Von Elmar Lübbers-Paal
Der Rottenburger Bischof Dr. Joannes Baptista Sproll war ein Superlativ unter den damaligen katholischen Oberhirten: Erster deutscher Bischof, der den Nazis unbeirrbar Paroli bot, noch vor dem viel bekannteren „Löwen von Münster“, Clemens August Graf von Galen.
Er war auch der einzige deutsche Oberhirte, der dafür ins Exil musste. Nun läuft sein Seligsprechungsverfahren auf Hochtouren, obwohl Rom ihn einst von seinen bischöflichen Aufgaben entbinden wollte.
„Im Angesicht der NS-Ideologie als einer „Religion des Blutes und der Rasse“ darf man keineswegs schweigen. Täten wir das, dann wären wir keine wachsamen Hirten, sondern schlafende Wächter.“
(Predigt vom 16.7.1935 und 22.5.1939)
Als Sohn des Straßenwärters Josef Sproll und seiner Frau Anna Maria wird Joannes Baptista am 2. Oktober 1870 in Schweinhausen in Oberschwaben geboren. Die einfachen Verhältnisse, in der die Familie lebt und arbeitet, bewahren den Jungen für den Blick auf das Wesentliche.
Die Wegstrecke zur Lateinschule im 7,5 km entfernten Biberach a.d. Riß legt der Junge barfuß zurück, weil er die Sohlen seiner Schuhe schonen will. Diese sommerliche Gewohnheit behält er sogar als späterer Pfarrer bei.
Zunächst aber besucht er das Gymnasium in Ehingen, studiert dann an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen Theologie. Danach wird ihm die Priesterweihe am 16. Juli 1895 zuteil.
Drei Jahre später promoviert Sproll zum Doktor der Philosophie. Er wird zunächst Pfarrer in Kirchen bei Ehingen und 1912 erfolgt die Ernennung zum Domkapitular. Im Folgejahr kommt die Erhebung zum Generalvikar und weitere zwei Jahre darauf wird er Weihbischof von Rottenburg.
In diese Zeit fallen auch seine Feldbesuche bei den Soldaten an den Fronten des Ersten Weltkrieges. Er erlebt die Grausamkeiten des Krieges hautnah mit und setzt sich fortan im „Friedensbund der Deutschen Katholiken“ ein.
Um die christlichen Werte zu bewahren, solle sich die Kirche auch in der Politik einbringen, meint er wohl, als er in den Jahren 1919 und 1920 für die Deutsche Zentrumspartei der Verfassunggebenden Landesversammlung Württembergs angehört.
In seiner Freizeit gilt sein Interesse allgemein dem Historischen und besonders der Heimatgeschichte.
Trotz Intrigen gegen ihn wird nach dem langjährigen Bischof Paul Wilhelm von Keppler (+1926) im darauffolgenden Jahr Sproll aus einem Dreier-Vorschlag zum Bischof von Rottenburg ernannt.
Seine Warnung diente der Enzyklika Mit brennender Sorge
Es sind schwierige Zeiten, in denen besonders die Jugend seitens der zukünftigen Machthabern der Kirche entfremdet werden.
Bischof Sproll setzt dagegen seine katholischen Jugendveranstaltungen, zu denen tausende Jungen und Mädchen kommen. Seine Predigten sind wegweisend und in seinen warnenden Worten schon prophetisch zu nennen.
So werden Zitate aus seiner Predigt am 5. Juli 1934, die er anlässlich der Bischofskonferenz hält, von Bischof von Faulhaber aufgenommen, der diese wiederum für den Entwurf der päpstlichen Enzyklika „Mit brennender Sorge“ verwendet.
Öffentlich kritisiert der Rottenburger Pontifex die gottlose Ideologie der Nationalsozialisten. Seine Predigten werden von den „Braunen“ sehr genau verfolgt. Man beginnt sie zur Beweisführung eines Gerichtsprozesses wegen Verstoßes gegen das „Heimtückegesetz“ zu sammeln und akribisch auszuwerten.
„Jedem Einsichtigen ist klar, dass National-sozialismus und Christentum Todfeinde sind.“
(Sproll bereits vor 1933)
Als Hitler am 10. April 1938 eine Volksabstimmung über den „Anschluss“ Österreichs ans Deutsche Reich durchführen lässt, ist Bischof Sproll der Einzige seines Wahlbezirkes, der demonstrativ nicht zur Stimmabgabe erscheint. Damit macht der Oberhirte seine Ablehnung zu dieser Abstimmung öffentlich.
Hintergrund ist, dass man mit einer einzigen Stimmabgabe nicht nur sein „Ja“ zum „Anschluß“ gibt, sondern gleichzeitig seine Zustimmung zu der „Liste des Führers“, auf der auch der Nazi-Chefideologe und Kirchenhasser Alfred Rosenberg steht.
Bischof Sproll hält an seiner Gewissensentscheidung fest, was er schon am nächsten Tag heftig zu spüren bekommt.
Lautstarke Proteste und Demonstrationen, die über Wochen anhalten, sind genauso die Folge wie die pöbelnden Forderungen nach der Abberufung des gewissenhaften Oberhirten.
Nachdem er schon den damaligen Nuntius Cesare Orsenigo mit den Worten „Ich bin Bischof von Rottenburg und ich bleibe Bischof von Rottenburg“ des Hauses verweist, da dieser ihn zum Rücktritt bewegen soll, wird Sproll im Volk als „Märtyrer-Bischof“ (Bekenner-Bischof) betitelt.
Nun aber hat er es nicht mehr mit kirchlichen Würdenträgern zu tun, sondern mit entschiedenen Nazis.
NS-Diktatur verbannt den tapferen Oberhirten bis 1945
Letztere sorgen dafür, nachdem sieben Mal das bischöfliche Wohnhaus verwüstet wird, dass der mutige Kirchenmann zwangsweise ins Exil muss.
Es gibt über 30 Unterschlupforte seiner Vertreibung, darunter Freibung, Bad Dürrheim, Donaueschingen, Konstanz, Lindau, Augsburg, München, Starnberg, Bad Wörishofen und die Benediktinerinnenabtei St. Ottilien, später noch ein Frauenkloster in Krumbad/Schwaben als Stationen seines Verbannung.
So manches Mal musste er im Schutze der Dunkelheit eine neue Bleibe in einem weiteren Kloster aufsuchen, teilweise unter dem Decknamen Pater Martinus.
Trotz seines Exils im Verborgenen bleibt er weiterhin treusorgender Bischof von Rottenburg. So protestiert auf sein Geheiß hin Generalvikar Max Kottmann am 1. August 1940 in Berlin gegen das Euthanasieprogramm.
Heute wissen wir, dass im Verlaufe des Jahres 1940 insgesamt 10.654 Kranke und Behinderte allein in der NS-Tötungsanstalt Grafeneck ermordet wurden. Mit seiner Protestnote reagiert Sproll gegen das Töten von unschuldigen Menschen schon ein Jahr bevor der Münsteraner Oberhirte, Graf von Galen, seine Stimme für die Wehrlosen erhebt!
Nach Kriegsende 1945 kann der Rottenburger Oberhirte Dr. Joannes Baptista Sproll wieder in seine Bischofsstadt zurück. Inzwischen ist er aber gelähmt und hat ein starkes Nervenleiden. Der Pontifex muss entweder im Rollstuhl geschoben oder auf einem Tragesessel fortbewegt werden.
Am 4. März 1949 stirbt der in Kirche und Volk geliebte und geschätzte Bekenner-Bischof mit dem unbeugsamen Widerstandsgeist.
4 Antworten
Ja, es gab wie heute (!) nur wenige im Widerstand. Nur hinterher: da will keiner dabei gewesen sein und von nichts gewußt haben. So wiederholt sich die Geschichte, Nur das tumbe christliche Bürgertum begreift das nicht. Bis auf wenige Ausnahmen, die es auch heute Gott sei dank gibt. Man höre zum 1. Advent nur diesen Gottesdienst von Peter Hahne: https://www.youtube.com/watch?v=qrQ-F9HIFYc
Danke für diese Geschichte (Biografie). Warum hat man bislang deutschlandweit nicht so über diesen Bischof gesprochen ?
Doch… in seinem Bistum Rottenburg-Stuttgart ist er durchaus bekannt.
Vielen Dank für die mutigen Zeugnisse von tapferem Widerstand gegen den Totalitarismus.
Wir sollten auch an die Vielen denken, die jetzt wegen ihres Widerstands gegen den ökosozialistisch getarnten globalistischen Totalitarismus ausgegrenzt und verfolgt werden.
https://www.youtube.com/watch?v=Jnho56H_mMU&list=PL-eUo7Z91Y7YbDd1T-6ZmubFLOYqjQ8ag&index=12
Es lebe die Freiheit, carajo! Ein Film über die Mitgliederversammlung der Atlas-Initiative 2024
https://www.youtube.com/watch?v=ONwJWzxz90o
Jetzt beginnt die neue Christenverfolgung (Anja Arndt/AfD)
https://tkp.at/2022/07/22/julian-assange-politische-verfolgung-eines-journalisten-gegen-recht-und-gesetz/
https://zaavv.com/de-de/
Zentrum zur Aufarbeitung, Aufklärung, juristischen Verfolgung und Verhinderung von Verbrechen gegen die Menschheit aufgrund der Corona-Maßnahmen
https://tkp.at/2022/09/13/better-way-konferenz-in-wien-guerot-bhakdi-malone-und-andere-groessen/
https://tkp.at/2023/02/24/gleichschaltung-macht-frei-uni-bonn-feuert-ulrike-guerot/?utm_source=mailpoet&utm_medium=email&utm_campaign=daily-notification