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Der dänische Familientherapeut Jesper Juul und die langjährigen Erfahrungen eines „West-Linken“ in der Kita

Unter dem Titel „Die Debatte ist nicht ehrlich“ veröffentlichte die „Frankfurter Rundschau“ (FR) am 16.11.2012 ein Interview von Katja Irle mit dem dänischen Publizisten und Familientherapeuten Jesper Juul.

Darin warnt der Pädagoge vor den Nachteilen der Fremdbetreuung von Kleinkindern und spricht über die Trennungsängste jener Kleinen, die in die Kita kommen. Die bundesdeutsche Empörung  in vielen Medien über das Betreuungsgeld kann er nicht nachvollziehen.

Der Familientherapeut wendet sich gegen die „Zwangsbetreuung“ in Staatseinrichtungen:  

Gemälde: Evita Gründler
Gemälde: Evita Gründler

„Die Europäische Union und andere politische Organisationen wollen, dass so viele Kinder wie möglich in Tageseinrichtungen untergebracht werden. Das ist für mich eine Zwangsmaßnahme und hat mit demokratischen Gepflogenheiten nichts zu tun.“

Auf den Einwand der FR, es werde niemand gezwungen, seine Kleinkinder in eine Kita zu geben, antwortet Jesper Juul:

„Es ist vollkommen in Ordnung, wenn beide Eltern arbeiten müssen oder wollen und ihre kleinen Kinder in Institutionen betreuen lassen. Aber die Debatte, die wir führen, ist nicht ehrlich:

Der Ausbau der Krippen und auch die Forderung nach flächendeckenden Ganztagsschulen geschieht, weil dahinter ökonomische Interessen stehen. Krippen und Kitas sollen Eltern die Möglichkeit geben zu arbeiten. Gleichzeitig sollen sie unsere Kinder in einer bestimmten Art und Weise formen, sie anpassen und auf die Zukunft vorbereiten. Hier geht der Staat aus meiner Sicht zu weit und die Behauptung ist falsch, das alles geschehe zum Wohle der Kinder. Wir sind eher dabei, Reservate anzulegen: für die Kinder, für die Jugend und für die Alten.“

Juul weist zudem auf Erfahrungen in seinem eigenen Land hin: 

„Forscher in Dänemark haben 3600 Kinder in verschiedenen Krippen, Kindergärten und bei Tagesmüttern befragt. 24 Prozent der Jungen und 10 Prozent der Mädchen sagten: Uns geht es nicht gut. –  Laut Fachleuten gibt es mittlerweile viel zu viele kleine Kinder, die resigniert haben: Sie sind passiv, machen nicht mit und fühlen sich einsam. Eine sehr bedenkliche Entwicklung.“

AUFSCHLUSSREICH ist hierzu nun folgender Leserkommentar eines sich als „alten Westlinken“ bezeichnenden „Galeano“ vom 16.11.2012 (17,58 Uhr), der auf das Interview mit Jesper Juul in der FR wie folgt reagiert:

Für mich als alten Westlinken ist es nicht abgemacht, ob für die Kleinen und ihre Eltern Kita oder Elternbetreuung das menschlichere und im Sinne einer progressiven Neurobiologie und Entwicklungspsychologie richtigere Konzept darstellen. Allerdings tendiere ich eher zur Verteidigung der Elternbetreuung im Bedarfsfall und je nach Reife des Kindes bis zum Schulbeginn!

Ich habe 15 Jahre Grundschulkinder in einer Kernzeit betreut, zudem 2 Jahre Vorschulunterricht in Kindergärten gemacht:

Immer wieder war ich entsetzt, mit welcher Härte und Rohheit die Kleinen am Morgen in der Kita von ihren Eltern getrennt wurden  –  oder wie oft Grundschulkinder bei mir in der Kernzeit weinten, weil sie von ihren Eltern mehr oder weniger roh zum frühen Aufstehen, Anziehen usw. und Schulgang erpresst und zur Trennung gezwungen wurden.

Natürlich vergaßen diese Kinder nach einiger Zeit, was ihnen da morgens an gesellschaftlich-familiärer Rohheit widerfahren war  –   aber nach allen heute vorhandenen psychologischen Kenntnissen werden da ganz oft Mikrotraumata (Reinhold Biancchi), Trennungsängste fürs ganze Leben, besonders fürs spätere Liebesleben, eingebrannt!

Ich halte das Kitawesen schon im Möchtegern-Sozialismus weniger für Frauenemanzipatorisch, sondern für Ausfluß der patriarchalen Dominanz des aus dem Kapitalismus stammenden und von Marx teils betriebenen Arbeitskult und Produktivismus, der auf diese Weise Kinder oft fürs ganze Leben schädigt.“

Kommentare

6 Antworten

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  3. Kinder sollten in einem familiären Klima aufwachsen, das vom Prinzip der geistigen, göttlichen, BEDINGUNGSLOSEN, Liebe geprägt ist. Eltern sollten wahrhaft erwachsen sein und im – und aus dem – Bewußtsein der bedingungslosen Liebe leben. Das heißt, sie sollten bestrebt sein, dieses Prinzip zu leben – wohl wissend, daß es aufgrund der grundsätzlichen Fehlbarkeit des Menschen nicht in jeder Situation „perfekt“ durch gehalten werden kann. Aber die „Lücke(n)“ der Fehlbarkeit kann/können ausgeglichen werden durch das Verzeihen.

    Auch das weitere Umfeld sollte – wie es in wahrhaft gesunden menschlichen Gemeinschaften üblich ist – von diesem Bewußtsein erfüllt sein und dieses Prinzip bestrebt sein zu leben. Weil nur dieses Prinzip auf Dauer trägt. Alles andere würde die Beziehungen der Menschen stören und zu stetiger Verschlechterung führen – was die derzeitige Situation der zivilisierten Gesellschaft unter der Einwirkung der „Kollektiven Neurose“ ist.

    Das Ende der Kollektiven Neurose kommt entweder durch den Untergang / das Aussterben der befallenen Population oder durch die Erkenntnis und grundlegende Heilung.

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