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„Die Familie ist der wärmste Ort gegen die Kälte dieser Welt“

Gender: das Umerziehungsprogramm für Ehe und Familie [1]

Von Inge M. Thürkauf

Im Gästetrakt eines Benediktinerklosters weist eine kleine Tafel auf die Haus-, Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaft Familie hin, so wie sie seit jeher verstanden wurde, und wie sie von den meisten Menschen auch heute noch gewünscht wird.

Die Haltung der Gesellschaft im Hinblick auf den „wärmsten Ort gegen die Kälte dieser Welt“ hat sich jedoch in den letzten Jahrzehnten grundlegend geändert. Die Doppelverdiener-Ehe, alleinerziehende Mütter oder Väter, nichteheliche und homosexuelle Lebensgemeinschaften, Patchwork- und Pflegefamilien sowie die frühkindliche Fremdbetreuung haben aus der Familie einen „dynamischen Prozeß“ gemacht, der bis zur Unkenntlichkeit weiterhin im Wandel begriffen ist. wunderlich-300x180

Veränderungen in Gesellschaft und Familie, wie wir sie heute erleben, haben ihre Verkünder, nur werden sie selten gehört, wie z. B. Dr. Richard Day, Professor für Kindermedizin an der Mount Sinai Medical School in New York, der im März 1969 vor 80 Medizinern der „Vereinigung Amerikanischer Kinderärzte“ in Pittsburgh unverhohlen Teile des Programms der Neuen Weltordnung[2] ausgebreitet hat.

Das folgende Zitat[3] beschreibt knapp und unmißverständlich die vorgegebene weitere „Entfaltung“ der westlichen Zivilisation:

„Es wird alles gemacht, damit die Familie nicht mehr zusammenbleibt. Die Frauen sollen arbeiten und immer mehr Menschen bleiben alleinstehend. Kinder werden als Babys bereits von der elterlichen Erziehung entfernt und politisch korrekt indoktriniert. Den jungen Mädchen wird als Vorbild nicht mehr die Familie und die Erziehung der Kinder vorgegeben, sondern sie sollen Leistung erbringen und eine ‚Karriere’ verfolgen. Mädchen wird erzählt, sie müssen genauso sein wie Jungs, und umgekehrt. Man will den geschlechtslosen Menschen, das Neutrum erzeugen. Frauen sollen maskuline Mode tragen – wie Hosen – und Männer sich immer femininer geben. Männersportarten wie Rugby oder American Football sollen verschwinden.“

Umsetzungsprogramme dieses neuen Weltsystems sind schon seit Jahrzehnten im Gange. Zunächst führten uns die New-Age-Ideologen in ein „Neues Zeitalter“. Eine Wendezeit in Bezug auf eine sinnerfüllte, humane und ganzheitliche Zukunft der Menschheit wurde uns versprochen. Viele ließen sich von dieser Traumwelt betören, sind mehr oder weniger kritiklos dem Mainstream New Age gefolgt und haben sich durch das ganze esoterische Programm der New-Age-Bewegung „dummgeglotzt“ (Alexander Kissler), so daß es immer schwieriger geworden ist, nachfolgende Gefahren zu erkennen, geschweige denn begreiflich zu machen.

Der neue Mainstream in Folge, der detailliert, akribisch und erfolgreich die Mitteilungen von Dr. Day umsetzt, nennt sich „Gender“ oder „Gender Mainstreaming“. Es ist keine Weltanschauung, Meinung oder Ideologie unter anderen, sondern eine offizielle, politische Zielsetzung, die administrativ und auf dem Weg des Gesetzes in die Politik eingedrungen ist und nun in sämtliche gesellschaftliche Bereiche hineingepreßt werden soll.

Die offizielle Definition von Gender Mainstreaming will vortäuschen, es handle sich um die Gleichbehandlung und Gleichstellung der Geschlechter. Die folgenden Ausführungen werden zeigen, daß ganz andere Ziele verfolgt werden:

In der englischen Sprache gibt es zwei Begriffe für das Wort „Geschlecht“: gender und sex.

  • Gender ist der grammatikalische Begriff zur Unterscheidung des Geschlechts eines Wortes.
  • Der Ausdruck sex ist kein Hinweis auf den sexuellen Akt, sondern bezeichnet das biologische Geschlecht von männlich und weiblich.

Wendepunkt in der politischen Strategie zur Einführung von Gender Mainstreaming war die 4. Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking, wo das Wort „sex“ ersetzt wurde durch den bis heute von den meisten Menschen kaum noch erfaßten Begriff „gender“.

Diese Definition bedeutet ein gewandeltes Verständnis von Geschlecht, mehr noch, eine neue Weltanschauung, die alle Unterschiede zwischen den Geschlechtern nicht als naturgegeben, sondern als gesellschaftsbedingt versteht. Das heißt: Jede sexuelle Orientierung  –  heterosexuell, homosexuell, lesbisch, bisexuell und transsexuell  –  soll gleichwertig sein und gesellschaftliche Akzeptanz beanspruchen. Das biologische Geschlecht, also die Tatsache, daß der Mensch von Gott als Mann und als Frau geschaffen wurde, ist – den Gender-Ideologen entsprechend – nicht mehr von Belang.

Gegen diese Zumutung setzte sich die Familienallianz besagter Konferenz zur Wehr. Die Beschlüsse von Peking seien „ein direkter Angriff auf die Werte, Kulturen, Traditionen und religiösen Überzeugungen der großen Mehrheit der Weltbevölkerung sowohl in den Entwicklungsländern als auch in den Industrienationen“. Das Dokument zeige keinerlei Respekt für die Würde des Menschen, versuche die Familie zu zerstören, ignoriere die Ehe, werte die Bedeutung der Mutterschaft ab, fördere abweichende sexuelle Praktiken, sexuelle Promiskuität und Sex für Jugendliche.

Offensichtlich war der Protest der Verteidiger von Ehe und Familie gegen diesen „europäischen Unsinn“ wirkungslos, denn am 1. Mai 1999 wurde im Amsterdamer Vertrag auf EU-Ebene der Gender-Mainstreaming-Ansatz als durchgängiges „Leitprinzip und Querschnittsaufgabe“ rechtlich verbindlich festgeschrieben. Art. 2 und Art. 2 Abs.2 dieses EG-Vertrags verpflichtet die Mitgliedstaaten zu einer aktiven Gleichstellungspolitik im Sinne des Gender Mainstreaming.

Da Gender Mainstreaming ein weltweites Umerziehungsprogramm beinhaltet, muß es sich um ein politisches Konzept handeln, denn ohne die von der Politik verordneten Gesetze wird ein solches Programm nicht durchzudrücken sein. Der Grund, warum diese Begriffe und dieser Vertrag bis vor kurzem unbekannt waren, erfahren wir vom luxemburgischen Premierminister und Präsidenten der EU-Runde Jean-Claude Juncker, der 1999 unverblümt zugab: „Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“[4] Diese Vorgehensweise findet vermutlich in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft, der Politik und der Wirtschaft ihre Anwendung.

Was von Anbeginn der Menschheit als „natürlich“ und „normal“ gegolten hat, die Zuordnung als Mann und Frau, soll nun unter der Führung von tonangebenden Sexualwissenschaftlern durch Umerziehung geändert werden, die so früh wie möglich beginnen soll. Inzwischen schreckt man nicht mehr davor zurück, die Geschlechterabschaffung bereits in Kindertagesstätten und Kindergärten umzusetzen, mit entsprechender Schulung des Lehrpersonals. Der Hintergedanke dabei ist, daß ein auf diese Art umerzogenes, d.h. ge-gendertes Kind beizeiten begreifen lernt, daß es nicht nur Mann und Frau gibt, sondern daß die Palette viel bunter und reichhaltiger ist.

Im bekannten Wiener Modell-Kindergarten „Fun & Care“ werden die Geschlechter von Jungen und Mädchen zunehmend und systematisch aufgeweicht, um sie letztlich gänzlich abzuschaffen. Mädchen werden mit technischen Spielzeugen bekanntgemacht und aufgefordert, Fußball zu spielen und sich gegen die Buben zur Wehr zu setzen. Den Jungs hingegen wird beigebracht, mit einer Kosmetikbox umzugehen, Prinzessinnenkleider zu tragen, Fingernägel zu lackieren, sich schön zu machen, ganz allgemein eine positive Körperwahrnehmung zu erlernen, um weicher, weiblicher zu werden.

Das Ganze drängt in die Richtung, die Wahrnehmung für die verschiedenen Geschlechter, wie Homosexualität, lesbische Lebensweise, Bisexualität und Transsexualität so früh wie möglich auszubilden. Daß hierbei sexuelle Übergriffe von Kindern an Kindern nicht ausbleiben können, ist vermutlich in den Plänen der Genderisten inbegriffen. Besorgten Eltern wird beruhigend erklärt, daß die Kinder das Recht hätten, sich sexuell zu betätigen, und daß solche „Kinderspiele“ zur Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit gehören.

Die Bemühungen der Gender-Ideologen waren von Anfang an darauf gerichtet, die sexuelle Identität im Grundgesetz zu verankern, was notgedrungen dazu führt, daß das gesamte Ehe- und Familienrecht geändert werden muß, damit Homosexuellen, Lesben, Bisexuellen und Transsexuellen eine gleichberechtigte „Ehe und Familie“ ermöglicht werden kann.

Bestrebungen in dieser Richtung sind zur Zeit in Vorbereitung. Vor zehn Jahren wurde in Deutschland die sogenannte Homo-„Ehe“ eingeführt. Nun verlangt die Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zusammen mit den Grünen und den Linken die Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften mit der Ehe, obwohl dies verfassungsrechtlich dem Schutz von Ehe und Familie zuwiderläuft.

Außerdem  –  so die Homosexuellen-Organisation ILGA  –  soll das Adoptionsrecht für Homopaare eingeführt und den Kindern die Möglichkeit eingeräumt werden, mehr als zwei Eltern zu haben. Niemand fragt, was dies für Auswirkungen auf das Kindeswohl haben wird. Den Kindern wird mit dieser Neudefinition von Ehe und Familie das Leitbild der monogamen Ehe von einem Mann und einer Frau als Orientierung für ihr Leben immer mehr entschwinden.

Am 20. Juli 2011 berichtet die FAZ über eine Anordnung des Berliner Senators für Bildung, Jürgen Zöllner (SPD), in der bestimmt wird, daß Grundschulkinder sich ab dem 5. Lebensjahr daran gewöhnen müssen, sich an der sexuellen Vielfalt als Norm zu orientieren. Das bedeutet, eine aggressive Wegführung von der Vater-Mutter-Kind-Familie hin zu homosexuellen Lebensformen.

Im Aufklärungsprogramm des Senators findet sich ein Bücher- und Spielekoffer, mit dem nach den Sommerferien den Grundschulen das andere Bild von „Familie“ vorgestellt werden soll. Ab der 5. Klasse sollen Kinder die einschlägigen sexuellen Begriffe in Scharaden darstellen. Eine der Geschichten aus dem Bücherkoffer schildert die Suche nach einer Prinzessin, denn der Kronprinz soll heiraten. Viele Mädchen werden ihm vorgeführt, aber keine gefällt ihm, bis die Prinzessin Liebegunde mit ihrem Bruder eintritt. Da verliebt sich der Kronprinz in den Bruder der Prinzessin. Sie heiraten und regieren gemeinsam als „König und König das Land“. So klingen die Märchen im 21. Jahrhundert.

Die Schweiz – eifrig bemüht der EU zu Diensten zu sein – hat ebenfalls ihr Umerziehungsprogramm gestartet. Durch die Schweizer Boulevard-Zeitung „Blick“ wurde die Öffentlichkeit auf das Sexualprogramm des Kantons Basel-Stadt aufmerksam. Dort wurden in 30 Schulen und Kindergärten Sex-Koffer und Boxen mit eindeutigem Inhalt verteilt: Puppe, Puzzels, Bücher und anderes „Lehrmaterial“ für Vier- bis Zehnjährige, das die erotischen Zonen der Kinder und deren Möglichkeiten der Stimulation erklärt.

Daß gerade in den letzten Monaten ein flächendeckendes Programm zur Früh-Sexualisierung von Kleinst- und Kindergartenkindern gestartet wurde, ist nicht zufällig. Ende August 2010 fand in der mexikanischen Stadt Léon Guanajuato eine Weltjugend-Konferenz statt, die mit einem sogenannten „Statement-Entwurf“ abgeschlossen wurde, dessen Inhalt in höchstem Grad als jugendgefährdend und familienfeindlich bezeichnet werden kann. Um die weltweite Abtreibungsmentalität immer mehr auszuweiten, hat der Bevölkerungsfond der Vereinten Nationen (UNFPA), unterstützt von den radikalen Feministinnen und den bekannten Abtreibungs- und Anti-Familien-Gruppierungen, eine globale Kampagne gestartet, um heranwachsende Mädchen zu sogenannt „selbstbestimmten Menschen“ heranzubilden und ihnen eine „erschöpfende sexuelle Erziehung“ zu gewährleisten, vor allem aber, sie für die Abtreibung zu gewinnen.

Es geht bei dieser Kampagne jedoch nicht nur um die Durchsetzung der Abtreibung als Menschenrecht, sondern das letzte Ziel ist eine anti-christliche Indoktrinierung der Jugend. Diese soll nach den Vorgaben der Gender-Ideologen sexuell aufgeklärt und entsprechend erzogen werden. Die Forderungen, die in diesem 11 Seiten umfassenden Statement aufgelistet wurden, beinhalten das Recht auf Abtreibung und eine Erziehung, die sich freihält von jeglicher Religion.

Wörtlich heißt es: „Die Regierungen müssen das fundamentale Recht einer religionsfreien Erziehung garantieren.“ Darüber hinaus soll Gender-Gleichheit vorgeschrieben werden, was bedeutet, daß die sexuellen Interessen der LGBT (Lesben-, Gay (gay engl. = schwul), Bisexuellen und Transsexuellen) durchzusetzen seien. Ebenso sollen die Regierungen mit den Medien und Behörden zusammenarbeiten und ihren Einfluß geltend machen, um jegliche Ablehnung und Phobie von Gender Mainstreaming zu beseitigen. Regierungen werden aufgefordert, LGBT als Teil des Spektrums von Gender-Gleichheit zu akzeptieren und sollen dafür sorgen, daß Jugendliche ihre sexuelle Identität (die sich ja nach Belieben wandeln kann) als Menschenrecht verstehen lernen. Es wird darauf gepocht, daß die Regierungen der Mitgliedstaaten diese Forderungen in ihren Ländern popularisieren.

Um diese Ziele besser bekannt zu machen und durchsetzen zu können, wurde von den Vereinten Nationen am 12. August 2010 ein „Internationales Jahr der Jugend ausgerufen, das bis Ende 2011 dauern soll. Länder, die sich gegen die Indoktrinierung ihrer Gesellschaft mit Gender Mainstreaming zur Wehr setzen, wie z. B. Ungarn, geraten unter den massiven Druck der Abtreibungslobby und der Institutionen der EU. Diese versuchen, die neue ungarische Verfassung, die sich für den Schutz des Lebens „von der Empfängnis an“ und für die monogame Ehe von Mann und Frau einsetzt, zu diskreditieren.

Der Vorstoß der Vereinten Nationen, Abtreibung weltweit durchzusetzen – und zwar durch die unerträgliche Beeinflussung heranwachsender Mädchen und junger Frauen – ist eine immense Gefahr für das Leben, für die Familie, für die Heiligkeit und die Würde des Lebens, eine Gefahr für die Erhaltung moralisch-ethischer Werte und für die Freiheit der Christen, ihren Glauben zu leben.

Der Höhepunkt des Zynismus ist jedoch der erwähnte Statement-Entwurf, der im August 2010 in Mexiko verabschiedet wurde. In unüberbietbarer Rücksichtslosigkeit werden gesundheitliche Risiken durch die propagierte zügellose sexuelle Lebensweise mit unterschiedlich praktizierten sexuellen Orientierungen ganz bewußt in Kauf genommen. Anstatt zu einer Lebensweise anzuregen, die lebensbedrohliche Krankheiten wie z. B. Aids vermeiden hilft, wird von den Regierungen verlangt, jenen, die aufgrund ihrer sexuellen Lebensweise erkranken, umfassende medizinische Dienstleistungen durch die Allgemeinheit zu garantieren.[5]

In seiner Schrift „Athanasius und die Kirche unserer Zeit“ zitiert Bischof Rudolf Graber aus einer Geheiminstruktion aus dem Jahr 1819, in der diese Ziele klar schon zur Sprache gebracht wurden. „Schmeichelt allen Leidenschaften“, heißt es da, „den schlechtesten ebenso wie den hochherzigsten…popularisieren wir das Laster…Schafft Herzen voller Laster und ihr werdet keine Katholiken mehr haben…Laßt das Greisenalter und das reifere Alter beiseite; geht zur Jugend und wenn es möglich ist zu den Kindern.“ Diese Anweisung scheint heute ihre perfekte Anwendung gefunden zu haben.

Um den gesellschaftsverändernden Plänen die erfolgreichste Resonanz zu verschaffen, hat der Genderismus vor allem im universitären Bereich Fuß gefaßt. In akademischen Kreisen wird die Frage nach dem „Geschlecht“ schon mit einer Gegenfrage beantwortet, welche lautet: Geht es um das biologische oder um das angeblich sozial konstruierte Geschlecht, also geht es um „Gender“?

„Gender-Studies“ ist eine neue Disziplin, die sich in den Universitäten schon längst etabliert hat. Darüber hinaus ist sie das einzige Fach, das sich über ein ungebrochenes Stellenwachstum freut. Eine von der Gender-Theorie unabhängige Geschlechterforschung existiert nicht, denn Kritiker der Gender-Ideologie haben an den Universitäten keine Chance.

In allen studierbaren Fächern muß Gender integriert werden. Selbst die Studenten der Önologie (Weinbau) sollen „geschlechterspezifische Wertesysteme erkennen“ lernen. An vielen Universitäten sind solche Forderungen schon umgesetzt.

Agrarwissenschaftler an der Berliner Humboldt-Universität beispielsweise können „Gender und Globalisierung“ als Wahlfach belegen. Das ist das Ergebnis „mehrjähriger Lobbyarbeit von Frauen aus Frauenbewegung und Frauenforschung“ und ihrer „fantasievollen und kämpferischen Aktionen“, wie das Netzwerk verkündet.[6]

Um dem neuen Studien-Fach „Gender“ Attraktivität und vor allem Glaubwürdigkeit zu verleihen, wurde das Fach zum Objekt „feministischer Naturwissenschaftsforschung“, m.a.W. man will wissenschaftlich beweisen, daß Gender Mainstreaming eine Wissenschaft ist, und zwar auf dem Hintergrund der Naturwissenschaft. Offensichtlich spielt es keine Rolle, daß dieses Ansinnen an den Haaren herbeigezogen ist, denn naturwissenschaftliche Beweisführung ist objektiv, weil es auf dem systematisch-reproduzierbaren Experiment beruht. Nur was systematisch-experimentell bewiesen werden kann, hat eine objektive naturwissenschaftliche Beweiskraft.

Da dies in Bezug auf Gender völlig unmöglich ist, wird der Begriff „Naturwissenschaft“ schlicht und einfach umgepolt. Für die Genderisten ist Naturwissenschaft nicht mehr objektiv, sondern subjektiv. Genauso wie sie sich entschlossen haben, das „Geschlecht“ neu zu definieren, sind sie nun von der neuen Erkenntnis beseelt, eine subjektive Naturwissenschaft zu denken. Die Wissenschaftsgläubigkeit ihrer Zeitgenossen tut das übrige, sie gläubig dabei zu unterstützen.

Als Beispiel für diese „Kopernikanische Wende“ in der Geisteswissenschaft sei die Hamburger Universität genannt. Die Erziehungswissenschaftler und „Queer-Forscher“, Robin Bauer und Helen Götschel, nennen das neue „wissenschaftliche“ Feld „Gender & Science-Studies“. Das heißt, die Naturwissenschaft wird nun aus einer Geschlechter-Perspektive erforscht.[7]

Robin Bauer, Professor für „Mathematik und Gender Studies in der Mathematik“ an der Universität Hamburg, hieß bis vor einigen Jahren noch Birgit. Er hat also die Erforschung seiner sexuellen Identität und Interessen zum Beruf gemacht. Queer-Forscher befassen sich also „wissenschaftlich“ mit sich selbst, das heißt mit ihrer eigenen sexuellen Identität und ihren eigenen Praktiken und werden dabei staatlich finanziert.

Eine seiner Veröffentlichungen heißt: „Das Zwei-Geschlechter-System als Menschenrechtsverletzung“ (d. h. das Faktum der beiden Geschlechter „Mann und Frau“ verletzt die Menschenrechte). 2004 erhielt Robin Bauer eine Auszeichnung der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaft. Gewürdigt wurde das Projekt „Degendering Science“ mit dem Modul „Gender-Studies und Naturwissenschaft“ als erfolgreiche Strategie zur Überwindung von frauenspezifischen Grenzen in Forschung und Lehre in den Naturwissenschaften.

„Im Ganzen gesehen kann man sagen, daß sich in den letzten Jahren an den Universitäten ein Fach etabliert hat, das wissenschaftliche Objektivität und Rationalität gegen offen praktizierten Subjektivismus eingetauscht hat, um politisch-ideologische Ziele zu erreichen. Was muß man von einer Universitätskultur halten, die gegen diese Machtergreifung der Geisteswissenschaften keinen Widerstand leistet?“[8]

Ziel der Gender-Ideologen ist die 50/50 Quotenregelung für Männer und Frauen für sämtliche Arbeits- und Lebensbereiche. Die Frauen müssen mit oder ohne Kinder jederzeit einer vollzeitigen Erwerbstätigkeit nachgehen. Die Männer jedoch sollen dazu bestimmt werden, 50 % der Säuglings- und Kinderpflege zu übernehmen. Die Kinderbetreuung und -pflege übernimmt der Staat.

Wie verunsichert die Männer in dieser für sie fremden Zuordnung schon sind, zeigt eine von vielen Umfragen, die aber alle mehr oder weniger dasselbe Resultat ergeben. 27 % der Männer möchten die traditionelle Rolle als Verdiener und Ernährer behalten, so die Umfrage von protestantischer wie katholischer Seite. 19 % verstehen sich als sogenannte moderne Männer mit Vätermonaten zur Kinderbetreuung und erwerbstätiger Ehefrau. 24 % der Befragten bezeichnen sich als „balancierende Männer“, die die alten Rollen nicht verlassen und die neuen Rollen nicht übernehmen wollen. Der größte Teil – nämlich 30 % der Männer – nannten sich „suchend“, sie hätten sich von den klassischen Rollen verabschiedet, die neuen aber noch nicht gefunden[9].

Die Revolution der Neuen Linken 1968 war der Wendepunkt für eine Geisteshaltung, die ernst gemacht hat mit den vorgegebenen Programmen und sich die Abschaffung der Familie, das Schleifen jeglicher Autorität, die „Befreiung“ zur Sexualität von Kindesbeinen, die Selbstverwirklichung und Befriedigung aller Bedürfnisse auf die Fahne geschrieben hat.

Das, was jetzt mit Ehe und Familie geschieht, ist der tiefste kultur-revolutionäre Eingriff der Menschheitsgeschichte. Er verändert den Menschen in einer Weise, daß er in Gefahr gerät, seine Gottesebenbildlichkeit zu vergessen. Was wird aus der Familie, aus unserer Gesellschaft, unserer Nation, unserer Kultur? Fühlt sich noch jemand zuständig?

Im September 2010 fand in Berlin ein Kongreß der AUF-Partei (Partei für Arbeit, Umwelt und Familie) statt, der sich intensiv mit dem Lebensschutz und der Familienpolitik befaßte. Zum Schluß dieses Kongresses wurde eine friedliche Kulturrevolution gefordert. Der Appell aufzuwachen, um Himmels Willen aufzuwachen, ging an alle, denen Ehe, Familie, Kinder ein tiefes Anliegen ist, denn etwas dürfte jetzt jedem klar geworden sein: während wir schliefen, „kam der Feind, und säte Unkraut“ (Mt. 13, 25).

Der Schriftsteller Johannes Grassl hat bei diesem Kongreß einen Satz geprägt, dem ich mich anschließen möchte. Er sagte: „Es ist für eine Umkehr nicht entscheidend, ob man die Mehrheit stellt. Entscheidend ist, daß Gott immer einen kleinen Überrest benutzt, um das große Ganze zu verändern.“

Anmerkungen:


[1] Siehe auch Inge M. Thürkauf: „Löscht sie aus – die Familie“ in CIVITAS, Nr. 4, 2008 undInge M. Thürkauf: „Der Weg des ‚neuen Menschen’ – von der biologischen Revolution zur Diktatur des Genderismus“ in MEDIZIN und IDEOLOGIE, Nr. 2/2007.[2] Präsident Georg H.W. Bush, US Präsident 1989-1993 am 11. September 1990 vor dem amerikanischen Kongreß.[3] KOMMA, Nr. 75/2010, S. 36[4] SPIEGEL, Nr. 52/1999.[5] Quelle: C-FAM vom 11. August/8. September 2010.[6] Handelsblatt Nr. 181 vom 19. September 2009, S. 9.[7]„Queer“, (dt. seltsam, sonderbar) ist eine Eigenbezeichnung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Intersexuellen, Transsexuellen, Asexuellen, also Menschen, die sich von den Heterosexuellen unterscheiden. Sie sind an vielen Universitäten, etwa in Hamburg und Göttingen, ein integrierter Teil der Gender-Studies.[8] Handelsblatt dito[9] Idea Spektrum, Nr. 32, 2010.

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