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Der klassische „Römische Katechismus“ und seine Verteidigung der Juden

Argumentation gegen Vorurteile vor über 400 Jahren

In und außerhalb der kath. Kirche ist kaum bekannt, dass die fatale antijüdische Kollektivschuld-These nicht etwa erst 1965 (2. Vatikanum) durch die Erklärung “Nostra aetate” verworfen wurde.

Vielmehr wurde diesem verhängnisvollen Vorurteil fast genau 400 Jahre zuvor bereits eine klare Absage erteilt: im Catechismus Romanus, dem sog. „Römischen Katechismus“.   davidstern (2)

Dieser kirchenamtliche Katechismus von 1566 war bis zur Einführung des neuen Weltkatechismus 1992 jahrhundertelang  d i e  offizielle Leitplanke für alle anderen Katechismen auf nationaler oder diözesaner Ebene.

Auch im neuen Weltkatechismus wird häufig auf den Catechismus Romanus bezug genommen. Dieser Leit-Katechismus entstand nach einem Beschluss des Konzils von Trient, mit dem die kath. Kirche auf die Herausforderung durch die „Reformation“ reagierte.

Der hl. Papst Pius V. beauftragte nach dem Trienter Konzil den angesehenen Kardinal Karl Borromäus (später ebenfalls heiliggesprochen), die Redaktionsarbeiten für den Catechismus Romanus zu vollenden. Das Werk wurde ein „großer Wurf“ und gehört zu den verbindlichen Dokumenten des kirchlichen Lehramts.

Was lehrt nun der „Römische Katechismus“ über das Thema „Wer ist Schuld an der Kreuzigung Jesu Christi?“

Er stellt nüchtern und selbstkritisch fest: in erster Linie tragen jene Christen die Schuld daran, die sich in Sünden und Lastern wälzen. Im ersten Teil orientiert sich der Katechismus am „Credo“.

Im 5. Hauptstück wird die Credo-Aussage „Gekreuzigt unter Pontius Pilatus“ erläutert. Im 11. Kapitel heißt es  dort: 1403634115528

„Wenn also einer fragt, was der Grund war, warum der Sohn Gottes das bitterste Leiden übernahm, so wird er erkennen, daß es außer der Erbschuld der ersten Eltern (Adam und Eva) vor allem die Laster und Sünden waren, welche die Menschen begangen haben und bis zum Ende der Zeiten begehen werden….Es müssen dieser Schuld (am Tod Christi) alle als teilhaftig angesehen werden, welche öfters in Sünden fallen…. Jene, die sich in Schandtaten und Lastern wälzen, kreuzigen ihn von neuem.

Und dieser Frevel wiegt bei uns Christen viel schwerer, als er es bei Juden gewesen ist, weil die Juden nach dem Zeugnis des Apostels Paulus „den Herrn der Herrlichkeit niemals gekreuzigt hätten, wenn sie ihn erkannt hätten“. – Wir legen aber das Bekenntnis ab, ihn zu kennen und verleugnen ihn dennoch durch unsere Werke und legen so gewissermaßen gewaltsam Hand an ihn.“

Der Blick der Katholiken wird also von der weitverbreiteten Vorwurfs-Haltung gegenüber Juden „umgelenkt“ in die eigene Richtung, so dass der Finger nicht mehr in erster Linie auf Juden zeigte, sondern auf die Christen selbst.

Die offensichtlich judenfreundliche Haltung des Römischen Katechismus wird auch an anderer Stelle erkennbar: So heißt es Dritten Teil (1. Hauptstück, 11. und 12. Abschnitt) in einer Aufforderung an die Pfarrer:

„Obwohl dieses Gesetz des Moses vom Herrn auf dem Berge den Juden gegeben wurde, ist es gleichwohl von sehr großem Nutzen für alle Menschen – jene Worte Gottes also, welche durch Moses als Diener und Dolmetscher den Hebräern verkündigt wurden.“

Sodann werden die Priester angehalten,polskaweb

„die Geschichte des israelitischen Volkes, welche voller Geheimnisse ist, sorgfältig zu erklären…Der Pfarrer wird zuerst erzählen, daß Gott aus allen Völkern, welche unter dem Himmel sind, eines auserkoren hat, das seinen Ursprung von Abraham herleitet.“

Dies wird kurz darauf noch einmal eingeschärft:

„Der Pfarrer hat vor allem das zu verkünden: daß aus allen Völkern nur eines von Gott erwählt worden ist, welches er „sein Volk“ nennt und welchem er sich zu erkennen gab und zur Verehrung vorstellte. Nicht als ob es die übrigen Völker an Gerechtigkeit oder Zahl überboten hätte, sondern weil es Gott eben so gefiel, lieber ein kleines und armes Volk zu vermehren und zu bereichern, damit seine Macht und Güte bei allen umso bekannter und herrlicher sein würde.“

Nachdem der Katechismus erklärte, dass der Ewige die Israeliten als „sein Volk“ bezeichnete, wird weiter erläutert, dass sich der Schöpfer den Hebräern auch als „ihr Gott“ zu erkennen gab:

„Da es also mit jenen Israeliten so bestellt war, so verband Gott sich mit ihnen und liebte sie, so daß er sich – obwohl Herr des Himmels und der Erde – nicht schämte, „ihr Gott“ zu heißen, um dadurch die übrigen Völker zur Nachahmung anzuregen, damit sich alle Menschen, wenn sie das Glück der Israeliten schauen, der Verehrung des wahren Gottes zuwenden.“

Hieraus wird erkennbar, dass der Römische Katechismus bereits vor 400 Jahren ein faires, ja wohlwollendes Bild des biblischen Volkes und seiner Erwählung verkündete und Gottes Verheißungen für die Israeliten würdigte.

Zugleich wurden Kollektivschuld-Vorstellungen gegen Juden abgelehnt und der Blick auf das Versagen jener Christen gelenkt, die Christus durch Laster und Schandtaten „von neuem kreuzigen“

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