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Deutschland – eine verunsicherte Nation

Von Prof. Dr. Hubert Gindert

Der Flüchtlingsstrom 2015 hat den Zustand der Gesellschaft und der politischen Führung offengelegt. Er traf ein moralisch geschwächtes Volk.
Der ehem. Ministerpräsident Professor Dr. Werner Münch (siehe 2. Foto) hat die politischen Konsequenzen der „Willkommenskultur“ und den Führungsstil der Bundeskanzlerin „Wir schaffen das“ schonungslos analysiert:  0000009699_3

„Ohne Erläuterung, was denn dieses „wir“ und „das“ bedeuten und welche Folgen es haben würde, überraschte dieser Satz nicht nur die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, sondern auch Parlamente, Regierungen, Parteien, Kommunen und die EU–Mitgliedstaaten. Sie waren allesamt überrumpelt worden, obwohl sich eine Flüchtlingsbewegung nach Europa lange vorher abgezeichnet hatte.
BILD: Prof. Dr. Hubert Gindert leitet das „Forum Deutscher Katholiken“ und den Kongreß „Freude am Glauben“
Monatelang gab es keine genauen Kosten – Ermittlungen, keine Vorstellungen über die Bewältigung der Erfassung der Flüchtlinge, über die Beschaffung des erforderlichen Wohnraumbedarfs, die lokale Verteilung, die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Lösung der absehbaren Integrationsprobleme. Für die Bundesregierung waren alle Flüchtlinge zunächst einmal eine „Bereicherung“ für unsere Gesellschaft und den Arbeitsmarkt, sie hatten durchweg eine „gute Ausbildung und berufliche Qualifikation“ und waren „uneingeschränkt integrationswillig“.
Es gab auch keine eingewanderten Terroristen und Kriminelle  – das war ein „abwegiger Generalverdacht von rechts“. Nach einer Statistik des Bundeskriminalamtes betrug die Zahl der Delikte der Flüchtlinge z. B. im ersten Quartal 2016 tatsächlich aber 69.000.
Und erst am 10. September hat Thomas de Maziere, der Minister des Innern, der überraschten deutschen Öffentlichkeit mitgeteilt, dass die Zahl der islamistischen Gefährder in Deutschland mit über 520 Personen und ca. 360 Unterstützern, sog. relevanten Personen, so hoch sei wie nie.Münch, Prof. Dr. Werner, mittel
Auch ist inzwischen bekannt, in welcher Intensität Salafisten versuchen, in Flüchtlingsheimen neue Mitglieder anzuwerben. Sogar die genaue Zahl der Eingewanderten war  unserer Regierung nicht bekannt.  Anfangs sprach der zuständige Minister von 200.000 Asylbewerbern, kurze Zeit später waren es 800.000, bald darauf über 1 Mio., und schließlich musste die Regierung einräumen, dass sie die genaue Zahl nicht wisse.
Ende Juli 2016 lagen beim zuständigen Bundesamt ca. 530.000 unerledigte Asylanträge, und 150.000 Asylbewerber sind nicht einmal registriert. 77% der eingereisten Asylsuchenden hatten keine Ausweispapiere. Aus einer Antwort der Bundesregierung von September 2016 geht hervor, dass 550.000 abgelehnte Asylbewerber weiterhin in Deutschland leben. Der Chef der deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sprach in diesem Zusammenhang von einer „Abschiebeverhinderungsindustrie“ bei uns…
Damit eins unbestritten bleibt: Wir müssen und wollen offen sein für jede mögliche Hilfe für Menschen, die in wirklicher Not und oft mit grausamen Erlebnissen und Erfahrungen aus ihren Heimatländern mit dem Tode bedroht und zu uns geflohen sind. Sie benötigen dringend unsere Hilfe und persönliche Zuwendung.
Gerade Christen müssen alles dafür tun, damit diese Flüchtlinge wieder ganz konkret erfahren, was Menschenwürde bedeutet. Und wir sind davon überzeugt, dass bei dieser wahrlich nicht leicht zu bewältigenden Aufgabe nicht schlechtes Management und Rechthaberei vorherrschen dürfen, sondern Realismus und Wahrhaftigkeit die Leitlinie sein müssen.“ (Vortrag vor dem IK-München am 27. September 2016)

Folgen der 68er Revolution nicht verarbeitet

Die deutsche Bevölkerung ist tief verunsichert und verängstigt, weil sie befürchtet, die Auswirkungen der Masseneinwanderung nicht zu verkraften. Die Kulturrevolution von 1968 hat ihr das Selbstvertrauen genommen, diese neue Herausforderung zu bewältigen. cropped-ZIM_5640

Die Folgen der Kulturrevolution werden bei uns tabuisiert. Sie hat die Grundzelle jeder Gesellschaft, nämlich Ehe und Familie schwer geschädigt. Die traditionelle Ehe wurde als „vorgestrig“ und als „Korsett der Unfreiheit“ diffamiert. Die Folgen davon sind: Immer weniger junge Menschen heiraten, rund 40% der Ehen werden geschieden, Massenabtreibung ist zum Instrument der Familienplanung geworden.
Wir zählen zu den kinderärmsten Ländern der Welt. Die demographische Katastrophe mit ihren sozialen Folgen steht vor der Tür.
Die 68er Kulturrevolution hat unsere Geschichte und Kultur einseitig negativ interpretiert, so als hätte unsere Chronik nur dunkle, nicht aber auch glänzende Seiten. Patriotismus in jeder Form ist verpönt. Wörter wie Verzicht, Disziplin und Opfer für Andere, von der jede Gemeinschaft lebt, wurden zu Unwörtern.
Unwissenheit und Gleichgültigkeit gegenüber der überlieferten Kultur, insbesondere bei der jüngeren Generation, lassen das kulturelle Erbe als eine musiale Angelegenheit, nicht aber als eine Aufgabe die weiter zu entwickeln ist, erscheinen.
Der US-amerikanische jüdische Professor Joseph Weiler hält den Europäern Ablehnung, ja Hass gegenüber der eigenen Kultur vor.
Dieses veränderte Kulturbewusstsein schließt auch das Rechts- und Verfassungsverständnis ein. Demokratische Mehrheiten sehen sich heute als legitimiert, selbst Menschenrechte, wie das auf körperliche Unversehrtheit und Leben nicht mehr als absolut schützenswert zu interpretieren.

Christliches Fundament der europäischen Zivilisation

Unsere Vorstellung von Wert und Würde des Menschen ist religiös geprägt. Diese Sicht von Menschen ist in unser Rechts- und Verfassungsverständnis eingegangen. Das Christentum ist das Fundament der europäischen Zivilisation. Die Kirche als religiöse Institution sollte die entscheidende Barriere für die Unverfügbarkeit des Menschen und vor dem Zugriff auf ihn seitens Staat und Gesellschaft bilden. Herz-Jesu_01

Nun ist aber die 68er Kulturrevolution auch in die Kirche eingedrungen, konkret in die theologischen Ausbildungsstätten für Priester, Religionslehrer und Katecheten. Für die Verbindlichkeit kirchlicher Aussagen ist aber entscheidend, ob Jesus Christus Sohn Gottes oder nur irgendein Guru oder Religionsstifter ist. Statt dem Wort Gottes ist die Verkündigung vielfach zur Inflation der Wörter degeneriert.
Die Hirten der Kirche in Deutschland sind, von Ausnahmen abgesehen, verunsichert. Sie formulieren kein Alternativprogramm zum Zeitgeist und zu den üblichen Trends. Man ist versucht, in die alttestamentarische Klage einzustimmen: „Wir haben in dieser Zeit weder Vorsteher noch Propheten, und keinen, der uns anführt“ (Dan 3,38).
Seit der 68er Kulturrevolution haben Millionen der sog. „Volkskirche“ den Rücken zugekehrt. Von denen, die noch der Kirchensteuergemeinschaft angehören, fehlen 90% bei der sonntäglichen Gottesdienstfeier, vor allem die Zukunft der Kirche, Kinder und Jugendliche. Für das gesellschaftliche, kulturelle und politische Leben ist die Kirche in Deutschland, samt ihren Laieninstitutionen (ZdK) weithin bedeutungslos geworden.
Als Papst Benedikt XVI. in den „Letzte Gespräche“ den beklagenswerten Zustand der Kirche in Deutschland ansprach, konterte der Jesuit Andreas Batlogg, der Chefredakteur der „Stimmen der Zeit“, Joseph Ratzinger sei als Erzbischof von München und Freising selber „Teil des Systems“ gewesen. Darauf erwiderte Erzbischof Gänswein: „Die Behauptung, Joseph Ratzinger sei selbst Teil des Systems gewesen, überzeugt nicht. Ein solches System kann man nicht in ein paar Jahren verändern“.#

Parallelgesellschaften vermeiden

Die Kulturrevolution hatte nahezu 50 Jahre Zeit, um die Grundbefindlichkeit der Menschen zu ändern. Die entscheidende Frage ist heute, identifizieren sich die deutschen Staatsbürger noch mit ihrer eigenen Kultur? be2004_38_551
Wir fordern in der aktuellen Diskussion der Flüchtlingsproblematik die Integrationsbereitschaft von den Flüchtlingen. Zu Recht! Was ist aber damit gemeint? Bedeutet „Integration“ das sich bewusste Einfügen in die Werte- und Kulturgemeinschaft mit dem geltenden Rechts- und Verfassungssystems des Aufnahmelandes, oder versteht man darunter nur das Dach über dem Kopf, den Arbeitsplatz und den Erwerb der Sprache, um die Abläufe am Arbeitsplatz besser zu verstehen?

Wer Parallelgesellschaften vermeiden will, kann „Integration“ nur in dem umfassenden Sinne verstehen. Noch einmal gefragt: Hat das deutsche Volk noch die Bereitschaft und die Vitalität, jahrzehntelange Fehlentwicklungen zu korrigieren  –  oder sieht es den Niedergang als unaufhaltsam an?
Sicher ist, dass ein Volk ohne Kinder und ohne Rückgewinnung der Werte, die es groß gemacht haben, keine Zukunft hat. Für die Zukunft sind alle gefordert: Zuerst die Kirche. Sie müsste in der seit Johannes Paul II. geforderten Neuevangelisierung die spirituellen Grundlagen für einen Neuanfang legen. Gefordert sind die Verantwortungsträger in Politik und Gesellschaft.
Noch kann man von einem Umdenken wenig feststellen. Im Gegenteil wird weiterhin beschwichtigt, beschönigt, werden Kritiker als unverbesserliche Pessimisten diffamiert. Gefordert sind schließlich alle, um mit Teresa von Kalkutta zu sprechen, du und ich.

TITANIC: Für Umkehr ist es nie zu spät

Ob die Bereitschaft zum Umdenken und zur Umkehr noch einsetzt, wissen wir nicht. Für Christen bleiben aber, selbst in scheinbar oder wirklich aussichtslosen Situationen nicht delegierbare Aufgaben. Zwei Beispiele sollen das verdeutlichen: Sayn-Abteikirche-DSC_0195-2

Am 11. April 1912 fuhr die Titanic von Queenstown/Südirland auf ihrer Jungfernfahrt in die USA ab. Die Titanic galt als „unsinkbar“. Deshalb wurden nur für 800 Menschen Rettungsboote mitgenommen, obwohl über 2000 Menschen an Bord waren. Oberhalb der Tauchlinie konnte man auf einem Band mit riesen Lettern lesen „Weder Gott noch der Papst“ und auf der anderen Seite „weder die Erde noch der Himmel können dich verschlingen“.
Am 14. April, um 23:35 Uhr, stieß die Titanic auf einen Eisberg und versank innerhalb von zweieinhalb Stunden. Von den 1308 Passagieren und 898 Mann Besatzung konnten nur 703 gerettet werden. Auf dem Schiff waren auch zwei Priester, der Benediktinerpater Byles und P. Joseph Peruschitz von Kloster Scheyern. Die Titanic-Überlebende Agnes Mac Coy schrieb:
„Etwa 100 Personen – Katholiken, Protestanten und Juden – umgaben die beiden Priester. Eine große Zahl von Menschen kniet auf eine stumme Übereinkunft nieder und fängt an, das Vater-Unser zu beten. Viele weinen und flehen um Hilfe. Ihr Sterbekreuz fest umklammert, sprechen der deutsche und englische Geistliche den Titanic-Passagieren Mut zu. Ein paar wollen beichten. Schließlich erteilen Reverend Byles und Pater Peruschitz die Generalabsolution“.
Ein weiteres Beispiel:
Am 26. Juli 1942 protestierten die katholischen Bischöfe der Niederlande gegen die Judenverfolgung. Bereits am 2. August setzte eine Verhaftungswelle gegen die Juden ein, bei der auch Edith Stein und ihre Schwester Rosa verhaftet wurden. Am 7. August wurden sie in Richtung des Vernichtungslagers Auschwitz abtransportiert.
Die Gefangenen ahnten, was ihnen in Auschwitz bevorstand. Als Sr. Benedicta sah, wie die Mitgefangenen apathisch und furchtsam geworden, sich vernachlässigten, tröstete sie diese und richtete sie wieder auf, damit sie ihre Selbstachtung und Würde nicht verloren. Am 9. August wurde Sr. Benedicta und ihr Schwester Rosa in Auschwitz ermordet.
 
 
 

Kommentare

13 Antworten

  1. Ups – was sind das für Töne von Entwicklungsminister Müller?
    So ein Spruch hätte mal von der „AfD“ kommen sollen ….
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    „Europa ist nicht euer Paradies, sondern vielleicht euer Tod“
    Bundesentwicklungsminister Gerd Müller will einen Neustart in der deutschen Flüchtlingspolitik, mehr Hilfe für die Herkunftsländer – und verbindet den Appell mit einer Warnung an Flüchtende aus Afrika.
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/gerd-mueller-empfiehlt-angela-merkel-aktivere-fluechtlingspolitik-a-1115549.html
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    MfG

  2. Zu diesem Artikel fallen mir viele Aspekte ein, aber aus Zeitgründen möchte ich nur einen herausgreifen:
    Christsein ist immer eine persönliche Entscheidung und eine persönliche Beziehung (zu Christus). Auf eine Christusbeziehung lässt sich aber keine „Kultur“ aufbauen. Das wird auch nicht direkt beabsichtigt, aber die Kultur soll nach Willen von Herrn Gindert auf „christlichen Werten“ beruhen.
    Ich persönlich halte die christlichen Werte für die besten (ich bin ja Christ). Wenn aber die Durchsetzung der christlichen Werte in der Öffentlichkeit zur Voraussetzung hat, dass möglichst viele Leute Christen sind, dann halte ich das für problematisch. Es entsteht nämlich ein Druck, aus Sorge für sein Land und seine Kultur Christ sein zu müssen. Das birgt die Gefahr, dass letzten Endes nicht Christus, sondern das eigene Land oder die eigene Kultur zum höchsten Gut werden.
    Vor diesem Hintergrund frage ich mich, ob es nicht besser wäre, einen Wertekonsens aufzustellen, dem alle Menschen unabhängig von ihrer persönlichen Überzeugung zustimmen können. Wenn es nach mir geht, soll der natürlich eine christliche Handschrift tragen, aber eben nicht christlich legitimiert sein. Das hat nämlich den Vorteil, dass man auch Nichtchristen dazu verpflichten kann. Die Ausrede „ich bin kein Christ, deswegen lass mich in Ruhe mit deinen christlichen Werten!“ gilt dann nicht mehr. Und gleichzeitig kommt es nicht mehr zu einer (meiner Meinung nach unseligen) Vermischung von Christsein und Vaterlandsliebe, Kulturbewahrung etc..

    1. Wenn jeder Christ sein Leben an dem Wort Gottes ausrichtet, wird sich die Welt zum Besseren verändern.
      Nicht religiöse Handlungen, sondern die Beziehung zu Jesus ist der richtige Lebensstil. Diese Tatsache erklärt uns Jesus mit dem Beispiel von der Rebe am Weinstock.
      Dann wird das Salz auch wieder seinen Geschmack bekommen.
      Letzendlich entsprechen die Gesetze dem Wählerwillen. Das Erstarken der AfD hat dazu geführt das Menschen wohl künftig in die Krisenregion Afghanistan abgeschoben werden. Ob das noch christliche Politik ist, wage ich zu bezweifeln.
      Viele christliche Wähler sorgen für christliche Politik.

    2. Ich denke mal, es geht nicht um so etwas wie eine in sich hermetisch abgeschlossene „Kultur“ – diejenigen, die solche Vorstellungen hatten, waren tatsächlich die Nazis bzw. auch Faschisten anderswo. Kultur hat Charakteristika, wandelt sich aber auch ständig und auch nicht immer positiv.
      Dennoch gibt es so etwas wie eine gemeinsame deutsche Kultur. Brüche zwischen Konfessionen oder zwischen Aufklärern und Kirche entstanden aus dieser Kultur heraus und kennzeichnen eben deren Widersprüche – aber es sind ihre eigenen und nicht der Mist aus irgendwelchen penetranten Einwanderercommunities.
      Die Frage ist, ob der Islam mit seinem rückständigen und teilweise sogar barbarischen Menschenbild in unsere Kultur passt.
      Darum geht es und nur darum. Dessen Vertreter nämlich treten hier mit einer unglaublichen Frechheit und Penetranz auf, wenn man alleine an die in Stoff oder unter Stoff eingesperrten Frauen denkt – es ist mir ein Rätsel, dass ausgerechnet die ganz Linken nicht sehen, dass das doch ein Appell ist, dass man auf unser Menschenbild sch…t: Man präsentiert sich in allen Innenstadtcities als die stolz-zurückgebliebene „Kultur“ gegen die unsere, die sich mühsam von Kopftüchern und anderen Sachen befreit hat!
      Und das ist inakzeptabel! Daraus folgt aber nicht, dass man vernünftige Muslime nicht akzeptieren könnte.

  3. Hat dies auf Des katholischen Kirchfahrters Archangelus unbotmäßige Ansichten – ob gelegen oder ungelegen. rebloggt und kommentierte:
    Wer den Mut hat, der Realität in das häßliche Gesicht zu sehen, die offen zu Tage liegenden Tatsachen zu reflektieren und daraus unvoreingenommen seine Schlüsse zu ziehen, wird notwendigerweise zu beunruhigenden Schlußfolgerungen kommen.
    Meine habe ich in aller Kürze – weder originell noch abschließend – aufgelistet:
    – Das „Deutsche Volk“ ist lediglich eine rechtliche Fiktion.
    Ein deutsches Volk mit gemeinsamer Geschichte und Erlebnissen im Generationengedächtnis, gemeinsamer Sprache und Kultur (natürlich mit regionaler Ausdifferenzierung) existiert heute höchstens noch fragmentarisch. Ein lebendiges, organisches Volkstum existiert nicht mehr in Deutschland, es ist verdunstet und versiegt – auch wenn kein einziger Nichtdeutscher hier leben würde. In Umkehrung des NS-Slogans „Du bist nichts, dein Volk ist alles!“ wurde hierorts seit Jahrzehnten (medial und schulisch) das Ideal ist des hedonistischen Egomanen mit dem Ziel der eigenen Triebbefriedigung proklamiert, sozusagen „Dein Volk ist nichts, du bist alles!“. Da folgenloser Geschlechtsverkehr die Triebbefriedigung fördert, nahmen vorgeburtliche Kindstötung und Verhütung massiv zu. Als Ergebnis dieser egoistischen Sichtweise sind genau die Generationen abgetrieben oder verhütet worden, die heute zum Überleben des Volkes nötig wären. Die politisch zuerst verdeckt als „Zusammenführung“ von sog. „Gastarbeiterfamilien“, dann offen als „Multikulti“ und „Bereichung“ geförderte Zuwanderung fremdstämmiger Völkerschaften führte zur derzeitigen (noch) größtenteils deutsch sprechenden Wohnbevölkerung.
    – Die „christlich geprägte Gesellschaft“ ist lediglich eine tradierte Denkschablone
    Umfrageergebnisse zeigen deutlich, dass Floskeln wie das „christliche Abendland“ u. ä. Selbstbetrug darstellen. Wie es mit dem Wertebewußtsein der Taufscheinchristen aussieht, kann man klar an Zahlen ablesen. Auch sog. „Christen“ halten mittlerweile die vorgeburtliche Tötung kindlichen Lebens ebenso wie widernatürliche Verbindungen für akzeptabel und wollen in erster Linie unbelästigt ihre Ruhe haben. Ein jahrzehntelang praktizierter nachkonziliarer Liberalala-Katholizismus in Deutschland führte dazu, dass Katholiken diese Themen im Durchschnitt nicht wesentlich anders als Konfessionslose beurteilen. Woher sollen sie es auch besser wissen? Vom verdünnten „Religionsunterricht“ (eher: Religionenkunde) in der Schule oder dem nicht existenten Katechismusunterricht? Von „gestalteten“ Eventgottesdiensten mit banalen Fürbitten aus dem Bereich der Sozialpädagogik und infantilen Tri-Tra-Trullala-Predigten? Die Folge davon ist, dass auch ältere Jahrgänge in West-Deutschland beim Inhalt christlicher Hochfeste wie Ostern, Pfingsten oder Weihnachten ins Stottern kommen.
    – Eine „Deutsche Kultur“ findet (bestenfalls) im Museum oder Geschichstbuch statt, wird aber nicht mehr gelebt oder weiter entwickelt.
    Die heute lebenden „biodoitschen“ Bevölkerungsschichten sind flächendeckend nicht in der Lage oder Willens, eine deutsche Kulturkomponente hervorzubringen. Sie begnügen sich mit der politisch-medial geförderten Rolle eines Konsumidioten bzw. kultursterilen Fernsehkonsumenten. Anders ist der Erfolg der berüchtigten Vierbuchstabenformate wie „DSDS“, „GNTM“ usw. nicht erklärbar. In Radio und Fernsehen sind täglich traurige Beispiele eines noch nie dagewesenen Wissens- und Kulturverfalls in allen Schichten und Altersstufen zu verzeichnen. Auch in älteren Jahrgängen ohne „Migrationswurzeln“ ist die in den 50er Jahren noch Allgemeinwissen genannte Bildung nicht mehr selbstverständlich. In der heutigen Zeit muss man nichts mehr können, um bekannt zu werden, meistens sind diese Personen nach mehreren Auftritten bei sog. „Castingshows“ oder „Doku-Soaps“ halt dafür bekannt, bekannt zu sein und werden vom „Normalbürger“ dafür angehimmelt.
    Als Ergebnis kommen große Teile der „Gesellschaft“ der Debilität bedenklich nahe und dreist-freches Unterschicht-Verhalten wird immer öfter die Norm.

    1. Was für ein „organisches Volkstum“ hatten wir denn früher? Z.B. im Dreißigjährigen Krieg, als eine Vielzahl von Armeen (man könnte auch sagen: Verbrecherbanden) unzählige Spuren der Verwüstung hinterlassen haben? Oder im 18. und 19. Jhd., als Preußen und Österreich sich grausam bekämpften?
      Was ist genau eine „deutsche Kulturkomponente“? Klassische Musik mit Bach, Mozart und Beethoven? Die wird heutzutage sehr wohl hochgehalten. Das Singen von Volksliedern? Das Lesen von Goethe, Schiller und Heine, die keineswegs Christen waren und auf die geistesgeschichtliche Entwicklung einen eher fragwürdigen Einfluss hatten (zumindest aus christlicher Sicht)?
      Meine These ist, eine „deutsche Kultur“ ist schwer fassbar, und die sogenannten Errungenschaften vieler deutscher Kulturschaffender sind aus christlicher (zumindest katholischer) Sicht eher fragwürdig.

      1. Das sich der Kulturbegriff einer vorschnellen Definition entzieht, ist trivial und dürfte bereits allgemein Konsens sein. Es ging mir erkennbar nicht darum, eine präzise Kulturdefinition zu liefern, sondern um die Empfehlung, die Realität in den Blick zu nehmen und sich von Denkschablonen wie „christlichem Abendland“ u.ä. zu verabschieden. Näheres werden Sie bei Interesse unschwer auf meinem Blog finden.

  4. Ja, ich kann das nur vollständig unterschreiben. Es bedarf einer Umkehr, zuerst der Kirchen, die ihre Glaubensfundamente verloren oder verraten haben, um eine Wiederherstellung der christlichen Fundamente unseres Landes, so wie es die Gründer der BRD einst ins Grundgesetz geschrieben haben, zu erreichen. In Verantwortung vor Gott und den Menschen! Außerdem wäre es nötig, dass gerade Menschen in politischer und wirtschaftlicher Verantwortung mit gutem Beispiel und festen christlichen Werten vorangehen – in ihrem Alltag.

  5. Vieles richtig, aber die Grundthese, dass die Nation erst durch die 68er-Revolution verunsichert worden sei, ist historisch nicht haltbar. All die moralischen Verfehlungen, die sich zuvor genau durch diejenigen aufgehäuft hatten, die vorgaben, für diese „christlichen Grundwerte“ zu stehen – sie haben die Leute den 68ern in die Arme getrieben.
    Ich weiß von vielen 68ern, auch in meiner Familie persönlich, dass sie zutiefst angeekelt waren, als sie die Doppelmoral ihrer Väter und Großväter, der Volksparteien und v.a. der Kirchenvertreter entdecken mussten: Man tat christlich, „ehrte“ die Famiie, viele dieser „Väter“ hatten trotzdem nebenbei eine Geliebte oder brachen auch sonst die Ehe, alles kein Problem, solange man die Frauen nur ausreichend erniedrigte, ein großer Teil hatte das 3. Reich und den weltweiten Faschismus auf die eine oder andere Art willkommen geheißen oder unterstützt (hier auch maßgeblich der Vatikan) und ebenso viele behaupteten hinterher dreist, sie hätten aber verfolgten Juden geholfen oder seien im „Widerstand“ gewesen – das war die immer gleiche alte Leier und meist war sie verlogen oder zumindest doppelbödig. Je mehr dieser Verlogenheit ans Tageslicht kam, und das geschah eben mit einer Verzögerung von ca. 20 Jahren in den 60ern) desto größer die Verzweiflung der damals jungen Generation. Aktuell erlebten sie ein neues ach so an abendländischen Werten orientiertes Drama anhand des Vietnamkrieges, der nach demselben abscheulichen Muster ablief wie die Ereignisse zwischen 1920 und 1945… und da brachen dann wirklich alle Dämme. Ich denke, dass das der größere Zusammenhang ist, und so wird er in der seriöseren Forschung auch dargestellt. Was nützt eine fromme Familienpolitik, wenn man daneben mordet und raubt, aber gerade in Deutschland wurde die Ehre der Ehe bereits nachhaltig durch die Nazis aufgelöst – bitte dieses Faktum nicht vergessen!
    Die Deutschen sind verunsichert durch ihre eigene Sentimentalität und Dummheit und durch die Verlogenheit derer, die an der Spitze stehen – sagen wir es doch ungeschminkt:
    Jahrzehntelang haben wir so gelebt, als könne man so leben, wie wir es taten ohne irgendwelche Folgen.
    Es ist immer dieselbe Doppelmoral – egal ob sie rechts oder links gewandet ist.

    1. Ich habe nicht in der Vor-68-er-Zeit gelebt, so dass ich die damaligen Zustände nicht aus eigenem Erleben schildern kann. Dass damals oft eine Fassade aufrecht erhalten wurde, wird oft behauptet, aber ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich so war. Meine Eltern (beide Kinder der 50-Jahre) berichten, dass die Leute die christlichen Werte wirklich hochhielten.
      „Kein Problem“ war Ehebruch damals sicherlich nicht, wenn er auch vorkam. Und inwieweit das Frauen-Erniedrigen die Vorrausetzung für das „kein Problem“ war, erschließt sich mir nicht ganz.
      Was sicherlich war und von der jungen Generation als heuchlerisch empfunden wurde, ist wohl dieses: Fast alle Väter waren im Krieg gewesen und hatten im Gefecht natürlich auch Menschen getötet. Und manche wohl nicht nur im Gefecht, sondern sie hatten sich, gezwungen oder freiwillig, auch an Erschießungen beteiligt. Und dann kamen sie zurück, wollten nur noch vergessen und ein geregeltes Leben führen und machten einen auf biederen Familienvater. Das haben wohl viele junge Leute nicht ertragen können, was zu den Exzessen der 68er-„Revolution“ sicherlich beigetragen hat.

      1. In den 50ern gab es ein christliches Revival – nach den Schrecken des Krieges. Plötzlich fanden sich Leute in der Kirche ein, die man seit Jahrzehnten dort nicht gesehen hatte. Wie ich aus Archivstudien ersehen konnte, waren es nicht selten sogar glühende Nazis, die plötzlich wieder fromm wurden. So konnten sie sich schnell wieder etablieren, als sei nichts geschehen.
        Was die kath. Seite betrifft, wurde eine Art „Restauration“ initiiert neben allerhand Modernisierungen. Pius XII. definierte das letzte Mariendogma und sprach ausgerechnet den problematischen und sehr wohl massiv umstrittenen Pius X. heilig – dadurch schien man „alles wieder ins fromme, reaktionäre Lot“ gebracht zu haben.
        Das war allerdings eine Art „Theatervorstellung fürs Volk“. Und vor allem heizte man alles an, was antikommunistisch war – hier trafen sich alle „Konservativen“, egal, wie braun die Vergangenheit war. Die Verstrickung mit den verschiedenen faschistischen Regimen blieb unter Tabu und wurde schöngeredet. Man ließ Bischöfe im roten Ausland hängen oder in den Untergrund flüchten, nicht im mindesten stand man ihnen bei oder etablierte ihren Status, wie dies unter den faschistischen Regimen und v.a. im Nazireich passiert war – seltsam, dass da nicht einer der Bischöfe im Untergund war oder Schwierigkeiten bekam… Und während die Kirche sich so bemühte, die Katholiken in Deutschland unter Hitler zu schützen durch eine entsprechende Konkordatspolitik und Diplomatie, geschah nichts Vergleichbares hinsichtlich der kommunistischen Staaten – da hatte man plötzlich moralische Skrupel, zu „kollaborieren“… „Kirche in Not“ half Ostpriestern, aber eine entsprechende Konfrontation wagte man unter dem Faschismus nicht – wie konnte das kommen?
        Der Widerspruch fiel eines Tages eben doch auf!
        Ihre Eltern wuchsen also in dieser irgendwie betäubten Zeit der 50er auf – und das meinte ich: mit Zeitverzögerung dämmerte, dass die gängige fromme Lesart vielleicht doch erheblich anders war, als man glaubte. In den 50ern schlief man noch im Wirtschaftswunderrausch vor sich hin…
        In dieser Zeit war der rechtliche Status der Frau gegenüber dem Mann erniedrigt. Viele Gleichstellungen kamen erst später – mit den 68ern – das ist leider eben auch eine Tatsache! Für viele Konservative war die Welt in Ordnung, solange die Frau nicht wirklich gleichberechtigt war – bis heute. Das können Sie in allen frommen Organen lesen, etwa bei der FSSPX.
        Zum Thema Ehe möchte ich Ihnen hier nichts weiter schreiben – aber die Ehemoral kann alleine schon deswegen nicht so großartig gewesen sein, weil schon Leo XII. deren Verfall massiv beklagt hatte, und dies zurecht! Ein Streifblick durch die deutschsprachige Literatur alleine gegen Ende des 19. Jh wird Ihnen da sicher den Aufschluss geben, der hier zu viel wäre in diesem Forum.

    1. Recht hat er, aber Frau Merkel und Altmeier haben beschlossen, dass pro Monat wieder 500 Flüchtlinge aus Italien in Deutschland angesiedelt werden sollen plus zusätzlich die illegal Einwandernden. Von Rückführung, wie das bei einem Asylgrund, der erloschen ist, weil die Länder befriedet wurden, keine Spur einer Aussage.
      Im Klartext, es ergeht uns eines Tages wie den Indianern, den Ureinwohnern Amerikas nach dem Willen unserer politischen Obrigkeit. Dennoch sind auch viele Deutsche zu naiv und wollen die Warnsignale, die von nachdenklichen Menschen ausgehen, nicht wahrhaben und wählen nach wie vor die Altparteien, die unser Land im Eilzugtempo in ein 3. Weltland verwandeln, weil sie dann hörige Zinnsoldaten haben, die sie an ihrer diktatorischen Macht halten, als Regierung, die gegen das eigene Volk angetreten ist.
      Machterhalt, nicht Gewissen und Verantwortung stehen im Vordergrund. Ja es tut weh, aber wenn wir nicht als Bürger zweiter Klasse im Land verkommen wollen, dann müssen wir aufwachen, bevor es zu spät ist, und unsere Politiker ihre afrikanische Diktatur gegen das eigene Volk durchsetzen. Frau Klöckner ist eine der Steigbügelhalterinnen, wie sie sich Merkel nur wünschen kann, stellvertretend für manch andere. Den Unmut des Volkes ausschlachtend, hat die schöne Julia sich Seehofer für ihren Wahlkampf an Land gezogen, und als sie nicht Ministerpräsidentin wurde (Malu Dreyer, so schwer wie es einem fallen mag bei dieser heruntergekommenen SPD, war in diesem Falle würdiger und glaubhafter ohne politische Wertung), da nahm unsere schöne Julia rhetorisch den Dolch, um ihn Seehofer in den Rücken zu rammen, denn anders ist ihre Aussage, dass sie für Merkel Feuer und Flamme ist, nicht zu werten. So hofiert Klöckner jetzt die 4. Amtszeit mit Merkel als Kanzlerin, so viel zu Ehrlichkeit, Loyalität und Treue.

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