Top-Beiträge

Links

Deutschlands größte Dichterin über Gebete für Verstorbene: "Ein gläubig Flehn tritt vor den Thron des HERRN"

Annette von Droste Hülshoff

Für die armen Seelen

Was Leben hat, das kennt die Zeit der Gnade;    Licht der Welt-011-3
Der Liebe Pforten sind ihm aufgetan.
Zum Himmel führen tausend lichte Pfade;
Ein jeder Stand hat seine eigne Bahn.

Doch wenn mit Trauer Leib und Seel‘ sich trennen,
Dann, Mensch, ergreif den letzten Augenblick.
Bald kannst du nicht mehr dein die Stunde nennen;
Aus deiner Hand entflohn ist dein Geschick.

Wohl dem, der reiches Gut voraus gesendet;
Was er gewirkt, das trägt er sich nach Haus.
Doch in dem Sturme, der dein Leben endet,Von Julia Kesenheimer geschickt
Löscht auch der Prüfung Gnadenfackel aus.

Wie Mancher schied und kennt die Zeit der Reue,
Und die Erlösung ist ihm noch so fern!
Wohlan mein Herz, zeig deine Christentreue:
Ein gläubig Flehn dringt vor den Thron des HERRN!

Mein Vater, sieh auf deine ärmsten Kinder
Und denk an sie in ihrer großen Not;
Sie waren, was wir sind, sie waren Sünder,
Und ihre Gnadenpforte schloß der Tod!

O Jesus, denk an deine bittern Schmerzen
Und an den harten Tod am Kreuzesstamm! Wetzlar-DSC_0640-2 - Kopie
Ach, alle trugst du sie an deinem Herzen,
Für alle starb das unbefleckte Lamm!

Maria, bitt für sie bei deinem Sohne,
Als Himmelsleiter aus dem finstern Reich;
Beut ihnen seine blut’ge Dornenkrone,
Und nimm sie auf in deinen Mantel weich!

Ihr Heil’gen Gottes alle, helft uns flehen;
Sie sind ja eure armen Brüder auch!
HERR, laß sie bald dein göttlich Antlitz sehen,
Kühl ihre Glut mit deiner Milde Hauch!

Und wenn von denen, die mir teuer waren,
Als noch um sie die Erdenhülle lag,
Vielleicht noch mancher nicht dein Heil erfahren
Noch fruchtlos harrt auf der Erlösung Tag:

O Gott, ich ruf‘ aus meiner tiefsten Seele, 131223-stern-von-bethlehem_b87bfae72c
Steh ihnen bei, mein Gott, verlaß sie nicht!
Auf ihren Schmerz sieh, nicht auf ihre Fehle;
Sieh auf mein einsam trauernd Angesicht!

Was will doch alles Erdenleiden sagen,
Bedenk ich Leid und Freud der Ewigkeit!
Was ich vermag, ich will es gerne tragen;
Ich bin bereit, o HERR, ich bin bereit!

Quelle und vollständige Fassung des Gedichts hier: http://www.lwl.org/LWL/Kultur/Droste/Werk/Lyrik/GeistlicheGedichte/ArmenSeelen/index2_html

Dichterin von Weltrang: http://www.lwl.org/LWL/Kultur/huelshoffstiftung/dichterin

Kommentare

4 Antworten

  1. Dieses wunderbare – in ein Gebet mündende – Gedicht macht den Unterschied zwischen dieser Dichterin und zum Beispiel Goethe klar. Goethe erklärte, er wolle „den Tod nicht statuieren“ – mit der Folge, daß dieser Göttergatte seine sterbende Frau nicht besuchte, sondern seine Anwesenheit verleugnen ließ, bis seine Frau den Betrug bemerkte und starb.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Kategorien

Aktuelle Beiträge

Archiv

Archive

Artikel-Kalender

April 2024
M D M D F S S
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930  

Blog Stats

684558
Total views : 8765070

Aktuelle Informationen und Beiträge abonnieren!

Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse an, wenn Sie kostenlos über neu erschienene Blog-Beiträge informiert werden möchten.