Bei den Parlamentswahlen am 5. August erhielt die buddhistisch-nationalistische Partei „Sri Lanka Podujana Peramuna“ (SLPP) eine überwältigende Mehrheit. Beobachter rechnen nun mit einer Zunahme von religiösem Nationalismus. Die Christen im Land sind besorgt über diese Entwicklung.
Nach dem Wahlsieg wurde Mahinda Rajapaksa, der Vorsitzende der SLPP, erneut Premierminister, nachdem er das Amt bereits im November übernommen hatte. Mahinda Rajapaksa ist der Bruder des amtierenden Präsidenten Gotabaya Rajapaksa. Die Regierungsmacht konzentriert sich somit auf eine einzige Familie.
Es ist zu befürchten, dass der erdrutschartige Sieg der SLPP zu einer Zunahme dieser Machtkonzentration führen wird. Die Partei stellt 145 der 225 Sitze im Parlament.
Für Christen und andere religiöse Minderheiten ist dies ein Grund zur Sorge. Bereits bei seiner Ernennung zum Präsidenten letztes Jahr hatte Gotabaya Rajapaksa erklärt, er werde „die singhalesische Kultur und das singhalesische Erbe schützen“. Auch Mahinda Rajapaksa, der neue Premierminister, tritt dafür ein:
„Es ist vielsagend, dass beide, der neue Premierminister ebenso wie sein Bruder, der Präsident, beschlossen haben, sich in einem buddhistischen Tempel auf ihr Amt vereidigen zu lassen“, erklärt Thomas Müller, Analyst der Forschungsgruppe „World Watch Research“ von Open Doors.
Bereits jetzt werden Christen von buddhistischen Extremisten verfolgt, die Sri Lanka als buddhistische, singhalesische Nation beanspruchen, in der es keinen Platz für religiöse Minderheiten gibt. „Angriffe von Mobs auf Kirchen oder Pastoren, die Probleme bekommen, werden uns immer wieder gemeldet“, führt Müller weiter aus. „Und es könnte gut sein, dass wir mehr davon sehen werden.“
Auf dem Weltverfolgungsindex 2020 steht Sri Lanka an 30. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.