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Die neuen Trends und das alte Problem des Heidentum in der Kirche

Von Prof. Dr. Hubert Gindert

Die Deutsche Bischofskonferenz hat den vierten „MDG-Trendmonitor“ seit 1999 vorgestellt. Er wurde vom Institut für Demoskopie Allensbach und dem Heidelberger Sinus-Institut erstellt. Repräsentativ befragt wurden 1690 Katholiken beiderlei Geschlechts ab 14 Jahren.

Die Augsburger Allgemeine Zeitung (AZ vom 8. Juli 2021) brachte das Ergebnis mit der Überschrift „So enttäuscht sind Katholiken von ihrer Kirche“. Der Untertitel lautet: „Starr, altmodisch, wenig glaubwürdig“.

BILD: Prof. Gindert leitet den Dachverband FORUM DEUTSCHER KATHOLIKEN

Schauen wir uns die „schockierenden Erkenntnisse“ an, welche die AZ ausbreitet:

„Mehr als jeder dritte befragte Katholik (39%) hat schon einmal mit dem Gedanken gespielt, aus der Kirche auszutreten… Es sei weiterhin mit Austrittszahlen auf hohem Niveau zu rechnen… insbesondere bei den 18 – 29jährigen“.

„Die Glaubensüberzeugungen von Katholiken decken sich lediglich zum Teil mit denen der Kirche“.

Nur 74% der Befragten glauben an Gott; nur 55%, dass es ein Leben nach dem Tod gibt“.

70% haben den Eindruck, die Kirche halte teilweise zu starr an überholten Normen fest“.

„59% vertreten die Meinung, dass sie sich mehr an die Erwartungen der Menschen von heute anpassen müsse… 46% beklagen, dass Frauen von der Kirche nicht ausreichend anerkannt werden“.

46% geben an, dass die Kirche das, was sie vertritt, oft zu wenig glaubwürdig vorlebe. Als Anwalt für die Schwachen und Unterdrückten nehmen sie 18% der Katholiken wahr.“

59% meinen, die Kirche verhindere die Aufklärung von Missständen in den eigenen Reihen“.

Da es sich um eine repräsentative Befragung handelt, können wir davon ausgehen, dass die Zahlen die festgestellten Meinungen richtig wiedergeben. Sind das aber neue „schockierende Erkenntnisse“?

Im Jahr 1958 (!) hat der Vordenker Joseph Ratzinger bereits geäußert:

“Das dem Namen nach christliche Europa ist seit langem zur Geburtsstätte eines neuen Heidentums geworden, das im Herzen der Kirche selbst unaufhaltsam wächst und sie von innen heraus auszuhöhlen droht. Kirche von Heiden, die sich noch Christen nennen, aber in Wahrheit zu Heiden wurden.“

Das heißt, dass die Betroffenen „sich nicht mehr einfach den Glauben zueignen, sondern eine sehr subjektive Auswahl aus dem Bekenntnis der Kirche zu ihrer eigenen Weltanschauung machen…, so dass ein großer Teil von ihnen nicht mehr eigentlich gläubig genannt werden darf.“

Joseph Ratzinger kam zu dieser Erkenntnis vor mehr als 60 Jahren!

Niemand sollte also über die Meinungen des Trendmonitors 2021 „schockiert“ sein. Sie geben die Sicht einer neuheidnisch gewordenen Gesellschaft wieder, die zu einem hohen Prozentsatz nicht an eine Auferstehung nach dem Tod glaubt, was Zentrum des Glaubensbekenntnis aller Christen ist – und eine Kirche will, die ein Leben führt, als ob es Gott nicht gäbe.

Selbstverständlich sind dabei hohe Austrittszahlen vorprogrammiert.

Und wenn 46% davon ausgehen, dass die (!) Kirche das, was sie vertritt, oft zu wenig glaubwürdig vorlebe, dann vergessen sie, dass sie selber Teil dieser Kirche sind.

Auf die Frage, wie die Bischöfe trotz der „gestiegenen Austrittszahlen und die große Zahl derer, denen die Kirche nicht viel bedeutet,“ in die Offensive kommen solle, antwortet Gebhard Fürst, Bischof von Stuttgart-Rottenburg „Patentrezepte haben wir nicht“. „Sie gingen zwar an die Öffentlichkeit, etwa beim Thema Klimawandel, nur erhalten sie dafür nicht die erhoffte breite Aufmerksamkeit, im Unterschied zu den kirchenpolitisch umstrittenen Themen“.

Peter Seewald erwähnt in seiner Biographie „Benedikt XVI.“ die Option des emeritierten Papstes zur Ökologie:

„In einer Ideologie, die aus dem Ökothema eine Art Religion machte und in einem neuen Menschen, dem Homo climaticus, den alleinigen Retter des Planeten sah“, sagte Benedikt: „Es gibt so viele Probleme, die aber alle nicht gelöst werden, wenn nicht im Zentrum Gott steht und neu sichtbar wird in der Welt“. (S. 964)

Bischof Gebhard Fürst meint weiter im AZ-Artikel: „Wir müssen unsere Kirche – und das ist auch Element des Synodalen Weges – so organisieren, dass sie insgesamt attraktiv wird“. – Eine attraktive Kirche sei eine Kirche, in der man mitbestimmen könne.

Die Mitbestimmungsforderungen der synodalen Mehrheit sind bekannt: Freistellung des Zölibats, Frauenpriestertum, Änderung der Sexualmoral der Kirche, Dezentralisierung der Macht.

Kurz: Anpassung an die Forderungen der neuheidnisch gewordenen Christen.

Was eigentliche Aufgabe der Bischöfe ist, finden wir in ihrem Weiheversprechen, wo es heißt:

„Das Evangelium Christi treu und unermüdlich zu verkündigen“ – „Das von den Aposteln überlieferte Glaubensgut rein und unverkürzt weiterzugeben“ – „Mit dem Bischofskollegium unter dem Nachfolger des heiligen Petrus stets ihre Einheit zu wahren“ – „Dem Nachfolger des heiligen Petrus treuen Gehorsam zu erweisen“ – „Für das Volk Gottes wie ein guter Vater zu sorgen und es auf dem Weg des Heiles zu führen“ – „Den Heimatlosen und allen Notleidenden gütig zu begegnen“ – „Den Verirrten als guter Hirte nachzugehen und sie zur Herde Christi zurückzuführen“.

Sie geloben nicht, für die Lösung des „Klimawandels“ zu sorgen. Dafür gibt es Andere.

Der Redakteur der AZ schreibt zum Trendmonitor auch noch den Kommentar: „Die Kirche ist noch nicht verloren… Die Kirche hat denen, die sich als religiös beschreiben, viel anzubieten: Es ist die frohe Botschaft“.

Hier hat er recht. In dieser frohen Botschaft heißt es quer zum Zeittrend: „Passt euch nicht dieser Welt an!“ (Röm 12,2)

Joseph Ratzinger formuliert in seinem Statement von 1958 (!) eine Hoffnung gebende Vision:

„Nur wenn sie (die Kirche) aufhört, eine billige Selbstverständlichkeit zu sein, nur wenn sie anfängt, sich selber wieder als das darzustellen, was sie ist, wird sie das Ohr der neuen Heiden mit ihrer Botschaft wieder zu erreichen vermögen, die sich bisher noch in der Illusion gefallen, als wären sie gar keine Heiden“. (Peter Seewald, Benedikt XVI., S. 318)

Kommentare

8 Antworten

  1. Der Herr Professor wird einsehen müssen, seine Positionen sind in der Kirche Minderheitsmeinung und da nützt es auch nichts wie Joseph Ratzinger, vormals Benedikt XVI.,
    über Relativismus und neues Heidentum zu jammern, es wird dadurch nicht besser und interessiert die Menschen nicht das sah man schon unter Johannes Paul II der Wortgewaltig und düster von der „Kultur des Todes“ sprach die Leute reagieren nicht mehr wie früher

    1. Heute regiert die Political Correctness und Cancel-Culture samt Gender Ideologie und Counter-Culture und ideologischem Feminismus. Siehe das Geolitico-Magazin, auch zur Postmoderne als Zeitgeist mit Dekonstruktivismus und Sophistik und NLP-Manipulation in den Medien und der Ideologie des freimaurerischen Liberalismus und Relativismus usw.

        1. Im biblischen Judentum und zur Jesu Christi Zeiten war man der Meinung, dass die Juden unter der direkten Herrschaft Gottes durch das mosaische Gesetz stehen und die heidnischen Völker unter der indirekten Herrschaft Gottes durch die Engel der Natur und der Sterne und der Elemente. In der Bibel sind diese als „Elementarmächte“ bekannt, der Apostel Paulus vergleicht den Elemente-Dienst der heidnischen Galater im Neuen Testament der Bibel mit dem Gesetzesdienst der Juden im alten Testament der Bibel und mahnt, nicht wieder unter die Herrschaft der Elementarmächte zurückzufallen, so wie man auch nicht unter das alte mosaische Gesetz des alten Bundes nach Moses zurückfallen soll. Dennoch aber gehören eben auch die Elementarmächte als Engel zur göttlichen Welt-Ordnung legitim dazu.
          Die Akupunktur-Meridiane der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) sind mittlerweile wissenschaftlich nachweisbar. Die medizinischen Erfolge der Akupunktur-Medizin sind auch wissenschaftlich belegbar. In der Bibel kommt auch die 4 bzw. 5 Elemente-Lehre von den Elemente-Prinzipien als „Principiis“ bzw. Elementarkräften vor. Im indischen Ayurveda als der traditionellen indischen Heilkunst auch „Tattwas“ bzw. Elemente-Energien genannt. Zu Christi Geburt kamen drei „Magoi“ aus dem Osten als parsisch-zarathustrische Magier-Priester. In deren Religion es auch eben „magische“ (daher kommt der Name) Rituale gab.
          Der Prophet Daniel wurde zum „Rab-Mag“ ernannt, zum Ober-Magier über die Magier-Priester und Weisen und Astrologen. Seine biblische Prophezeiung vom Kommen des „Menschensohnes“, Jesus Christus verwandte diesen spirituellen Hoheitstitel auch selbst im NT, wurde durch die „Weisen aus dem Morgenland“ (Magoi) bestätigt. Außerdem steht im Neuen Testament der Bibel auch, dass Moses unterrichtet „in aller Weisheit der Ägypter“ war. Siehe dazu auch die „Weisheitsliteratur“, die zur Septuaginta-Bibel gehört. Die Septuaginta-Bibel war die Urbibel des Urchristentums noch vor den Evangelien und die „Volksbibel“ des frühen Christentums. Das Neue Testament zitiert aus der Septuaginta-Bibel auf Griechisch, teilweise wortwörtlich, und eben nicht aus der hebräischsprachigen Original-Tora. Ebenso wird im Neuen Testament durchaus aus der „Weisheitsliteratur“ zitiert, siehe dazu auch den Heiligen Geist als Geist Gottes und den (NT) „Geist der Weisheit und Offenbarung“ im Neuen Testament der Bibel. Und die mystische theologische „Sophiologie“ der russisch-orthodoxen Kirche Russlands.

  2. Beten für die junge Generation, für die Kinder und Jugendlichen, die in dieser schwierigen Zukunft leben müssen! Was wird in den nächsten Dekaden alles auf sie zukommen! Ich kann dem Beten nur zustimmen. Viel zu wenig werden die jungen Leute in den Fürbitten erwähnt: Wann wird für kleine Kinder gebetet? Wann wird für die Schul-Kinder in den Fürbitten gebetet? Wann für die Jugendlichen? Wann für die Ungeborenen? Wann für Eltern in Not und Konflikt?
    Das Wort K i n d e r hört man in den Fürbitten fast das ganze Jahr nicht! Was nicht ins Wort genommen wird, das existiert nicht! Wir brauchen uns nicht zu wundern, dass sehr häufig keine Kinder zur Messe kommen! Sie werden praktisch nie angesprochen; dabei wäre ein Satz an sie direkt in möglichst jeder Predigt so wichtig!
    Wenn die Kinder und Jugendlichen wieder eine persönliche Gottesbeziehung entwickeln könnten und wir dabei helfen, dann geht es wieder aufwärts! Dazu ist Gebetsschule, Gebetsvorbild und persönlicher Bezug zum Priester und zu praktizierende Großeltern und Pfarreiangehörigen nötig!

    1. Man vergesse auch nicht die liturgische Katastrophe der Abschaffung der alten tridentinischen Messe als „Heiliger Messe aller Zeiten“ und vieler Prozessionen und des ideologischen Modernismus und Postmodernismus, welcher in der Kirche wütet.

  3. Vor allem glaube ich – ich sehe das so wie Benedikt XVI und Fr. Küble, dass Jugendliche und junge Erwachsene die Schnauze – Pardon – vollhaben von Erwachsenen, die sich als Berufsjugendliche gebärden und keinerlei Autorität mehr in Anspruch nehmen wollen aus lauter Akzeptiertseinwollen und Ankommenwollen.
    Jugendliche und junge Erwachsene – denken wir an uns selbst in unserer Jugend – haben ein sehr feines Empfinden für Echtheit und Aufrichtigkeit.

    Und es war ja auch schon immer leichter, mit dem Finger auf die anderen zu zeigen .. und zu sagen: ja, die sollten doch erstmal christlich leben usw .. die Werte umsetzen .. Vorbild sein.
    Ich muss das mal so sagen: davon lese ich in der Bibel nichts. Denn ich persönlich bin angesprochen, als die, die glaubt, und wenn ich Jesus gefallen will, dann muss ich so leben, wie ER mir das in Seinem Wort gebietet – ich wähle ganz bewusst dieses Wort.
    Gal 5,22 .. zB.
    Philipperbrief: Alles was wahr .. ist …

    Wir müssen uns wirklich Gedanken machen und ich möchte dazu aufrufen, gerade für die jungen Leute zu beten.
    Ich habe soeben eine Doku zu Ende angeschaut, und die Experten rechnen mit Anstieg der Jugendgewalt.
    Beten wir für sie. Nur der HERR kann hier eingreifen und etwas ändern.
    Vielleicht kann die ein oder andere Familie mal einen „fernstehenden“ Jugendlichen einladen mit in die Kirche und vorher erklären.
    Wenn wir selbst das glauben und erklären, was die Heilige Messe bedeutet … die Eucharistie .. der braucht keine Gewalt und keine Charismatik.
    Spendieren wir ihnen Freizeiten .. usw ..
    Und vor allem: werden wir echt!
    Damit uns die, die noch draussen stehen, ernst nehmen und sehen, dass wir uns unseren Glauben auch was kosten lassen.

    https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/ausser-kontrolle–jugendgewalt-in-deutschland-100.html

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