Top-Beiträge

Links

Die Ex-Präsidentin von Irland erläutert die aktuellen Unruhen in Nord-Irland und den Weg zur Verständigung

Droht das nordirische Belfast wieder langsam in einen blutigen Konfessionskrieg abzurutschen?  –  Seitdem die britische Flagge über dem Rathaus nicht mehr täglich weht, kommt es in Teilen der Stadt immer wieder zu Krawallen. Dabei wurden seit Anfang Dezember 2012 zahlreiche Polizisten verletzt und Randalierer festgenommen.

Den Beschluß, daß der „Union Jack“ nur noch 17 Tage im Jahr gehißt werden darf, hatte die katholische Sinn-Fein-Partei vorangetrieben. Das setzt  protestantische Loyalisten unter Druck, erklärt die Katholikin Mary McAleese, die von 1997 bis 2011 Präsidentin der Republik Irland war.

Das Foto zeigt McAlesse beim historischen Besuch der britischen Königin Elisabeth II. in Dublin. Links der irische Premier Enda Kenny.

1_0_659729Bei den aktuellen Krawallen seien derzeit vor allem junge Gesichter zu sehen, so die Politikerin im Gespräch mit Radio Vatikan am Rande der Vortragsreihe „Eine Spiritualität für Dialog und Versöhnung“ an der päpstlichen Universität Gregoriana:

„Wir müssen jetzt die Köpfe zusammenstecken und sehen, was wir tun können, um die Wasser wieder zu beruhigen. Unter diesen jungen Leuten gibt es starke Anzeichen für Sektierertum  –  und da müssen wir ansetzen. Ich denke hier an die protestantischen Paramilitärs, die im Moment unter enormen Druck stehen. Und ich denke, sie sind auch die Lösung, denn sie wissen, wer diese jungen Leute sind   –  und haben eine Verbindung zu ihnen, die andere nicht haben.“

Viele Jugendliche in Nordirland kennen heute nicht mehr den „Preis der Gewalt“, so McAleese. Deshalb sei es wichtig, bei ihnen die Erinnerung an das jahrzehntelange Blutvergießen wachzuhalten.

Die ehem. Präsidentin plädiert für eine Form der Vergangenheitsbewältigung ohne Ideologie, die das Gedenken an den Schmerz ins Zentrum setzt, vor allem die Verluste auf beiden Seiten:

„Ich denke, es ist wichtig, die Erinnerung an das Leid weitergeben, daran, welcher Preis für das Karfreitags-Abkommen gezahlt wurde, warum die Notwendigkeit eines Kompromisses besteht, warum es so wichtig war. In all meinen Jahren in der Friedensarbeit war ich nie ohne die Erinnerung an meine verstorbenen Freunde.

Es gibt heute eine Generation, die nicht weiß, was es bedeutet, mit Bomben und herumfliegenden Kugeln und der Armee auf den Straßen zu leben – mit dieser ganzen Abnormalität.“

Hintergrund: Das Karfreitagsabkommen zwischen der Regierung der Republik Irland, der Regierung Großbritanniens und den Parteien Nordirlands hatte im April 1998 nach jahrzehntelangem Kampf ein halbwegs stabiles Zusammenleben von Katholiken und Protestanten in Nordirland begründet. Es wurde bei getrennten Referenden in der Republik Irland und in Nordirland bestätigt und sieht Zusammenarbeit und demokratische Einigungsverfahren in verschiedenen Bereichen vor. McAleese vermutet unter den Randalierern der letzten Wochen kategorische und gewaltbereite „Gegner des Karfreitags-Abkommens“.

Quelle (Text/Foto): Radio Vatikan

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Kategorien

Aktuelle Beiträge

Archiv

Archive

Artikel-Kalender

März 2024
M D M D F S S
 123
45678910
11121314151617
18192021222324
25262728293031

Blog Stats

660710
Total views : 8709270

Aktuelle Informationen und Beiträge abonnieren!

Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse an, wenn Sie kostenlos über neu erschienene Blog-Beiträge informiert werden möchten.