tritt, ist die Urerfahrung notwenig: Ich bin willkommen, ich stehe niemandem im Weg. Ich werde geliebt, weil ich hier bin, weil ich lebe und so bin, wie Gott mich gewollt hat.

Bei einer kleinen Andacht am Ende meines Besuchs habe ich jedem Einzelnen die Hände auf den Kopf gelegt und so jeden persönlich gesegnet. Vielen standen dabei die Tränen in den Augen. Manche haben es in Briefen beschrieben, wie sie von diesem Zeichen der Nähe Gottes innerlich bewegt und bestärkt wurden. Sie konnten spüren, dass ER es gut mit ihnen meint und alles auf einen guten Weg kommt mit dem Ziel, sich der eigenen Würde wieder ganz bewusst zu werden.

An der Einstellung zu Weihnachten, dem Fest der Geburt unseres Erlösers, entscheidet sich unser Anspruch auf die Würde als Geschöpf und die Sehnsucht nach Liebe als Vollendung unserer Person in der Gemeinschaft mit Gott.

Es geht um nichts weniger als um Leben und Tod, Sein oder Nicht-Sein, ewige Freude oder Frustration ohne Ende!

„Allen aber, die ihn aufnahmen gab er Macht, Kinder Gottes zu werden“ (Joh 1,12) – allen, die nicht aus den Gründen dieser vergänglichen Welt geboren werden und vergeblich leben, sondern die „aus Gott geboren sind“ (Joh 1,13).

Gottes Sohn ist aus Maria eines Menschen Kind geworden, damit wir in Christus Gottes Kinder werden. Das ist unsere Würde und Berufung. Amen.“

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