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Das Weihwasser ist kein Abwehrzauber

Von Felizitas Küble

Rubén Darío Jaramillo Montoya ist Bischof von Buenaventura in Kolumbien; er wurde vor zwei Jahren von Papst Franziskus zum Oberhirten des Bistums ernannt.

Die Stadt mit ihren rd. 400.000 Einwohnern hatte jahrelang ein Riesenproblem vor allem mit ihrem Hafenviertel. Drogen, Korruption und Morde waren an der Tagesordnung, paramilitärische Banden erpressten und terrorisierten die Bürger.  

In den letzten fünf Jahren hat sich die Lage aber deutlich stabilisiert. Internationale Menschenrechtsvereine arbeiteten mit staatlichen Behörden, Soldaten und der Polizei zusammen, so daß eine „humanitäre Zone“ entstanden ist.

In den letzten zehn Jahren ist die Mordrate in Buenaventura von 121 Morden pro 100.000 Menschen auf 14 gesunken. Das ist immer noch zu hoch, aber die Stadt ist über dem Berg und kann allmählich aufatmen. (Näheres dazu auf Tekk-TV.)

Das charismatisch orientierte Infoportal „Kath.net“ meldet  –  natürlich völlig unkritisch – am 27. Juni, der bereits erwähnte Oberhirte Montoya plane für den 14. Juli, aus einem Hubschrauber massenhaft Weihwasser auf die Stadt zu sprühen, um die Dämonen auszutreiben, welche die Bewohner plagen:

„In Buenaventura müssen wir den Teufel loswerden, um zu sehen, ob wir die Ruhe wieder erlangen können, die die Stadt durch so viele Verbrechen, Korruptionsakte und so viel Böses und Drogenhandel verloren hat“, erklärte der Würdenträger weiter.

Seine Besorgnis und wohlmeinende Absicht in allen Ehren, aber gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.

BILD: Erzbischof Johannes Dyba segnet die gläubige Menschenmenge mit Weihwasser (es handelt sich NICHT um einen Exorzismus)

Immerhin fragt man sich, warum Bischof Montoya die Teufel nicht früher von der Luft aus verjagt hat, als es der Stadt weitaus schlechter ging.

Aber noch grundsätzlicher ist die theologische Klarstellung, daß das Weihwasser ein Segensmittel und kein Abwehrzauber ist. 

Der priesterliche Segen mit dem Weihwasser  – wie er etwa in der überlieferten Messe zu Beginn mit dem „Asperges“ erteilt wurde  –  ist ein kirchliches Sakramentale und kann den Gläubigen helfende Gnaden vermitteln. Er ist aber ist kein Quasi-Exorzismus, kein Amulett-Ersatz  und auch keine Schutzmagie.

Der Bischof wäre gut beraten, die Katholiken zu mehr Kirchgang, guten Werken, Nächstenliebe und Gebet aufzufordern, er könnte auch eine bistumsweite Novene (9-Tage-Andacht) ausrufen oder eine Weihe der Stadt an Christus, den König, vornehmen. 

Sein Vorhaben jedoch, die Dämonen der Stadt mit Weihwasser zu „vertreiben“, ist mit einer nüchternen Besonnenheit nicht vereinbar und entspricht auch nicht der kirchlichen Tradition und dem Sinn des Weihwassers, der im Segnen besteht – und nicht in Teufelsaustreibung, schon gar nicht massenhaft auf eine ganze Großstadt bezogen.

Kommentare

0 Antworten

  1. „Glaube und Wissenschaft – das stand für mich nie im Widerspruch“ VOM TEILCHENPHYSIKER ZUM MÖNCH „Glaube und Wissenschaft – das stand für mich nie im Widerspruch“ Stefan Bosch arbeitete als Teilchenphysiker, ehe er vor 13 Jahren beschloss, in ein Kloster der Benediktiner einzutreten – und Bruder Timotheus zu werden. Unfreier habe er sich nach der Entscheidung nicht gefühlt – im Gegenteil

    https://www.geo.de/wissen/21517-rtkl-vom-teilchenphysiker-zum-moench-glaube-und-wissenschaft-das-stand-fuer-mich-nie-im

  2. Sehr geehrte Frau Küble, auf der Seite des Forums Deutscher Katholiken wird „kath.net“ den Lesern empfohlen. Sie allerdings scheinen diese Seite eher kritisch zu sehen. Daher frage ich Sie: Würden Sie mir von der Seite „kath.net“ abraten? Ich hatte nämlich mit dem Gedanken gespielt, mich dort anzumelden.

    1. Guten Tag,
      der Vorsitzende des „Forums Deutscher Katholiken“, Prof. Dr. Hubert Gindert, veröffentlicht die meisten seiner Stellungnahmen (mehrere dutzend bereits) hier im CHRISTLICHEN FORUM und nicht auf „Kath.net“. In moraltheologischer und politischer Hinsicht finde ich „Kath.net“ durchaus empfehlenswert, aber nicht, wenn es um den Themenkreis Erscheinungen/Charismatik geht.
      Von daher kann ich weder pauschal ab- noch zuraten. Wenn Sie aber sowieso als Leserkommentator gemeldet sind, können Sie vielleicht gelegentlich – wo es nötig erscheint – auch versuchen, ein paar Stühle geradezurücken. Als ich das in puncto Schwärmerszene vor x-Jahren versucht hatte, wurden allerdings die meisten meiner Kommentare nicht veröffentlicht – und die wenigen, die online waren, bekamen die volle Wut der oberfrommen Euphoriker zu spüren, in einem Falle eine ganze Woche lang, teils geradezu fanatisch. Es war von daher sinnlos, weiter für die Katz zu schreiben, aber vielleicht haben Sie mehr Glück bzw. die Redaktion ist inzwischen toleranter geworden.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

  3. Mit dem Artikel bin ich einverstanden. Allerdings bitte ich um die Korrektur der Angabe „Novene (7-Tage-Andacht)“. Eine Novene ist eine Andacht, die über neun Tage gehalten wird.

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