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Der „Fall Klingenberg“ ist durch „Geisterfotos“ wieder in aller Munde

Neue Schlagzeilen in der Causa Anneliese Michel

Derzeit schlagen die Wogen hoch in der Aschaffenburger Region, denn das Sägewerk, das dem Vater der bekannten Klingenberger Studentin Anneliese Michel gehörte, ist lichterloh abgebrannt, noch dazu genau am 6.6.2013 (weswegen manche an die Quersumme 666 erinnern). DSC_1185-3

Angeblich wollen Leute in dem zeitweise leerstehenden Gebäude schon vor dem Brand „nächtliche Schreie gehört“ und huschende Schatten gesehen haben, wie ParaScene-News schreibt.

Kein „Wunder“ also, daß nicht nur die lokale Presse, sondern auch die sensationslustige BILD-Zeitung bei einer solch buchstäblich „heißen“ Schauerstory auf der Matte steht und heute online titelte: „Teufels-Trubel in Klingenberg  –  Geister im brennenden Exorzismus-Haus?“

Fernsehsender berichten ebenfalls über diese Ereignisse, darunter zB. Sat 1, wobei schon im Titel die Frage gestellt wird, ob „Satanisten“ hinter den Bränden stecken. Hierfür gibt es allerdings bislang keine Beweise.

Selbst der öffentlich-rechtliche „Bayerische Rundfunk“ schreibt online unter der Überschrift „Geht Anne Michels Geist um?“:

  „37 Jahre später“ würden  derzeit „mysteriöse“ (!) Brände in Michels Heimatort Klingenberg für erneute Schlagzeilen sorgen.  

Im derzeitigen Pressewirbel spielt vor allem eine Rolle, daß in Zeitungsfotos aus „Main-Echo“ angeblich der „Geist“ von Anneliese Michel bzw. in anderen  Bildern gar „Monster“ zu sehen sein sollen.  Bsp-7

Wir wollen jenseits wilder Spekulationen grundsätzlich daran erinnern, daß wir uns als Christen vor zwei irrigen Haltungen hüten sollten:

Erstens vor dem Leugnen oder Ignorieren der überirdischen Welt, denn die Heilige Schrift  –  und damit die Offenbarung Gottes  –  lehrt glasklar, daß der Satan und sein Anhang (die Dämonen) existieren. Dies ist auch eindeutige Lehre der Kirche.

Nicht jeder rätselhafte Fall ist übernatürlich

Damit ist aber nicht gesagt, daß in angeblichen Besessenheits-Fällen automatisch „der Teufel los ist“, denn es kann sich auch um pathologische oder parapsychologische Vorgänge handeln, also um innerseelische Störungen bzw. um zunächst rätselhafte, nicht sogleich erklärbare Phänomene. Aber keineswegs alles, was sich nicht ohne weiteres natürlich aufschlüsseln läßt, muß deshalb unbedingt „übernatürlichen“  Ursprungs sein.

Als Christen sind wir gläubig, aber nicht abergläubig, vielmehr klarsichtig und nüchtern, also auch um eine besonnene  „Unterscheidung der Geister“ bemüht.

Mitte der 70er Jahre erregte der Exorzismus-Fall Anneliese Michel weltweit großes Aufsehen. Die Pädagogikstudentin starb am 1. Juli 1976 im Alter von 23 Jahren nach mehreren „Teufelsaustreibungen“ an den Folgen von Unterernährung; sie wog nur noch 31 kg. Die Eltern und zwei Exorzismus-Priester wurden daraufhin zu je 6 Monaten Haft auf Bewährung wegen fahrlässiger Tötung durch unterlassene Hilfeleistung verurteilt.

Diese tragische Causa führte zu mehreren Buchveröffentlichungen   –  auch im Ausland (siehe Beispiel oben)  –  und diente u.a. als Vorlage für den reißerischen Hollywood-Film „Der Exorzismus von Emily Rose“ aus dem Jahre 2005.

„Sühne-Besessenheit“: ein Widerspruch in sichMarienstatt-DSC_0111-3

Erscheinungsbewegte und wundersüchtige katholische Kreise   – darunter teils auch das persönliche Umfeld der Verstorbenen  –  glaubten jedoch fest daran, daß es sich bei der „Besessenheit“ von Anneliese Michel um eine Art „Sühneleiden“ gehandelt habe, daß sie in Wirklichkeit eine gottbegnadete Heilige sei, welche die teuflischen Belästigungen als „Opferseele“ in Kauf genommen habe, um auf diese Weise zu büßen und zu sühnen für die Bekehrung der Ungläubigen usw.

Daß die katholische Lehre eine derartige „Sühnebesessenheit“ durchaus nicht kennt, daß dergleichen auch in der Heiligen Schrift nicht vorkommt, störte die Michel-Verehrer offenbar nicht. Zudem wäre ein solches Phänomen –  sowohl logisch wie theologisch  –  ein Widerspruch in sich selbst: ähnlich einem runden Viereck.

Ein derartiger Mythos um die Studentin konnte auch deshalb leicht entstehen, weil sie diversen Erscheinungen anhing und sich überaus stark in sog. „Mystik“ vertiefte. So pilgerte Anneliese Michel  –  wahrscheinlich sogar auf Drängen eines ihrer Exorzisten  – mehrfach nach San Damiano, einem kirchlich nicht anerkannten Marienerscheinungsort in Italien.

Bevor ihre angebliche oder tatsächliche Besessenheit begann, soll ihr selber zweimal die Gottesmutter im fränkischen Wallfahrtsort Engelberg erschienen sein und sie zum „Sühneleiden“ aufgefordert haben. 

Manche ihre Anhänger sind davon überzeugt,  daß die junge Frau als vom Himmel erwählte „Opferseele“ sogar die Stigmata an ihrem Leib trug, also die Wundmale Christi. Da hierüber keine Fakten bekannt sind, wird dann auch „unsichtbare“ Stigmata verwiesen.

Aufgrund der Behauptung einer „visionären“ Ordensfrau, Anneliese Michel sei ihr erschienen und deren Körper sei nach wie vor unverwest, wurde die Leiche der Verstorbenen 1978 exhumiert  –  und damit das Gegenteil bewiesen.

Äußerst problematisch  – und zudem ein unverantwortlicher Verstoß gegen das Seelsorgsgeheimnis  – war es auch, daß von den exorzistischen Vorgängen mehrere Tonbänder und Aufzeichnungen bzw. Protokolle die Runde machten, daß Kassetten der versuchten „Teufelsaustreibung“ sogar im Fernsehen abgespielt wurden  –  einmal abgesehen davon, daß die katholische Kirche es Exorzisten ohnehin verbietet, Finsternismächte gleichsam „auszufragen“ und diese wie seriöse Interviewpartner zu behandeln, sie damit aufzuwerten bzw. ihnen so eine unangemessene Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks in Münster

WEITERE ARTIKEL zu Anneliese Michel und dem Themenkreis EXORZISMUS:

http://charismatismus.wordpress.com/2012/09/05/unserioser-exorzismus-und-gefahrlicher-unfug-mit-damonen-interviews/
http://charismatismus.wordpress.com/2012/08/03/monica-scala-uber-christus-die-kirche-und-das-ritual-des-exorzismus/
http://charismatismus.wordpress.com/2013/01/15/christus-befiehlt-dem-unreinen-geist-schweig-und-treibt-ihn-aus/

Foto: Bernd F. Pelz

Kommentare

15 Antworten

  1. Wieder einmal der Beweis, dass Frau Küble die Finger von
    Mystik lassen sollte. Was sie nicht versteht, wird in kühlster
    und spöttelnder Luthermanier, also eigenmächtig, bewertet.

    DAS ist unseriös, nicht das Ernstnehmen der Phänome um
    Anneliese Michel. Sie war sühnebesessen, weil es ein Fakt
    ist. Warum werden die Tonbänder kritisiert, die ein sehr ge-
    wichtiges Beweisstück sind?

    Liebe Frau Küble, Ihre Argumentationen können Sie doch
    nicht ernsthaft zufriedenstellen, also hinsichtlich des Ernst-
    nehmes von Phänomenen. Man kann doch nicht immer nur
    so tun, wie wenn alles Käse wäre. Anneliese Michel diente
    Jesus Christus und der Muttergottes. Das ist nunmal so und
    entsprechende Priester bestätigen das. DAS ist ernst zu
    nehmen. Aber Sie verstehen es halt nicht oder wollen es
    auch gar nicht.

    Dass Ihre Argumente aufgrund spöttelnden Untertones nicht
    ernst zu nehmen sind, darüber sollten Sie sich mal Gedanken
    machen, aber ich bin sicher, dass Sie meinen Kommentar als
    Affront gegen Sie selbst sehen werden, denn wer Küble kritisiert,
    zieht gegen sie zu Felde, ne?

    Nein, eben nicht. Anneliese Michel war besessen und zwar exakt:
    sühnebesessen. Und dieser Fall ist ernst zu nehmen. Es ist nicht
    der erste und einzige Fall. Ich kenne auch eine andere Sühne-
    besessene und sie hat Einsprechungen der Muttergottes und die
    sind auch wahr. Spontan fällt mir noch eine zweite Person ein,
    welche eine ähnliche Begnadung hat.

    Nun ja, wann wird Frau Küble endlich ihre „Von – oben – herab –
    Richterinnen – Mentalität“ ablegen ?

    Gute Frage.

    Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich bete für Sie, auch wenn Sie
    das wieder nur witzelnd zur Kenntnis nehmen.

  2. Immer wieder geleugnet, dass es Geister und ähnliches gibt. Kaum passiert mal so ein Zufall, wird das alles vergessen und es gibt Geister plötzlich wieder. Außerdem wird dann immer ein Schuldiger gesucht und wie es bei manchen Christen üblich ist, ist es wieder das Böse der Welt, das nicht existiert. Die Quersumme des kompletten Datums ist übrigens 18. Meiner Meinung nach ist das Datum des Brandes reiner Zufall. Es hätte auch einen Tag später brennen können. Oder jemand wollte genau das bezwecken. Das ist meine Meinung. Ihr könnt ruhig mit mir darüber diskutieren aber ich werde sie nicht ändern.

  3. Ist dieser Nonne die Anneliese wirklich erschienen oder hat sie von ihr geträumt.

    Kann man einen Verstorbenen sehen, so, als ob er ganz normal aus Fleisch und Blut neben einem steht oder vor einem läuft – eben so ganz normal, dass man gar nicht erst auf
    die Idee kommt, dass es sich um eine Erscheinung handelt?

    Man ziehts gerne etwas ins lächerliche, wenn jemand verstorbene sieht.

    1. Guten Tag,
      die verstorbenen Seelen bestehen nicht aus „Fleisch und Blut“ – und man wird davon ausgehen können, daß zwar nicht alle, aber viele der sog. „Arme-Seelen-Erscheinungen“ nicht wirklich aus dem Fegefeuer kommen, sondern daß es sich um dämonische Trugbilder oder Ergebnisse der eigenen Traumwelt handelt. Das Jenseits ist keine Auskunftsstation für Neugierige.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

      1. Ich würde schon gerne mal wissen, was meine Omas und Opas gerade so machen.

        Erkenne ich sie später?

        Was ist aus all den abgetriebenen Babys, aus den vielen Fehlgeburten geworden
        Sind sie nun bereits erwachsen?

        HAT J. Dyba nun weiße Haare, hat er nun mehr oder weniger Goldzähne?

        Freut er sich über Unterschriften auf Seligsprechungsunterschriftensammlungszettel
        oder ist ihm das wurscht?

        Marienzweig schreibt, wir werden in Gott hineingeboren.

        Andere sagen, wir werden zu Licht.

        Wieder andere reden von der Ursuppe.

        Ist der Himmel, das Fegefeuer und die Hölle voneinander abgegrenzt oder kann man quasi im Jenseits mit allen Menschen Kontakt haben, egal in welchem seelischen Zustand sie sich befinden?

        Haben sich die Menschen im Jenseits weiterentwickelt?

        1. Guten Tag,
          natürlich sind Himmel und Hölle ganz verschiedene Welten, wobei die Seligen keinen Kontakt mit den Verworfenen haben und umgekehrt.
          Das Fegefeuer ist eine Art Wartestation für den Himmel, hier gibt es durchaus Verbindungen, denn die „Armen Seelen“ befinden sich im Gnadenstand, also in der Freundschaft mit Gott, wenngleich sie noch zur Vollkommenheit bzw. „Himmelsreife“ gelangen sollen.
          Freundlichen Gruß
          Felizitas Küble

    1. Jetzt schon wieder auf kostenpflichtig umgestellt – ich habe das Gefühl, je mehr Klicks ein Artikel hat, um so schneller wird er dort auf kostenpflichtig umgestellt…grummel

  4. Je weiter man dieses „Geisterfoto“ in einem Grafikprogramm vergrößert, desto mehr erweist sich das Ganze als Unfug.

    1. Ja, die sieht wirklich echt aus 🙂

      Der Link funktioniert nicht mehr – das Bild ist aber noch unter „Ratte auf dem Mars“ über eine bekannte Suchmaschine zu finden.

      mfg

  5. Die Zeitungsfotos waren im „Main-Echo“ und nicht in der „Mainpost“…Leider ist der Artikel jetzt dort kostenpflichtig.
    Die Tonbänder sind auch heute noch auf Youtube zu hören…dieses Ausfragen der „Dämonen“ ist wirklich unglaublich…was haben die sich bloß damals dabei gedacht?
    Auf dem Foto sieht man wirklich eindeutig, daß es sich um Rauchschwaden handelt und keine Geister; aber es gibt wieder welche, die das wieder aufspielen müssen…bis jetzt ist es auch noch nicht klar, ob es nicht Brandstiftung war. Vielleicht von einigen gezündet um den Fall „Anneliese Michel“ wieder ins Gespräch zu bringen…vielleicht will jemand die Bücherkäufe ankurbeln…oder steht wieder ein Film an?

    1. Guten Tag,
      ja, danke für den Hinweis, ich habe jetzt auf „Main-Echo“ korrigiert, das war ein Flüchtigkeitsfehler. Der Artikel war anfangs dort gratis online, dies wurde im nachhinein auf kostenpflichtig umgestellt. Das vermeintliche Geisterfoto kann man bei BILD-online sehen – siehe Link im Artikel.
      Freundlichen Gruß!
      Felizitas Küble

      1. kein Problem – ich glaube es ist keinem aufgefallen; da ich aber in dieser Region lebe, ist mir aufgefallen.
        Ja, es ist ärgerlich, daß dieser Artikel jetzt kostenpflichtig ist (na ja, der Verlag muß ja auch verdienen)…der Artikel war wirklich gut geschrieben und es gab auch Hintergrund-Infos zum damaligen Fall.

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