„Gemeinsam gegen Antisemitismus und Antiklerikalismus“
In der gestrigen Ausgabe der angesehenen israelischen Tageszeitung „Jerusalem Post“ erschien ein ausführlicher Beitrag von Oded Ben Hur, der bis 2009 der Botschafter des Staates Israel im Vatikan war. Darin äußert sich der jüdische Diplomat unter dem Titel „Der Papst, den ich kannte“ sehr positiv über Papst Benedikt und dessen Bemühungen um ein besseres Verhältnis von Christen und Juden.
Einleitend schreibt der Autor: „Zweitausend Jahre komplexer Geschichte zwischen Juden und Christen machen die Beziehungen zwischen dem Vatikan und Israel zu etwas Außergewöhnlichem in den internationalen Beziehungen.“
Er erinnert daran, daß die diplomatischen Beziehungen zwischen Vatikan und Israel zwar erst 1993 offiziell zustandekamen, daß sie aber – so Ben Hur – „bereits im Dokument „Nostra Aetate“ von 1965 gesät wurden, das das Zweite Vatikanische Konzil entworfen hatte“. – Dort sei das jüdische Volk in § 4 gegen den Vorwurf des „Gottesmordes“ in Schutz genommen worden.
Allerdings wurde trotzdem nichts aus dem versprochenen Abschnitt:
„Am 2. April 2005 starb Papst Johannes Paul II., und Kardinal Ratzinger wurde sein Nachfolger. Damit war er nicht länger für das „Kompendium“ zuständig. Das Buch, das im Juni veröffentlicht wurde, enthielt den versprochenen Absatz nicht. Später erfuhr ich, dass jemand ihn noch auf dem Weg zum Druck entfernt hatte.“
„Die besondere Beziehung Papst Benedikts XVI. zum jüdischen Volk und Israel war offensichtlich und manifestierte sich auf viele Arten und bei vielen Gelegenheiten…Während seiner ersten Auslandsreise besuchte er in Köln die jüdische Gemeinde in der Synagoge, die während der Reichspogromnacht zerstört und nach dem Krieg wieder aufgebaut worden war. Dort hielt er eine Rede über das untrennbare besondere Band zwischen unseren beiden Religionen (er lehnte eine Einladung der muslimischen Gemeinde ab, sie in der Moschee zu besuchen).“
Der Autor erwähnt auch die Reise Benedikts ins Heilige Land:
„Es ist bemerkenswert, dass seine Entscheidung, Israel zu besuchen, gegen die Regierung des Vatikan gefällt wurde. Ich war bei zwei Gelegenheiten anwesend, als der Papst eingeladen wurde: durch die damalige Kommunikationsministerin Dalia Itzik und Präsident Shimon Peres. Bei beiden Gelegenheiten antwortete er: „Wie Sie wissen, ist die Liste von Einladungen ins Ausland sehr lang, aber Israel genießt Priorität.“
Abschließend schreibt der israelische Diplomat, daß sich Kirche und Juden gemeinsam gegen Antisemismus und Antiklerikalismus (Kirchenfeindlichkeit) einsetzen sollten:
„Was nun benötigt wird, ist der Beginn eines politischen Dialogs, der auf einer Agenda basiert, die auch einen gemeinsamen Kampf gegen Antisemitismus und Antiklerikalismus und gegen Terrorismus beinhaltet und Kooperation auf dem Feld der kulturellen, akademischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten (Pilgerreisen).“
Quelle: Botschaft des Staates Israel in Berlin