"Guten Morgen" sollt ich sagen und ein schönes Kompliment, und die Mutter ließ auch fragen, wie der Onkel sich befänd! Und der Strauß wär aus dem Garten, falls du etwa danach fragst. An der Türe sollt ich warten, ob du mir auch etwas sagst. Und hübsch grüßen sollt ich jeden und ganz still sein, wenn man spricht. Und recht deutlich sollt ich reden. Aber schreien sollt ich nicht. Doch ich sollt mich auch nicht schämen, denn ich wär ja brav und fromm, nur vom Kopf die Mütze nehmen, wenn ich in das Zimmer komm. Wenn mir eins was geben wollte, sollt ich sagen: Danke schön! Aber unaufhörlich sollte ich nicht nach der Torte sehn. Und hübsch langsam sollt ich essen. Stopfen wär hier nicht der Brauch, und (bald hätt ich es vergessen) gratulieren sollt ich auch. Julius Lohmeyer (1835 - 1903) Foto: Doris de Boer
5 Antworten
Zu Herbs Kritik:
Das eine schließt das andere nicht aus – im Gegenteil!
Wer „mit Leib und Seele“, mit Herz und G e m ü t bei einer Sache ist,
wird – als überzeugter Christ – umso mehr bereit sein, für Christus und seine Lehre zu streiten und dabei auch Opfer zu bringen, eventuell bis zum letzten, zum äußersten!
Ja, natürlich, wir brauchen heute (wie immer!) glaubensstarke, opferbereite Christen, die entschlossen sind, dem Evangelium gemäß zu leben (koste es, was es wolle). Und in diesem Sinne habe ich unmissverständlich meine Bewunderung für Jerzy Popieluszko zum Ausdruck gebracht und ihn als Beispiel hingestellt für begeistertes Christentum (vgl. meine Kommentare vom 19.10./Trump, Popieluszko und besonders vom 30.9./Jerzy Popieluszko!).
Aber deshalb werde ich niemals aufhören, der „guten alten Zeit“ nachzutrauern – und das hat nichts mit Sentimentalität oder gar Kitsch zu tun, sondern mit den guten Sitten, die damals (etwa in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts in Deutschland) noch weithin herrschten und – z.B. – ein Pater Leppich in Hamburg auf der Reeperbahn gegen Unzucht predigte, ein „Speckpater“ zu Hilfsleistungen für die notleidenden ehemaligen Feinde aufrief, die Kirchen noch voll waren und regelmäßig gebeichtet wurde (obwohl die Sünden damals in der Regel viel weniger gravierend waren als heute – wo sie noch dazu als solche gar nicht mehr benannt underkannt werden), und als auch noch zweimal, 1980 und 1981, ca. 20.000 (zwanzig Tausend) Menschen in Essen dem Aufruf ihres aufrechten Bischofs Franz
Hengsbach folgten und an Demonstrationen für das Lebensrecht ungeborener Kinder teilnahmen – wobei dieser glaubensstarke Bischof diese Demonstrationen nicht nur organisierte, sondern auch noch beispielhaft den Zügen voranging – eben ein echter Hirte!! (Die vor Monaten erfolgte Schmaehung dieses wahren Christen halte ich für absolut infam, die Anschuldigungen für völlig unglaubwürdig!!).
Und schließlich gab es in dieser guten alten Zeit (in Deutschland) auch noch einen mutigen und herzerfrischenden Bischof in Fulda, den „Löwen von Fulda“, Johannes Dyba, der auch dann noch an seinen wahrhaft christlichen Überzeugungen (Verurteilung der Homosexualität, Schutz des ungeborenen Lebens etc.) festhielt, als er deswegen von einem gottlosen Mob in seiner Kirche (!!) bespuckt und getreten wurde und auch einmal durch die Straßen gejagt wurde! –
Dieser guten alten Zeit werde ich immer – und mit gutem Grund! – nachtrauern, und niemand wird mich davon abbringen!!!
Pater Leppich, nicht umsonst das „Maschinengewehr Gottes“ genannt, predigte jedoch keine gemütvolle Wohlanständigkeit, sondern forderte mit oft brutalen Worten die Bekehrung der Sünder zu Jesus. Und heute?
„Zeichen für uns sehen wir nicht, es ist kein Prophet mehr da, niemand mehr ist bei uns, der weiß, wie lange noch…“ (Ps 74)
Ach, schon wieder so ein gemüthvoller Kitsch – sentimental der „guten alten Zeit“ nachtrauern bringt gar nichts. Wir sollten bedenken, was Theo Lehmann schreibt:
„Wir sollten die Atempause benutzen, um uns auf Zeiten vorzubereiten, in denen Christsein nicht mehr ‚geil‘, sondern gefährlich ist. Was wir brauchen, sind bibelfeste und notfalls auch feuerfeste, KZ-fähige Christen.“
Einfach nur wunderbar!!!!! Ach, was haben wir inzwischen alles verloren …..
Ja, die gute alte Zeit . . .
. . . als noch erzogen wurde . . .
. . . in einem guten Geist . . .