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Der Priestermangel in der katholischen Kirche und seine Ursachen

Von Prof. Dr. Hubert Gindert

Als kürzlich die Zahlen der 2015 in den deutschen Diözesen geweihten 58 Priester bekannt wurden, fand das auch in den säkularen Medien Beachtung. Unter Überschriften wie „Gehen der katholischen Kirche die Priester aus?“, hatten einige Medien auch die Abhilfe schnell bei der Hand. Es waren die bekannten Ladenhüter wie Abschaffung des Zölibats, Einsatz von „Viri probati“, Einführung des Frauenpriestertums. 0000009699_3

Andere Medien brachten die ersten Nachkriegsjahrzehnte in Erinnerung, als einzelne Bistümer Zahlen von Priesterweihen aufzuweisen hatten, die heute von allen Diözesen zusammen nicht mehr erreicht werden. Schnellschüssige Beschreibungen der heutigen Misere führten zur Behauptung, der Priestermangel sei „gewollt“.
BILD: Prof. Gindert leitet seit Jahrzehnten den katholischen Kongreß „Freude am Glauben“
Was sind die Ursachen? Er gipfelt zwar in der Zahl 58 Priesterweihen im Jahr 2015. Tatsächlich zeichnet er sich seit vielen Jahren ab. Voraus gehen die Verdunstung des Glaubens, gemessen am Besuch der sonntäglichen Eucharistiefeier sowie der Rückgang der Kinderzahl in den Familien. Das dahinsiechende Glaubensleben in den Familien, in denen kaum mehr gebetet wird, und die gesunkene Kinderzahl von 1,3 Kindern pro Familie sind Hauptursachen des Priestermangels. Wo sollen Berufungen ansetzen, wenn beides fehlt?
Natürlich gibt es auch den „gewollten“ Priestermangel an theologischen Ausbildungsstätten, in Priesterseminaren, bei Vertretern eines synodalen, demokratischen Kirchenverständnisses sowie bei Pastoralassistenten und -referenten, die theologisches Wissen und rhetorische Fähigkeiten, nicht aber Berufung und Priesterweihe als die eigentlichen Voraussetzungen für die „Leitung“ der Gemeinden ansehen. Solchen selbsternannten „Gemeindevorstehern“ geht es nicht um den Dienst an den Gläubigen, sondern um die Herrschaft über den „Pfarrbetrieb“. media-FZMqzvujo1V-2

Selbstverständlich gab es schon in den vergangenen Jahren Priesterseminare, in denen Regenten den Priesterkandidaten, die durch eucharistische Frömmigkeit oder durch Rosenkranzbeten auffielen, nahelegten, sie hätten evtl. doch keine „echte Berufung“.
Einige flüchteten sich dann bekanntlich beispielsweise zu Bischof Mixa nach Eichstätt. Andere fanden in einer Ordensgemeinschaft Aufnahme oder gaben ihre Berufung auf. Heute ist die Zisterzienserabtei Heiligenkreuz mit ihrer weit über Österreich hinausstrahlenden Spiritualität ein Anziehungspunkt für Ordens- und Priesterberufungen geworden.
Schließlich ist der anhaltende Schrumpfungsprozess selbst ein Hindernis für junge Menschen, die ihre Berufung zum Priestertum überlegen. Die diözesanen Kirchenleitungen kommen nicht mehr daran vorbei, immer größere Pfarreien-Gemeinschaften zu bilden, wenn sie einen geregelten „Pastoralbetrieb“ aufrechterhalten wollen.
Die Verpflichtungen des Pfarrers, an den Sitzungen der Pastoralräte, Pfarrgemeinderäte, Kirchenverwaltungen und Kindergartenbeiräte teilzunehmen, bei denen es mehr um organisatorische und finanzielle Fragen als um Seelsorge geht, nehmen zu. Das ist kein Anreiz für einen Priesterkandidaten, der sich zur Seelsorge berufen fühlt.
Schlussendlich erleben Priesterkandidaten wenig Aufbruchstimmung in der Kirche. Es gibt Bischöfe, die das Wort „Neuevangelisierung“ oder „Mission“ nicht mehr in den Mund zu nehmen wagen. Begeisterung für den Glauben ist in deutschen Landen am Erlöschen.

Kommentare

5 Antworten

  1. In den letzten vierzig Jahren sind in diesem Land geschätzte zehn Millionenen Kinder im Mutterleib getötet worden. Und es werden fortan jährlich weitere tausende Kinder vor ihrer Geburt getötet. Mir ist nicht bekannt, dass sich die Katholische Kirche dagegen entschieden gewehrt hätte oder künftig massiv gegen dieses Unrecht protestiert. Vielmehr haben sich in der Vergangenheit einige Bischöfe „Schein“-heilig und heuchlerisch über Jahre hinweg für die Ausgabe des sogenannten „Beratungsscheines, mit kirchlichen Segen“ engagiert, ehe unser Heiliger Vater, Papst Johannes Paul II, ihrem unseligen Treiben ein Ende bereitet hat.
    Deshalb klingt die Frage „Gehen der katholischen Kirche die Priester aus?“ sehr merkwürdig. Denn unter den Zehnmillionen Ungeborenen sind unzählige mögliche Priester-Anwärter erst gar nicht geboren worden. Freilich gibt es auch die immer wieder vorgetragenen Gründe wie die Zölibats-Verpflichtung und die Forderung des Frauenpriestertums.
    Es gibt inzwischen Priester, die ihre Pfarreien aufgeben, weil sie in ihren Bemühungen um die Ausbreitung des katholischen Glaubens keinen Sinn mehr erkennen können, weil sie den sich längst ausbreitenden „Event-Katholizismus“ nicht aufhalten können. Kommunionunterricht bis zum Weißen Sonntag. Danach Kirchgang passé. Zumal die Priester mit diesem Problem alleine gelassen werden.
    In den Predigten meiner Kirchengemeinde findet nach über zehn Jahren erstmals wieder eine Glaubensverkündigung statt, nachdem bisher schwerpunktmäßig Sozialromantik betrieben wurde. Beliebigkeit und Unverbindlichkeit waren die prägenden Inhalte. Da musste ja der Glauben verdunsten.

    1. Viele Eltern gehen mit ihren getauften Kindern nur mal anläßlich der Erstkommunion zur Kirche.
      Der Zölibat ist schon wichtig, wobei es eher um den eigenen Kinderwunsch der Männer geht.
      Wenn bereits Kinder vorhanden sind und die Berufung kommt später – dann dürfen sie ja auch noch Priester werden.
      Wenn ein evangelischer Pastor mit 7 Kinderlein katholischer Priester werden will, geht das sicher auch.

      1. Guten Tag,
        die evangelischen Pastoren, die konvertieren und dann Priester werden, sind einen Ausnahme, ebenso wie die verheirateten Priester der katholisch-unierten Ostkirche. Abgesehen davon können von den Männern mit eigenen Kindern nur Witwer Priester werden.
        Freundlichen Gruß!
        Felizitas Küble

  2. Ich glaube sowieso, dass man ganz durchdrungen vom Glauben sein muss, um heutzutage Priester werden zu wollen.
    Es hat sich unter den Interessierten bestimmt schon herumgesprochen, dass die Priester von heute eher „Angestellte“ des Pfarrgemeinderates sind als unerschrockene Diener des Herrn und Helfer der Menschen.
    Wieviele Priester haben schon resigniert oder sind in andere Pfarreien umgezogen, weil sie es kaum mehr aushielten.
    Ich habe es selbst aus nächster Nähe mitbekommen.
    Unser guter Pfarrer ging leider weg. An seiner jetzigen Stelle ist er „nur“ noch Kooperator, doch es geht ihm wesentlich besser, denn er kann sich nun mehr seinen eigentlichen Aufgaben widmen.

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