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Das „Ausfragen“ von Dämonen ist nicht erlaubt

Irrgeister sind kein jenseitiges Auskunftsbüro

Seit Jahrzehnten werden in manchen traditionellen Kreisen diverse Schriften oder gar Tonbänder verbreitet, in denen ausführliche „Interviews“ mit Dämonen im Zusammenhang mit Teufelsaustreibungen wiedergegeben werden. Auch im aufsehenerregenden Fall der Anneliese Michel aus Klingenberg waren stundenlange Gespräche mit Dämonen im Umlauf, die schriftlich oder als Kassetten verbreitet wurden.

Der zuständige Bischof Josef Stangl von Würzburg wandte sich in seiner öffentlichen Erklärung vom 11.8.1976 deutlich gegen diese „öffentliche Wiedergabe von Tonbandaufnahmen“, wobei er in diesem Punkt den überlieferten Standpunkt der Kirche wiedergab (mag man seine Stellungnahme auch in anderen Passagen bemängeln).

Vom Ausfragen der Dämonen ist strikt abzuraten, zumal ein Exorzismus schließlich eine Dämonen-Vertreibung sein soll – und keine „Audienz bei Satan“, kein Anlaß, ihn quasi zu „interviewen“, auch nicht zu „kirchenpolitischen“ Zwecken oder in der Annahme, dadurch inhaltlich wünschenswerte „Botschaften“ zu erhalten.

Die Kirche wünscht kein systematisches Ausfragen der Finsternismächte beim Exorzismus (von Ausnahmen wie der evtl. Frage nach dem Namen des Dämons abgesehen). Irrgeister aus der „Unterwelt“ sind durchaus kein jenseitiges Auskunftsbüro – und Dämonen sollte man zudem tunlichst nicht die Ehre des Zuhörens erweisen, erst recht nicht per weiterer Verbreitung von deren „Aussagen“ in Buch- oder Kassettenform.

Nun hört man nicht selten den Einwand, daß die Dämonen sich in diversen Fällen sehr klar und richtig zu religiösen Themen oder kirchlichen Zuständen äußern würden; daher sei die Verbreitung solcher „Teufelsaussagen“ sinnvoll und könne Menschen zum Nachdenken bringen.

Befragen wir in dieser scheinbar unklaren Angelegenheit das Neue Testament – und beachten wir das Verhalten Christi selbst.

Tatsache ist nämlich, daß unser Erlöser nicht bereit war, sich theologische „Richtigkeiten“ eines Dämons anzuhören, auch und erst recht keine „Würdigung“ seiner eigenen Person durch einen Irrgeist von unten.

Daß die Kirche das Ausfragen von Dämonen verbietet, findet sein Zeugnis und Urbild in Christus selbst, da dieser schon bei seiner ersten Teufelsaustreibung dem Dämon geboten hat: „Schweig – und verschwinde!“ –  Dieser hatte allerdings zuvor durchaus richtig gesagt: „Ich weiß, wer Du bist: Der Heilige Gottes!“

Lesen wir hierzu das Evangelium nach Markus 1,21-26:

“Sie kamen nach Kafarnaum. Am folgenden Sabbat ging Jesus in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Verkündigung; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat – und nicht wie die Schriftgelehrten. In ihrer Synagoge saß ein Mann, der von einem unreinen Geist besessen war. Er begann zu schreien: „Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.“ – Da befahl ihm Jesus: „Schweig und verschwinde!“ – Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei.“

Man beachte nun: Schon damals hatte der unreine Geist etwas völlig Zutreffendes gesagt   –  a b e r  Christus legte keinerlei Wert darauf, eine Richtigkeit von dieser Seite zu hören; er lehnte es strikt ab, daß eine „Wahrheit“ durch einen Dämon geäußert wurde – noch dazu in einer Sache, die ihn selbst betraf.

In Mk 1,34 heißt es dann erneut, daß Christus den Dämonen, die er austreiben wollte, zu schweigen befahl.

Der hl. Hieronymus (347-420 n. Chr.), vor allem bekannt als Bibelübersetzer (vom Griechischen ins Lateinische), zudem ein großer Kirchenlehrer, schrieb hierzu in seiner Erläuterung zum Markusevangelium:

„Jesus drohte dem Dämon und sagte: ‚Sei still und verlaß diesen Menschen.“ – Die Wahrheit braucht das Zeugnis des Vaters der Lüge absolut nicht… Jesus wünscht die Anerkennung dessen nicht, den er dem Untergang weiht. – Es ist, als ob er sagte: „Nicht deine Stimme soll mich rühmen, sondern deine Niederlage ist mein Triumph… Sei still und verlaß diesen Menschen!“

Das Verhalten unseres HERRN sollte jedem Exorzisten zum Vorbild dienen.

Daran ändert auch der Einwand nichts, daß es angeblich die Gottesmutter selber sei, wodurch Dämonen bei einer Teufelsaustreibung zum Reden veranlaßt würden.

Warum sollte denn die Mutter des HERRN hier und heute anders entscheiden als damals ihr göttlicher Sohn? – Warum sollte die Madonna ausgerechnet die Finsternismächte zum Reden animieren? – Das ist angesichts des Verhaltens Jesu eine geradezu absurde Vorstellung!

Auch dann, wenn Dämonen selber sagen, „die da oben“ (die selige Jungfrau Maria) „zwinge“ sie angeblich zum Sprechen, dann ist dies eine teuflische List, um die Exorzisten an der Nase herumzuführen und ihnen eine scheinbar fromme „Legitimation“ fürs Ausfragen zu geben, als habe es der „Himmel“ erlaubt oder gar angeordnet. Hier gilt allein der Befehl Christi an den Dämon: „Schweig!“

Paulus und die falschprophetische Magd von Philippi

Der Völkerapostel Paulus reagierte ähnlich abweisend, als ein Irrgeist theologische Richtigkeiten zum Besten gab. Es geht hierbei um die Wahrsagerin von Philippi.

Die „Magd von Philippi“ war eine magisch belastete Wahrsagerin, von der die Apostelgeschichte berichtet (Apg. 16,16 ff). Paulus und seinen Begleitern folgte eine Magd, die herumrief und rief: „Diese Männer sind Diener Gottes, des Allerhöchsten, die euch den Weg der Seligkeit verkünden.“  – Diese Art von „Predigt“ hielt sie mehrere Tage lang. Paulus aber gebot dem Wahrsagegeist, aus der Magd auszufahren, was auch sofort geschah.

Hier erkennen wir erneut ein Beispiel dafür, daß Satan und sein Anhang gerne mit der „Wahrheit“ operieren,  um naive Leute an sich zu binden; anders könnte der „Kellergeist“ das bei den Frommen auch nicht schaffen  – bestimmt nicht mittels offensichtlicher Irrlehren!

Wie hat der heilige Paulus reagiert? – Eben genau richtig, nämlich abweisend. Dabei hatte die scheinbar „Erleuchtete“ doch eine gute „Predigerin“ abgegeben; ihre Worte sind formal in keiner Weise zu beanstanden, sondern klingen ausgezeichnet, sagte sie doch über Paulus und seine Mitarbeiter: „Diese Männer sind Diener Gottes, des Allerhöchsten, die euch den Weg der Seligkeit verkünden.“

So sieht eben die raffinierte List von Finsternismächten aus. Aber Paulus ist diesem Täuschungsversuch von „unten“ nicht auf den Leim gegangen, geschweige hat er mit dem Wahrsagegeist diskutiert oder ihn gar nach Strich und Faden ausgefragt.

Somit steht fest: Christus und Paulus wollten keinerlei „Wahrheiten“ aus der Hölle hören – und dasselbe gilt für jeden guten Exorzisten.

Felizitas Küble, Leiterin des KOMM-MIT-Verlags und des Christoferuswerks in Münster

Kontakt: felizitas.kueble@web.de

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