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Bischofskonferenz präsentiert merkwürdige Studie mit „passenden“ Ergebnissen

Die deutschsprachige Ausgabe von Radio Vatikan berichtet  am 25.1.2013 online unter dem Titel „Deutsche Studie: „Die Kirche ist nicht im Heute angekommen“ über eine Untersuchung unter Katholiken in Deutschland, die als „wissenschaftlich“ gewürdigt und vorgestellt wird.

Hierzu schreibt nun der Vatikansender   –  die deutsche Sektion steht unter Leitung des Jesuiten Bernd Hagenkord  –  Folgendes:

„Viele Christen verstehen sich nicht mehr als im traditionellen Sinn gläubig, unter den Katholiken schwindet die Verbindlichkeit der Lehre, Glaube wird individualisiert gelebt:  Sätze wie diese hört man oft über den Zustand der Kirche.

Jetzt sind sie wissenschaftlich belegt: Die MDG, eine Dienstleistungsgesellschaft der deutschen Bischofskonferenz, hat an diesem Donnerstag gemeinsam mit dem Sinus-Institut nach 2005 zum zweiten Mal eine umfassende Studie zur Situation des Katholizismus in Deutschland vorgestellt.“ abtei-ettal-startseite_01

Demnach gab die Deutsche Bischofskonferenz eine wissenschaftliche Studie in Auftrag, diesmal aber (im Unterschied zur Pfeiffer-Studie) immerhin ohne Ach und Krach  –  kein Wunder aber auch: es wurde kurzerhand die eigene bischöfliche Beratungsgesellschaft (die MDG  = Mediendienstleistungs-Gesellschaft) damit betraut, die das Sinus-Institut als Partner hinzuzog.

Sodann berichtet Radio Vatikan, daß Georg Frericks, Projektleiter der Studie, das Fazit wie folgt zusammenfaßt:

„Als Haupterkenntnis würde ich bezeichnen, dass durch alle Milieus hindurch eine kritische Sicht auf die katholische Kirche vorherrschend ist und dass alle Milieus das Gefühl haben, dass die Kirche nicht in der Zeit heute angekommen ist. Die Konsequenzen sind unterschiedlich, aber das ist das, was ich als den roten Faden bezeichnen würde.

Wahrlich ein „roter Faden“ in den Wortes wörtlicher Bedeutung…

Sodann folgt jene typisch soziologische Rhetorik, die sich so (un)schön „wissenschaftlich“ anhört und die wir hier links liegen lassen können.

Konzentrieren wir uns vielmehr auf den „Sinn der Veranstaltung“ jener nagelneuen Studie, die repräsentativ alle katholische „Milieus“ zu untersuchen vorgibt:

„Gemeinsam ist aber allen Milieus auch, dass die Kirche nach Ansicht der Befragten moderner werden muss.“

Soweit der Bericht von „Radio Vatikan“.  

Daß die deutsche Medienlandschaft ein solch passendes „Ergebnis“ gerne aufgreift, verwundert wenig.

Daher titelte die Tageszeitung DIE WELT am 24. Januar 2013:

„Katholiken aller Milieus gehen auf Distanz zum Papst“.   75743_14122011

Merkwürdig  –  wie dieses unlogische Resultat wohl zustandekam: „alle“ Milieus  – etwa auch die konservativen und traditionsorientierten? Gehen selbst die gewohntermaßen papsttreuen Kreise urplötzlich auf „Distanz“ zu ihrem Oberhaupt?

Hierüber möchte man doch gerne Näheres erfahren…

Doch zunächst die vielsagende Einleitung der WELT-Redaktion:

„Katholiken in Deutschland sehen ihre Kirche mittlerweile deutlich kritischer als noch vor wenigen Jahren. Immer klarer distanzieren sie sich von der katholischen Sexuallehre, vom Umgang der Kirche mit Frauen und Homosexuellen sowie von der Haltung gegenüber Geschiedenen und Christen anderer Konfessionen.“

Die üblichen Dauerbrenner also, die uns in Mattscheibe und MSM (Mainstream-Medien) seit Jahr und Tag nimmermüde vorgekaut werden.

Die „wissenschaftliche“ Studie befragte hundert Teilnehmer

Aber aufgepaßt, denn jetzt kommt der eigentliche Clou der ganzen Chose:

„Die am Donnerstag veröffentlichte Studie, deren Vorgängerin aus dem Jahr 2005 stammt, basiert nicht auf Umfragen, sondern auf insgesamt 100 jeweils mehrstündigen Einzelgesprächen mit katholischen Kirchenmitgliedern, die ihre religiösen Haltungen zudem in eigenen Texten etwa über den Sinn ihres Lebens oder ihr Idealbild von der Kirche dargelegt haben. Die 100 befragten Kirchenmitglieder wurden dabei so ausgewählt, dass jeweils zehn (fünf Frauen und fünf Männer) eines der sogenannten Sinus-Milieus abdecken.“

Daß es sich bei dieser vermeintlich „wissenschaftlichen“ Studie um sage und schreibe  h u n d e r t  Teilnehmer handelt, wurde in der seitenlangen Berichterstattung von „Radio Vatikan“ übrigens mit keiner Silbe erwähnt.

Zum Vergleich:

Die Mißbrauchs-Studie von Prof. Pfeiffer aus dem Jahre 2011 basiert auf beantworteten Fragebögen von 11.500 Teilnehmern, demnach mehr als das Hundertfache  – und selbst bei dieser breit angelegten Untersuchung mäkelten viele Presseorgane seinerzeit, diese Studie sei nicht „repräsentativ“ und aussagekräftig genug…

Warum werden dann die Resultate jener Hundert-Personen-Studie der Bischofskonferenz nicht erst recht in unseren sonst so kritischen Medien infrage gestellt?

Weil die Ergebnisse gar so „passend“ sind?

Felizitas Küble, Leiterin des Christoferuswerks in Münster

ERGÄNZUNG am 31.1.2013 bzw. HINWEIS auf einen Artikel zum selben Thema von Dr. Alexander Kissler: http://www.cicero.de/salon/kirche-im-blindflug/53327

Zweiter HINWEIS-Link am 1.2.2013 zu einer Analyse von Michaela Koller auf VATICANISTA: http://www.vaticanista.info/2013/02/01/geplauder-aus-der-schublade/

1. Foto: Kloster Ettal

 

Kommentare

6 Antworten

  1. Ja, logisch! Da hast Du Recht, Uli. Deswegen muss auch ich mich jedes Mal automatisch angesprochen fühlen, wenn es Kritik gegen „die“ Kirche gibt oder diese gar mit Beleidigungen beworfen wird.
    In diesem Fall aber geht es um die Studie bzw. Anzahl der Befragten. Deshalb ist an der Aussagekraft dieser „wissenschaftlichen“ Untersuchung stark zu zweifeln.

    1. Hallo Conny,

      was mich an der „Kirche“ abstößt:

      Wir beten: Ich GLAUBE an die eine HEILIGE KATHOLISCHE KIRCHE

      Conny, ich habe da beim Beten schon das Gefühl, dass ich lüge.

      ICH WÜNSCHE MIR E I N E HEILIGE Kirche, hört sich schon ehrlicher an.

      Man hat als Außenstehender das Gefühl, dass es so viele verschiedene Grüppchen gibt innerhalb der Kirche und jeder selbst am liebsten ein kleiner Mini-Papst sein möchte.

      Die FREUNDE von JESUS müssen eine geschlossene EINHEIT darstellen und je einiger sie sich selbst sind, desto mehr ziehen sie die Gläubigen an.

      Die Kirche braucht nicht modern zu sein oder altmodisch – zeitlos wäre mir am liebsten.

      Es ändert sich doch auch total viel in der Kirche.

      Frauen können Pastoralreferentin werden, sie müssen, dürfen, können dann
      12 Semester studieren – eine Pfarrei übernehmen und der Priester kommt nur noch
      zum Gottesdienst-halten. Das habe ich gestern beim Schlittenfahren „aufgeschnappt“
      und ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mich über solche Pläne freuen soll oder nicht.

      Das altmodische an der Kirche ist doch nur der ZÖLIBAT, aber JESUS war nunmal nicht verheiratet.

      Homosexualität ist halt ein schwieriges Thema in meinen Augen. Homosexuelle Menschen gab es schon immer und wirds auch immer geben. Homosexuelle Priester gibts bereits.
      Es gibt sogar homosexuelle Priester, die leben mit ihrem Partner im Pfarrhaus –
      also wo kann man denn noch moderner werden ???

      Priester sagen, dass wir gegenseitig voneinander lernen können. Wenn sich Gläubige in der Bibel gut auskennen, dann können sie ihr Wissen dem Pfarrer mitteilen, dafür sind sie dankbar. Das ist doch auch eine ganz gute Einstellung,

      Die Menschen schimpfen immer über den Papst und was der über Verhütungsmittel spricht usw. als würde es einen geben, der sich bewußt dranhält.

      Hängt das schlechte Gewissen von einem Gläubigen von der Einstellung des Papstes ab?

      Es macht doch eh jeder nur das, was er will.

      1. Hallo, Frau Uli,
        wenn wir im Glaubensbekenntnis sprechen, daß wir an die „heilige“ Kirche glauben, sind damit nicht die menschlich-allzumenschlichen Vertreter der Kirche oder irgendwelche vergänglichen Äußerlichkeiten gemeint, sondern:
        1. Christus als der allheilige Gründer der Kirche und ihr Haupt
        2. Die heilige Botschaft des HERRN und die heiligen Sakramente, die ER gestiftet hat
        3. Der Heilige Geist als Lebensprinzip der Kirche
        4. Die Seligen und Heiligen im Himmel.
        Daran kann man ohne weiteres glauben – dafür ist null Heuchelei nötig.
        Freundlichen Gru0!
        Felizitas Küble

  2. „Die Kirche ist nicht in der Zeit angekommen“ – das glaube ich überhaupt nicht.

    Die Priester halten sich doch raus aus unserem Lebenswandel.

    Welcher Priester spricht denn noch Menschen an und fragt:

    – ob sie an Gott glauben
    – ob sie beichten gehen
    – wie es bei ihnen mit der Wahrheit steht
    – ob sie verheiratet oder unverheiratet zusammenleben
    – ob Frauen die Pille nehmen
    – ob Frauen abtreiben/ abtreiben wollen
    – ob sie nicht regelmäßiger in den Gottesdienst gehen könnten

    Im Internet, in Büchern, eventuell auch bei Predigten wird schon mal ganz zaghaft
    etwas angesprochen

    aber ein persönliches Gespräch von Mensch zu Mensch, wo findet das denn statt ???

    Wo geht ein Priester persönlich her und zeigt einem seiner Schäfchen Grenzen auf ???

    Der Papst twittert sogar, das ist sogar einigen zu modern.

    I

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