Mathias von Gersdorff
Nun lockert sie das kirchliche Arbeitsrecht – aus freien Stücken, wie in einer Presseerklärung der Deutschen Bischofskonferenz zu lesen ist. In keiner Weise ist sie dazu verpflichtet.Die Deutsche Bischofskonferenz erledigt das, was Napoleon nicht geschafft hat.
Begründet beispielsweise ein Paar eine homosexuelle Lebenspartnerschaft, so soll dies nicht mehr zu einer Kündigung führen. Dadurch geben die katholischen Verbände sogar ihre eigene Identität preis.

Eine zweite Zivilehe nach einer Scheidung soll nur in Ausnahmefällen zu einer Kündigung führen. Hier wird schon das vollzogen, was sich manche Bischöfe von der Familiensynode im Oktober 2015 wünschen: Die Schleifung der katholische Lehre über die Ehe.
Mit diesen und vielen weiteren Maßnahmen werden katholische Verbände wie Caritas oder „Sozialdienst katholischer Frauen“ praktisch zu weltlichen Unternehmen. Der katholische Geist, der in diesen Verbänden leben sollte, kann unter diesen Umständen kaum noch existieren.
Diese Maßnahmen sind erschütternd, weil sie praktisch nicht mehr rückgängig zu machen sind. Sie sind Symptom eines völligen Mangels an historischem Bewusstsein.
Die katholische Kirche in Deutschland verzichtet freiwillig auf einen Status, der fast einmalig auf der Welt ist. Hier vollbringt die Bischofskonferenz, was in anderen Ländern nur durch liberalistische Revolutionen möglich war.
6 Antworten
@Egbert W Gerlich
Lk 6,36 – „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“
Mt 23,23 – „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Zehnten gebt von Minze, Dill und Kümmel und lasst das Wichtigste im Gesetz beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen.“
Barmherzigkeit steht im Zentrum christlichen Handelns.
Verkündigung ist wichtig. Eine Kirche darf aber nicht ihre Glaubwürdigkeit verspielen, wenn diese wesentliche christliche Grundprinzipien übergeht.
Nur für Mitarbeiter, welche in der Verkündigung bzw. Lehre tätig sind (wie Pastoral- oder Gemeindereferenten), erscheint es mir sinnvoll und geboten, dass die bisherigen Regelungen weiterhin gelten. Bei solchen Mitarbeitern würde ein sündiger Lebensstil mit einem Verlust an Glaubwürdigkeit und Autoritätsverlust einhergehen. Das wäre für eine Gemeinde fatal. Da stimme ich Ihnen zu.
„Wo katholisch drauf steht – ist schon lange kein katholisch mehr drin!“
– so auch primär in den Einrichtungen, die von der Kirche als Arbeitgeber betrieben werden.
Wenn es in einer Einrichtung mittlerer Größe (ca. 380 Mitarbeiter / 400 Betten Krankenhaus) noch ein Prozent praktizierende Katholiken gibt, die in Übereinstimmung mit der Lehre der Kirche sakramental leben – wäre das viel.
Das Arbeitsfeld der katholischen Einrichtungen – zumindest in Deutschland – ist mehrheitlich von Freidenkern oder Papierkatholiken ohne römisch-katholischen (!) Bezug besetzt, denen im besten Fall die „Grundordnung f. Mitarbeiter im Dienst der katholischen Kirche“ von den Verantwortlichen in der Betriebsleitung noch als „bedauerliches Muss“ vorgelegt wird, ohne dass diese Verantwortlichen in der Lage wären, die Grundordnung inhaltlich zu vermitteln.
So ist auch diese Neufassung der „Grundordnung“ nichts weiter als eine schriftlich schön verpackte Kapitulation vor sowieso mehrheitlich nicht römisch-katholisch denkenden Mitarbeitern und Führungskräften in katholischen Einrichtungen.
Dabei liegt die katholische Selbstdemontage schon einige Jahrzehnte zurück, als man anfing, in diesen Einrichtungen das „Kreuz des Herrn“ gegen moderne Fassungen (Biegekreuze mit und ohne Corpus in Stäbchenform) auszutauschen, die Zahl der Ordensschwestern rückläufig war und diese Einrichtungen mehrheitlich betreuende Geistliche nur noch an einem in der Größe kaum erkennbaren kleinen Kreuz am Revers des modisch grauen Anzuges erkennbar waren und sind.
Von daher – so bedauerlich das auch ist – kann man das „katholisch“ im Namen dieser Einrichtungen auch streichen, da es der Wahrheit und der gegenwärtigen Realität näher kommt.
mfg
P.S.
Zitat Dr. Manfred Lütz, Chefarzt und katholischer Theologe / Domradio:
Das heißt, man kann zum Beispiel aus meiner Sicht nicht bei 54 katholischen Krankenhäusern im Erzbistum Köln und bei 50.000 kirchlichen Angestellten erwarten, dass die alle nach den kirchlichen Prinzipien denken und leben. Das wäre realitätsfremd. Und selbst bei leitenden Mitarbeitern kann man das nicht mehr voraussetzen. Also Sie finden zum Beispiel heute gar nicht mehr genügend Chefärzte, die wirklich die Auffassungen vertreten, die in den Dienstverträgen niedergelegt sind, die sie unterschreiben. Das kann nicht mehr so weitergehen, wenn die Kirche nicht ihre Glaubwürdigkeit verlieren soll.
Zitat Ende
Quelle:
http://www.domradio.de/themen/benedikt-xvi/2013-05-24/dr-manfred-luetz-ueber-seine-neue-streitschrift-zur-zukunft-der
Ich glaube, alles würde wieder katholischer werden, wenn die Kirchensteuer nicht mehr von staatlicher Seite eingezogen würde. Geld regiert auch in Bischofskreisen den Mainstream.
Ich bin für das Armutsgelübde!
Die Kirchensteuer macht die Gläubigen bequem.
In den Freikirchen werden ganz andere Beträge gespendet, nämlich um Räumlichkeiten und Einrichtung zu erhalten und beispielsweise auch das Gehalt für den Pastor aufbringen zu können.
Warum sollte Menschen in kirchlichen Institutionen (beispielsweise in katholischen Kindergärten und Krankenhäusern) gekündigt werden, wenn diese sich nicht katechismusgemäß verhalten?
Hat nicht Jesus auch die Nähe zu den Sündern gesucht?
Es ist daher richtig, wenn die Kirche barmherzig agiert. Das Evangelium wird hierdurch nicht verraten. Der Sündenkatalog ändert sich hierdurch ebenfalls nicht.
Was ist also so schlimm an Barmherzigkeit?
@Anonym:
Also auch hier das schleichende Gift der Kasper’schen Barmherzigkeit (schon vergessen: „…Liebe ohne Gerechtigkeit ist der Anfang der Auflösung“)!
Aber es geht hier gar nicht um Barmherzigkeit, sondern um Verkündigung, also die allererste Aufgabe der Kirche (sagt Christus). Dazu gehört nicht die Aufstellung irgendeines „Sündenkatalogs“, sondern das Leben in der Wahrheit Christi. Und falls ein „katholisches Krankenhaus“ nicht mehr katholisch geführt werden kann (wie Dr Lütz meint), dann muss es ein anderer betreiben – ansonsten ist es ganz einfach Betrug.
Die katholische Kirche in Deutschland schafft sich als Kirche ab. Leider völlig richtig: „…was Napoleon nicht geschafft hat“, schaffen unsere Oberhirten. Auf ihren Gehältern bestehen sie aber weiterhin…
Das auf die Gehälter nicht verzichtet werden will, trifft sowohl auf die Oberhirten wie auch auf die Ärzte zu. Natürlich trifft es auch die übrigen Arbeitskräfte in Kirche und kirchlichen Organisationen sehr schnell, wenn die Kirche sich auch finanziell selber abschafft.
Für einmal bezweifle ich sehr, dass die Kirche wieder katholischer würde, nur weil die heute „gesicherten“ Einnahmen wegbrechen und die Kirche quasi auf Spenden angewiesen wäre. Das ist nach meiner Ansicht die falsche Medizin für den Patienten. Aber viele soziale Dienstleistungen würden verschwinden, die weder Private noch der Staat zu angemessenen Preisen anbieten gewillt wäre und wenn doch, dann bestimmt viel zu teurer für die Normalsterblichen. Auf jeden Fall würden viele ihren Arbeitsplatz in einem kirchlichen Institut (z.B. Krankenhäusern) verlieren.
Wenn die Oberhirten feststellen, dass es sich für die gesuchten Arbeitsplätze an katholischen Instituten momentan zu wenig lehramtstreue Arbeitnehmern finden lässt, dann ist das der heutigen Realität geschuldet. Es ist unmöglich etwas zu erzwingen, wofür fast kein Angebot mehr besteht, aber eine Nachfrage. In solchen Zeiten kann die Kirche nicht anders, als schmerzliche und leider pragmatische Zugeständnisse machen, um das höhere Gut (soziale und christliche Einrichtungen zu erschwinglichen Preisen) aufrecht zu erhalten. Das ist die Kirche den einfachen Menschen, die auch jahrelang Kirchensteuern bezahlt haben, schuldig. Das Gefährden des Fortbestandes dieser christlichen Institute wäre brüskierend für die Schutz- und Heilbedürftigen.
Es gilt dann auch die Frage zu stellen, ob es den Kritikern wirklich um die fehlende katholische Vereinbarkeit (was noch verständlich wäre) alleine geht oder ob nicht auch wirtschaftliche und politische Gründe diese Haltung begünstigen?
Zudem haben sich frühere Generationen dafür mit viel Schweiss und Gebet abgemüht. Damit gilt mit Sorge umzugehen und nicht einer heute unmöglich einzufordernden Haltung (welche noch mehr Schaden anrichtet) früher hart erkämpfte und erbetene Errungenschaften leichtsinnig zu opfern. Das wäre ein Affront gegenüber den Gründervätern und -Müttern. Eine Ausnahme bildet die reale Möglichkeit einer künftigen Christenverfolgung in Europa, die dann weit fatalere Zugeständnisse bringen mögen. Der Mensch denkt und Gott lenkt. Schon früher gab es einschneidende Ereignisse in der katholischen Kirche, die nicht aus Vernunft oder gar Einsicht von Gottesmännern, sondern aus der weisen und barmherzigen Lenkung Gottes wieder zum Guten kamen.
Ich gehe mit Gersdorff nicht einig, dass eine falsche Massnahme in Zukunft nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Es ist nicht ausgeschlossen, dass nach einer katastrophalen Entwicklung bis zum Äussersten (soziale Unruhen, Terror, Krieg, Verfolgung usw.) wieder Generationen folgen, die eine Kehrtwende einläuten und heutige, dem falschen Zeitgeist geforderten Massnahmen wieder rückgängig machen.
Doch aus rein menschlicher Vernunft und Einsicht wird dies nicht geschehen. Doch dann, in einer fernen Zukunft, nach einem Pfingstereignis vielleicht, werden Berufungen in kirchlichen Diensten wieder zunehmen. Möglicherweise so viele, dass wie früher sogar wieder ausgebildete Nonnen in katholischen Krankhäusern zu günstigen Tarifen und sehr viele katholische Ärzte zu zahlbaren Preisen arbeiten. Auch andere katholische Institute können wieder zur Blüte kommen. Diesen künftigen Generationen sind wir den Erhalt der Institute und Infrastruktur schuldig, auch wenn diese zu Recht über (wir sind dann ihre Urgrossvätern und -Müttern) unsere falschen gesellschaftlichen, sozialen und christlichen Weltanschauungen nur den Kopf schütten werden und unsere verlorene Zeit (sofern noch möglich) literarisch, cineastisch, politisch und gesellschaftlich verarbeiten müssen.