Von Felizitas Küble
Immer wieder liest und hört man die Ansicht, das Alte Testament kenne keine Ewigkeitshoffnung, geschweige eine Vorstellung von einer „unsterblichen Seele“. Als ich am 2. Juni dieses Jahres in Münster an einer Synagogen-Führung teilnahm, äußerte sich ein Teilnehmer in gleicher Weise, wobei die jüdische Leiterin ihm sogleich widersprach: Sowohl frühere wie heutige Juden glauben sehr wohl an ein ewiges Leben und die Unsterblichkeit der Seele.
Aber nicht alleine manche „Leute aus dem Volk“ oder progressive Professoren vertreten jene These, sondern sogar Theologen, die weithin als konservativ gelten, etwa der Heidelberger Neutestamentler Prof. Dr. Klaus Berger. Der Exeget äußerte sich z.B. in der „Tagespost“ vom 9.8.2007 entsprechend: „Eine himmlische Stadt…als ersehnte künftige Heimat der Erzväter kennt das ganze Alte Testament nicht.“
In bezug auf den Hinweis im Hebräerbrief auf Abraham, der aufgrund seines Auferstehungsglaubens bereit war, seinen Sohn Isaak zu opfern, schreibt Berger: „Natürlich wird hier in die Berichte über Abraham ein Auferstehungsglaube hineingetragen, den weder Abraham selbst noch der Verfasser der Berichte kannte.“
Damit befindet sich der Autor in diesem Punkt auf dem Standpunkt einer modernistischen Bibelauslegung. Zu deren Lieblingsthesen gehört die Behauptung, die Bibel Israels kenne keinen Glauben an ewiges Leben, an die Auferstehung des Leibes, geschweige an eine Unsterblichkeit der Seele; derartige Vorstellungen seien erst durch die griechische Philosophie ins Judentum und Christentum eingedrungen.
Die Zeugnisse des AT über das Weiterleben im Jenseits sind aber unübersehbar, wobei zweifellos eine Entwicklungslinie erkennbar ist in Richtung eines wachsenden Unsterblichkeitsglaubens.
Hier einige Beispiele, die zunächst aufzeigen, daß die Israeliten Gott als den gerechten Richter erkannten, der einstens das Gute belohnt und das Böse bestraft:
Pred 12, 14: „Denn Gott wird jedes Werk ins Gericht bringen samt allem Verborgenen, sei es gut oder böse.“ – Pred 11,9: „Wandle die Wege, die dein Herz erwählt und die deinen Augen gefallen, aber wisse, daß dich Gott für alles vor Gericht ziehen wird.“ – Jes. 33,14: „Die Sünder zu Zion sind erschrocken, Zittern hat die Heuchler ergriffen. Wer von uns kann bei einem verzehrenden Feuer wohnen, wer von uns kann bei der ewigen Glut bleiben?“
Zudem gibt es viele alttestamentliche Aussagen, die vom ewigen Leben sprechen, etwa folgende: Ps 21,5: „Er bat dich um Leben, du gabst es ihm, Verlängerung der Tage immer und ewiglich.“ – Ez 37, 13: „Wenn ich euere Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole, dann werdet ihr erkennen, daß ich der HERR bin.“
Auch der Prophet Hosea glaubt an die Auferstehung; seine rhetorische Frage („Tod, wo ist dein Verderben? Unterwelt, wo ist dein Sieg?“) ist besonders geläufig; viele werden diese Stelle wohl im Neuen Testament vermuten, doch sie findet sich im Alten Testament: „Ich will sie erlösen aus der Gewalt des Totenreichs, vom Tode will ich sie loskaufen. Tod, wo ist dein Verderben? Unterwelt, wo ist dein Sieg?“ (Hos 13,14):
Besonders der Prophet Jesaja verkündet klar und eindringlich das ewige Leben und die Auferstehung am Jüngsten Tag: „Der HERR wird den Tod auf ewig verschlingen, Gott, der HERR, wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und die Schmach seines Volkes von der Erde hinwegnehmen.“ (Jes 25,8) – Ähnlich heißt es in Jes 26,19: „Aber deine Toten werden leben und mein Leichnam wird auferstehen. Wachet und jubelt, ihr Bewohner des Staubes. Denn dein Tau ist ein Morgentau und die Erde wird die Toten wiedergeben.“
Auch die bekannte Wendung „vom neuen Himmel und der neuen Erde“ findet sich bereits bei Jesaja: „Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde, so daß man der früheren nicht mehr gedenkt….und ihr sollt frohlocken in Ewigkeit über dem, was ich erschaffe.“ (Jes 65,17)
Am schönsten leuchtet der Auferstehungsglaube und zugleich der Gedanke an eine jenseitige Läuterung in den Makkabäerbüchern auf.
5 Antworten
Ein Prophet im Alten Testament bittet Gott, er möge ihm helfen, dass er ins Licht eingehe nach seinem Tode, und nicht in die Grube stürze. Dies deutet eben doch auf Himmel oder Hölle hin, genauso wie der Unterschied zwischen Abrahams Schoß wo die Gerechten sind und die anderen. Aber in der Tat gibt es auch den Scheol als eine Art Jenseitswelt bzw. als Hades oder Unterwelt, diese entspricht dem Limbus beim Heiligen und Kirchenlehrer Thomas von Aquin und beim mystischen katholischen Dichter Dante Alighieri in „Die göttliche Komödie“, Thomas von Aquin war auch ein Schüler des christlichen Hermetikers und Heiligen und Kirchenlehrer Albertus Magnus, siehe auch den Makrokosmos und die 4 bzw. 5 Elemente-Lehre bei ihm und der Heiligen und Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen, die 4 bzw. 5 Elemente wirken im Makrokosmos bzw. Limbus mit seinen verschiedenen Schichten und Ebenen und Sphären als seelisch-psychische Ebene bzw. astralisch-mentalische Ebene, auch Dao/Tao in China und Ostasien genannt (die HIndhus in Indien im Hindhuismus nenntn ihn das „Brahman“ – die 4 bzw. 5 Elemente heißen im indischen Ayurveda „Tattwas“ als Elemente-Schwingungen und auch Elementarkräfte und Elementarprinzipien, die natürliche Lebensenergie heißt „Prana“ usw.).
Auch im Alten Testament der Bibel kommen die Elementar-Prinzipien und der Tierkeis als „Mazzaroth“ bzw, „Mattaroth“ (Hebräisch) und Zodiak vor, wie auch im Neuen Testament und im äthiopischen Henoch-Buch aus dem der Apostel Paulus im Judas-Brief auszusgweise zitiert, beide sind ebenfalls eindeutig Gott-geschaffen usw.
Die Bibel zitiert im Neuen Testament auch aus einem Buch, in dem ein Drache namens Hades von Gott als Straf- oder Rache-Engel geschickt wird, Hades war der Name des Gottes der Unterwelt bzw. des jenseitigen Totenreiches bzw. Schattenreiches bei den alten Griechen usw.
Hallo, ich hätte gern deine Meinung über dieses Video!
Danke dir!
https://www.youtube.com/watch?v=4Uy7kzP-rUI
LG Jo
Sehr guter und wichtiger Artikel!
Man muss vielleicht die „falsche“ Meinung, es gebe keine Auferstehungshoffnung im AT so verstehen:
Der „Sheol“ hält gewissermaßen die Menschen fest, umklammert sie, behindert sie, das zu vollziehen, was dem Menschen gemäß wäre, nämlich ein Aufstieg zu Gott. Das aber geschieht ja nur, weil der Mensch vor Gott und seinem Gesetz nie oder fast nie rein ist (nicht aus sich selbst heraus). Die Messias-Hoffnung ergäbe keinen Sinn, wenn sie nicht von diesem Umklammertsein vom Sheol erlösen sollte.
Nun interpretieren die einen das als einen Ist-Zustand, die anderen als einen Zustand, der überwunden wird.
Eine Verleugnung des Fortlebens der Seele kennen wir im NT bei den „Sadduzäern“, von denen auch Flavius Josephus von jüdischer Seite aus berichtet und später die Kirchenväter.
Interessanter Artikel dazu hier: https://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/themenkapitel-nt/religioese-parteien/sadduzaeer/
Diese theologische Richtung, deren Herkunft im Dunkeln liegt, ging jedoch mit der Zerstörung des Tempels und der Vertreibung der Juden aus ihrem Land unter. Im AT finden wir ihre Position nirgends.
Es haben sich im Judentum daher die Traditionen fortgesetzt, die vom Fortleben der Seele und der Verbindlichkeit der Mischna ausgingen, die ebenfalls viele Aussagen dazu enthält (was die Sadduzäer ebenfalls ablehnten – sie ließen nur die Tora gelten).
Bedeutende Hinweise darauf, dass bei manchen Menschen der Aufstieg zu Gott eben doch stattfand, sind die eigenartigen und geheimnisvollen „Ableben“ der Propheten Henoch und Elia. Elia fährt bekanntlich mit einem Feuerwagen in den Himmel, und von Henoch heißt es, er sei mit Gott gewandelt und darum habe Gott ihn hinweggenommen:
„Henoch war seinen Weg mit Gott gegangen, dann war er nicht mehr da; denn Gott hatte ihn aufgenommen.“ (Gen 5, 24)
Ebenso merkwürdig ist das Begräbnis Moses:
„Man begrub ihn im Tal, in Moab, gegenüber Bet-Pegor. Bis heute kennt niemand sein Grab.
Mose war hundertzwanzig Jahre alt, als er starb. Sein Auge war noch nicht getrübt, seine Frische war noch nicht geschwunden.“ (Dt 34, 6f)
Ein offenbar gar nicht sterbensmüder Mann wird hier hinweggenommen und von „man“ an einem geheimnisvollen Ort begraben, den „bis heute“ (also von Anfang an) kein mensch kennt… Das „Man“ wurde vielfach auf Gott selbst interpretiert: Gott oder Engel haben ihn „begraben“.
Das jüdische Volk erwartete Moses, Elia und Henoch zurück. Über Elia hier: https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/elia-at/ch/41ac0843e92a3f4687ee250feb5a2a59/#h12 und dort den Abschnitt „Elia im Judentum“.
d’accord! Ich will eben auch sagen, dass dieser Artikel von Frau Küble ausgezeichnet ist, versehen mit vielen Zitaten. Vielen Dank!
Es gibt auch Abrahams Schoß.
Der Judas-Brief im Neuen Testament der Bibel, der Apostel Paulus zitierte dort u.a. auch aus dem äthiopischen Buch Henoch und die Himmelsfahrt Mose, welche unvollständig erhalten ist. https://www.jesus.ch/information/bibel/hintergrund/basisinformation/134533-judas.html
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1. Judas zitiert in seinem Brief ausserbiblische Quellen. Kommt diesen Büchern dadurch eine besondere Bedeutung zu?
Judas zitiert hauptsächlich zwei ausserbiblische Bücher: Henoch (V. 14) und die Himmelfahrt Moses (V. 9). Die Verfasser dieser Bücher sind unbekannt. Judas verweist auf sie, um seine Aussage zu untermauern und sie zu veranschaulichen. Christen gingen davon aus, dass Judas unter Leitung des Heiligen Geistes schrieb (Inspiration; vgl. 2Tim 3,16; 2Pt 1,20-21) und nur Material, dessen Echtheit bestätigt war, miteinfliessen liess. Er benutzte diese ausserbiblischen Quellen sehr selektiv und mass ihnen keine spezielle Autorität zu. Auch Paulus zitierte oder verwies z.T. auf nicht-biblische Autoren (Apg 17,28; 1Kor 15,33; Tit 1,12)
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https://www.jesus.ch/information/bibel/hintergrund/basisinformation/134533-judas.html
http://www.earlyjewishwritings.com/testmoses.html