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Deutscher Ethikrat liefert kontroverse Debatte über "Hirntod"

Muß die Organentnahme bei sog. „Hirntoten“ überdacht werden? Sind Hirntote tatsächlich tot? Welche moralischen Verpflichtungen bestehen gegenüber hirntoten Menschen?
Über diese Fragen diskutierten Experten bei einer Tagung des Deutschen Ethikrates am 21. März vor 300 Teilnehmern in Berlin.
Experten uneins: Wann ist ein Mensch tot?
Aus Sicht des Neurologen Prof. Alan Shewmon (Los Angeles/USA) verfügen Hirntote noch über komplexe Steuerungsfunktionen. Es gebe den „äußeren Anschein der Lebendigkeit“. So sei der Körper von Hirntoten in der Lage, Temperatur, Blutfluss und Hormonhaushalt selbstständig zu regulieren. Hirntote verdauten und schieden aus, zudem reagiere ihr Immunsystem mit Abwehrreaktionen auf Infektionen oder Verletzungen.
Hirntote Kinder könnten sexuell reifen. Im Körper hirntoter Schwangerer könnten Föten heranwachsen. Laut Shewmon wirkt das Gehirn nicht als Integrationszentrale für alle menschlichen Körperfunktionen. Integrationskraft könne keinem einzelnen Körperteil zugeschrieben werden, sondern entstehe im Zusammenspiel des gesamten Organismus.
Die Definition des Hirntodes sei daher problematisch. Bei den sogenannten Hirntoten handele es sich um „lebende, bewusstlose Menschen“.
Dem widersprach die Neurologin Stefanie Förderreuther (München). Die Feststellung des Hirntodes schaffe diagnostische Sicherheit und sei das sicherste Kriterium, das Ärzten zur Verfügung steht. Vorgeschrieben ist unter anderem, dass hirngeschädigte Menschen durch zwei erfahrene Ärzte unabhängig voneinander untersucht und mindestens zwölf Stunden beobachtet werden. Förderreuther zufolge ist ein Hirntoter „kopflos“ und gewinnt durch eine monatelange Beatmung nichts: „Ohne Gehirn ist der Mensch als körperlich geistige Einheit nicht mehr existent.“
Nach den Worten des Philosophieprofessors Ralf Stoecker (Potsdam) bietet die Hirntod-Konzeption scheinbar eine Lösung für zwei ethische Probleme: Erstens: Wer tot ist, muss von der Intensivmedizin nicht mehr am Leben erhalten werden. Zweitens: Die Definition macht die Entnahme von unversehrten, knappen Spenderorganen möglich.
Es bestehe jedoch ein ethisches Dilemma: Einerseits könnten Organspenden das Leben vieler Menschen retten. Andererseits bauten die Begründungen für die Organentnahme auf „fragwürdigen, mehr als fadenscheinigen Todeskonzeptionen“. Er sei von der Hirntod-Konzeption nicht überzeugt, so Stoecker.
Quelle: Evangelische Nachrichtenagentur IDEA

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