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Die lebensfeindliche Agenda der „Ampel“

Vortrag der CDL-Bundesvorsitzenden Susanne Wenzel beim ALFA-Regionalverband in Rheine am 4. Oktober 2022:

Zur lebensfeindlichen Agenda der Ampel-Regierung ist vieles gesagt und geschrieben worden in den vergangenen 10 Monaten, seitdem der Koalitionsvertrag veröffentlicht wurde. Vieles wurde bereits vorher anhand der Wahlprogramme vermutet und befürchtet. Und wir wurden nicht enttäuscht, denn das Regierungsprogramm dieser rot-grün-gelben Koalition ist die in konkretes politisches Handeln umgesetzte „Kultur des Todes“.

Was seit Jahren von Gruppen wie dem Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung, Linken, Grünen, Pro Familia und wie sie alle heißen mit Unterstützung der meisten Medien in der allgemeinen Debatte vorbereitet wurde, soll mit dem Koalitionsvertrag in die Tat umgesetzt werden.

„Mehr Fortschritt wagen“, so der Titel des Regierungsprogramms. Im Kapitel „Gleichstellung“ finden wir den Punkt „Reproduktive Selbstbestimmung“. Und schon die Überschrift sagt uns, es geht ausschließlich um das Recht von Frauen. Das Lebensrecht des Kindes spielt keinerlei Rolle. Es wird mit keinem Wort erwähnt.

Die Koalition will „das Selbstbestimmungsrecht von Frauen“ stärken, indem sie sicherstellt, dass Abtreibungen künftig zur ärztlichen Aus- und Weiterbildung gehören. Die natürlich „kostenfreie“ Abtreibung gehört zur „verlässlichen Grundversorgung“.  Und selbstverständlich läuft die Finanzierung über die Solidargemeinschaft der Versicherten.

Direkt an dritter Stelle wird erklärt, sogenannte „Gehsteigbelästigungen“ sollen künftig per Gesetz unterbunden werden. Ferner will man ein flächendeckendes Beratungsnetz aufbauen und auch die unter dem Deckmantel der Corona-Krise eingeführte Online-Konfliktberatung weiterhin ermöglichen. Im Vertrag noch angekündigt wurde die Streichung des Werbeverbotes als erstes Gesetzesvorhaben der neuen Regierung im Juni dieses Jahres im Bundestag  –  gegen die Stimmen aus Union und AFD – beschlossen.

Kosten für Verhütungsmittel sollen künftig durch die Krankenkassen übernommen werden und die Forschung für Verhütungsmittel für „alle Geschlechter“, wie es heißt, soll gefördert werden.

Künstliche Befruchtung möchte die Koalition unabhängig von medizinischer Indikation, Familienstand und sexueller Identität ermöglichen. Die Regierung plant hier zunächst die Übernahme von 25 Prozent der Kosten, die dann in vollständige Kostenübernahme übergeht.

Ferner  sollen die Beschränkungen für Alter der Betroffenen sowie die Anzahl der übernahmefähigen Behandlungszyklen geprüft werden. Die Kostenübernahme für die Präimplantationsdiagnostik wird künftig ebenfalls im Leistungskatalog der Krankenkassen festgeschrieben werden.

Embryonenschutzgesetz wird infrage gestellt

Embryonenspenden im Vorkernstadium werden legal, ebenso wie der elektive Single Embryo Transfer. D. h. es würden künftig alle Eizellen, die einer Frau im Rahmen der IVF nach einer Hormonstimulation entnommen wurden, befruchtet und bis zum Blastozystenstadium in der Petrischale kultiviert, damit schließlich der Embryo mit der höchsten Entwicklungswahrscheinlichkeit identifiziert und dann in die Gebärmutter übertragen werden kann.

Bislang steht das Embryonenschutzgesetz dem entgegen, dessen „grundlegende Überarbeitung“ schon seit längerem sowohl von der Bundesärztekammer als auch von verschiedenen Akademien der Wissenschaften gefordert wird.

Eine „Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin“ soll eingesetzt werden, die neben „Regelungen für die Abtreibung außerhalb des Strafgesetzbuches“  auch noch Möglichkeiten zur Legalisierung der Eizellspende und der nicht kommerziellen Leihmutterschaft prüfen soll.

Die Ampel hat also nicht nur die grundlegende Änderung des bisherigen Abtreibungsstrafrechtes in ein Abtreibungsrecht angekündigt. Uns erwartet auch im Bereich des Embryonenschutzes und der Fortpflanzungsmedizin eine weitgehende Entgrenzung. Und all dies soll der Steuerzahler, sollen die Versicherten finanzieren.

Zur Suizidbeihilfe hat sich die Ampel nur am Rande ihres Vertrages geäußert und tragfähige Gesetzentwürfe aus dem Parlament erwartet. Drei Gesetzentwürfe liegen derzeit auch vor. Deren erste Lesung fand am selben Tag statt, an dem die Streichung des §219a StGB beschlossen wurde und die Meldung aus den USA zur Aufhebung von Roe vs. Wade kam.

Leider ist das durch die Diskussion um die Abtreibung dann vollkommen untergegangen. Dabei wäre gerade hier eine breite gesellschaftliche Debatte nicht nur wünschenswert, sondern sogar dringend geboten. Werden doch mit einem neuen Gesetz über die Suizidbeihilfe auch Weichen gestellt, wie sich unsere Gesellschaft entwickeln wird im Hinblick auf den Umgang mit kranken und alten Menschen.

Alle Gesetzentwürfe liegen derzeit beim Rechtsausschuss des deutschen Bundestages. Die öffentliche Anhörung mit Experten ist für den 28. November 2022 terminiert. Mit einer Abstimmung ist also entweder direkt vor der Weihnachtspause oder aber zum Jahresanfang 2023 zu rechnen.

Rot-Grün strebt Streichung des §218 an

SPD und Grüne lassen – bei allen anderen Krisen, die uns derzeit eigentlich beschäftigen – eine erstaunliche Willensstärke gerade bei der Abtreibung erkennen und arbeiten bereits konsequent an der Umsetzung der einzelnen Punkte.

Noch während der Debatte um das Werbeverbot, dessen Abschaffung als Fortschritt für Frauen apostrophiert wurde, haben mehrere Abgeordnete von SPD und Grünen, unter ihnen auch die Familienministerin Paus, wiederholt die Einsetzung der gerade erwähnten Kommission zur Abschaffung des §218 StGB gefordert bzw. angekündigt.

Nun hatte die FDP bereits im Wahlkampf erklärt, den §218 StGB nicht antasten zu wollen. Einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage aus der Fraktion der Linken zur Umsetzung der „sexuellen und reproduktiven Rechte“ von Frauen aus dem Sommer dieses Jahres ist zu entnehmen, dass es gegenwärtig noch einen – Zitat – „Austausch innerhalb der Bundesregierung“ gibt, „insbesondere über die Frage der Zusammensetzung und konkreter Arbeitsfragen und -aufträge der Kommission.  Ein Zeitpunkt für die Errichtung der Kommission steht noch nicht fest“.

Federführend sind das Gesundheitsministerium, das Familienministerium und das Justizministerium.  Es scheint da also noch Diskussionen zu geben.

Auch die Konferenz der Gleichstellungsminister kurz GFMK (Konferenz der Gleichstellungs-und Frauenminister) hat übrigens Ende Juni die Einsetzung der Kommission gefordert und den legalen und sicheren Zugang zu Abtreibungen als „unveräußerliches Menschenrecht“ bezeichnet. Die Abtreibung sei, so die GFMK, „zeitgemäß neu zu regeln“.

Kommt ein Verbot der Gehsteigberatung?

Bis zur Klärung der Probleme mit der FDP treibt man die Agenda dann an den unstrittigen Punkten schon einmal eifrig weiter:

Kürzlich beging die Abtreibungslobby den „Safe Abortion Day“ und forderte in diesem Zusammenhang gleich, die Gehsteigberatungen und Mahnwachen vor Abtreibungseinrichtungen und Beratungsstellen gesetzlich zu verbieten. In erster Linie obliegt dies dem Hoheitsrecht der einzelnen Bundesländer (Artikel 30 und 70 Abs. 1 GG).

Dennoch wird derzeit – wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage aus der Fraktion der LINKEN hervorgeht – die Möglichkeit einer bundesgesetzlichen Umsetzung geprüft. Das Bundesfamilienministerium hat hierzu offenbar eine Datenabfrage bei den Bundesländern sowie den Trägern der Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen gestartet, um – wie es in der Antwort heißt – „das Ausmaß des Phänomens Gehsteigbelästigung zahlenmäßig zu erfassen“. 

Es hat in verschiedenen Bundesländern hierzu in den letzten Jahren durchaus unterschiedliche Urteile gegeben. Wir können nach meiner Einschätzung erwarten, dass in Kürze der Justizminister Buschmann einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlegen wird. Die GFMK spricht in ihren Beschlüssen von Ende Juni dieses Jahres von Abwägungsschwierigkeiten zwischen dem Allgemeinen Persönlichkeitsrecht der Frau, dem Versammlungsrecht sowie der Meinungs- und Religionsfreiheit. Dies mache eine einheitliche gesetzliche Regelung notwendig.

Der Mechanismus ist derselbe wie schon beim Werbeverbot für Abtreibungen:

Es geht um eine sogenannte angebliche „Rechtsunsicherheit“, die es aus Sicht der Abtreibungsunterstützer abzuschaffen gilt. Mit diesem Etikett der „Rechtsunsicherheit“ oder wie hier „Abwägungsschwierigkeit“ werden scheinbare Notwendigkeiten zur Regelung behauptet und der Boden der allgemeinen Akzeptanz bereitet.

Außerhalb der öffentlichen Diskussion passieren aber auch noch andere Dinge, die unserer Aufmerksamkeit bedürfen. So läuft seit dem Herbst des letzten Jahres die ELSA-Studie. Gerade sie ist ein schönes Beispiel dafür, wie sehr die Abtreibungslobby das Geschehen und die Rezeption der Abtreibung in unserem Land beeinflusst. Darüber hinaus wird auch hier sichtbar, wie die Lebensrechtsbewegung konkret bekämpft werden soll.

Post-Abortion-Syndrom: Seelische Folgen der Abtreibung

Im Zuge der ersten Diskussion um das Werbeverbot im Jahr 2019 hatte der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Studie über die psychischen Auswirkungen von Abtreibungen angekündigt. Sofort brach in den entsprechenden Zirkeln wütender Protest aus, dass der Minister hier dem „Märchen“ der Lebensrechtsszene von einem angeblichen Post-Abortion-Syndrom neue Nahrung geben würde.

Und so geschah es, dass die Studie im Haus des Gesundheitsministers Spahn eine gewisse – nennen wir es – Überarbeitung erfuhr. Das Ergebnis: Die Studie untersucht nun die Entwicklungen bei gewollt und ungewollt eingetretenen sowie bei ausgetragenen und abgebrochenen Schwangerschaften mit dem Ziel, so die Projektbeschreibung, eine bessere Versorgung für Frauen in einer „schwierigen Lebenssituation“ zu erzielen.

Ich will das kurz übersetzen: Das Abtreibungen zu psychischen Problemen führen können, verweist die Studiengruppe direkt in den Bereich der falschen Behauptungen, die längst widerlegt seien. Vielmehr stützt man sich auf „internationale Forschungsergebnisse, nach denen nicht der Abbruch einer Schwangerschaft selbst, sondern die ungewollt eingetretene Schwangerschaft unter schwierigen Umständen Belastungen erzeugt“, wie es in der Projektbeschreibung heißt, also wie schwierig ist zum Beispiel der Zugang zur Abtreibung, welche Hürden baut die Beratung auf?

ELSA steht für „Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer – Angebote der Beratung und Versorgung“. Die Studie wird von 6 Hochschulen durchgeführt. Studienkoordinatorin ist – ausgerechnet – die frühere Präsidentin der Pro Familia, Daphne Hahn.

Die „internationalen Forschungsergebnisse“, auf deren Grundlage man arbeitet, sind vorwiegend in der „Turnaway Studie“ zu finden. Einer Studie aus den USA, deren Ergebnis besagt, dass Frauen nicht wegen einer Abtreibung psychische Probleme bekommen, sondern eher, weil sie bei der Abtreibungseinrichtung abgewiesen und so zur Austragung der Schwangerschaft gezwungen wurden. Turnaway – abweisen.

Die Studie weist erhebliche methodische Mängel auf, wird aber von interessierter und auch uninformierter Seite dennoch bei der Erforschung der psychischen Folgen einer Abtreibung häufig zitiert.

Alexandra Linder, Prof. Paul Cullen und Dr. Michael Kiworr haben sich in einem 8-seitigen Papier kritisch mit der Mangelhaftigkeit dieser Turnaway-Studie auseinandergesetzt.

Die deutsche ELSA-Studie läuft bis zum 31. Oktober 2023 und will laut eines Berichtes der „taz“ vom 28. Januar 2021 vor allem die „problematischen“ Beratungsangebote – also vor allem jene der Lebensrechtsbewegung – untersuchen lassen. Und bereits jetzt ist vereinzelt die Rede von einem künftigen Zertifizierungsverfahren für Beratungsstellen. Erste Ergebnisse aus der laufenden Studie sollten bereits veröffentlicht werden, doch scheint es hier Verzögerungen zu geben.

Die Regierung wird sicher versuchen, die Studienergebnisse – die entsprechend ausfallen werden, daran besteht wohl kein Zweifel – in politische Konzepte umzusetzen. Dafür eignet sich natürlich die angekündigte Kommission. Wir sehen hier, dass man versucht die Zahnräder, die dann ineinandergreifen sollen, bereits jetzt zu positionieren.

Positionen der Parteien zur Lebensrechtcausa

Leider sind die parlamentarischen Mehrheitsverhältnisse ziemlich eindeutig. Und es ist ja auch nicht so, dass die Oppositionsparteien uneingeschränkt pro Life sind. Die Linke gehört zum Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung, über sie brauchen wir also nicht einmal nachzudenken. Für die Durchsetzung ihres lebensfeindlichen Programms kann die Koalition auf die Unterstützung der Linken zählen, hatte diese doch bereits in der letzten Legislaturperiode  einen Antrag zur Abschaffung des §218 eingebracht.

Die AfD schreibt glühend in ihrem Wahlprogramm, sie sei gegen Abtreibung und spricht von  notwendigen Hilfen für Mutter und Kind. Doch am Ende heißt es relativierend „Wir respektieren die Entscheidung der Frau…“.

Und die CDU/CSU, die CDL natürlich am meisten interessieren? Die Unionsparteien haben sich vor allem in den vergangenen 16 Jahren in unseren Fragen kein Ruhmesblatt ausgestellt. 

Denken wir zum Beispiel an die PID oder die Stichtagsverschiebung für den Import embryonaler Stammzellen. Auch die CDU-geführten Regierungen sind dem Auftrag des Bundesverfassungsgerichtes, die 1993 beschlossene Regelung zu überprüfen, nicht nachgekommen. So wird bis heute immer wieder betont, wie ausgewogen „der mühsam errungene Kompromiss“ zum 218 sei und man wolle diesen nicht antasten.

Auch eine auf dem Bundesparteitag 2012 beschlossene Überprüfung der Finanzierung von Abtreibungen durch die Krankenkassen wurde unter der CDU-Regierung nicht umgesetzt. Und im Wahlkampf 2021 hat das Wahlprogramm der Unionsparteien als einziges keinerlei Aussagen zum Lebensrecht und zum Lebensschutz gemacht. Lange Passagen beschäftigten sich mit der „Bewahrung der Schöpfung“. Offenbar hatte die Union dabei aber vergessen, dass zur Schöpfung doch der Mensch gehört.

Die mit der Wahl von Friedrich Merz zum neuen Partei- und Fraktionsvorsitzenden angekündigte Neuausrichtung der CDU beobachten wir seitens der CDL sehr aufmerksam. Es gibt erste Signale, die ich vorsichtig als positiv bezeichnen würde. So hat sich die CDU sehr für den Erhalt des Werbeverbotes eingesetzt. Auch haben  sich mehrere Unionsabgeordnete äußerst kritisch in die öffentliche Debatte eingemischt. An vergleichbare deutliche Wortmeldungen zum Lebensschutz kann ich mich während der von Angela Merkel geführten Koalitionen nicht erinnern.

Aber das steht augenblicklich noch auf wackligen Füßen. Und wir werden als CDL die weitere Entwicklung kritisch begleiten und uns einmischen.

Und selbst wenn sich CDU und CSU zur vehementen Verteidigerin des Lebensrechts umwandeln und in diesen Fragen mit der AfD im Parlament eine gemeinsame Front bilden würden, sind die Mehrheitsverhältnisse derzeit so, dass sie nichts ausrichten könnten.

Karlsruher Urteile teils verhängnisvoll

Kommen wir zur Rechtsprechung. Auch sie war uns in den letzten Jahren ganz überwiegend keine Hilfe, denken wir nur an den letzten traurigen Höhepunkt: das Urteil zur Suizidhilfe am 26. Februar 2020, jenen verhängnisvollen Aschermittwoch, an dem auch die Corona-Krise ihre Fahrt aufnahm.

Was wir beim Lebensschutz vom derzeitigen Verfassungsgerichtspräsidenten Harbarth erwarten können oder müssen, ist ungewiss.

Das, meine Damen und Herren, ist die aktuelle Situation, in der wir uns befinden. Sie werden sicherlich mit mir gehen, wenn ich Ihnen sage, das sieht nicht gut aus. Vor allem für die Schwächsten und Stimmlosen in unserer Gesellschaft sieht es nicht gut aus.

Können wir etwas dagegen tun? Wenn ja, was? Und vor allem, WER setzt dieser Entwicklung etwas entgegen? Die Möglichkeiten der Opposition, das haben wir gerade gesehen, sind eingeschränkt.

Was ist mit den Kirchen los?

Die evangelische Kirche scheint hier so viele Meinungen zu kennen, wie es Strömungen gibt. Die katholische Kirche ist in selbstreferenziellen Prozessen – genannt Synodaler Weg – gefangen, in denen Laien und wohl auch einzelne Bischöfe die Lehre gerade in diesen Punkten gerne umschreiben möchten.

Ich erinnere hier nur an die Forderung der ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp der flächendeckenden Versorgung mit Abtreibungseinrichtungen.  Darüber hinaus ist die katholische Kirche gerade in den Fragen der Moral in ihrer Glaubwürdigkeit schwer geschädigt durch den grauenhaften Missbrauch, der von den Medien geradezu begierig immer wieder aufgegriffen wird. Also auch hier eine schwierige Lage.

Einmal mehr kommt es also auf uns an!  Aber was können wir tun?  Ich fürchte, man wird versuchen, die neugewonnene Macht in der Gesetzgebung gegen die Lebensrechtsbewegung in Stellung zu bringen. Wir hören doch von „gesetzlichen Maßnahmen“ gegen „Gehsteigbelästigungen“ oder geplanten Zertifizierungen der Beratungsstellen.

Es wird auch nicht bei Gegendemonstrationen zu unserem Marsch für das Leben bleiben.  Auch einzelne Personen aus unserer Bewegung wurden bereits angegriffen. Denken wir nur an die Aktion gegen den Vorsitzenden der Ärzte für das Leben, bei dem linke Studentengruppen in Münster versucht haben, ihn von seinem Lehrstuhl zu vertreiben.

Man hat kein Interesse daran, mit uns zu diskutieren. Man will uns mundtot machen. Denn: Wir haben die Wahrheit auf unserer Seite. Und diese wird sich durchsetzen irgendwann. Desinformation betreiben nicht wir. Desinformation betreiben diejenigen, welche nach der Abschaffung des 219a jetzt in ihren Werbeblättchen von der „Entfernung von Schwangerschaftsgewebe“ schreiben. Desinformation betreiben diejenigen, die behaupten, dass Abtreibungen keine Auswirkungen auf die Frauen haben.

Desinformation betreiben diejenigen, die es vermeiden, über das Kind und dessen Recht auf Leben zu sprechen und ihm die Würde und das Menschsein absprechen. Und wir müssen das aufbrechen. Wir müssen herausstellen, dass die andere Seite zu Lügen und Falschinformationen greifen muss, um ihren Punkt zu machen. Das können wir aber nicht in Diskussionen mit der anderen Seite.

Auf den Einsatz jedes einzelnen kommt es an

Ich bin deshalb überzeugt, dass wir eine andere Medienstrategie entwickeln müssen.

Wir müssen sprichwörtlich auf die Straße, andere Wege finden, unsere Informationen an die Menschen zu bringen. Man wird unseren Verbänden die Arbeit erschweren. Aber das ist auch nur die eine Seite der Medaille. Jeder Einzelne von uns, an dem Platz, an den wir gestellt sind, kann konkret etwas tun: Reden und Schreiben. Das kann eine E-Mail sein an einen Politiker, einen Bischof. Eine, kein Massenmailing, mit dem auf einmal 2.000 Mails das Postfach verstopfen. Das macht die Leute ärgerlich und sie werden es nicht lesen.

Wenn der Abgeordnete Ihres Wahlkreises sich positiv zum Lebensrecht äußert, schreiben Sie ihm und danken Sie ihm für seine klaren Worte zum Lebensschutz. Das braucht keine große Abhandlung sein. Zwei, drei Sätze. Schreiben Sie ihm, dass Sie das nächstemal für ihn werben und ihn unterstützen, wenn er bei seiner klaren Position bleibt. Schreiben Sie einem Journalisten und bedanken Sie sich, wenn Sie etwas Gutes von ihm gelesen haben, teilen Sie ein oder zwei Gedanken dazu mit.

Schreiben Sie einen Leserbrief. Ich weiß, dass das viele bereits jetzt machen. Das ist nicht kompliziert. Sie müssen auch nicht alles vorher gelesen und studiert haben, was es zum Thema gibt. Vier, fünf Sätze, eine Schlussfolgerung. Und dann raus damit und am besten gleich in Kopie an den zuständigen Politiker. So etwas wird gelesen.

Ich habe in den letzten 10 Jahren meines aktiven Berufslebens neben dem Bereich Social Media auch im Beschwerdemanagement gearbeitet. In diesem Bereich gibt es statistische Berechnungen, dass ein unzufriedener Kunde für 26 weitere unzufriedene Kunden steht, die wiederum mindestens 360 weitere Personen negativ beeinflussen. Sie sind Multiplikatoren für das schlechte Image. Das will jeder vermeiden.

Aber: Das geht auch anders herum, freilich in anderen Größenordnungen, weil eine negative Erfahrung in der Regel schneller geteilt wird als eine positive. Aber wir kennen die Rede vom steten Tropfen.  Es ist für jeden, der sich öffentlich äußerst, Politiker, Journalisten, Bischöfe,  wichtig zu wissen, dass sie Unterstützung haben, dann werden sie auch mutiger. Und wenn ein Redakteur Rückmeldungen  zu einem Artikel bekommt, weiß er, dass 2.000 andere Leser auch so denken. Diese Dinge haben manchmal eine größere Wirkung, als wir uns das im Moment beim Schreiben vorstellen. Sie können Meinungsbilder erzeugen, Menschen zum Denken bringen, die Perspektive weiten.

Wer die Leserbriefseiten in den Zeitungen liest, tut dies, weil er andere Argumente zum Thema lesen will. Nutzen Sie die Kommentarfunktionen unter Artikeln im Internet. Auch das wird gelesen von vielen Menschen. Ich bekomme häufig Links zu Artikeln und werde explizit auf die Kommentare hingewiesen.

Soziale Medien nutzen für Pro-Life-Debatten

Und nutzen Sie die sozialen Medien. Posten Sie auf Facebook oder Twitter einen Kommentar oder etwas von einer der Internetseiten unserer Lebensrechtsorganisationen, verbreiten Sie zum Beispiel eine aktuelle Pressemeldung. Oder posten Sie einmal etwas dem reichhaltigen Beratungsangebot unserer Bewegung, z. B. die Nummer von VitaL. Es braucht keine lange Einleitung.

Die sozialen Medien leben von der kurzen Botschaft. Teilen Sie gute Postings von anderen zu unseren Themen. Man nennt das „Reichweite schaffen“. 38 Millionen Menschen nutzen in Deutschland die sozialen Medien. Was für eine Chance! Nutzen Sie Hashtags wie „prolife“ oder „Lebensschutz“. Das geht schnell und braucht keine Vorbereitung. Niemand kann Sie zum Diskutieren von Details zwingen, wenn Sie sich nicht sattelfest fühlen.

Bitten Sie vertrauenswürdige Kontakte um Hilfe in Diskussionen, machen sie andere aufmerksam. Wir müssen uns miteinander vernetzen, uns informieren, auch wenn wir vielleicht in anderen Punkten oder politischen Fragen nicht miteinander konform sind. Aber hier – im Einsatz für das Lebensrecht – haben wir ein gemeinsames Ziel.

Schaffen Sie sich einen E-Mail-Verteiler mit Ihrer Familie, Ihren Freunden und Bekannten, nehmen Sie Ihren kommunalen Vertreter, Ihren Landtags- und Bundestagsabgeordneten, den Europaabgeordneten, ihren Pfarrer und den Bischof mit in den Verteiler. Halten Sie die Leute mit Informationen auf dem Laufenden. Das muss nicht jede Woche eine Mail sein. Sie brauchen nicht einmal regelmäßig etwas schicken. Ich bin in einigen solcher Verteiler und bekomme oft sehr gute Informationen, die im Alltagsgeschäft einfach untergehen. Dafür bin ich immer wieder dankbar.

Und Sie müssen auch das Rad nicht neu erfinden. Schreiben Sie ruhig ab aus den Pressemitteilungen oder Positionspapieren unserer Verbände! Zitieren Sie aus Fachaufsätzen, wenn Sie so etwas lesen. Dann hat sich die Mühe auch für uns gelohnt.

Das Lebensrecht braucht Öffentlichkeit!

Und trauen Sie sich wieder von Politik zu reden. Wir dürfen nicht schweigen zu dem, was mit diesem Koalitionsprogramm über uns gebracht werden soll.

Was ich sagen will, ist: wir müssen kreativ werden und versuchen, selbst einen öffentlichen Diskurs zu beginnen. Das fängt im Kleinen an. Und ja, das ist mühsam. Aber wir sind das zähe Bohren von dicken Brettern doch gewohnt. Die andere Seite hat kein Interesse an einer Diskussion mit uns. Deshalb fangen wir selbst eine an. Wir müssen andere – und zwar so viele wie möglich – über diese Dinge informieren.

Und ich sage das nicht oft, weil das schnell ein bisschen fanatisch klingen kann. Aber: Wir haben die Wahrheit auf unserer Seite. Die andere Seite weiß, dass sie lügt und Fakten verdreht. Und sie wissen, dass wir das wissen. Und da müssen wir sie stellen. Die Wahrheit wird sich durchsetzen irgendwann. Selbst wenn wir es vielleicht nicht mehr erreichen. Aber wir legen heute den Grundstein dafür.

Und schließlich: Wir haben den Einen auf unserer Seite, den Schöpfer allen Seins, der uns das Leben geschenkt und dieses Wunder Mensch gewirkt hat, mit allen Webfehlern, die jeder von uns hat. Aber dieses Wunder des Lebens und dass der Mensch doch was Tolles und Wunderbares ist, das man nicht einfach nach Belieben machen und zerstören darf, DAS  ist unsere Botschaft! Die wollen wir unter die Menschen bringen.

Das Leben braucht Freunde! Und mit Gott an unserer Seite können wir den Kampf für das Gute, für den Menschen, für das Leben aufnehmen. Auch wenn es schwer ist, wenn es uns ein paar Blessuren bringt. Unser Einsatz für das Lebensrecht ist in den kommenden Jahren wichtiger denn je. Über Europa und die weltweite Situation habe ich heute gar nicht gesprochen. Wir befinden uns in einem Kulturkampf – und zwar weltweit – und es kommt auf jeden Einzelnen von uns an, dass wir uns dem entgegenstellen.

Ich bin sicher: Wir werden den längeren Atem haben. We shall overcome! Dazu müssen wir uns nur die großen Lebensrechtskundgebungen die Märsche für das Leben ansehen  in den USA, Großbritannien, Österreich, Frankreich oder auch unseren Marsch für das Leben. Die vielen jungen Menschen und jungen Familien dort. Aber wir müssen eben auch stärker die politischen und kirchlichen Vertreter über diese Dinge informieren.

Es geht um nichts weniger, als unser Land und im Grunde ganz Europa vor dem Verfall in eine Wegwerfgesellschaft und vor der Durchsetzung einer kranken und menschenverachtenden Ideologie, die wieder einmal den „neuen Menschen“ schaffen will, zu bewahren.

Es gibt kein Menschenrecht auf Abtreibung. Und es gibt ganz bestimmt kein Frauenrecht auf Sex ohne Konsequenzen. Aber es gibt ein Menschenrecht auf Leben! Und das müssen wir wieder stärker in das Bewusstsein der Menschen transportieren. Nicht einfach, aber machbar. Und es erfordert ein bisschen Mut. Nicht Verzweiflung und Aufgeben sind unsere Optionen, sondern das hoffnungsfrohe „Dennoch!“.  

Im Übrigen gilt: Zum Aufgeben ist es immer zu früh.

Kommentare

6 Antworten

  1. Und, liebe Verfasser der lebensbejahenden Kommentare:
    Vergessen wir n i c h t das wirkmächtige
    G E B E T !
    VOR KURZEM ERHIELT ICH DIESES:
    WER NUR VERTRAUT AUF GOTTES MACHT IN ALLEN SEINEN NÖTEN, DEN HAT KEIN FEIND ZU FALL GEBRACHT, DEN WIRD KEIN UNHEIL TÖTEN !
    UND WENN DIE ANGST IHN ÜBERFÄLLT, DANN WIRD DER ALLERSTÄRKSTE HELD AN SEINE SEITE TRETEN !
    Außerdem: Die Bitten in den ersten drei AVE MARIA -Bittgebeten des ROSENKRANZES können nicht oft genug gebetet werden:
    … die Frucht deines Leibes, JESUS, DER IN UNS DEN GLAUBEN VERMEHRE,
    JESUS, DER IN UNS DIE HOFFNUNG STÄRKE,
    JESUS, DER IN UNS DIE LIEBE ENTZÜNDE !
    Das ist ein Schatz von Gebeten, der uns in dieser lebensbedrohten Welt ganz sicher hilft.

  2. Wunderbarer Beitrag von Susanne Wenzel. Das Fazit heißt klar: Wir benötigen für die nächsten Monate und Jahre nicht nur Lebensrechtler und Lebensschützer, wir benötigen lauter AKTIVE Engagierte für diese Anliegen! Es genügen in dieser Lage – Frau Wenzel hat die klare Bedrohung genau dargelegt – nicht gelegentliche Beteuerungen, man sei natürlich auch gegen Abtreibung, man sei an der „Seite der Lebensschützer“ (wobei diese davon nichts merken), man sei auch „für das Leben“, man respektiere den Einsatz der Demonstranten für das leben, habe aber andere Ansichten zur Verteidigung des Lebensrechts als Märsche fürs Leben; man unterstütze Frauen in einer verantwortungsvollen, selbstbestimmten Entscheidung und respektiere auch andere Ansichten; es reichen nicht gelegentliche warme Grußworte ohne konkrete Unterstützung bei der Werbung für Demos und Märsche durch kirchliche Apparate und Organisationen; es reicht nicht, nur Geld zu sammeln oder in Fonds zu haben für „Frauen in Not“! So wichtig und gut vieles ist. Wir brauchen aktive Lebensschützer unter den Klerikern, den Pfarrern, den kirchlichen Hauptamtlichen, gerade den verheirateten unter ihnen. Sie haben die Erfahrung, die Glaubwürdigkeit, den Auftrag, gerade als verheiratete Seelsorger, ständige Diakone usw. hier aktiv zu sein und die Menschen zu informieren und in Katechesen für das Leben zu begeistern! Dazu hat die Kirche auch diese Aufgabenbereiche geschaffen, um die Priester hier zu entlasten! Wir benötigen Prolife-Gruppen in den Dekanaten und Pfarreien, angeregt durch die Vollversammlungen der Diözesanräte! Wo hören wir hier Wegweisendes? Wollen wir in Deutschland wirklich auf dem Schwein des Zeitgeistes weiterreiten und im Sumpf landen? Wir haben mehrfach als Engagierte sehen dürfen: Wenn man Jugendliche/Firmlinge für die liebliche Würde des ungeborenen Kindes und sein unveräußerliches Lebensrecht als unser Bruder und unsere kleine Schwester begeistert, dann gestalten sie ihre jugendliche Sexualität viel verantwortungsvoller, da Abtreibung niemals mehr eine Option ist! Lassen wir unsere Firmlinge nicht alleine und ohne Rüstzeug in diese wirre Welt hinaus! Mit einer Abtreibung im Lebensrucksack kann das Glücklichwerden schwierig werden.

    1. Sie verwechseln da etwas.
      Die Koalition besteht aus drei Minderheiten. Da sind Minderheiten an die Macht gekommen.
      Der Wähler wollte was anderes.
      Ich vermute CDU/CSU;FDP und AfD in Koalition. Damit gäbe es nicht so eine lebensfeindliche Agenda.

      Aber hoffentlich zerbricht die Ampel am KKW-Streit. Dann hat dieses menschenverachtende Treiben endlich ein Ende.
      Und hoffentlich öffnen sich CDU/ CSU und FDP der AfD.

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