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Auszüge aus einer Predigt von Erzbischof Joseph Ratzinger zu Pfingsten am 14. Mai 1978 in München:

Es gibt sehr viel Aktivität in der Kirche von heute. Es gibt einen Fleiß, der die Menschen bis an die Grenzen ihrer Kräfte, und oft darüber hinaus, beansprucht. Aber es gibt kaum noch jenes stille Verweilen vor dem Worte Gottes, in dem sich unser Wollen und Tun entkrampfen und gerade so frei und fruchtbar werden.

Gewiss, der HERR braucht unseren Fleiß und unsere Hingabe. Aber wir brauchen seine Gegenwart. Wir müssen den Mut zum Ungetanen, und so die Demut des Wartens vor dem Worte, neu lernen.

Denn sehr oft würde eine einzige Stunde des stillen Hineinhörens in Gottes Wort mehr wirken als ganze Tagungen mit Sitzungen und Diskussionen. Und ein Augenblick des Gebetes würde fruchtbarer sein als ganze Stöße von Papieren.

Mitunter entsteht der Eindruck, dass hinter der übersteigerten Hektik unserer Aktivitäten ein Misstrauen gegenüber der Kraft Gottes steht. Und hinter der Vermehrung unserer Werke ein Lahmwerden unseres Glaubens, indem wir letzten Endes doch nur auf das vertrauen, was wir selber leisten und bewerkstelligen.

Wir wirken auch durch das, was wir  s i n d 

Aber wir wirken gar nicht nur durch das, was wir machen, sondern nicht minder durch das, was wir sind, wenn wir reif und frei und wahr werden dadurch, dass wir die Wurzeln unseres Seins in die fruchtbare Stille Gottes hineinhalten.

Feuer ist Licht, Wärme, Dynamik, die verwandeln kann. Aber es ist zugleich auch das Element der Zerstörung, des Untergangs, wo es aus der Kontrolle gerät.

In der alten Welt wurde es als ein Stück von der Sonne, als das Element der Götter angesehen. Darauf, dass der Mensch darüber verfügen kann, beruhte es, dass man ihn für gottähnlich ansah.

Goethe über den Mythos von Promotheus

Die griechische Welt hat den Mythos von Prometheus geschaffen, der den Kampf gegen die Götter führt, das Feuer vom Himmel herunterholt, auf die Erde bringt und damit eine neue Welt eröffnet.

Goethe hat dieses Pathos in seinem Prometheusgedicht in erregende Worte gegossen: 
„Hier sitz’ ich,
forme Menschen nach meinem Bilde.
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
zu leiden, weinen, genießen
und zu freuen sich.
Und dein nicht zu achten 
wie ich!“

Dies ist geradezu zum Programm der Neuzeit geworden: Nicht Gottes Bild, sondern nur unser eigenes Bild sein zu wollen; die Macht über die Welt uns selbst zu geben und seiner, Gottes, nicht zu achten dabei und nichts von ihm zu erwarten.

Aber nun, da es uns gelungen ist, das Feuer aus dem Himmel und aus der Tiefe, aus der Materie des Atoms zu reißen, beginnt doch die Frage, ob wir dabei die Erde nicht verbrennen, ob nicht das Element der Kultur und des Schöpfertums in unseren Händen umschlägt in das Element der Zerstörung und der Vernichtung.

Christus ist der wahre Promotheus

Pfingsten sagt uns, dass der Heilige Geist Feuer ist und dass Christus der wahre Prometheus ist, der das Feuer vom Himmel geholt hat.

Ja, der Mensch soll Feuer haben, er soll nicht in einem langweiligen Dasein dahinvegetieren, er ist dazu geschaffen, Gott ähnlich zu sein, aber dieses Feuer als Kraft des Heiles bringt nicht der Titan, der Gott beiseite wischt, sondern der Sohn, der sich dem Feuer der Liebe aussetzt und damit die Mauern der Feindschaft niederlegt und so Feuer zur Kraft der Verwandlung, der Liebe und einer neuen Welt werden lässt.

Christentum ist Feuer. Es ist nicht eine langweilige Angelegenheit, ein frommer Wortschwall, mit dem wir uns an jeden Wagen anhängen können, um auch noch dabei zu sein. Christentum verlangt von uns die Leidenschaft des Glaubens, die zur Leidenschaft Jesu Christi steht und von ihr her die Welt erneuert.
Der Heilige Geist überwindet die Furcht.

Die Furcht als Prägemarke des Heidentums

Ein Priester, der einige Zeit in Afrika in einem Gebiet verbringen konnte, das noch kaum vom Christentum und von der europäischen Zivilisation berührt ist, hat mir erzählt, dass das Erschütternde und Bewegende dieser Erfahrung für ihn die lähmende Furcht gewesen ist, die das ganze Leben dieser Menschen beherrscht, die eigentliche Prägemarke des Heidentums, in dem der eine Gott nicht erschienen ist.

Sie fürchten sich vor den Geistern der Toten, sie fürchten sich vor unbekannten Geistern, sie fürchten sich vor der Unberechenbarkeit der bekannten Geister. Das ganze Leben ist ein Kalkül der Furcht, des Auskommenkönnens mit den unheimlichen Mächten, denen der Mensch fast waffenlos gegenübersteht.

Eine Welt des Heiligen Geistes ist nicht geprägt durch unbekannte Geister und Mächte, sondern durch den Geist, der die Liebe und als Liebe die Allmacht ist. Deswegen ist Furchtlosigkeit das Zeichen für den Heiligen Geist, der uns in die Hände der allmächtigen Liebe gibt.

Der Glaube schafft Geborgenheit

Und deswegen kann auch der Glaube, wo er gesund ist, furchtlos sich den Mächten der Welt entgegensetzen, weil er sich von dem geführt und behütet weiß, der als der Stärkere den Starken gefesselt hat (vgl. Mk 3, 27).

Und es ist nicht so, wie es hingestellt wird, als ob in einer Welt, die den Glauben endgültig beiseite wischt, dann endlich die reine Vernunft und die reine Furchtlosigkeit aufstünden.

Wo der Glaube verschwindet, muss der Mensch wieder beginnen, sich vor den unbekannten Mächten des Schicksals, der Zukunft, der Natur zu fürchten, die er nicht bannen kann, sondern nur der, der das All geschaffen hat und es in seinen Händen trägt.

So wollen wir an diesem Pfingsttag bitten, dass der Heilige Geist zu uns komme und das Angesicht der Erde erneuere.

Quelle und vollständige Predigt hier: https://www.benedictusxvi.org/pfingstpredigt-der-heilige-geist-in-sturm-und-feuer

Kommentare

3 Antworten

  1. Die Rede von Erzbischof Joseph Ratzinger zu Pfingsten am 14. Mai 1978 in München zeigt großes Verständnis für das Wirken des Geistes Gottes mitten im Weltgeschehen.

    Der Geist Gottes, dessen Wirken unter den Menschen sich bei dem ersten Pfingsten in Jerusalem vor ca. 2000 Jahren deutlich zeigte, hat im Laufe der Geschichte viel ermöglicht und verändert.

    Er kann es auch in unserer Zeit. Er will auch in unser Denken und Handeln hineinwirken und wirkt sich damit zwangsläufig auf die Gesellschaft aus. Wir sollten danach streben, das große Bild hinter den derzeitigen Ereignissen wahrzunehmen.

    In einer Zeit global gesteuerter Informationseinschränkung durch offizielle Medien und der gleichzeitigen Zugangsmöglichkeit zu vielfältigen, umfassenden Informationsquellen für die persönliche Recherche des einzelnen Menschen, sollten wir uns fragen, auf welcher Wahrheit unser freiheitlich-demokratisches Denken beruht.

    Einige neue Medien sind unter folgendem Link zu finden: Neue Medien • Neue Medien Detailseite •••

    Wenn man z.B. den Anfang der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten aus dem Jahre 1776 betrachtet, wird die Bedeutung der Wahrheit im Zusammenhang mit den Menschenrechten deutlich gemacht: „Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht [heute: selbstverständlich], dass alle Menschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freyheit und das Bestreben nach Glückseligkeit.“

    Die Basis für die Rechte auf Leben, Freiheit und Glück ist die Erschaffung und die Begabung durch ihren sowie die Begegnung mit ihrem, das heißt, persönlichen Schöpfer.

    Das prägte ebenfalls die Pioniere der analytischen Naturwissenschaft wie Kopernikus, Robert Boyle, Lord Kelvin, Johannes Kepler, Isaac Newton, Blaise Pascal, Michael Faraday, Gregor Mendel, Louis Pasteur und viele mehr, welche auch Wegbereiter des umfassenden technischen und sozialen Fortschritts waren.

    Der persönliche, rationale, kommunizierende, allmächtige Schöpfer hat das Universum nach von Ihm festgelegten, teilweise für uns erkennbaren Regeln gemacht und den Menschen in seinem Ebenbild geschaffen.

    Dadurch wurden moderne Naturwissenschaft und entsprechende technische Entwicklung möglich. Die Forscher wussten sich in einem offenen System von Ursache und Wirkung, in das sowohl der Mensch mit seinem freien Willen als auch der souveräne Schöpfer selbst eingreifen können.

    Diese Tatsache bot auch die Möglichkeit zum Widerstand gegen unberechtigte Bevormundung und Unterdrückung durch andere Menschen. Leider gelangten in diesem Zusammenhang auch überhebliche Ideen zur Geltung, durch die das Kind mit dem Bad ausgeschüttet wurde.

    Anstatt die Ungerechtigkeiten unter den Menschen am Moralgesetz des Schöpfers zu messen und so wirksam zu bekämpfen, entwickelte man die empirisch und rational nicht zu belegende Vorstellung, WIR LEBTEN IN EINEM AUTONOMEN, SELBSTTRAGENDEN SYSTEM VON URSACHE UND WIRKUNG.

    Und in diesem gedachten autonomen System wurden auch der Schöpfer und der menschliche Wille in der Fiktion den natürlichen Gesetzen unterworfen.
    Mit einem ganz einfachen Experiment lässt sich anschaulich machen, dass das falsch ist. In meine erhobene rechte Hand nehme ich eine Holzkugel und lasse sie auf meine Füße fallen (Autsch!).

    Dann wiederhole ich den Versuch: Sobald ich die Kugel loslasse, greife ich aber mit meiner linken Hand ein und fange die Kugel ab. Was für ein Unterschied für meine Füße!

    Das Gesetz der Schwerkraft beschreibt formal die Geschwindigkeit der Kugelbewegung, die dann aber durch das Eingreifen meiner linken Hand plötzlich gestoppt wird. Die Veränderung der Rahmenbedingungen ändert die Beobachtbarkeit des teilweise naturgesetzlich beschriebenen Vorgangs.

    Um die ganze Wirklichkeit zu erklären, brauchen wir also mehr als nur die Naturgesetze. Geist, Intelligenz, Bewusstsein, Gefühle, freier Wille, Persönlichkeit, die Information des Lebens und das Leben selbst, die Beobachtbarkeit, logische Verstehbarkeit und mathematische Beschreibbarkeit des Universums, die überwältigende Feinabstimmung innerhalb des Makro-, Mikro- und Nanokosmos sowie die Naturgesetze selbst lassen sich nicht ausreichend auf rein materieller Grundlage ursächlich erklären.

    Die Bibel bietet Antwort auf die Grundfragen der Menschheit nach dem Woher (Ursprung, Wesen), Wozu (Sinn), Wie (Ethik) und Wohin (Ziel) des Lebens. Ihre Aussagen sind belegbar, sie basieren auf historischen Bezügen, Vorankündigungen, Erfüllungen und Augenzeugenberichten. Ihre Auswirkungen sind in der Realität historisch nachprüfbar.

    Wie Gott es mit Seinem grundlegenden Eingriff zur Weltentstehung tat, so konnte er logisch konsequent auch die Entstehung der Bibel und der christlichen Bewegung an Pfingsten bewirken.

    Praktisch relevant sind auch die positiven Auswirkungen der durch konsequente Christen umzusetzenden Botschaft von der Wahrheits- und Nächstenliebe, der Versöhnung des Menschen mit dem Schöpfer, mit sich selbst, der Menschen untereinander und des Menschen mit der Natur.

    Wenn aber die naturwissenschaftliche Methodik, die per Definition nur Fragen nach dem Beobachtbaren und dessen Regelmäßigkeiten beantworten kann, jedoch für Fragen nach dem Ursprung, der Sinngebung, der Ethik und der Bestimmung des Menschen missbraucht wird, ergibt das eine subjektive, erheblich reduzierte Sicht, weil sich handelnde Personen eben nicht durch Naturgesetze erschöpfend und zufriedenstellend erklären lassen.

    Empirische Kohärenz, logische Konsequenz, und die Relevanz in unserer persönlichen Erfahrungswelt sollten uns vielmehr bei der Wahrheitsfindung anleiten.

    Als die naturalistische Methodik (alles wäre auf Physik und Chemie zurückzuführen) in nicht zu rechtfertigender Weise von manchen Beeinflussern gar zum allein zulässigen Prinzip aller Erkenntnis erhoben wurde, entwertete diese Vorstellung einen wesentlichen Teil der Wirklichkeit als rational unzugänglich.

    Ausuferndes Machtstreben und ungezügelter Egoismus, die man durch – grundsätzlich hilfreiches – rationales Vorgehen eigentlich bekämpfen wollte, erhielten „wissenschaftliche“ Rechtfertigungen.

    Menschliche Willensfreiheit und Lebenssinn führten Rückzugsgefechte, und die Menschen lieferten sich neuen Ideologien aus – z.B. dem Faschismus und Kommunismus – mit deren fürchterlichen historischen Konsequenzen.

    Bei deren Scheitern füllte sich das Vakuum dann durch relative, subjektive Werte und führte zum Irrationalen, zur Orientierungslosigkeit und Beliebigkeit, wobei wiederum die Unnachgiebigsten, Rücksichtslosesten und Durchsetzungsfähigsten den Ton angeben.

    Unser Verstand, unsere Beobachtungen und Begabungen, alles Geschenke der Schöpfers, ließen sich auf diese Weise oft zu vernichtenden und selbstzerstörerischen Trends missbrauchen. Da sind wir jetzt mitten drin.

    https://www.youtube.com/watch?v=5PO3UFvWVyE
    Taurus und der Weg in den Weltkrieg? Krall erklärt

    Wir sollten also wieder realistisch werden und der Tatsache Rechnung tragen, dass wir in einem offenen System von Ursache und Wirkung leben, in dem wir Menschen innerhalb des vom Schöpfer durch Sein Handeln und Reden gesteckten Rahmens Möglichkeiten zur Ausübung unseres freien Willens haben und nach Wahrheit, gültigen, realistischen Werten und eine Grundlage für Ethik und Freiheit finden können, ohne in Hass, Lügen, Pessimismus, Chaos, Diktatur und Zerstörung zu versinken.

    Die Worte in Joh.14,6 sind auch in diesem Zusammenhang sehr bedeutungsvoll: – »,Ich bin der Weg‘, antwortete Jesus, ,ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben. Zum Vater kommt man nur durch mich.‘“

    Gott möchte mit Seinem Geist in uns wirken. Wir sollten Pfingsten feiern, um uns an das Geschehen in der Apostelgeschichte zu erinnern. Das können wir aus der Geschichte lernen: Die Realität erfassen wir nicht auf der Grundlage eines rein mechanistischen Weltbildes.

    https://agwelt.de/2024-07/wann-wachen-sie-endlich-auf-eine-leserzuschrift/

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