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Die Wurzel europäischer Identität ist christlich

Von Prof. Dr. Hubert Gindert

„Sind die islamistischen Anschläge in Frankreich und Österreich Angriffe auf Europas christliche Identität?“ lautet eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA, durchgeführt im Auftrag der Tagespost zwischen 6. bis 9. November bei 2030 Personen.

Nach dem Ergebnis der Befragung sind 56% der Deutschen der Meinung, dass die „islamistischen Anschläge auf Europas christliche Identität zielen“. Von den katholisch Befragten bejahen dies 61%, aber 13% teilen diese Meinung nicht, 17% wissen keine Antwort.

BILD: Prof. Gindert leitet den Dachverband „Forum Deutscher Katholiken“

Die befragten Protestanten sind sogar zu 69% der Meinung, dass die islamistischen Anschläge auf die christliche Identität Europas abzielen. Nach der Partei-Affinität teilen diese Sicht 78% der AfD-Wähler, 71% der Unionswähler, 66% der FDP-Wähler, 57% der SPD-Wähler. Linke und Grüne teilen diese Ansicht mit der relativen Mehrheit von 49% und 46%.

Was lässt sich daraus schlussfolgern? Und was ergibt sich hieraus für das politische Handeln, die Kulturpolitik und auch für die Kirchen?

Interessant ist insgesamt die hohe Zustimmung, die in den Antworten zum Ausdruck kommt. Sie liegt bspw. über der Zahl der Deutschen, die sich als „Christen“ bezeichnen (54%) und weit höher als die der praktizierenden Christen, gemessen an der Teilnahme am sonntäglichen Gottesdienst. Diese beträgt bei Katholiken rund 9%, bei Protestanten ca. 3%. Wer die Identität als bedroht empfindet, gibt damit zu verstehen, dass er sich geschützt haben will.

Was heißt Identität?

Wikipedia definiert Identität so: „Identität ist die Gesamtheit der Eigentümlichkeiten, die eine Entität, einen Gegenstand oder ein Objekt kennzeichnen und als Individuum von Anderen unterscheiden. In ähnlichem Sinn wird der Begriff auch zur Charakterisierung von Personen verwendet.“

Die Bedrohten sehen durch den aggressiven Islamismus ihre kulturelle Gesamtheit gefährdet, wie sie sich bspw. im Verfassungsverständnis mit der menschlichen Würde, den Grundfreiheiten und Rechten ausdrückt. Dazu gehört nach deutschem Verständnis die Trennung von staatlicher Gewalt und Religion. Im Islam bilden sie eine Einheit.

Nach der INSA-Umfrage ergeben sich interessante Unterschiede im Gefühl der Bedrohung zwischen den Altersstufen. Die 18-29-jährigen sehen die christliche Identität nur zu einem knappen Drittel (32%) bedroht, während das Empfinden der Bedrohung bei den über 60-jährigen auf über 71% ansteigt.

Woran mag das liegen?

Zweifellos wollen auch die Jüngeren die Vorteile genießen, die ihnen unsere verfassungsmäßigen Rechte einräumen. Diese haben ihren Ursprung in der christlichen Kultur. Vielleicht halten die Jüngeren diese Rechte für selbstverständlich, weil sie noch nie eine Einschränkung ihrer Rechte hinnehmen mussten, oder weil ihnen die vom Christentum herrührenden Rechte aufgrund der zunehmenden Säkularisierung unserer Gesellschaft nie bewusst gemacht wurden. Sie halten die bestehende kulturelle Identität auch ohne Christentum für gesichert.

Ist das wirklich so?

Der frühere Präsident des italienischen Senats, Marcello Pera, ein bekennender Atheist, und der Kurienkardinal Joseph Ratzinger sind in einem Dialog der Frage nachgegangen, ob der Relativismus und die moralische Beliebigkeit einen demokratischen Staat und eine freie Gesellschaft bedrohen (in dem Buch „Ohne Wurzeln – Der Relativismus und die Krise der europäischen Kultur“, St. Ulrich Verlag, 2005)

Kann eine freie und menschliche Kultur ohne Verankerung im Christentum gesichert werden?

Joseph Ratzinger konzediert in diesem Dialog: „Der Katholik darf nicht auf dem Weg über die Gesetzgebung Wertordnungen auferlegen, die allein in Glauben zu erkennen und zu vollziehen sind. Er darf nur das anmahnen, was zu den, der Vernunft zugänglichen Grundlagen der Humanität gehört und daher für den Aufbau einer guten Rechtsordnung wesentlich ist“.

Aber „was ist denn dieses der gemeinsamen Vernunft aller Menschen zugängliche minimum morale?!

„Deswegen“ so Ratzinger weiter, „ist es sehr wichtig, eine philosophische Ethik zu entwickeln, die zwar mit der Glaubensethik in Harmonie steht, aber doch ihren eigenen Bereich und ihre denkerische Stringenz haben muss. Die Vernünftigkeit des Arguments sollte den Graben… aufheben und eine Ethik der Vernunft begründen.“

Ratzinger exemplifiziert seine These am „Problem des Personseins vom Augenblick der Empfängnis an.“ Er erinnert daran, „dass nach den Erkenntnissen der modernen Genetik schon vom ersten Augenblick an, eine feste Struktur dieses Lebewesens vorliegt: ein Mensch nämlich und zwar dieses konkreten menschlichen Individuums, das schon mit all seinen genau umschriebenen charakteristischen Merkmalen ausgestattet ist… Ein menschliches Individuum ist gegeben… wie sollte ein menschliches Inidviduum nicht eine menschliche Person sein?“

Daraus ergibt sich die ethische Schlussfolgerung: „Jedes menschliche Wesen muss – als Person – vom ersten Augenblick seines Daseins an geachtet werden… dann bedeutet die Autorisierung zur Tötung des Embryo, dass der Staat die Gleichheit Aller vor dem Gesetz leugnet. Die Frage des Lebensrechts Aller, die Menschen sind, ist für uns nicht eine Frage der Glaubensethik, sondern der Ethik der Vernunft“, so Ratzinger.

Nun ist der Kurienkardinal ein Realist und fügt in seinem Dialog an:

„In letzter Zeit fällt mir immer mehr auf, dass der Relativismus – je mehr er zu allgemein angenommenen Denkform wird – zur Intoleranz tendiert und in einen neuen Dogmatismus umschlägt. Die Political Correctness… will die Herrschaft des Denkens und des Sprechens aufrichten“.

Jeder, der schon an einer Demo für das Leben teilgenommen hat, kann bestätigen, dass solche Veranstaltungen nur mehr möglich sind, wenn sie von einem großen Polizeiaufgebot geschützt werden. Der Relativismus kann also zu einer Gefahr für eine humane Gesellschaft werden.

Unsere christliche Identität ist auch von innen her gefährdet, weil dieses Europa „die Überzeugung von seinen eigenen Prinzipien und der Glaube an die eigenen Werte, ohne die man keine wirkliche Verfassung erstellen kann“ (Marcello Pera) nicht mehr hat.

Pera stimmt im Dialog mit Ratzinger dessen Feststellung zu, dass der Westen „sich selbst nicht mehr mag“, dass Europa „von innen leer geworden, gleichsam gelähmt zu sein scheint“ und dass es einen „nur als pathologisch zu bezeichnenden Selbsthass des Abendlandes“ gibt, der „nur noch das Grausame und Zerstörerische sieht.“

Auch diese Etikettierung wird stärker für die jüngeren Jahrgänge zutreffen und sie ist zugleich eine Anfrage an die Unterrichtsfächer, die Geschichte und Kultur zum Inhalt haben. Sie ist gleichzeitig eine Aufgabe, das zu ändern.

Die christliche Identität ist nicht in erster Linie durch islamistische Terroristen gefährdet, sondern durch die Unwissenheit über die christliche Religion. Wie soll die christliche Identität für die Zukunft gesichert werden, wenn jene welche sie als bedroht empfinden, nicht mehr wissen, was der Inhalt des Christentums ist.

Wenn es durch Neuevangelisierung nicht gelingt, das christliche Lebensmodell als eine lebbare Alternative zu den immer leerer werdenden Vergnügungen, die die Freizeitgesellschaft bietet (Ratzinger) als faszinierend zu zeigen, dann hat die christliche Identität keine Zukunft.

Wir können aber nicht warten, bis der Staat das richtet. Mutige kreative Minderheiten sind gefragt, die das Evangelium Christi wie in der Zeit der ersten Jahrhunderte zu den Menschen bringen, auch zu den Moslems bei uns. Denn alle Menschen haben das Recht Jesus Christus kennenzulernen.

Kommentare

15 Antworten

  1. Dies gab sogar Graf Nikolaus Richard von Coudenhove-Kalergi von der freimaurerisch-zionistischen Paneuropa-Union zu. Er sagte „Die Seele Europas ist christlich.“

    http://www.pi-news.net/

    WÜRZBURG
    Richard Coudenhove-Kalergi: Freiheit als Frucht des Christentums
    Der vor 125 Jahren geborene Richard Coudenhove-Kalergi polarisiert und inspiriert bis heute. Wenig bekannt ist, dass der Vater der Europa-Idee ein tiefreligiöser Mensch war.

    https://www.die-tagespost.de/kirche-aktuell/aktuell/Freiheit-als-Frucht-des-Christentums;art4874,203000

    Christentum als Gegengift gegen totalitäre Ideologien
    Richard Coudenhove-Kalergi war kein Theologe, sondern ein philosophischer und politischer Denker. Umso aufschlussreicher ist, dass er im Christentum das entscheidende Gegengift gegen die totalitären Ideologien seiner Epoche sah: „Das Evangelium brachte die frohe Botschaft der Einmaligkeit, Einzigartigkeit und Unsterblichkeit der Menschenseele (…) Es verkündete, dass es das Ziel des Menschen sei, seine Seele zu retten und nicht Imperien zu gründen; dass das Gewissen unabhängig sei von Staat und Kaiser – die Ethik unabhängig von Gesetz und Verfassung; dass man Gott mehr gehorchen müsse als den Menschen (…) Auf dem Höhepunkt staatlicher Allmacht erwachte von neuem durch das Christentum die Idee des Menschen, die Idee der Freiheit, die Idee der Persönlichkeit.“

    Coudenhove-Kalergis vehementes Nein zur Staatsvergottung, die er als „verhängnisvollste Irrlehre unserer Zeit“ bezeichnete, sein Nein zur Idee des Staates „als Kollektivwesen, als Übermensch, als Gott“ entspringt seinem Verständnis vom Menschen: „Der Mensch ist ein Geschöpf Gottes. Der Staat ist ein Geschöpf des Menschen. Darum ist der Staat um des Menschen willen da – und nicht der Mensch um des Staates willen (…) Der Wert eines Staates ist genau so groß wie sein Dienst am Menschen.“

  2. Kategorie: Gesellschaft, Panorama | 2019-06-03
    Emotionale Frauen und egoistische Männer sind ein Dorn im Auge einer Feministin, aber – ob sie es wollen oder nicht – Männer und Frauen sind unterschiedlich. Sie gegeneinander auszuspielen, bedeutet, zum Elend und zur endgültigen Implosion der Gesellschaft beizutragen.

    https://www.epochtimes.de/panorama/maenner-und-frauen-mythen-des-unterschieds-a2887400.html

    Leseprobe: Die Auflösung der Familien im Namen der Gleichberechtigung
    Kategorie: Meinung | 2019-01-03
    Frauen sind in den letzten Jahrzehnten ihrer Würde beraubt worden – und Männer ihrer Verantwortung. Die Unantastbarkeit der Familie wurde mit Füßen getreten. Wie geschah das?

    https://www.epochtimes.de/meinung/die-aufloesung-der-familien-im-namen-der-gleichberechtigung-a2707465.html

    Leseprobe: Die Diktatur der politischen Korrektheit – Wie der Kommunismus Familien im Westen zerstört
    Kategorie: Meinung | 2019-01-02
    Ein Blick in die Geschichte der sozialen Entwicklung: In den 60er Jahren hieß es „Make love, not war.“ Doch die Ergebnisse der feministischen Bewegung führten zu zerbrochenen Familien, entarteten Beziehungen und verwirrten Geschlechterrollen.

    https://www.epochtimes.de/meinung/die-diktatur-der-politischen-korrektheit-wie-wurde-die-traditionelle-familie-voellig-zerstoert-a2707440.html

    Leseprobe: Die traditionelle Familie und ihre Zerstörung
    Kategorie: Meinung | 2019-01-02
    Eine stabile Gesellschaft beruht auf stabilen Familien – denn Eltern vermitteln ihren Kindern traditionelle Tugenden wie Dankbarkeit, Geduld, Ausdauer und vieles mehr. Wer die Familien zerstört, zerstört die Gesellschaft.

    https://www.epochtimes.de/meinung/die-zerstoerung-der-familien-a2707413.html

    „Gender Mainstreaming“ und die Rolle der UNO (Teil 2)
    Kategorie: Ausland, Video | 2018-03-04
    Die Gender Feministen sagen: „Heutzutage müssen die Frauen arbeiten gehen“. Was sie nicht sagen, ist, dass sie dafür gearbeitet haben, dass die Frauen arbeiten gehen müssen. Die für Frauenforschung in der UN verantwortlich Behörde hat sich dieser Auffassung angeschlossen. Ein Gastbeitrag (Teil 2) zu den Zusammenhängen von Christl R. Vonholdt.

    https://www.epochtimes.de/politik/ausland/gender-mainstreaming-und-die-rolle-der-uno-teil-2-a2353168.html

    Demokratie versagt in Berlin: „Marsch der Frauen“ illegal blockiert – Polizei räumte nicht
    Kategorie: Deutschland, Video | 2018-02-18
    Ein harter Schlag gegen die Demokratie waren die illegalen und polizeilich geduldeten linken Blockaden gegen den „Marsch der Frauen“ in Berlin, der von der Frauenrechtlerin Leyla Bilge organisiert wurde. Unter den Gegendemonstranten befanden sich auch hochrangige Politiker der Grünen und Linken.

    https://www.epochtimes.de/politik/deutschland/demokratie-versagt-in-berlin-marsch-der-frauen-illegal-blockiert-polizei-raeumte-nicht-a2352110.html

    Die traditionelle Familie wird durch den modernen Feminismus zerstört
    Kategorie: Gastkommentar, Lifestyle, Wissen | 2018-02-12
    Feminismus redet Frauen ein, Männer als Feinde zu sehen, ihre weiblichen Eigenschaften abzulegen und männliche Charakterzüge anzunehmen. Im Feminismus geht es darum, den Mann zu besiegen, anstatt ihn als einen komplementären Partner zu sehen. Ein Beitrag von André Barmettler.

    https://www.epochtimes.de/wissen/die-traditionelle-familie-wird-durch-den-modernen-feminismus-zerstoert-a2345475.html

    Sexuelle Ungleichheit ist die Lösung, um dauerhaft lieben zu können

    https://www.epochtimes.de/wissen/gesellschaft/sexuelle-ungleichheit-ist-die-loesung-um-dauerhaft-lieben-zu-koennen-a2968451.html

  3. Diese Woche ist mir ein Flugblatt dieser Gemeinde in die Hand gekommen.
    Norbert Homuth ist der Verfasser und Herausgeber des christlichen Informationsdienstes „Glaubensnachrichten“.
    http://hauszellengemeinde.de/author/norbert-homuth/

    Kennt jemand diese Gemeinde oder hat schon von Norbert Homuth gehört?

    Und falls ja, was meint ihr dazu?
    Nach oben
    Munro
    Re: Glaubensnachrichten der Hauszellengemeinde
    Beitrag von Munro » So 12. Aug 2018, 13:08

    Und das meinen jene Glaubensnachrichten zur „Evangelischen Allianz“:
    Die Evangelische Allianz ist laut Ökumenischem Katechismus die Hauptwurzel und Vorläuferin des Weltkirchenrates1. So steht es auch in einer Selbstdarstellung der Evangelischen Allianz2. Sie ist ein Kind der Weltfreimaurerei. Denn der eigentliche Vater der ökumenischen Bewegung ist ein Freimaurer …
    Mehr dazu: http://hauszellengemeinde.de/author/norbert-homuth/

    1. Epoch Times Deutschland Zeitung, siehe auch zu Ideologie des Feminismus und Kommunismus und Sozialismus und der Postmoderne und des Anarchismus und Genderismus und der Gender Ideologie und des Gender Mainstreaming mit der Zwangs- und Frühsexualisierung von Kindern bis hin zur Pädophilie teilweise bereits in Kindergarten und Grudnschule – die Gender Ideologie ist besonders penetrant und totalitär und aufdringlich und irrational und wider Vernunft und Natur

      https://www.epochtimes.de/

  4. Ich kann an Christus glauben, ohne dabei an eine der Selbsternanten Stellvertreter zu glauben. Die Kirchen lassen einen öfters zweifeln, teilweise verzweifeln.

    1. Wenn Sie, werter Herr Kunz, an Christus glauben, dann doch wohl nur den Worten, die er hier auf Erden gesprochen hat. Die sind in Bezug auf die Stellvertreter eindeutig und ohne Zweifel. Niemand ernennt sich selbst und wenn er es tut, glaubt er nicht an Christus. So what?

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