Das Wandern ist des Müllers Lust,
Das Wandern!
Das muß ein schlechter Müller sein,
Dem niemals fiel das Wandern ein,
Das Wandern.
2. Vom Wasser haben wir’s gelernt,
Vom Wasser!
Das hat nicht Rast bei Tag und Nacht,
Ist stets auf Wanderschaft bedacht,
Das Wasser.
3. Das sehn wir auch den Rädern ab,
Den Rädern!
Die gar nicht gerne stille stehn,
Die sich mein Tag nicht müde drehn,
Die Räder.
4. Die Steine selbst, so schwer sie sind,
Die Steine!
Sie tanzen mit den muntern Reihn
Und wollen gar noch schneller sein,
Die Steine.
5. O Wandern, Wandern, meine Lust,
O Wandern!
Herr Meister und Frau Meisterin,
Laßt mich in Frieden weiter ziehn
Und wandern.
HINWEISE dazu von unserem Leser Ernst Friedel aus Kanada:
Der Dichter Wilhelm Müller (1794 – 1827) schrieb 1821 den Text. Das Lied wurde durch die Melodie von Carl Friedrich Zöllner (1800 – 1860) bekannt.
In Vers 5 kann man erkennen, dass das Lied etwas mit den Handwerksburschen zu tun hat. Sie gingen nach ihrer Gesellenprüfung auf die Wanderschaft, auch Walz genannt. Dieser Brauch, welcher besonders in Deutschland populär war, hatte den Sinn, drei Jahre von zu Hause weg zu sein und auf Reisen zu gehen, dabei einige Abenteuer zu erleben und andere Menschen und Gepflogenheiten kennenzulernen.
Die Walz diente aber vor allem der beruflichen Fortbildung. Die Wandernden arbeiteten in anderen Werkstätten und lernten für ihren Beruf neue Verfahren kennen.
Aber auch der Meister hat davon profitiert, denn die Handwerksburschen brachten Fähigkeiten mit, die für den Meister oft neu waren.
Durch diese Erfahrungen genießen deutsche Facharbeiter auch heute noch weltweit ein hohes Ansehen.
Die Wanderschaft, in diesem Fall eines Müllers, wird beschrieben: Vom Wasser haben wir‘s gelernt. Es bleibt nicht stehen und treibt das Mühlrad an. Die schweren Mühlsteine drehen sich im Tanz und tun fröhlich ihre Arbeit.
Für den Handwerksburschen kommt noch die Freude am Wandern dazu. Das Abschiednehmen vom Herrn Meister und der Frau Meisterin war nicht immer leicht. In einigen Fällen blieb diese Freundschaft ein Leben lang bestehen.
Das Lied finden wir hier: https://www.youtube.com/watch?v=1RdLPaBOdHc. Es singt der Tölzer Knabenchor.
Fotos: Dr. Edith Breburda, Cordula Mohr